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Schönburger Tageblatt NrtHrint tSqüch mit NuSnaKme der Tage A«t»dl«ü st des Ztadirath i» Wstdksdsrz Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, L««zena«, Lichtenftein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Filialen: in UMabtwstbenSurg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. HLrtiq, Mandelqafse; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau Lei Hrn, Buchhändler E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Buchh. I. Wehrmann. — nach Sonn« und Festtagen. L-mahme von Inseraten für die nächster« scheinende Nummer bis nachmittag« 2 Uhr. Wer WbonnementSpreiS beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SS Pf. Hnserate pro Zeile 1V Pf., Einges. 20 Pf. LkpeMon: Waldenburg, Obergaffe 2S1s. »nd Waldenburger Anzeiger Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, SL. Egidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinke!, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, RuHdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolksnburg und Ziegelheim. .L 8«. Freitag, den 12. April 1««S. Witternngsausstchten für den 12. April: Vorwiegend trübes und ruhiges Wetter bei wenig veründerter Temperatur. Barometerstand am 11. April, nachmittags 3 Uhr: 752 nun. Unverändert. Vermiethnng. Im Hintergebäude des vormals Gräfe'schen Hauses in der Mittelstadt ist ein Familienlogis, bestehend aus 1 Stube, 2 Kammern und Küche, vom 1. Juli 1889 ab zu vermiethen. Näheres ist im Rentamte hier zu erfahren. Waldenburg, am 11. April 1889. Fürstlich Schönbnrg'sche Rentverwaltung. Letz- Vermiethnng. Im Hellmaungute in Altstadtwaldenburg ist ein größeres Familienlogis mit Garten vom 1. Mai 1889 ab zu vermiethen. Bewerber wollen sich im Rentamte hier melden. Waldenburg, den 11. April 1889. Fürstlich Schönbnrg'sche Rentverwaltung. Letz. 'Waldenburg, 11. April 1889. Es geht der Reihe nach: Jahre lang hat Bulgarien Europa auf das Eingehendste beschäftigt, dann folgte Serbien, und nun kommt Rumänien an die Reihe. Der letztgenannte Staat hat unter der klugen Regie- l rung König Karl's einen Aufschwung genommen, der früher kaum für möglich gehalten worden ist. Ein < wesentliches Verdienst an diesem hohen Erfolge hat der König selbst. Er hat stets streng constitutionell regiert, ; aber auch seinen Willen im Nothfalle zur Geltung zu bringen, und, Ivas die Hauptsache ist, allen Parteien i IM Lande Achtung abzugewinnen gewußt. Es ist ge rade kein besonders großes Vergnügen, in Rumänien s König zu sein. In dem heißblütigen Völkchen gehen s die Strömungen kreuz und quer, und ausgezischt und ausgepfiffen zu werden, sind Vorkommnisse, mit welchen sich der rumänische Herrscher heute noch befreunden i muß. Auch die Fenster sind dem Könige Karl in i seinem Bukarester Palais wiederholt eingeworfen, und i im vorigen Herbste hätte bekanntlich nicht viel gefehlt, > so wäre die ganze Kammeropposition mit einem wüsten ! Skandalhaufen in das Schloß cingedrungen, um dem ' Könige politische Weisheit zu lehren. Das sind so ; kleine Eigenthümlichkeiten, die zum Theil durch das heiße Blut der Rumänen, zum Theil aber auch durch russisches Geld hervorgerufen wurden. Der König ist allen diesen Zwischenfällen mit größ tem Gleichmuth entgegengetreten; sie haben weder sei nem Ansehen geschadet, noch seine Autorität und Po pularität zu erschüttern vermocht. Aber die Regierung des Königs, sein Ministerium, hat erheblich an Ansehen verloren, und die Russenpartei benutzt die Gelegenheit mit Freuden, um die Schuld der Minister dem Könige zuzuschieben. Denn König Karl ist die Seele einer Ordnungspolitik und der Selbständigkeit Rumäniens, und wenn er beseitigt werden könnte, so würden die Panslawisten sich vor Freude nicht zu lassen wissen. Der Plan dieser Russenpartei ist ganz einfach, den König mit Güte oder mit Gewalt zur Abdankung zu zwingen. Der Erfolg in Belgrad mag diese Leute kühn gemacht haben, aber an einen gleichen Triumph ist in Bukarest zum Glück für den Frieden Europa's nicht zu denken. König Karl hat nicht nur seine per sönliche Herrschaft fest begründet, sondern vor Allem die Monarchie. Die steht unerschüttert. Wir haben weiter vorn gesagt, daß das rumänische Ministerium von der Schuld an den herrschenden Wirren nicht freigesprochen werden kann. Das Ansehen , der Regierung wurde untergraben, als die schmutzigen Skandalgeschichten des Ministeriums Bratiano ans Tageslicht kamen. Der Kriegsminister in diesem Ka- binet hatte sich bekanntlich in aller Form bestechen lassen, und auch bei Beamtrnernennungen hatte der goldene Esel eine große Rolle gespielt. Daraus machte die Opposition den Hröel, mit welchem das Ministe rium beseitigt wurde. Es war aber nicht blos die Entrüstung über die vorgekommenen Skandalgeschichten, welche zum Vorgehen veranlaßte, man wollte auch ein mal an die ministeriellen Fleischtöpfe heran. König Karl trug der allgemeinen Stimmung Rechnung und berief ein neues Kabinet, das von den Herren Rosetti und Carp geleitet wurde, in dem aber die Beulejäger keine Aufnahme fanden, und die nun erst recht mit ihren Angriffen hervortraten. Zum Unglück war das Ministerium Rosetti in den inneren Fragen ohne alle Energie, und so besteht denn jetzt wieder eine Minister krisis. Die russische Partei hat ihr Geld nicht gespart, um die Aufregung zu schüren, sie ist besonders auch da durch erbittert, daß der kinderlose König seinen Zweit ältesten Neffen, den Prinzen Ferdinand von Hohen- zollern, zum Thronfolger von Rumänien eingesetzt, und damit die unabhängige Monarchie von Neuem befestigt hat. Es sind die schärfsten Aeußerungen auch gegen den König laut geworden, aber der Letztere hat sich nicht im Geringsten beeinflussen lassen. Unbe kümmert um das Geschrei bezahlter Agitatoren geht er seinen Weg und hält von der Regierung alle Ele mente fern, welche dieselbe compromittiren könnten. Rumänien hat Mangel an ebenso gewissenhaften, wie energischen Staatsmännern, um so wichtiger wird also die Person des Königs. So lange indessen Karl von Hohenzollern in Bukarest auf dem Throne sitzt, wird es den Unruhestiftern in keinem Falle gelingen, im Trüben zu fischen, und das Land wird auch aus den jetzigen Wirren wieder herauskommen. Vor Allem muß in Betracht auch gezogen werden, daß der rumäni sche König sich eine Armee geschaffen hat, welche ihm wirklich ergeben ist. Die Armee ist ein gewaltiger Machtfactor gerade im Orient. Alexander Battenberg fiel zu großem Vertrauen zur Armee zum Opfer, Milan von Serbin konnte sich gar nicht darauf ver lassen und deshalb dankte er ab, und mit dem Koburger und seinen Truppen ist es auch eine gewagte Sache. König Karl allein kann ruhig sagen: „Ich bin und ich bleibe." Das ist werthvoll für die Ruhe Europa's. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser arbeitete am Mittwoch, nachdem er von einer Spazierfahrt mit der Kaiserin ins Schloß zurückgekehrt war, mit dem Hausminister v. Wedell, dem Geh. Rath v. Lucanus und dem Grafen Herbert Bismarck, und ertheilte dann dem neuernannten Kriegs- Minister General der Infanterie v. Perdy du Vernois eine Audienz. Am Nachmittage unternahm der Kaiser noch einen Spazierritt. Kaiser Wilhelm wird am Sonntag Morgen in Oldenburg eintreffen und bis Montag Mittag als Gast des Großherzogs dort bleiben. Montag Nach mittag folgt dann die Fahrt nach Wilhelmshaven zur Besichtigung der „Alexandrine". Der Beschluß der Reichscommission, das Verbot der „Berliner Volksztg." aufzuheben, ist wie die „Voss. Ztg." mittheilt, dem Kaiser sofort nach der Entschei dung mitgetheilt. Der Besuch des Königs Humbert von Italien in Berlin ist, wie auch von der „Kreuzztg." bestätigt wird, definitiv für den Monat Mai angesagt worden. Der Besuch des Kaisers von Oesterreich erfolgt zwi schen dem 10. und 16. August, so daß Kaiser Franz Joseph, seinem ausgesprochenen Wunsche gemäß, seinen Geburtstag, den 18. August, wieder in Wien verleben wird. Wie der „Magdeb. Ztg." aus München gemeldet wird, bezeichnen hervorragende bayerische Centrumsfüh rer die Uneinigkeit der Centrumsfraction des Reichstages als so schroff, daß eine Spaltung nur noch durch ein päpstliches Dazwischentreten zu verhindern sei. Die Generallieutenants von Lewinski I., beauftragt mit der Führung des 6. Armeecorps, von Hänisch, beauftragt mit der Führung des 4. Armeecorps, und Frhr. v. Hilgers, beauftragt mit der Führung des 5. Armeecorps, sind zu commandirenden Generalen der betreffenden Armeecorps ernannt. Zum Gouverneur von Straßburg ist der bisherige Commandeur der 4. Division, Generallieutenant von Lewinski II., ernannt. Die Division hat der Generallieutenant von Seebeck erhalten, welcher zum Generallieutenant befördert wurde. Der Oberquartiermeister General-Major von Hol leben ist zum Generallieutenant befördert. Das Präsidium des Reichstages wurde am Mittwoch Nachmittag von der Kaiserin Friedrich in längerer Audienz empfangen. Herzog Adolph von Nassau ist am Mittwoch Mittag in der Hauptstadt des Großherzogthums Lu xemburg als nunmehriger Landesherr eingezogen; der Empfang in der mit Fahnen geschmückten Stadt war kein rauschender, aber doch ein recht herzlicher. Er kann jedenfalls mit den Sympathien, welche ihm das Luxemburger Volk entgegengebracht, zufrieden sein. Der Herzog fuhr am Mittwoch Morgen mit einem Extrazuge von Koblenz, wo er übernachtet hatte, mit seinem Sohne und Gefolge nach Luxemburg ab. In Wasserbillig verließ er den preußischen Zug und em pfing auf dem passend geschmückten Bahnhofe, auf wel chem eine Ehrenwache von Gendarmen aufgestellt war, die Begrüßung des Staatsministeriums unter Leitung des vr. Eyschen. Der Herzog sprach seinen Dank für die Begrüßung in einfachen Worten aus und bestieg dann mit den Herren den luxemburgischen Sonderzug, der ihn nach der Hauptstadt brachte. Auf dem luxem- burger Bahnhof war die Freiwilligen-Compagnie in Parade aufgestellt. Der Regent wurde hier von den städtischen Behörden begrüßt und fuhr dann mit sei nem Sohn durch die Straßen der Stadt nach dem großherzoglichen Palais, wo die Staatsräthe bereits versammelt waren. In kurzer Ansprache betonte der Regent seine tiefe Trauer über die Krankheit des Königs- Großherzogs, setzte aber hinzu, daß er sich den an ihn herangetretenen Pflichten nicht habe entziehen können.