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Wopauer V Tageblatt Da» „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger, erscheint werltägl ich. Monatl.Bezugspreis 1.70 RM.Zustellgeb.SgPfg. Bestellungen werden in uns. GeschästSst.,von den Boten, sowievoaallenPostanstaltrn angenommen W und Anzeiger ocheublatt für Aschopa « « « d Umgegend Anzeigenpreisen Lie 4S mm breite Milltmeterzeile 7 Psg,; die VS mm breite Mlltmeterzeile im TextteU SS Pfg^ Rachlaßstaffes g Ziffer, und RachweiSgebühr SS Psg. »uzügl. Port» iShauptmannschast Flöha und de» Stadkat» »u Zschopau behördlicherseits bestimmt« Blad , tz.Aschopau. Gemeindegirokontor Zschopau Nr. e; Postscheckkonto: Leipzig Nr. LS SSI- Zeitung sür die Orte: «rumhermer-dors, Waldkirchen, Bvruichen, Hohndorf, Silischthal, Weißbach, Dittersdorf, Vornan, Dittmannsdorf, Wttzschdorf, Scharfenstein, Schlößchen Vorschendorf va» -Zickovauer Tageblatt und Anzeiger" ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Nmti enthält dir amtlichen Bekanntmachungen deS Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e. <S. m. b. Fernsprecher Nr. 718 Nm. 142 dm» 21. Ion» 1488 148. Fuß mß Pajuett rkglkren Terror tschechischer Soldateska von Prag bestätigt l In der endlosen Reihe der Verfolgungen und Miß handlungen Sudetendeutscher durch die tschechische Solda- »eska wurde kürzlich über einen brutalen Terrorakt in Freiwaldau berichtet. Tschechische Soldaten fielen über tinen Sudetendeutschen her und verletzten ihn, als er zwei Jugendlichen zu Hilfe eilen wollte, die von den Soldaten bedroht wurden. Außerdem kam es zu wilden Ausschrei tungen betrunkener Soldaten in verschiedenen Gaststätten. Die Empörung unter der Bevölkerung zwang die amt lichen tschechischen Stellen, eine Untersuchung über diese unerhörten Vorfälle einzuleiten, über deren Ergebnis fetzt eine Meldung veröffentlicht wird, die ein grelles Licht auf die eigenartige Disziplin tschechischer Soldaten wirft. Es wird in dem amtlichen tschechischen Bericht zugegeben, daß ein tschechischer Soldat sich auf einen 15jährigen Lehrling stürzte, als dieser mit erhobenem Arm einen Gruß austauschte. Wie es in dem Bericht weiter heißt, „s ch ü t t e l t e" der Soldat den Jungen. Ein in der Nähe stehender Arbeiter, der dem Soldaten Vor haltungen machte, wurde von einem anderen Soldaten ins Gesicht geschlagen. Dieses Eingeständnis tschechischer Stellen spricht für sich. Tschechisches Militär maßt sich Drangsalierun gen der sudetendeutfchen Bevölkerung an. Einmal ist eS die Faust, das andere Mal das Bajo nett, die die Sudetendeutschen zu spüren bekommen. DSenn Prag auch in einigen Fällen, so auch in dem vor- iltegenden, nachträglich eine Bestrafung der betreffenden Soldaten ankündlgt, so lassen diese Gewaltakte tschechischer Militärpersonen doch einen bezeichnenden Schluß aus die Autorität und Disziplin des tschechischen Militärs zu. Tschechische Soldaten als Wegelagerer -V- Unerhörter Terror in Bodenbach Die tschechische Soldateska übt nach wie vor im sudetendeutschen Gebiet einen unerträglichen Terror aus. Welchen Nervenproben die sudetendeutsche Bevölkerung unterworfen ist, zeigt z. B. eine Reihe kleinerer aber außer ordentlich charakteristischer Vorfälle an der neuen Elbbrücke inBodenbach. Ein Soldat von der Maschinengewehr- Mannschaft aus dem oberhalb der Brücke stehenden Aus- sichtspavillon hatte sich nachts auf die Brücke begeben, um sich in echt tschechischer Weise zu „belustigen". Er hielt zu erst einmal einen Arbeitslosen an, der mit Feldblumen hausierte, um wenigstens etwas zu verdienen. Der Soldat ohrfeigte den Arbeitslosen, dem es erst nach längerer Zeit gelang, zu flüchten. Die Hilferufe des Mißhandelten hatten jedoch einen zweiten Soldaten herbeigelockt, der im Verein mit seinem uniformierten Kumpanen die wenigen Passan ten belästigte, die über die Brücke wollten. So wurde einem alten Mann ein Bein gestellt und sein Sturz mit brüllendem Gelächter begleitet. Dann wurde ein Liebes paar angerempelt. Später kamen zwei Männer, die die Soldaten passieren ließen, um sie wenige Augenblicke spä ter anzuschreien. Als die Neberraschten sich umdrehten, sahen sie sich den gefällten Bajonetten der Soldaten gegen- über. Später gesellte sich zu den Soldaten noch eine junge Tschechin, die sich an den „Späßen" lebhaft beteiligte. Im Verlauf von einer halben Stunde wurden fünf zehn Fälle beobachtet, in denen Passanten auf die wider lichste Art belästigt wurden. In allen Fällen wurden die Proteste der Betroffenen dadurch beantwortet, daß ihnen die Soldaten die Bajonette auf die Brust setzten. Slowaken fordern Rücktritt Hodschas Im „Slowak", dem führenden Blatt der Slowaki schen Volkspartei, nimmt der Abgeordnete Sidor in schar fer Weise gegen die neuesten tschechischen Unterdrückungs- Maßnahmen in der Slowakei und gegen die Verschlep pungstaktik Prags Stellung. Weder das Verbot der „Slovenska Pravda" noch Drohungen mit Kerker, noch Unterschriftaktionen, so schreibt er, werden die Verhältnisse in der Slowakei konsolidieren. Dieses alles seien negative Dinge. Von der Regierung erwarte man dagegen Posi tives, was allein die Slowaken und die Slowakei zufrie denstellen könnte. Zu positiven Handlungen sei die heutige tschechische Regierung jedoch nicht fähig. „Warum strengt man sich also an", fragt das Blatt, „warum sieht das die Prager Regierung nicht ein und warum tritt sie nicht zurück? Ist die Republik für die Re gierung oder die Negierung für die Republik da? Wann man sich dessen in Prag bewußt werden wird, können wir nicht sagen. Es bleibt also bei dem, was wir von Anfang an gesagt haben: Nicht nach links, nicht nach rechts, sondern immer vorwärts und niemals zurück. Nin EM -er -Meri AWt Slreckemekord sür HnWrauer Mattig verbessert Die deutsche Luftfahrt hat eine neue hervorragende Zugleistung zu verzeichnen. Der von Professor Focke gc- chaffene Hubschrauber, der im Sommer vorigen Jahres amtliche internationalen Rekorde dieser Klasse in dcut- chen Besitz brachte, stellte mit 230 Kilometer einen neuen ntcrnatioualen Streckenrekord auf. Am Sonntag landete der Oubschrauber, der unter der Führung des Chefpiloten von Focke-Achgelis u. Co., Dipl.- Ing. Borde, in der Nähe von Bremen gestartet war, auf dem Sportflughafen Rangsdorf bei Berlin. Er hat damit den bisherigen auf 18 Kilometer stehenden Rekord weit überboten. Bei dieser mit 160-LL-Bramo-Motoren ausgerüsteten Maschine handelt es sich uni den gleichen Hubschrauber, mit dem im Herbst vorigen Jahres Flugkapitän Hanna Reitsch mit 108 Kilometer den internationalen Frauen rekord für Hubschrauber aufstcllte, der als solcher auch jetzt noch bestehen bleibt. Die beiden Nekordflüge vrdienen insofern besondere Anerkennung, als sie die ersten großen Ueber- lau dflüge eines Hubschraubers überhaupt darstellen. Die im Ausland bisher erzielte Streckcuhöchstleistung be trägt 1078 Meter. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zu diesen Erfolgen haben die Brandenburgischen Motorenwerke geleistet, in deren Werkstätten Motor und Hubschrauber- gctrlebe entstanden. Deutscher Forschungsgeist hat mit diesem Flugzeug, das nicht nur senkrecht starten, senkrecht landen und in der Lus tstillstehen kann, sondern auch im stande ist, große Strecken wie jedes andere Flugzeug zu rückzulegen, der gesamten Luftfahrt in bahnbrechender Weise Neuland erschlossen. Die Streckenleistung von 230 Kilometer wurde durch den Aeroklub von Deutschland der FAI. zur offiziellen Aperkennung als internationaler Rekord gemeldet. Weftmarklahrt der Alte» Earde Ler Gau Koblenz-Trier sür die Ehrentage der Getreuen deS Führers gerüstet Der Vorabend der diesjährigen Fahrt der Alte« Sarde der Bewegung sieht di« Weftmark des Reiche- fest lich «rüstet. Stadt und Land im Gau Koblenz-Trker haben ihre Ehre darein gesetzt, den 600 Getreuen des Führers vom Gauleiter bis zum Blockwart aus allen Gauen des Reiches — zum ersten Male sind auch die alten Kämpfer der deutschen Ostmark dabei — als Dank für ihre von der Kampfzeit bis heute ununterbrochen gelei stete opferbereite und ehrliche Arbeit im Dienst des Füh rers, der Bewegung und des Volkes einmal das zu zeigen, was die Westmark im Reiche Adolf Hitlers geleistet hat. Die Fahrt beginnt am Abend des Dienstag mit einer Großkundgebung auf dem Palastplatz der ältesten deut schen Stadt Trier. Hier schließt sich am Abend eine von den Junkern der Ordensburg Vogelsang gestaltete Feier stunde an. Mittwoch früh tritt die Alte Garde des Füh rers ihre Westmarkfahrt von der Porta Nigra in Trier über die Mittelmoselstraße nach Bernkastel über den Hunsrück an. Durch den Hochwald geht es dann nach Jdar-Oberstein und durch das Nahetal nach Bad Kreuz nach. Der zweite Fahrttag bringt die allen Kämpfer zum historischen Bacharach am Rhein. Nach dem Besuch der Jugendburg Stahleck geht cs mit einem Rheindampfer bis Andernach und von dort zum zauberhaft schönen Laacher See in der Eisel. Durch das Brohltal führt der Weg dann nach Bad Neuenahr. Am Schlußlag werden Adenau, der Nürburgring, die Dauner Eifelmaare mit Rad Bertrich, Alf und Kochcm besucht. Am Spätnachmit tag trifft die Alte Garde wieder in Koblenz ein. Keiue Jude» in der Börse! Ein Erlaß deS Reichswirtschaftsministcrs Der Reichswirtschaftsminister hat mit Erlaß vom 20. Juni 1938 die Abänderung der Börsenordnungen sämtlicher deutschen Börsen und amtlichen Großmärkte dahingehend veranlaßt, daß Juden nicht mehr zum Bör- senbesuch zugelaffen werden. Damit entfallen zugleich die bisherigen Aulaffungen von Juden. Um den fortschreitenden Arisierungsprozeß bei den »um Börsenhandel ,»gelassenen Firmen nicht zu stören, ist bis auf weiteres die Möglichkeit gegeben, daß sich die jüdischen Firmen durch nichtjttdische Prokuristen oder Bevollmächtigte an den Börsen und Sroßmärtten ver- trete« lassen. Keiligs klamme Feucrzanber am Tonnwcndabend — Altes Brauchtum in veränderter Form Wenn der Funke sprüht, Wen» die Flamme glüht, Eilen wir den alten Göttern zu. (Goethe: „Die Braut von Korinth.") Swenta Jgnis — das heilige Feuer: Obwohl aus viele« Bergen Deutschlands dieser Feuerzauber in der Sonnwend- und Johannisnacht emporflammt, wissen doch nur verhältnis mäßig wenige die eigentliche Bedeutung dieser zum Himmel flammenden Gluten. Dieser Brauch ist das letzte Ueberbleibsel jener Sühneopfer, die in Urzeiten den Göttern dargebracht wur den. Die frühe Menschheit, deren Schicksal ganz dem Walten der Naturkräfte anheimgegeben war, fürchtete den Zorn ihrer Götter, wenn Angehörige des Stammes durch Sünden die Mächte über den Sternen beleidigt hatten. Aber schon diese primitiven Menschen waren sich dessen bewußt, daß es außer den offenkundigen Sünden auch solche gab, die nicht allgemein bekannt waren. Und so wurden zur Zeit, da es noch blutige Menschenopfer gab, außer den Verbrechern, die man auf dem Holzstoß verbrannte, vielfach auch schuldlose Angehörige der Flamme geopfert, die das Los dafür bestimmte. An diese Sitte erinnert noch heute ein in manchen Gegen den gebräuchliches Orakel: Am Vorabend des Festes wird für jeden Angehörigen des Hauses ein Häufchen Salz auf den Tisch gelegt. Ist am Morgen einer dieser Miniatur-Salzberge zusammengesunken, so bedeutet das den Tod desjenigen Fami lienmitgliedes, mit dessen Namen das Salzhäuschen bezeichnet war. Vielfach finden sich auch bezüglich der Opfer Beweise, daß Kranke und Erblindete, ja selbst ganz Gesunde oder solche, die eine Ehre darin suchten, ihr Leben zum Heil des Volkes hinzugeben, sich freiwillig als Opfer darboten. Diese Beschwichtigung göttlichen Zornes finden wir in allen Religionen in den verschiedensten Formen. Anfangs sind es blutige Menschenopfer, dann werden es Tieropfer, dann der sogenannte Opserbrei, den schon die heiligen Veden Indiens kennen. Bei den Germanen wurde das heilige Feuer für das Sühneopfer stets neu entzündet, und zwar dadurch, daß man zwei Holzpfähle so lange mit einem Seil rieb, bis die Funken sprühten und endlich zur Flamme wurden, die den Scheiter haufen verzehrte, worauf das dicht um den Holzstoß versam melte Volk in Jubelrufe ausbrach, weil nun der Zorn der beleidigten Gottheit beschwichtigt schien und gesegnete Ernte, Gesundheit und Glück zu erhoffen waren. Nicht in allen Gegenden Deutschlands begnügte man sich mit dem Anzünden eines Holzstoßes am Sonnwendabend. In Gegenden, in denen sich am Fuße des Kuliberges ein Flußlaus oder ein See befand, rollte man Räder, die mit Stroh um wickelt und mit Teer und Pech getränkt waren, brennend den Berg hinab. Und die Bevölkerung jubelt noch heute, wenn das Rad, in Flamme» gehüllt, ins Wasser stürzt, weil daS ein gesegnetes Obst-, Wein- und Kornjahr bedeutet. Verlöscht dagegen das Rad mitten aus dem Wege, so ist man betrübt, weil man dann Mißwuchs, Krankheit und Unglück befürchtet.— In einzelnen Orten Deutschlands herrschte noch vor wenigen Jahrzehnten die Sitte, daß alle Zuschauer beim Herabrollen des Rades die Arme flehend zum Himmel emporhoben, was deutlich auf das Ansichen der Gottheit, d. h. auf eine religiöse Feier hinweist. Das ganze Zeremoniell deutet auf den Kult für de» altgcrmanischsn Sonnengott „Froh", dem das Rad als Svmbol geheiligt war. Gelangte das Rad brennend in das Wasser, so waren die Götter versöhnt. Verlöschte aber unterwegs die Flamme, so war dies ein Zeichen, daß die Götter das Opser nicht annahmen und dem Volke weiter zürn ten. — Dieses Furchtgcsiihl, das sich durch alle unzähligen Generationen sortgeerbt hat, lebt noch heute in all jenen Ge genden, in denen inan behauptet, ein naher Fluß bzw. See verlange an jedem Johannistage sein Opfer, weshalb Kinder soviel als möglich davor behütet werden, dem Wasser zunahe zu kommen. Die Namen all jener alten Gottheiten sind auf Anregung des Papstes Gregor des Großen in die Namen von Aposteln und Heiligen umgewandelt worden, während ihre Feste in geänderter Form erhalten blieben. So ist aus der Feier des altdeutschen Sonnengottes „Froh" das in Flammen leuch- tende Fest des heiligen Johannes geworden. Und Frohs Sonnwcnd- und Sühucscst heißt heute Johannisseuer. Eiue schöne Symbolisierung dieses Feuerzanbers am Sonnwcndabend gibt Sndermnnn in seinem Drama „Jo- bailnisieuer". Er läßt lrer keinen Helden Georg v. Hartwig stkr Die Empfindungen eines modernen Menschen beim Jo- hannisfeucr die Worte finden: „Ein Funken Heldentum schwelt in uns — unbewußt — in allen Herzen. Einmal im Jahr stammt er aus und heißt dann Johannisseuer. Da sind in unserem Herzen die flammenden Wünsche erwacht, die das Leben nicht erfüllt Hal und nicht erfüllen durfte. Denn gleich viel, wie die Ordnung heißen mag, die gerade die Welt regiert: Damit der eine Wunsch zur Wahrheit werden kann, müssen tausend andere Wünsche zugrunde gehen — die einen vielleicht, weil sie unerreichbar waren, die anderen — weil wir sie entfliehen ließen, wie wilde Vögel, über deren weichem Gefieder sich unsere Hand allzu lässig geschloffen hat. Was wir am Johannisabend in Flammen auflodern sehen, das sind unsere ertöteten Wünsche, das ist da» leuchtende rote Gefieder der Paradiesvögel, dir wir hätten hegen dürfen, vielleicht unser Leben lang, und die uns doch davongeslogen find " R. Thasstlo Gras von Schlieben.