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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950924012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895092401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895092401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-09
- Tag 1895-09-24
-
Monat
1895-09
-
Jahr
1895
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Größere Schriften laut unserem Preis- »etzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrnjatz nach höherem Tarif. Extra.vrtlaffrn (gefalzr), »ur «ttt »st Morgen-SluSaabr. ohne Postbeförderitag 80.—, mit Postbrsörderuug ^l Annahmeschluß für All)eißt»r (nur Wochentags) Abend-An-gabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag« 4UH^ Bei de» Filialen und Annahmestelle» je «t»e halbe Stunde früher. <>l«,i,n, sind stets an di« Gx-etzitisN t» richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. Dienstag den 24. September 1895. 8S. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Die ärztliche Untersuchung der Ziehkinder betr. Donnerstag, den 2«. September 18V5, Nachmittag« von ft,2 Uhr an, solle» t« Kaisersaale der TentralhaNe der iu Alt-Leipzig, sowie den Stadttheilen Alt- und Ren-Stller- hausen, Anger-Crottendorf, Neuschönefeld, Neustadt. Thonberg und Bolkmarsdorf und weiter Freitag, den 27. desselben Monats, Nachmittags von '/,2 Uhr an, ebenda, dir str den Stadttheilen Reudnitz. Neurendnitz. Gohlis, Eutritzsch, Ltndenau, Plagwitz, Kleinzschocher» Lchleujztg, Connewttz und Lötzntg gegen Entgelt nntergrbrachten außerehelichen, noch nicht schulpslich. tigen Kinder Srztltch untersucht werden. Alle diejenigen Einwohner, welche Kinder der vorgedachten Art in Pflege haben, werden hierdurch oufgesordert, mit denselben am bezeichnet«» Tage im erwähnten Locale, in welchem die Unter- suchung durch den ZIehkinberarzt, Herrn vr. well. Taube, er folgen wird, sich einzufinden. Das Lontrolbuch ist mitzubringen. Hierbei geben wir bekannt, daß auch diejenigen außerehelichen, noch nicht schulpflichtigen Kinder als Ziehkinder gelten und der Anmeldepflicht unterliegen. welche nur des TagcS über von fremden Leuten verpflegt werden, wen» auch bei d»esen dte KtndeSmutter mit wohnhaft sein sollte. UnentschuldigteS Außenbleiben verwirkt neben einer Ordnung«, strafe unnachsichllich die Berechtigung zum Halten von Ziehkindern. Leipzig, den 18. September 1895. Der Math der Stadt Leipzig. Ärmen-Amt. k- 687.Ludwig.Wolf.Hauser. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung zu Io 666/358 vom 16. Februar d. I. bringen wir hiermit in Erinnerung, daß die Anmeldung leerstehender Wohnungen behufs Ermäßigung des Wasserzinses innerhalb der ersten acht Tage des betreffenden Kalender- Vierteljahre« bei den Geschäftsstellen unserer WafferwerkSverwaltung erfolgen muß. Wird »in« als leerstehend angemeldetr Wohnung im Laufe des Vierteljahres wieder vermiethet oder bezogen, so ist der Wasser werk-Verwaltung sofort Anzeige zu erstatten. Die Unterlassung zieht nicht nur den Verlust einer für das betreffende Vierteljahr noch zu gewährenden Gutschrift nach sich, sondern kann auch den Ausschluß von der Vergünstigung der Gutschrift für die Zukunft zur Folge haben. Leipzig, den 21. März 1895. Der Nath der Stadt Leipzig. Io. Iltö. Vr. Georgs. Cichorius. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleibt die Stadtessse am 26. diese« Monats geschloffen. Leipzig, dru 21. September 1895. Der Nath der Stadt Leipzig. Pr. Georgi. E. Schulze. Ausschreibung. Für den Neubau eine« Mek-Ge-iiudeS auf dem Areale des alten Gewandhauses in Leipzig sollen di« 1) Dachdecker-, 2) Klempner- und 3) vlttzablettungsarbeite« verdungen werden. Die Anschlagsformulare nebst Bedingungen können im Baubureau, KramerhauS, Kupfergäßchen Nr. 1, 2. Obergeschoß, gegen Zahlung von 2 ^il zu 1) und 1 ^l zu 8) und 3) entnommen, sowie dir Zeichnungen dort ringesehen werden. Die Angebote find bis znm SV. September d. I., Vormittags 10 Uhr an obengenannter Stelle abzugeben. Die Au«wahl unter den Bewerbern, die Theilung der Arbeiten, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote wird Vorbehalten. Leipzig, am 21. September 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Vr. Grorgi. Etz. Brennhohauction. Mittwoch, den 25. September d. I». sollen von Nach mittags s Uhr an im Forstreviere Connewitz in der sogenannte» Nonne ca. 150 Hausen klein gemachte«, trockene« eichenes Stockholz unter den öffentlich im Termine aushängrnden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: an der sogenannten nassen Wiese. Leipzig, am 20. September 1895. Ded Nath« Forstdeputatio». Die städtische Sparcaste beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Dte Sparcassen-Tepntation. Die drei berechtigten Privatschulen in Leipzig sichten Wie die öffentlichen Realschulen ihre Zöglinge bis zu der durch da« Best- vom 15. Februar 1884 für di« öffentlichen wie für die privaten Realschulen vorgeschriebenen Reifeprüfung, mit deren Bestehen auch die Berechtigung »um »knsährlg freiwilligen Militair- dienst erlangt wird. Zugleich bereiten sie für die entsprechenden Claffen der öffentlichen höheren Lehranstalten vor. Zur Aufnahme in die VI. Realschul, bez. Proghmnasialclasst genügt da« 9. Lebens jahr. während in die Vorschulclassrn Schüler vom schulpflichtigen Alter an ausgenommen werden. Das Winterhalbjahr beginnt Montag, den 7. Oktober. Die Unterzeichneten sind zur Entgegennahme von Anmeldungen und zur Ertbrilung jeder gewünschten Auskunft täglich (außer Sonntags) 11—V,1 Uhr bereit. Dir. vr. I. vartk, Realschule mit Elementarclasstn (Quer straße IS und Bahnhofstraß» 5). Dir. vr. kr. kolb (Telchmann-Vr. Roth'sche PrivatschulH, Real, schule mit Progqmnastal- und Elementarclasstn (Ecke der Universitäts- und Schtuerstvaß«. Fernsprecher Nr. 2059). Dt«, st. Dollar, Realschule (Lentralstraße 1). Die Schulgeld-Hebestelle Lripzig-Rendnitz bleibt wegen vor- zunehmender Reinigungsarbeiten „ Mittwoch, den 25. dieses MonatS, geschlosst». Leipzig, 20. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. , vr. Georgi. Müller. Viebstalils-Btknnnlmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Tamcn-Remontoir-llhr mit genärbter Rück- feite und Blumeuverzierung i» blauer EinaiU«, ohne kleine» Zeiger, mit zweisträngiger kurzer goldener Kette, in schwarzlederiielii, blau- gefüttertem Etui, am 14. September; 2) eine goldene llhrkette von schwachen länglichen Gliedern, mit Carabinerhake» und länglichem Medaillon mit dem Stempel ,stieintio>«1 ^rlt", vom 9. bis 14 September; 3) ein Tamcn-Portenionnaie von dunkelgrünem Leder, mit gelbem Bügel und Drückerverschluß, ca. 3 .4 enthaltend, 1 Paar Brillant-Ohrringe mit Schraubvorrichtung, ein Brillantring mit einem Stein, grapirt: „ö. >V. 3. 5 94", ein goldener Danicn- rtng mit dunkelgrünem Stein, ein Trauring, gravirt: „ll. IV. 4. II. 94", am 20. September; 4) 24 Stück weitzleinene Tischtücher mit der eingewebten Bezeichnung „k. VV. Ltovk", im Juni; 5) ein gelbbrannscidenrS Kleid in braunem Papp-Carton, am 30. August; 6) 1 Ballen Filzschuhe» 7 ks schwer, signirt: „ck. k. 8. 20903", am 11. September; 7) ein Deckbett und Kopfkissen mit rothem Jnlet und ein Kopfkissen mit weiß, und blaugestreislem Jnlet, Ende August; 8) 14 m roth- und schwarzearrirter Kleiderstoff und t Stück brauner schwarzgestreifter Kleiderstoff, Ende August; 9) ein Sominernberzichcr, gelbbraun, mit einer verdeckten Reihe Knöpfe, gelbem Atlasfutler und der Bezeichnung „Osdrüäer Ködno" unter dem Henkel, am 21. September: 10) eine Tafel Kupferblech, 1 w breit, */« in lang und 4 mm stark, am 13. September; 11) ein Kinderwagen» vierrädrig (engl. Reformwagen), von gelbgestrichenrm Rohr mit rothbraunem Verdeck, Vorhängen und Lederaufschlag, am 20. September. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäier sind ungesäumt bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 23. September 1895 Das Polizetamt der Stadt Leipzig. Brrtschneidrr. Ml Das unterm 85. Mai 1894 gegen den Steinmetz Kurt Weber aus Glauchau erlassene StrasvollslreckungSerjuchen ist erledigt. (V 97/93.) Burg, den 18. September 1895. Königliches Amtsgericht. Die Wirthschaftsführnng im sächsischen Arbeiterhaushalt. 6-7. Gut wirthsckasten ist eine wirkliche und ernste Kunst, die gelernt sein will. Diese Kunst sollte namentlich in solchen Haushaltungen zu einer besonderen Vollendung aus gebildet sein, in denen die Mittel knapp sind. Ein Blick in das Leben lehrt jedoch, daß bei dürftigen Mitteln sehr häufig auch noch eine gänzlich ungeeignete Verwendung, ja eine thörichte Verschleuderung derselben zu finden ist. Beson ders im Arbeiterhaushalt ist es doppelt beklagenswerth, wenn eS der Frau an wirthschaftlicher Einsicht und Zuckt fehlt, um in der wünschenswerthen Weise ihres hausfraulichen Amtes zu walten. Vielfach ist es den geringen hauswirth- sckaftlichen Kenntnissen und Fädigkeiten der Arbeiterfrau zu zuschreiben, wenn der Lohn des Mannes für die Wirthschast nickt ausreicht. Da beißt e« denn: „die Frau muß mitverdienen", und sie wird Fabrikarbeiterin oder sie hiebt diesen, vielleicht schon früher von ihr gewählten Beruf bei ihrer Verheirathuug überhaupt nicht aufi und Häuslichkeit, Kochen, Waschen und Wirthsckasten sind ihr nebensächliche und gleichgiltige Dinge. Schlechte Wirthschaftsführnng im Arbeiterhaushalt ist immer gleichbedeutend mit einem Sinken der körperlichen Kraft und Gesundheit und mit schlechter Kindererziebung. Es braucht daher nicht darauf hingewiesen zu werden, daß hier für die Volkswohlfahrt eine Gefahr droht, der man nicht nachdrücklich genug entgegenarbeiten kann. Jeden falls soll man Alles thun, um wenigstens den Sinn für eine tüchtige Wirthschaftsführnng in den Kreisen der Arbeiterinnen zu Wecken und zu kräftigen. Es ist vielfach nicht schlechter Wille, sondern eine bedauernswerthe Unwissen heit und Einsichtslosigkeit, die Folgen mangelhafter Erziehung, wenn gegenwärtig unsere Fabrikarbeiterinnen und auch zahl reiche andere beruflich thätige junge Märchen von bauS- wirtbsckaftlichen Tugenden gering denken und nach ihrer Vcr- beiratbung dann selten gute, aber sehr häufig — unglück liche Ehefrauen werden. Ein genauer und wohlwollender Kenner der deutschen Arbeiterverhältnisse, Geheimralh Post, spricht die Ueber- eugung aus: „Könnte man den Mädchen zum Besitz der Ein- icht verhelfen, welchen Schatz sie durch Aneignung der HauS- raurnkunst erwerben, rin Stückchen socialer Frage wäre gelöst." Da« ist unzweifelhaft richtig. Man bat daherin den letzten Jahren zahlreiche Versuche gemacht, die Mängel de« elterlichen Haus halt« durch die Schule auszugleichen. Diese Ertheilung haus- wirthschaftlichen Unterricht« an größere Mädchen in den Volksschulen fand bekanntlich auch in Sachsen eifrige Freund«. In England wurde der Kochunterricht seit >875 in allen Gemeindeschulen verbindlicher Unterricht-gegenständ, in Deutschland ist er erst seit etwa 5 Jahren, und zwar auch nur in einzelnen Orten, zur Einführung gelangt. In jenen Kreisen, die praktisch auf dem Gebiete der Socialpolitik thätig sind, kann man sich jedoch keineswegs überall für diese neue Ausgabe der Volksschule erwärmen. Man betont, gegenüber den Freunden des bauswirtbschaftlichen Unterrichts in der Volksschule, daß ein Mädchen von 12 bi« 13 Jahren noch nicht reif sei für hauswirthschaftliche Belehrungen und für die Arbeiten in der Küche. ES fehle ihm noch der wirth- schaftliche Sinn. Etwas kochen zu können, sei nicht so wichtig, wie zweckmäßig, gut und den Verhältnissen angemessen kochen zu können. Man werde in den Mädchen einen Dilettantismus aroßzieben, der da meine, bereits Alles gelernt zu haben und spater nicht« mehr zu lernen zu brauchen. Die Zeitschrift des bekannten ..Bergischen und linksrheinischen Vereins für Gemeinwohl» machte die Ertheilung des tmuswnthtchaftlich - ^ Zell den Schulen folgende Bemerkungen. „N l v d-, h-u-nm'.diL.i.ch-- , "m.L" Ort, man verlegt diese zg Lebensjahre Zeit. Statt in der Zeit etwa vom 14-» ^ auf Geist und Geinülh der P(adchen u' F gewinnen schulen nach der erziehlichen Seite Einfluß zu Z und ihnen zugleich hauswirtbsckaftlichr Keiinlinls g keilen b-izubringeu. läßt man sie bera'waä.sen w.e^c. Bäume des Waldes, allen Einflüssen, und g'w'« ^ recht verderblichen, prechgegeben. f" y ^enn Sprichwort „Stillstand ist Rückgang "oä> ( ^ ja, so wird von den in der Volksschule erworle ) wirthschafllichei, Kenntnissen und Fertigkeiten, wenn . Alter von 2l Jahren die Fabrikarbeiterin zur ^ herzlich wenig zurückgeblieben sein.' ^ese s c politischen Kreisen wird daher für Matchen w' « " von 14 bis 18 Jahren ein systematljchcr allgeme ner fachlicher FortbildungSschnlunterrickk verlangt. Es atur lich, daß diese weitgehende Forderung auf "heU^ch Widerspruch stößt. Au ihre Durchführung ist woht zunächst nicht zu denken. Es wird daher n°ck immer nothwcndig und dankcnswertb sein, den auS privaten -ultest entweder durch gemeinnützig thätige Vereine °^er von wo )- wollenden arbeiterfrenndlichen Industriellen lk- begru ide Koch- und HauShaltungssckulen für schulentlassene Mädchen Aufmerksamkeit und Unterstützung zu widmen. Unter den insäcksischenFabrikbezirken bestehenden zahlreichen WoblsahrtScinrichlungen für Arbeiter befinde" fich vcrartlge Kock- und Haushaltuiigsschulen gleichfalls. Wie die sächsischen Gewerbeinspectoren in ihren neuesten Berichten nnttyeilen, werden diese Anstalten von den Arbeiterinnen fidoch ebenso wenig beachtet, wie zahlreiche andere Woblfahrtöeinrich- tunaen. Die Kochschule, welche in Zittau an ulcht meur schulpflichtige Mädchen Unterricht ertheilte, bat wegen Mangels an Schülerinnen aufgegeben werden müssen, bsin Fabrik besitzer des Zittaucr Bezirks wollte im Fabrik,peisesaal auch Kochunterrickst für seine Arbeiterinnen einsühren, es fanden sich jedoch keine Theilnehmerinnen. Auch der „Verband der oberer; gebirgischen und vogtländlschen Frauen vereine" bat versucht, in Verbindung mit den Volks- und Schulküchen junge Mädchen nn Kochen auS- zubilven, und dabei gleichfalls kein Entgegenkommen gefunden. Ans N-Heinland, Westfalen und anderen preußischen Provinzen, ,ctdst au« Wien, wird dagegen Uber eine» guten und sich steigernden Besuch der namentlich für Fabrikarbeiterinnen bestimmten Kochschulen berichtet. Die Gleichgiltigkeit der sächsischen Arbeiterin ist umsomehr zu bedauern und umso weniger zu entschuldigen, da gerade ihre Kenntnisse im Ge biet der Küche und Hauswirthfibaft vielfach äußerst dürftige sind. Nach dem Urtbeil des Gcwerbe-Jnspectors für den Be zirk Aue werden die für den Unterhalt bestimmten Mittel in der Arbeiterfamilie nicht immer in der richtigen Weise verwendet. „Obwohl", so bemerkt der genannte Beamte, „der oft verbällnißmäßig nur geringe Wochenlohn einen bedeutenden Einfluß auf die Art der Ernährung hat, so wird doch auf eine vernunftgemäße Ernährungsweise, insbesondere seitens der Arbeiterfrauen, zu wenig Werth gelegt. Mehr fach fehlt die nötbige Kenntniß, eine gewisse Abwechselung in Bezug auf nahrhafte und billige Speisen herbeizuführen und ein einfaches Gericht schmackhaft berznstellen. Mitunter feblt auch der gute Wille der Frauen, welche'eine Vermehrung der in der Hauswirthschaft uothwendigen Arbeiten ängstlich vermeiden." Bei einer derartigen Wirthschaftsführnng ist der Arbeiter haushalt um so übler daran, als bei der schlechten Berthei- lung der zur Verfügung stehenden Beträge meistens die notbwenvigen Nahrungsmittel in den kleinsten Mengen aus dritter oder vierter Hand und in schlechtester Qualität gekauft werden. Der Gewerbe-Jnspector für den Bezirk Plauen i/B. weist darauf hin, daß namentlich die jüngeren Arbeiterinnen bei den Ausgaben für ihre Ernährung sparen, um mehr auf die Kleidung verwenden zu können. Die Wochenlöhne dieser Arbeiterinnen betrugen in ruhiger Geschäftszeit etwa 8—lO, in den belebteren Wintermonaten 10—12 und für manche fleißige und geschickte Arbeiterinnen auch bis 15 Der Zittauer Gewerbe-Jnspector bat gleichfalls die Beobachtung gemacht, daß den verheiratbeten Arbeiterinnen mehrfach die Fähigkeit abgeht, unter Auf- Wendung verhältnißmäßig geringer Mittel eine schmackhafte und nährende Speise zu bereiten. Nach den Ersahrungen dieses Beamten ließ die Güte der Speisen selbst bei über mäßig großen Aufwendungen zu wünschen übrig. Ein trauriges Gegenstück zu diesen Urtheilcn bildet jene Gleich- giltigkeit, welche die sächsischen Fabrikarbeiterinnen dem baus- wirthschaftlicken Unterricht entgegenbringen, soweit derselbe sich auf Kochen und Küchenwesen erstreckt. Der jungen Arbeiterfrau fehlen meistens nicht nur alle praktischen Kenntnisse, auch theoretisch ist sie fast immer ebenso schwach beschlagen. Sie versteht nach kcincr Richtung hau-wirtbschaftlick zu rechnen. Viel- fach hegt das junge Ehepaar von vornherein gar nickt ^".../^tdanken, eine eigene geregelte HauSwirtbsLast zu fuhren, für die oft nicht einmal die notbwendigsten Gerälb- schaften vordanden sind. „Er" und „Sie" baden wodl jabre- lang und auch noch während kcS Brautstandes Geld genug übrig gehabt, um jeden Sonntag da« Tanzbein zu sckwingkn, Trink- aelage mitzumachen, Hüte mit gcwaltig webenden Straußen federn oder bunten Bluinenlfiisckcl,, zu kaufen; auch für protzigen Schmuck, GlacöS, seidene Sonncnsckirine und allerlei falschen und nichtigen äußeren Tand haben Beide Geld gehabt — aber man bat verschmäht, Mittel -.urÜckzulegen. um die be scheidenste Wohnung wenigstens dürftig auSstatten zu können. Das innge Paar muß auch bei Begründung seine« „Haus standes zum Abzahlungsgeschäft ober sonst zn einem Hand werker wandern, der borgt. Da wird dann gewöhnlich nickt das gekauft was auch dem kleinsten Haushalt nothwendia ist s-bk'nt, was protzt, was unwissenden Menschen ük!! .^sch"'2ck die Augen sticht". Die Frau aber bleibt meisten-, was sie war: Fabrikarbeiterin. Sie ist verkeirathet. aber nickt Hausfrau. An ihr bat sich zunächst n,cht« geändert, als der Familienname. Sie tritt auch „ach der Verheirathuug den gewohnten Weg zur Fabrik an; muß sie doch „mit verdienen". Dieses „muß" ist in sehr vielen Fällen keineswegs vorhanden. Der Lobn des Mannes würde meistens zu einer geordneten Wirtbschasts sübrung und zur kräftigen Ernährung der beiden Ebegatten völlig auSreichen, wenn dieselben nur wirklich ver nünftig wirthschaften könnten und wollten. Wie schon gesagt, fehlt beiden Theilen meistens jedes hariswirth- schastliche Rechnen. Durch kluge Wirtschaftsführung könnte die Frau im Hause eben als sparsame tüchtige Hausfrau oft mehr verdienen, als ihr Wochenlobn beträgt, und dabei dem Mann eine anheimelnde Häuslichkeit schaffen, den Kindern eine gute Erzieherin sein. Das erwägt man nicht, das will man häufig auch nicht. Die Frau will im gewohnten Gleise bleiben, welches ihr eine gewisse materielle Selbstständigkeit sichert. Beide Ehegatten summiren wohl stets den doppelten Berdienst, aber nicht den doppelten Verbrauch. Gewöhnlich speist der Mann für sich und auch die Frau; sind Kinder vorhanden, oft auch die Kinder de- Mittags. Für schlechte Wurst, alte geräucherte oder gesalzene Fische. Gurken, Eier und Anderes wird bei diesen schlecht nährenden Einzel- mahlzeiten meistens so viel Geld auSgegeben, daß eine tüchtige Hausfrau für ein Drittel deS Betrages kräftigere und schmackhaftere Kost bereiten könnte. Auch der Ziltauer Ge werbe-Jnspector sagt, baß Arbeiter für Frühstück oft Ausgaben machen, welche die Herstellung eines kräftigen und schmack haften Mittagsmahles wobl zuließen. Eine ähnliche schlechte Wirtbschaftlicbkeit wie in der Er nährung herrscht natürlich auch in der Bekleidung einer derartigen Arbeiterfamilie. Würde die Frau richtig auszu bessern verstehen, ordentlich waschen und plätten können und zum Stricken Lust haben, so würde sie auch auf diesem Gebiet in jeder Woche in ihrer Häuslichkeit einige Tagelöbne ver diene», besonders wenn Kinder vorhanden sind. Die ver heiratbete Fabrikarbeiterin bessert, wäscht und plättet entweder gar nicht oder nur oberflächlich. Sie giebt die Sachen „aus dem Hause" und zahlt viel Geld. Manches wird in einem derartigen Arbeiterhaushalt abgerissen, verschlampt, niedergetreten und verdorben, waS eine tüchtige Hausfran noch lange Zeit gebrauchsfähig erhalten hätte. Wie die Verhältnisse gegenwärtig sinv, gebt man am Sonnabend zum Bazar und kauft ein billiges neues Stück, das bald von dem selben Schicksal wie daS alte ereilt wird. Bei einer derartigen unklugen Wirthschaftsführnng nährt sich der Arbeiter nicht nur schlechter und theurer, als eine gesunde kleinbürgerliche Familie, sondern er ist auch gezwungen, für Kleidung weit mehr auszugeben, und sieht doch in seiner äußeren Gewandung vielfach schleckt ans. Es soll ohne Weiteres zugegeben werden, daß die For derung, die Arbeiterfrau solle sich nur ihrem Haushalt widmen, keineswegs stets durchführ bar oder auch nur immer wünschenswerth ist. Aus Kundert vernünftigen Gründen kann oft die Frau als Fabrikarbeiterin oder auf anderen Gebieten miterwerbend thätig sein. Aber der Volkswirtb und auch der Menschen freund muß wünschen, daß der gemeinsame Erwerb da auf hört, wo er bei halbwegs verständiger Wirthschaftsführnng nicht nothwcndig ist; er muß wünschen, daß er namentlich da aufhört, wo die Frau, auch rein materiell betrachtet, durch schlecht überlegtes Miterwerben außerhalb der Häuslichkeil in Vieser mebr versäumt, als sie draußen erwirbt. Unter allen Umständen darf nicht vergessen werden, daß ein geordneter Haushalt die Grundlage der Familie bildet und im Familienleben die Kraft des Mannes ruht. Die Vernachlässigung ober völlige Zertrümmerung des Familien- ^ushaltes straft sich am Einzelnen und an der Gesammtbeit. Deutsches Reich. 42. Berlin, 23. September. Dir „Kreuzzritung" ergebt sich zur „Tagesfrage" in längeren Auslassungen, die in der Form gelinde, in der Sache voll Gehässigkeiien gegen die Mittelparteien sind. Wir lassen diese Ergüsse um so lieber auf sich beruhen, als wir — ohne allen Spott gesagt — Verständniß für die peinliche Lage gerade der „Kreuzzcilung" besitzen. Aber einen Punct ihrer Betrachtung möchten wir erläutert wissen. Das Blatt sagt, nachdem eS eine schiefe Darstellung der Erörterungen der lebten Wocke gegeben, das Folgende: „Nach der bekannten Ruckzugskanonade ist es einigermaßen stiller geworden. Vielleicht nur aus kurze Zeit, bis irgend eine gefällige Hand, die überdies nicht immer die eines „Genossen" zu sein braucht, neuen Stoff zu mischen sich gestattet, worauf die Hcpc wiederum beginnt. Wir kalten daS, wie gesagt, keineswegs sin ausgeschlossen, seben es nickt einmal als unwahrscheinlich an, weit wir die wabren Empfindungen auf jener Seite eben genauer kennen gelernt babcn, als >e zuvor." Diese Stelle «st nickt ganz klar. Was schwebt der „Kreuz-Ztg." eigentlich als „nickt unwabrscheinlick" vor? Der Jndicativ im zweiten Satze läßt die Deutung zu, daS Blatt nehme die im ersten ausgesprochene Möglichkeit, daß „neuer Stoff" herbeigebrackl werde, als Gewißheit an und wolle für alle Fälle „verbauen". Natürlich liegt bei dieser Doppelerwartung da« Schwer gewicht auf dem „Stoff" und nickt auf der „Hetze". Mög licbenveise und hoffentlich hantelt es sich nur um eine stplistische Ockonomi», die rin „wir würden" sparen wollte. Verkält sich die Sacke aber anders, will die „Kreuzzta." auf das Bekanntwerden neuer Tbatsachcn vorbereiten, so läge der Versuch vor. im Vorhinein — und zwar auf Grund der jüngsten Auslassungen des „Nationall. Eorr." und der „Post" — die »uttclpartriliche Presse als moralisch verpflichtet hinzustellen, gegenüber etwaigen weiteren Beiträgen zur jüngsten Geschichte der conservativrn Partei aus die Kritik zu verzichten. Dies würde natürlich ein eitles Beginnen der „Kreuzztg." sein, einen Generalablaß für alles Bekannte und Nichtbekannte haben die Erklärungen der beiden Parteiorgane keinesfalls vorstellen wollen. WaS von politischer Tragweite ist, muß in der politischen Presse erörtert werden, da« versteht sich von selbst. ' 0. 8. Berlin, 23. September. Die deutschen Han del«- gärtner haben bekanntlich beschlossen. Anstalten zu trefseu, damtt auch ,m Winter und Frühjahr frische« Eichenlaub zur Bekranzung der Geschütze und Fahnen vorhanden ist, als«
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