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Dienstag, 6. Septemter 1888, Abends Sch. H- 1809 k'. Brehm. Da» Mesa« Tageblatt erscheint jede« Tag ALmd» mit Ausnahme der Gönn» und Festtag«, vierteljährlicher vezngSprel» bei Ltholung in den «rpedUlon« in Riesa and Strehla oder durch «s«I Träger srri in» Haus 1 Matt 50 Psg., bet Abholung am Schalter der taiserl. Poftanstaltru 1 Mart 2V Pfg, durch de« Briefträger frei in» Hau» 1 Mart 68 Pfg. Anzrigeu-Annohm» für di, Rum»« de» Aubgabetage» bi» vormittag S Uhr oh« Gevkhr. LmS und Verlag von Langer » Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle Kastantenpraße 69. — Mr di« RSaetiou vmmtttorUich: Herman« Schmidt in Ries». Für die städtischen Anstalten und Gebäude werden — lie'erbar in den Monaten Sep- , tember und Oktober d I — 44«» Doppelzentner böhmische Bramrkohlen bester Qualität und zwar 2150 Doppelzentner Mittelkohlen I und 2250 Doppelzentner Nußkohlen, gebraucht. Angebote, denen eine Probe von mindestens 50 kx beizugeben ist erbitten wir unS unter Angabe deS GewinnungSorteS dis ztrm 14. September dss. IS. Die Lieferung hat bis in dm Kohlenraum der einzelnen Grundstücke zu er olgen. Für probemäßige Lieferung bleibt der Lieferant haftbar. Riesa, am 6. September 1898. Der Rath der Stadt. BoeterS Aur Kol. 159 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts, die Firma Remhold Pohl in Riesa betreffend, ist heute eingetragen worden, daß diese Firma künftig Gustav Viehhaeuser, Reinhold Pohl Nachf. firmirt und Herr Gustav Eduard Adolf Biehhaeuser ia Riesa Inhaber der Firma ist. Riesa, am 5. September 1898. Königliches Amtsgericht. Heldner Bekanntmachung. Die Herren LouiS Schneider und Aaton Messe in Riesa beabsichtigen in dem unter No. 6 des Brandversicherungs-Katasters für Mergendorf gelegenen Gasthofs-Grundstücke eine Kleinvieh-Schlächterei zu errichten. In Gemäßheit ß 17 der Reichsgewerbeordnung in dec Fassung vom 1. Juli 1883 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonder» Pnvatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Großenhain, am S. September 1898. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Schmidt Zur Erbauung von Unterkunftsbaracken auf dem Jnfanterie-Schießplatze bei Haidehäuser Truppenübungsplatz Zeithain sollen in öffentlicher Verdingung vergeben werden Laos I Erd , Maurer, Asphalt- und Tteiumetzarbeiteu II Zimmerarbeiten «ud - V Dachdeckerarbeiteu — Pappdach —. Die Verdingungsunterlagen liegen im Geschäftszimmer des unterzeichneten Baubeamteu Dresden-Albertstadt, Administrationsgebäude, Zimmer 93» zur Einsicht aus und können daselbst Berdingungsanschläge gegen Erstattung der Selbstkosten entnommeu werden. Angebvte sind ver-, siegelt und mit der Aufschrift „Unterkunftsbaracken für Infanterie-Schießplatz" Loos „I" bezw. ,11" oder „V" versehen, bis Sonnabend, den 17. September 1898, vormittag 10, bezw. 10*/. bezw. 10*/, Uhr postsrei «»"vorbezeichnete Stelle einzureiche», woselbst die Eröffnung der Ange bote in Gegenwart der etwa erschienenen Bewerber erfolgen wird. ZufchlagSfrist 4 Wochen. Auswahl unter den Bewerbern bleibt Vorbehalten. König!. Garnison-Baubeamter III Dresden. «ud Anzeiger WMM M Aitzti-ch. Teligramm-Abrefs, A HAU ckV M-nfPrechst'M .Tageblatt-, Mesa AH V4S H-N V ch H-L M. 20. der König!. AmtShauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgericht- und des Stadtraths zu Mesa 286. Dienstag, 6. September 1898, Abends. 51. Jahr». vertliches «ud Sächsisches. Riesa, 6. September 1898. — Ein recht aufregender Vorgang spielte sich heut« Vormittag in der 11. Stunde auf dem Kaiser Wilhelm-Platz ab. Die Straße vom Schlachthof herein kam in rasendem Lauf eia führerlose- Pferd mit leichtem herrschaftlichen Wagen und lenkte nach dem Kaiser Wilhelm-Platz «in, woselbst «ih rer« Kindermädchen mit ihren in Kinderwagen befindlichen Pflegebefohlenen sich aufhielten. Durch dieselben raunte da rasende Thier und zertrümmerte dabei zwei Kinderwagen, wobei die kleine« Insassen herausgeworf n wurden und in größter Leben-gefahr schwebten. Wunderbarer, glücklicher Weise find die kleinen Wesen ohne Verletzungen davongekommen, dagegen hat da» 15jährige Kindermädchen F. Schaden gelitten und wurde in ärztliche Behandlung gegeben. Da- Pferd, da- sich sehr beschädigt hatte, kam alsbald zum Stürzen, so daß es von hrrbeieilcnden Leuten au'gehalten werden und weiteres Unheil nicht anrichten tonnte. — Im Monat August c. gelangen im städtischen Gchlackthcf zu Riesa zur Schlachtung 897 Thiers und zwar: 123 Rinder (20 Ochsen, 35 Bullen, 68 Kühe), 4 Pferde, 338 Schweine, 200 Kälber und 232 Schafe. Von aus wärts wurden in den Stadtbezirk ewgesührt 16 Kalbskeulen. Von den geschlachteten Thieren waren als gänzlich ungenieß bar zu erklären und deshalb der Caoillerei zur Vernichtung zu übergeben: 3 Rinder und 1 Schwein. AIS mtnderwer- thig mußten erklärt und deshalb der Freibank zum Verkaufe überwiesen werden: 1 Rind, 4 Schweine und 1 »alb. Roth- geschlachtet wurden 1 Schwein und 2 Pferde. An einzelnen Organen waren zu vernichten bei Madern: 49 Lungen, 12 Lebern, 2 Magendärme, 1 Milz, 1 Euter ; bei Schweinen: 12 Lungen, 5 Lebern, 2 Herzen; bei Kälbern: 8 Leb«rn; bei Schafe«: 2 Lungen, 1 Leber. Da- Gesammtgrwicht der geschlachteten Riader betrug 733 70 Ttr., mithin da- Durch schnittsgewicht des Rindes 6,01 Ttr. — Nach einer soeben erschienenen Verordnung de» Mi nisterin«- de- Innern ist bei alle« Rendanten an einer leicht sichtbaren Stell« «in Anschlag anzubriugen, welcher de« Stand, den Familiennamen und mindesten- einen ausge schriebene» Vornamen der Bauherren «ad der Bauleiter in dentlich li-barer «ud unverwischbarer Schrift angiebt. g«. Widerhandlungen gegen diese Bestimmung «erden an den Bauherren und den Bauleitern, welche für deren veobach- treng iu gleich«! Wrise verautwortlich stad, mit Geldstrafe bi- z» 150 Mark und in» Uavrrmözen-fall« mit Haft bi- zu 4 Wochen bestraft. — Durch di« Polizei wurde heute in einer Wohnung der Rtederlagtftraße eiu junger Mrasch entdeckt, drffea Prr- sönltchkrtt mir der «ine- Gesuchten übereiazustienmen schien. Di« Wohnung de- Logis wirthe» befindet sich im Parterre, der Gchlasraum de- Gesuchten «ar im Obergeschoß. Jeden falls nun hatte dieser den Eintritt der Beamten in da» Hau bemerkt, denn, während letztere bei dem Wirthe in dessen Wohnung Erkundigungen einzogev, nahm er, nur mit Hemd und Hose bekleidet, durch den Hof de» WirthSgrundMcke» «nd die Höfe der beiden Nachbargrundstücke Reißaus. Der Flüchtling wurde alsbald entdeckt und am Ende de» Stadt parke» wieder eingefangen. Er soll idrntisch sein mit einem seinem Transporteur auf Station Langenberg eutwichenru Gefangenen. Seinem Wirthe, bei dem er am vergangenen Sonnabend eingetroffen, hat er vorgegeben, er sei Kellner, komme au» Großenhain, woselbst er jetzt 6 Wochen im Kran kenhau« gelegen und sei mittellos, werde sich aber sogleich Geld auweisen lasst n und bat angeblich zu diesem Zwecke auch sofort einen Brief geschrieben; das Grld ist aber bi» jetzt nicht eingetroffen. — Herr Kreishauptmann Schmiedel ist oo« Urlaube zmückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte der König!. Kcriehauptmannschaft Dresden wieder übernommen. — Immer kürzer werden die Tage, bis die zweite Tag- und Nachtgleiche eintritt, die Nächte an'rangen, länger al- die Tage zu werden und der Herbst seine Herrschaft antritt. Schon genügt ein schwacher Windstoß, um so man che» Blatt vom Baume zu lösen und e« in unfreiwilligem Wtrbeltanz« zur Erde niederfinkeu zu lassen, wie lange noch, und der große Maler, welcher der ganzen Schöpfung ihre Farben gtebt, legt gelb und roth auf die Palette und wischt jede- grüne Fleckchen au». Selbst dann noch kann das Auge sich an mancher schönen Schattirung erfreuen, aber da» Herz wird nicht m«hr froh und warm, wenn der Blick in der Runde umherschweift. Auch i« Menschen beginnt c» zu herbsteln. Da ist e« kein Wunder, wenn das Bedürfntß nach dichteren Hüllen sich bemerkbar macht, wenn der längere Aufenthalt im Freien die Gefahr unangenehmer Erkältungen mit sich bringt, wenn die lang« kau« in Anspruch genommene La»p; in Zimmer und Flur schon M 7 Uhr da» scheidende Tageslicht ersetzen muß und die Frage nach der Ergänzung de» häuslichen Brennmaterial» «ine sehr aktuelle Bedeutung gewinnt. De« Einfluß dieser Erscheinungen kann sich selbst rin stoische» Gemüth nur schwer entziehen l — Der Vorstand der Da«pfschlem>schifffahrt».Gesell schaft vereinigter Elbe- und Saale-Schiffer und di« Firn» Gebr. Tonne iu Magdeburg thrilen durch Rundschreiben mit, daß da- Schifffahrt»- und Speditionsgeschäft, sowie die Be- triebsmUtel der Magdeburger Firma an die genannte Aktien gesellschaft käuflich übergegaugen find. Durch rte Uebernahme der Dawpfer und Fahrzeuge hat da- letztere Unternehmen eine wesentliche Vergrößerung seiner Betriebsmittel erfahren und ist dadurch in der Lage, dem Llbschifffahrt-grschäft auf der MUtrlelbe ein noch größeres Interesse al- bisher zuzu wenden. — Zu« sächsisch« Lehrertagr, der am 95. und 26. d. M. in Auerbach stattfindet, find eine größere Anzahl An träge von allgemeinem Interesse gestellt. So wird von der Militär-Kommission die Gründung eine« Fond- zur Unter stützung unbemittelter einjährig-freiwillig dienender Lehrer beantragt. Die Kommission für Schulgesundheittpfl ge be antragt, daß der im Bo kssckulgesetz vorgesehene Raum des Schulzimmers mindesten» fünf Kubikmeter für jede» Kind betragen solle (jetzt werden als Mindestsumme 2*/, Kubik meter verlangt). Weiter soll die Maximalschülerzahl einer Klaffe, jetzt 60 für die Volksschule, 50 für die mittlere und 40 für die höhere Volksschule, auf 35 allgemein berabgesetzt werden, (ver Berein-vorstand beantragt 40.) Dann soll die Schulstube täglich gründlich gereinigt, monatlich wenig stens einmal gescheuert werden. Die Paust» zwischen den Unterrichtsstunde»! sollen betragen: nach der 1. Stunde 10, nach der 2 Stunde 20, nach d«r 3. Stund« 10 und nach der 4. Grunde wieder 20 Minuten. Der Bezirksverein L 'pjig-Stadl beantragt, daß nur noch ein Druck- und Schreib- alphidet, und zwar da- log. lateinische gelehrt werde. Ver schiedene Anträge betroffen weiterhin Aenderungen in der SeminarauSbtldunz rc. — Ein Gedenkblatt für treue Sachsen veröffentlicht daS amtliche .Dresdener Journal" an erster Stelle. Nachdem rS der Feier der Gedenktage der ruhmvollen Schlachten, der entscheidenden Siege und der Helden, die Deutschland wieder zu Macht und Ehren erhoben, gedacht, fährt daS Blatt fort: „Solche Feier ist wohlgethan, wenn über dem äußeren Glanz der Feste und der Festfreuden die ernste, sittliche Mahnung nicht vergessen wird, die auS der Geschichte dieses Jahr hunderts dem deutschen Volke in da» Herz und Gewissen spricht. Sie ist wohlgethan, wenn wir darüber nicht ver gessen, dankbar auch an daS zu denken, wa» unS die Kraft verlieh, die unserem Volke in entscheidender Stunde zum Siege verhalf. Denn nicht mit einem Schlage wird ein ver achtete- und bedrücktes Volk zur siegrckchen Heldenschaar. In Mer Sammlung reist die Kraft, die ein Volk fähig macht, sich au» der Niedrigkeit zu erheben; diese Kraft will vorbereitet, erzogen und gepflegt sein. Vergessen wir also nicht, wa» unser Volk zu dem gemacht, al» wa» e» sich im Eiltscheldungrkampfe erwiesen hat. ES war da» in Deutsch land nach dem ersten Befreiungskriege erwachende Ver- fassungSleben. Durch diese» wurde der Bürgergeist und Ge- mrknfinn lm Bolle geweckt, eine au» dem gehobenen Selbst- bewußtsein erwachsende Thatkrast dem Volle anerzogen, der durch veraltete Einrichtungen und Ordnungen beengten Thä- tigkeit de» Bürger» zur freien Bewegung Verholfen, da» Bott von den seinen Wohlstand hemmend« Fessel» befreit. So konnte infolge de» Uebergange» au» der alten Feudal verfassung zu einem freieren BersaffungSlrbrn da» deutsche Bott «starken md zu der Aufgabe erzogen werden, die e»