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Dresdner Journal : 15.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-15
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1874
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WA8 1874 Sonntag den iS. Februar DreÄnerZournal Verantwortlicher Redactenr: I. M. Hartmann. — l^lpitU! H (^uniliiiiUiioliLr cl«s l)r««1n«r öouri>»1»; « : F«Aen u L »«/«-, S^mdmA »«rlt». Laa.,Et«« F , L»rU» tart ».». - «iwoL»»: Nuci Lk<-E, »«rlw: Rctcme^«-, 7»na/i-i^nc1a»t,L7^4/5^c5k. L Lc^tott-, Sr», l»a: L. XttinAen» ljtlneau; R> ^o,gt, tun » II : L. ^cikAkr»cUv u-»/ t.-Lest'»!«»»« ücitRU., LaicöeFt-'a., SörUt»: /nvL. H«LQov«r: (,'. ,- k»rt»i Lu«««, La//i^ <2 <R>., Stult^»N: Laube cd Lo., Rücici. ^tnno»»cen - Luneau Vt,»: Ft OMetiL. L«r»u»xederr Lüui«I. kipeciitioa äe» l)iB»<tner ^oirrn»l», ttrv»<t«-il, biarSar«ettir>njs-um«e Ho. 1. 4kannvmk»1«pr«l«: lm k«>°d.! 1 U' rr.u,^.» tritt Mrlwfi --^-ll^LÄLL ^LLrlwk - 1 Ldtr. 15 X«r 1 keickeb kost- uoä t inreluvXuiomoro: 1 ^tkr 1 Ltempelrusot»!»« biuru, Iu8er»1«nprol»er kklr äsn k»uw viovr ^vspLlwaeu k^titrsit«: 2 X^r. llvwr „kin8«»»o6t" äi« 2«it«: 5 Xxr. Lrsek«Inc«vr l'L^Iiod mit Fu»mü»o« äor 8ouo- ooä koi«rt»xo, ^booüs kür äsu kol^sväou MMiilnMcher Tlicil. zur mündlichen Verhandlung vorgeladen werden. Die- jelbe wird aber wegen mehrerer Umstände nicht vor Mitte April stattftndcn können, und ist dann wohl laut dem publicirten Regulativ zu erwarten, daß dieselben Mitglieder des Gerichtshofes, welche an der einleitenden Sitzung Antheil genommen haben, die Sache bis zum Schlüsse fottsühren. — Der EultuSminister beabsichtigt nicht allein, wie kürzlich officiös gemeldet wurde, die geistlichen Localschulinspectionen der Rheinprovinz abzu schaffen, sondern es werden gegenwärtig im Kultus ministerium auch Vorbereitungen getroffen, um für die ganze Rheinprovinz weltliche Kreisschulinspec- toren anzustellen. Lie Anstellungen sollen nach der »N.-Z." zunächst provisorisch erfolgen. — Leim Bot schafter Oesterreich-Ungarns Grafen Aloys Carolyi ist heute Abend eine Soiree und Ballfestlichkeit, zu welcher über 20«) Einladungen ergangen sind. Unter den ge ladenen Gästen befinden sich die Obersten- und Oberhof- chargcn, die Fürstlichkeiten, die activen Staatsministcr, die Generalität und andere höhere Militärs und das ge- sammte E'oips diploun.ti'im' mit ihren Damen. Ebenso hatten die Kaiserin sowie der Kronprinz und die Kron prinzessin ihr Erscheinen zugesagt. Breslau, 13. Februar, lieber den Fürstbischof Or. Förster waren seit Wochen in verschiedenen Blät tern Gerüchte verbreitet worden, welche demselben die Amtlicher Theil. Dresden, 9. Februar. Se. Majestät der König Haden dem emeritirten Mehrer Karl Remhold Kühnert in Oberfrvhna die goldene Medaille vom Verdienstorden zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Die diesjährigen A u s n a b m e - P r ü f u u g e n der an gemeldeten oder noch anzumeldenden Expectanten für das Königliche Sächsische Cadetten-Corps sollen vom l5. bis mit >8. April stattfinden. Für die Anmeldung der Expectanten, für deren An sprüche aus Eadetten- oder Pensionärstellen und für die bei erfolgter Aufnahme in das Cadelten-Eor-pS zu leisten den Erziehungsbeiträge rc. ist das Regulativ für das Königlich Sächsische Eadetten - Corps vom 1. Januar >872 maaßgebend. Ler gedruckte Auszug aus dem erwähnten Regulativ, sowie gedruckte Formulare zur Anfertigung der noth wendigen Rationale, sind durch die hiesige Buchhandlung von Earl Höckner käuflich zu beziehen. Dresden, den 9. Februar 1874. Kriegs-Ministerium. von Fabrice. die dargebotene Abschlagszahlung abgelehnt werden. Abg Lasker: Der Reichstag Hal sich schon früher in Uebercinstimmung mit der Regierung dagegen ausgesprochen, als ob die Fahrkoftenentschädigung emc 'Verfassungsverletzung sei. Reichstag und Bundesrath zusammen sind die besten AuS leger der Verfassung. Wenn re» inlexru vorläge, würde ich gegen die Maßregel stimmen, weil ich den Abgeordneten kein Privileg schaffen will, besonders keines, welches sie den Vcr- waltungsräthen der Eisenbahnen gleichstcUt. Aber der Antrag aus Gewährung von Fahrkarten ging aus vom Reichstage und fand keinen Widerspruch in demselben. Wenn ich auch jene Karte wohl nie gebrauchen werde, so haben doch viele Abge ordnete sie gebraucht. Die Frage läßt sich auch mit allem Pathos nicht zu einer hochsittlichcn aufbauschcn, und deshalb bitte ich um Annahme des Gesetzes. Abg. Schulze: Ich habe mit meinen Freunden früher gegen die Fahrkartengewährung protestirt und würde also, wenn die Sache neu au uns träte, gegen dieselbe stimmen. Aber wenn die Fahrkostengewährung auch eine Abschlagszah lung ist, so zeigt doch die>es Wort, daß man mehr verlangt, und enthält andererseits eine Anerkennung, daß die Forderung berechtigt ist. Die Generaldiscussion wird geschlossen. In der Specialdebatte zu tz 1 vertheidigt Abg. Lucius (Erfurt) die Ansicht, daß die Fahrkarten die weiter oder näher voll Berlin wohnenden Mitglieder gleich stelle; Abg. Sonnemann erklärt, daß Lhatsachen feine Principien nicht änderten; Frhr. v. Rabenau wundert sich, daß der Vorredner nicht in der vorigen Session protestirt habe; Abg. Lasker beglückwünscht den Abg. Sonnemann, daß er doch sein sittliches Pathos bei dieser Gelegenheit be- Tagesgeschichte. I . Berlin, 13. Februar. In der heutigen Sitz»ug des Reichstags wurde eine reichhaltige Tagesordnung erledigt. Zunächst wurde die gestern begonnene Be- rathung über den Antrag der Abgg. Bernards und Windthorst auf Abänderung der Geschäftsordnung fort gesetzt und schließlich mit Ueberweisung dieses Antrags an die Geschäftsordnungscommission beendet. — Es folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfes, betreffend die Gewährung von nachträglichen Vergütungen für Kriegs leistungen der Gemeinden, zu welchem die Abgg. Grum- brecht und Wulfshein eine Reihe von Amendements be antragt hatten. Die beiden ersten Paragraphen des Ent wurfs wurden in folgender Fassung vom Hause ange nommen: 8 1. Für die innerhalb des Gebietes des vormaligen Norddeutschen Bundes aus Anlaß des Krieges gegen Frank reich auf Grund des 8 3 des Gesetzes wegen der Kncgsleistungen und deren Vergütung vom ll. Mai 1851 (BundeSgeNtzblatt von 1867 S. 125) ohne gesetzlichen Anspruch aus Entschädigung erfolgten Kriegsleistungen der Gemeinden in den letzteren nach näherer Bestimmung des gegenwärtigen Gesetzes nachträglich Vergütung Zu gewahren. 8 2. Die Vergütung erfolgt: l) für die Gewährung von 'Raturalquartier nach dem Servlstarise, welcher dem Bundes gesetze über die Ouartierlcistung für die bewaffnete Macht wahrend des Fri.denszustandeS vom 25. Juni I8K8 (Bundes- gcietzbl. S. 523) beiaesügl ist. Außerdem soll denjenigen Ge meinden, welche für Quartierleistungen mehr als das Doppelte der einfachen Servisvergütung baar ausgewendet haben, der Aufwand, welcher das Doppelte des Servises übersteigt — höchstens jedoch bis zu dem Betrage der einfachen Scrvisver gütung - erstattet werden; 2) für geleisteten Vorspann nach den für Friedcnszeitcn gesetzlich bestehenden Vergütungssätzen , 3) sür die im 8 3 Nr. 2 des Gesetzes vom lt. Mai 185t neben dem Vorspanne bezeichneten Dienste rc. nach den am Orte der Leistung in gewöhnlichen Zeitvcrhältnissen üblichen Preisen; 4) für dir Hergabe von Räumlichkeiten zu Wachen, Handwerks statten und zur Unterbringung von 'Mlitärrffecten nach dem von den Gemeinden dafür nachweislich gemachten Baaraus- waade, soweit derselbe von der oberen Verwaltungsbehörde als angemessen bescheinigt wird Für die übrigen im 8 3 Rr. 3 des Gesetzes vom 11. Mai 1851 bezeichneten Leistungen erfolgt keine Vergütung Hinter 8 2 wird auf den Antrag des Abg. Grum- brecht ein neuer Paragraph folgenden Inhalts bei- gefügt: Die Ansprüche aus Vergütung werden von den oberen Verwaltungsbehörden, bei welchen dieselben zu liquidiren sind, nach dem Ergebnisse der stattgesundenen Ermittelungen fest- gestellt. § 3 erhält folgende Fassung: Die zur Vergütniig erforderlichen Mittel sind aus dem GesanmUantheile der Staaten des vormaligen norddeutschen Bundes an der französischen KriegSkostenenychÜdigung zu ent nehmen und den einzelnen Staaten in den von denselben nach zupecsendcn Beträgen zur Bewirkung der Vergütung zur Ver süßung zu stellen. Den Gemeinden und größeren Eommunal vertänden ist die verfassungsmäßige Beschlußsassung über die Verwendung der empfangenen Vergütungen zu überlassen. Schwelt einzelne Staaten oder größere Eommunalverbände die noch diesem Gesetze zustehenden Vergütungen bereits gewährt, ofKr die fraglichen Leistungen an Stelle der Gemeinden über- MNiuen haben, stießen die entsprechenden Betrüge diesen Maaten oder Eommunalverbänden zu. '84 wird sodann unverändert genehmigt, womit die zweite Berathung beendet ist. Hierauf wurden in dritter Berathung der Ausliese- rungsvertrag zwischen dem deutschen Reiche und der Schweiz, sowie der Postvertrag mit Brasilien ohne De batte genehmigt. — Bei ^der nun folgenden ersten Be rathung des Entwurfs einer Strandungsordnung wurde nach einigen Bemerkungen der Abgg. Schmidt, v. d. Free den, Mosle und Thilo beschlossen, die Vorlage einer Commission von 2l Mitgliedern zu überweisen. — Das Haus tritt nun in die erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung eines Nach trags zum Haushaltetat des deutschen Reiches pro 1874. Der Präsident deS Reichskanzleramtes Delbrück will nur das Wort ergreifen, um die gestrige Behauptung deS Abge ordneten für Frankfurt zurückzuwelsen, als ob die im Nach träge verlangten t4,0<X> Thlr für Fahrkartenentschüdignng ver faffungSwidrig seien. Die Reichstagsabgeordneten erhielten auch jetzt weder direct, noch indirect eine Entschädigung; der einzelne Abgeordnete träte persönlich in gar keine Beziehungen z» den Eisenbahndirectionen oder zu den Zahlungen. Abg. Sonnemann bleibt dabei, dap der Präsident Del- lwück früher anderer Ansicht über die Fahrgeldentschädigung gewesen und daß letztere verfassungswidrig sei. Man neige lstßt einer weitern Auslegung deS Art 32 der Verfassung zu; Her sei dies Vorgehen zwar dem Reichstage günstig, aber wenn man es annehme, könne man auch ungünstige Auslegungen uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Breslau. Nordhausen. Aus Kurhessen. Karlsruhe. Schwerin. Braunschweig. Wien. Graz. Hermannstadt. Paris. Madrid. Lissabon. London.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Jöhstadt.) Vermischtes. Statistik und Bolkswirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. Tagestalender. Beilage. Telegraphische Witterungsverichte. Börsennachrichten. Inserate. wiesen;j.Abg. SchulzeKverwahrt sich^dagegen, als ob er sich einer Inkonsequenz schuldig gemacht habe. Das Haus nimmt schließlich den Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Socialdemokraten an. — Bei der weiter auf der Tagesordnung stehenden ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betr. einige Abänderungen und Ergän zungen des Gesetzes vom 27. Juli l87l über die Pen sionirung und Versorgung der Militär-Personen, nimmt das Wort L Kriegsminister v. Kameke: Das alte Gesetz hat zu vielen Protesten Anlaß gegeben. Manche Proteste, welche rechtlich nicht zu berücksichtigen waren, konnten Billigkeitsgründe für sich ansühren. So entstand das Bedürfniß, authentische Inter pretationen herbeizusühren, und eS erscheine praktisch, mit den selben Modisicationcn zu proponiren, für deren Erwünschtheit die Erfahrung sich ausgesprochen hatte. Die mit dem Civitver- sorgungSschtin versehenen Krltgsinvaliden verdienten größere Berücksichtigung; ferner bedürse der ivriuluu» qu» bei der Pensionirung dringend eine andere Bestimmung. Abg. v. Benda: Die Vorlage proponirt tiefgreifende Aen- derunaen und scheint auch finanziell von Belang; ich beantrage deshalb, heute keine langen Debatten zu beginnen, sondern den Entwurf einer Commission von 14 Mitgliedern zu überweisen. Das Haus beschließt demgemäß. Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung Montag. Tagesordnung: Mehrere dritte Berathungen und erste Lesung des Militärgesetzes. * Berlin, l3. Februar. Wie der heutige „St. A." meldet, werden die „Bevollmächtigten des Z o llvercins" an Stelle dieses Titels fortan den Titel „Reichsbevoll- mächtigtcr für Zölle und Steuern" führen. — Dem Reichstage ist nun auch der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung (Be strafung des Contractbruchs), zugegangen. Die „'N. A. Z." theilt heute bereits den Wortlaut desselben mit. Auch der Entwurf eines Gesetzes wegen Ausgabe von Reichs papiergeld wird noch in der lausenden Session des Reichs tags zur Vorlage gelangen. Die Vorlegung des Bank gesetzes ist dagegen erst für die Herbftsession des Reichs tags in Aussicht genommen. — In dieser Woche sollen - auch im Bundesrathe die Berathungen über die Ci vilproceßgesetze beginnen. — Ueber die vorgestern statt gefundene Sitzung des königl. Gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten wird berichtet: Den Hauptgegenstand der Verhandlungen bildete die Frage: Ob, nachdem die Voruntersuchung wider den Erzdischos Ledvchowski einstweilen abgeschlossen, mit Rücksicht auf den Ausfall derselben gemäß 8 28 des Gesetzes vom 12. Mai 1873 das Verfahren einzustellen, oder ob nach tz 29 der Angeschuldigte zu mündlicher Verhandlung vorzuladen sei i Das Resultat der Berathung war, daß das Letztere einzutreten habe, und wird demgemäß der Utltyr.iphllcht Nachrichten. Frankfurt a. M., Freitag, 13. Februar, Abendü. (W. T. B.) Die Bischöfe von Straßburg und Metz und noch fünf andere der elsässisch lothrin gischen NeichStagüabgeordneten haben hier eine Zusammenkunft gehabt und reisen heute Abend nach Berlin weiter. Versailles, Freitag, 13. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung setzte heute die Berathung der Steuervorlage fort. Die Ar tikel 4 und s derselben, durch welche Wechsel und Anweisungen einer Progresfivsteuer unterworfen und ebenso auch die Checks besteuert werden, wur den angenommen. Kerner wurde beschlossen, den Antrag, wonach eine Steuer von 1V Fr. auf die Pianos gelegt werden soll, in Erwägung zu ziehen. Haag, Freitag, 13. Februar, Abends. (W. DB.) Nach einem officiellen Telegramm aus Atchin vom 1«. d. M. mehren sich die Anzeichen, daß die Bevölkerung des Krieges müde ist. Die Häupt linge der Emgebornen find jedoch bemüht, dieselben von Kundgebungen friedlicher Gesinnungen zurück- zuhalten. Die Wahl eine» neuen Sultans hat sich nicht bestätigt. Bern, Freitag, 13. Februar, Abends. (W. T. B.) Der BundeSrath hat nunmehr das Decret er lassen, durch welches die Abstimmung des schweize rischen Volkes über den Nevifionsentwurf der Bundesverfassung definitiv auf den 19. April d. I. festgesetzt wird. Die hiesige CantonSregierung hat zur Organi- sirung der katholischen Gemeinden im Jura einen besonderen Commissar dorthin abgesandt. Der Große Nath von WalliS hat die Betheili gung der Cantonalregierung an der Versteigerung der Ligne d'Jtalie abgelehnt. Rom, Freitag, 13. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputir- tenkammer wurde bei Berathung der Vorlage über die Circulation der Banknoten eine von der Linken und dem Centrum beantragte und von der Regie rung acceptirte Tagesordnung, wonach die Kammer in die Specialberathung deS Gesetzentwurfs rinzu treten beschließt, mit großer Majorität angenommen. St. Petersburg, Freitag, 13. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) In Vertretung des durch ein leichtes Unwohlsein verhinderten Kaisers Alex ander hatte sich heute Mittag der Großfürst-Thron- folger nach Gatschina begeben, um daselbst den Kaiser von Oesterreich ,u begrüßen. Dagegen wurde der Kaiser Kranz Joseph bei der Ankunft auf dem hiesigen Bahnhofe vom Kaiser Alexander in Person und von sämmtlichen Mitgliedern der kaiserlichen Kamilie auf das Herzlichste empfangen. Bei der Kahrt durch die mit Klaggen geschmückten Straßen wurde der hohe Gast von der Bevöl kerung sympathisch begrüßt. Der Aufenthalt deS Kaisers am hiesigen Hofe dauert bis zum 22. d.M. Feuilleton. (Redcgnl ven Otto vanck.) Concert der Dresdner Liedertafel zum Besten der Wieck-Stiftung, am 13. d. M. im Saale des „Hotel de Saxe". Wax auch die Thcilnabme am Concert eine ziemlich lebhafte, so hätte doch zu emem noch zahlreichern Besuche der Zweck desselben Veranlassung geben sollen, der sich ein 'Mal der Kunst selbst zuwendet, die sonst nur als Arbeiterin im Interesse der Wohlthätigkeitsansorderungeu gebraucht wird. Und der musikalische Inhalt des Eon- certs bot zum Theil wahrhaften Genuß. Zwei Novitä ten für Männerchor mit Orchester wurden vorgeführt: von Albert Dietrich „Morgenhymne" und von Rhein berger „das Thal von Espingo", Ballade. Die Mor- genhymnc griechischer Priester an Phöbos Apollon (von H. Allmers) ist in der Musik eine Nachahmung der Mendelssohn'schcn Musik zu den beiden Tragödien des Sophokles und hätte nicht mit ver „Antigone-Musik", ihrem Vorbilde, zusammengestellt werden sollen. Aber Dietrich's Composition erfreut dennoch durch das ent schiedene Talent, welches sich in der Erfindung, Auf fassung, Deklamation, formeller Haltung und in ver ständiger und diskreter Behandlung des Orchesters gel tend macht. Tie Dichtung selbst bietet eine für die Musik unaünstigc Gleichmäßigkeit des Tons und Cha rakters. Rhrinberger's Ballade, schwierig in der Gesangs aufgabe, enthält zwar geistreiche und wirksame Einzeln- heilen, aber diese Art der Balladencomposition — wenn nicht die Poesie ihr in anderer formeller Grstaltuna zu Hilfe kommt — wird immer zu den mißglückten Ver- juchen zählen, und in dieser Art durchgefuhrt, zeigt sie — nur Chor statt Solo — verwandtschaftlich auf Zum- steeg zurück. Frl. Marie Wieck, deren virtuos tüchtige und musi kalisch gediegene Leistungen bekannt sind, spielte Chopin's IRinuI:-Concert und einige Solopiecen. Am vollendet sten gelang ihr die Ausführung des ungemein schwieri gen Schlußsatzes des Eoncerts. Auffallend hat der Spie lerin 'Neigung zugenommen, überraschende Tempi zu neh men — so in den beiden ersten Sätzen des Concerts, in der Gigue von L. Berger — und bei der Ausfüh rung passagenreicher Sätze zu eilen. Aber die vortreff liehe Fettigkeit der Finger darf nur dem Zwecke dienen, die Musik fettig, klar und im Ausdruck ihres gedank lichen Inhalts schön wiederzugeben. Den Schluß des über langen Eoncerts machte Mendelssohn's Musik zur„Anti gone". Der Eindruck dieser kernhaften, edelstylisitten Musik voll tiefbeseettcm würdevollen Empfinden und Erfassen der svphokleischen Poesie mit ihrem plastisch-schönen Ebenmaß der Structur und ihren» breiten schwungvollen Strom der Form, bleibt immer ein tief ergreisender. Ton und Wort sind in ihrer ethisch reinen und hocher hebenden Wirkung ganz eigenartig und einzig, selbst mit dem erläuternden, schildernden und verbindenden Text, diesem so schwachen Ersatz sür Sophokles-Mendelssohn's Behandlung des Chorsatzes in der ganzen Tongestaltung, so sehr sie auch von unserm modernen Standpunkt der Musik ausgeht und antigriechisch genannt werden kann, bleibt ein genialer Griff. Und die öftere, der metrischen Fügung und dem zusammengehörigen Sinne der Worte im Einzelnen widerstrebende Declamation, die sich der einheitlichen rhythmischen Gliederung fügen mußte, ändert daran nichts. Denn der rhythmische Gesammtschwung der Declamation, die poesiereiche Kraft der Melodik und des Ausdrucks überragen und verdecken völlig diese wi derstrebenden Details. Die Aussührung — auch der anderen Chorwerke — unter musikalisch sicherer Leitung des Herrn Musikdirectors Reichel, zeugte vom regsten Eifer für die gestellten Ausgaben und gelang sehr lo- benswetth. Der Ehorgesang — namentlich in der „An tigone "-Musik — war exact, gut nuancitt, declamatorisch lebendig und ausdrucksvoll. Die Leistung des Orchesters des Hrn. 'Musikdirektors Ehrlich erwies sich überraschend wacker, sorgsam und befriedigend. Fräulein Eppner (Mitglied des Residenztheaters) sprach den verbindenden Text in verständiger, anerkennenSwetther Weise, einzelne Stellen nach dem Schluß hin mit vorzüglichem Gelin gen ; durch eine fortgesetzte richtige Ausbildung ihres Or- aans, der Sprache und Vottragsbehandlung kann ihr Talent zu künstlerisch erfreulichen Resultaten gelangen. C. Banck. Theatererinnerungen. Von Gustav ru Putlitz. Berlin, Verlag von Gebrüder Paetel. (Schluß.) Wer sich in Deutschland hin und her bewegt, die bedeutendsten Bühnen beobachtet, manilichfache Lebens ennnerungen aus eigenem literarischen Streben hinter sich hat und zwanzig bis dreißig Jahre mit Klarheit zurückdenken kann, wird in den Thcatererinnerungen von Putlitz viele Berührungspunkte finden. Ich selbst, der ich mit dem Versasfer in der frischesten Zeit seines' Werdens in freundschaftlichem Verkehr gestanden, seine Unbefangenheit gegen die Polemik der Kritik stets als eine ambitiöse Noblesse der Redlichkeit erkennen mußte und trotz Trennung durch Jahre und Raum immer in geistiger Theilnahme an dem Entfernten erhalten bin, — ich selbst fühle mein Gedächtniß angenehm ausge frischt durch das wachgerufene Bild gemeinschaftlicher Freundt und Bekannter, dahingegangener oder in ihrer Kraft verblichener Künstler und Schriftsteller, unver gleichlicher Kunstleistungen, wie sie mit der letzten Gene ration begraben wurden. 'Namen aus der Theaterwelt Berlins, wie Gern, Weiß, die Eresinger, die Stich, die Viereck, Döring und Dessoir in ihrer Blüthezeit oder andere Persönlichkeiten, wie Willibald Alexis, Holtet, Gräfin Ahlefeldt und ihr Kreis; oder in Wien die Haitzinger, Louise 'Neumann, Julie Rettich, Friedrich Hglm rusen Erinnerungen hervor, die sich entweder an persönlichen Verkehr oder an geistige Genüsse un vergeßlich anknüpfen. Der Jüngere aber oder der Laie wird hier durch leichte, freundlich gehaltene Pottrait- skizzen mit wichtigen, ihm fremd und fern gebliebenen Gestalten vertraut gemacht. Und gerade hiermit entschädigen diese Bände durch allgemein und objectiv Interessantes für eine stark dann waltende Subjectivität. Mit der vom aufrichtigen Rin gen und von einer wirklichen Productionslust entschul digten 'Naivetät erzählt Putlitz das Entstehen seiner Theaterdichtungen so umständlich, wie man es nur bei der biographischen Ausschmelzung berühmter Verstorbener zu toleriren gewohnt ist. Literarische Arbeiten ver- gleichen sich wohl einem Wald; das kleinste Bäumchen ist nicht von ungefähr und war einst noch ein kleineres Ding, da es ein Vögelchen als Samenkorn fallen ließ. Aber man kann's dem Wanderer nicht verdenken, wenn ihn die Geschichte des Werdens und Wachsens nur von den großen Stämmen fesselt, unter deren rauschenden Wipseln er Schatten und Erquickung jucht. Wer in dessen die Gesammtentwicklung eines Ganzen schildern will, muß den Muth haben, durch unbefangene Er wähnung des Kleinen auch die verbindenden Zwischen glieder und Uebergänge in's Licht zu stellen. An solcher Vervollständigung sind diese Memoiren reich und wer den nach dieser Seite hin jungen Dramatikern manche Winke geben und ihnen im Voraus einen Spiegel ihrer
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