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dt- Mts., chem >st ein er. »nt zu es. . M., ande- in rr. Ä. ;r. l. i d. u., ch. ich, M., Ul n. lra, )6. stau- trin- lcten. 8or- r. Com» e. K. e. K. Zschau Land- ; mit imann in, in Haufe tThe- Freu- Frau riberg. r geb. restine iönigl. Carl Druck Schönburger Tugeblatt und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg Dienstag, den 13. September 1881 211 Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. —— Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächstcr- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Bekanntmachung. av N 'st II ina der Vereine u s. w. zum Empfange Sr. Majestät des Königs findet Dienstag, den 13. September 1881 Nachmittags L Uhr statt. LLuL d-n 1-. S-Mmb» E. ° "Waldenburg, 12. September 1881. Bolkswirthschaftliches. Eine gröbere Anzahl Mitglieder vom preußischen Volkswirthschaftsrath hat sich an den Reichskanzler mit einer Eingabe gewandt, in welcher es helßt. „Während der letzten 10 Jahre sind in Deutsch land zwei Uebel hervorgetreten, welche ein rasches Eingreifen erfordern: der wirthschaflliche und sttt- liche Nothstand, die wachsende Verarmung und die wachsende Sittenverwilderung. Gegen den wirth- schaftlichen Nothstand haben Ew. Durchlaucht bereits durch die eingeleitete Zollreform den ersten Noly- damm mit augenscheinlichem Erfolge aufgerichlel. Doch reicht derselbe nicht aus, weil in Deutschland mit Hinblick auf die 000,000 neuen Menschen, welche jährlich mehr geboren werden, die Ernah- rungsaufgabe eine gewaltigere ist, als in den wan dern mit schwächerer Bevölkerungszunahme oder m i reicherem oder noch unbesetztem Ackerboden, -us diesem Grunde ist in Deutschland eine schnellere und ausgesuchtere Vermehrung der Nahrungsquellen l nolhwendig, als in den meisten anderen Länder», wenn der Nothstand für jetzt ganz verschwinden und für die Zukunft nicht noch ärger werden soll. Mit dem wirthschaftlichen Nothstande hängt der sitt liche eng zusammen." Gegen Beides empfehlen die Bittsteller die schleu nige Durchführung einiger Maßregeln, die sie also begttnden: Deutschland hat an's Ausland für Im porte an Getreide, an Tabak, Südfrüchten, Thee, Kaffee, Reis, Gewürzen, Färbereistoffen u. s. w., für Importe an ausländischen Rohstoffen, wie j Baumwolle, Schafwolle, Seide, für Importe an Vieh, Holz u. s. w., alljährlich die ungeheure Summe von über einer Milliarde zu zahlen. Wenn es auch wahr sein sollte, daß in Deutschland heute noch, d. h. nach einer fast zehnjährigen Periode des Kapitalverlustes und Kapitalverbrauchs etwa sechs Milliarden Mark in ausländischen Werthpapieren angelegt sind, so würde dies Kapital zu fünf Pro cent jährlich nur 300 Millionen Mark Zinsen ab werfen, also nicht einmal zur Hälfte oder zum drit ten Theil zur Bezahlung der erwähnten Milliarde ausreichen. Freilich ist es bei systematischer Pflege der Industrie und ihrer Exportinteressen augenblick lich noch möglich, die anderen zwei Drittel durch industrielle Ausfuhren zu decken, wie das Billanz- ergebniß des vergangenen Jahres beweist. Doch ist der Export nach fremden, nicht mit eigenen Colo nien besetzten Ländern ein zu windiger Factor, als daß darauf die wirthschaftliche Existenz eines Volkes gebaut werden könnte, welches schon jetzt mit einer jährlichen Bevölkerungszunahme von 600,000, in nicht M langer Zeit aber mit einer solchen von 1 Million außerdem aber mit einer erstickenden industriellen Ueberproduction und Ueberfüllung aller Erwerbs- zweige zu rechnen hat. Diejenigen Ausländer aber wohin Deutschland jetzt noch seine Jndustrieerzeug- Nlsse absetzt, werden in etwa zehn Jahren sie nicht wehr aufnehmen, da sie bei sich selbst den Bedarf °aran zu befriedigen suchen und zu diesem Behufs polytechnische Schulen errichten, Lehrer, Ingenieure und Maschinen aus England, Frankreich und Deutschland beziehen. Während aber die beiden kün»- der Zukunft getroster entgegengehen wnnen, weil sie in den eigenen Kolonien Absatzge biete für ihre Jndustrieerzeugnisse besitzen, fehlen diese Deutschland völlig. Die Ausführungen gipfeln schließlich in der Bitte: Fürst Bismarck wolle beim nächsten Reichstag vor läufig auf 10 Jahre für die Reichsregierung zu Gunsten überseeischer Erwerbungen und Ansiedelun gen einen jährlichen Blancocredit von 10 Millionen Mark zu viscretionärer Verwendung beantragen. Den zweiten Punkt „Befreiung Deutschlands vom ausländischen Heringssang" anlangend, so wird die Errichtung einer Deutschen Heringsfischerei mit 1000 Loggern (kleine Seeschiffe) und 15,000 Mann Be satzung vorgeschlagen. „Wenn", heißt es in der Eingabe, „10 Jahre hindurch jährlich ein Anlagekapital von 4 Millionen Mark aufgebracht würde, so könnten daraus jährlich 100 Logger seefertig gemacht werden. Nach 10 Jahren hätte Deutschland eine hinlänglich große eigene Heringsflotte. Die Privatunternehmungslust in Deutschland reicht für dies nationale Werk nicht aus. Soll dasselbe endlich vollbracht werden, so ist die Siaatshilfe unerläßlich, entweder in Form der Staatsunternehmung oder der staatlichen Zins- Garantie.' Weiter verlangt die Eingabe einen mäßigen Schutz zoll auf ausländische Kohlen. Ein solcher wäre für den vaterländischen Bergbau von hohem Werthe, er würde den Bergleuten volle Beschäftigung und bes seren Verdienst gewähren. Mögen die Bergleute im Plauenschen Grunde, im sächsischen Voigtlande und Erzgebirge sich bei den Wahlen erinnern, daß die Fortschrittsleute und Socialdemokraten Freihänd ler sind, die ihnen die Concurrenz ausländischer Kohlen und Metalle auf den Hals Hetzen! Die Bittsteller verlangen endlich noch die Vorlage eines Gesetzes, welches Arbeiter-Ehrengerichte einsetzt und sie schließen mit den Worten: „Sollten Ew. Durchlaucht unseren Anträgen Ge hör schenken und durch die angedeuteten Maßnahmen sowohl dem wirthschaftlichen wie dem sittlichen Noth- stande neues Terrain abgewinnen, so würden dadurch gleichzeitig für die socialen Friedensstiftungen, d. h. für das Neichsunfall- und das geplante Reichsallers- versorgungs-Jnstitut, wie auch für Ew. Durchlaucht Steuerpolitik neue Grundlagen und Stützen ent stehen, denn alle diese großen Werke haben eine prosperirende Volkswirthschaft und eine wachsende Volkssittlichkeit zur unerläßlichen Voraussetzung." "Waldenburg, 12. September 1881. Politische Nun-schan. Deutsches Reich. Der Kaiser erhielt am 9. d. noch vor der Tafel die Kunde von dem Ableben des Prinzen Friedrich der Niederlande, weshalb er nach Berlin und nicht nach Konitz zurückkehrte. Bei der Abfahrt des Zaren von Neufahrwaffer gab es ein kleines Malheuer. Von der unbeleuchteten Landungs-Brücke fiel ein Diener des Zaren mit Gepäck ins Meer, wurde aber von einem Lootsen glücklich herausgefischt. Kaiser Wilhelm, Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinz Wilhelm nebst Gemahlinnen passirten am 11. d. Nachmittag 4 Uhr 39 Minuten Ham burg-Altona, um sich zu dem Manöver bei Itzehoe zu begeben. In Hamburg waren große Vorbe reitungen zum Empfang des Kaisers getroffen. Der deutsche Kronprinz wohnte am 10. d. in Jacobsdorf dem Cavalleriemanöver bei, wobei ins besondere ein großer Angriff ausgeführt wurde. Darnach erfolgte Parademarsch sämmtlicher 48 Escadrons und 2 Batterien Artillerie, der trotz des regendurchweigten Bodens tadellos ausgeftthrt wurde. Nach der Parade wurde das Frühstück im Bahnhofe zu Fischau eingenommen, sodann erfolgte die Rück kehr per Extrazug nach Berlin. Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist am 10. d. vormittags nach Varzin zurückgekehrt. Zum künftigen Bischof zu Fulda soll der Caplan Maximilian Kirchner zu Salmünster de- signirt sein. Bei der erstaunlichen Zunahme der Auswande rung scheint die Regierung es für gerathen zu erachten, auf anderem Wege als dem bisherigen der einfachen Warnungen vorzubeugen, daß zahlreiche Deutsche in andere Welltheile ziehen und meist dem sicheren Unglück entgegengehen. Man will zunächst ein umfangreiches statistisches Material nicht nur über die Anzahl der Auswanderer und ihre verschie denen Ziele aufstellen, sondern auch eine Darstellung der Schicksale der Auswanderer geben. Ob und inwieweit das so gewonnene Material dazu bestimmt ist, spätere legislatorische Schritte zu motiviren, welche jedenfalls beabsichtigt sind, läßt sich noch nicht vor hersehen. Die in Berlin erscheinende Israelitische Wahlen schrift bringt folgende bemerkenswerthe Auslassung: Gegen die schamlose Sprache des „Berliner Börsen- couriers", der sich als Vertreter der „Berliner Juden" aufspielt, ist bereits in dieser Wochenschrift einmal Front gemacht worden. Dieses übermüthige Blatt hat uns seit seinem Bestehen von auuo 1868 ungeheuer geschadet. Seine unsittlichen Scandalge- schichten und Pikanterien mögen für abgelebte Bör- senroturiers einen Reiz haben, doch das Familien leben, die Empfindungen unserer Knaben und Mäd chen vergiften sie mehr, als man ahnt. Und wir sprechen es offen aus, ein Verdienst hätte die so genannte „nationale" Bewegung von heute, wenn sie der schamlos pikanten Aera Davidson in der Berliner Presse ein Ende machte. Mit allen jenen „witzigen" Journalisten, denen ihr „Witz" Gefäng- nißstrafen wegen Gotteslästerung einträgt, oder die bei aller Tartüfferie doch ost nahe daran sind, wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit belangt zu werden, dürfen wir auch nicht einmal den Namen nach Ge meinschaft haben. Ja wir müssen gegen jede Soli darität mit einer Scandalpresse protestiren, deren Redakteure mit dem Judenthum nur einen nach jüdischer Abstammung klingenden Namen gemein haben, ebenso wie wir von den wirklich „jüdischen" Blättern jede noch so verschleierte Unsittlichkeils- oder Schwindelanzeige, jeden scandalösen Annoncen unfug, jede schamlose Verlogenheit, jedes frivole Bewitzeln religöser Sitten und Bräuche fern wissen wollen. M. Friedeberg. Die interessanteste Frage der inneren Po litik ist, wie sich das Centrum als die stärkste ge schloffene Partei des Reichstags in Zukunft der Regierung gegenüber stellen wird. Es ist nicht zu leugnen, daß dasselbe in den letzten drei Jahren seine Opposition wesentlich geändert und keineswegs sich der Regierung in allen Fragen schroff gegen über gestellt hat. Besonders auffällig trat es hervor,