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Rr. 33. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstag« und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ber- breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Dienstag. Dlr. ss. 29. April 1873. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt fiir die Kerichts-Aemter und StadtrSthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehnr in Dippoldiswalde. Tagesgefchiehte. Dippoldiswalde, 28. April. Am gestrigen Sonntage ist — nach dem Wunsche der Betheiligten in aller Stille — hier das seltene Fest einer goldenen Hochzeit begangen worden. Dieselbe feierten der Bürger und Heuhändler Joh. Gottfr. Kühnel von hier und seine Ehefrau Johanne Christiane geb. Zeiler aus Königsbrück. Theils mit dem Nachmittags- gottesdienst verbunden, theils nach diesem, hat unser Herr Diaconus GerSdorf das würdige und brave Jubelpaar noch mals eingesegnet, und wünschen wir demselben noch manches frohe und sorgenfreie Lebensjahr! — Am 25. April beging die hiesige Cantorei-Gesell- schaft ihren alljährlichen „Convent/' und wurde bei dem selben das 50jährige Mitglieds-Jubiläum des hiesigen Bäckermeisters C. H. Lindner in einfacher, aber sinniger Weise gefeiert. — Seit wenigen Tagen ist der bisher in der Vor stadt, und zwar sehr passend und für die dortigen Bewohner bequem angebrachte Brief-Sammel-Kasten wieder entfernt und in der Herrengasse (148 Schritte vom Postgebäude) an gebracht worden. So befremdend diese Maßnahme erscheint, so gerecht ist die Unzufriedenheit sämmtlicher Bewohner der Vorstadt darüber, daß man ihnen diese, noch gar nicht lange gebotene Bequemlichkeit wieder entzieht. Daß dieser Brief sammelkasten nicht stets eine so reichliche Anzahl von Briefen enthalten kann, als der in Mitten der Stadt und der am Postgebäude, ist natürlich, darf aber unseres Erachtens kein Grund sein, überhaupt die Gelegenheit, Briefe in der Vor stadt einlegen zu können, gänzlich zu entziehen. Hoffentlich genügt der hier zugleich auszusprechende Wunsch und die Bitte: den Briefkasten baldigst wieder an alter Stelle anzu bringen; — die Vorstädter gehen sonst an Herrn Stephan, ja selbst an den Kaiser! * Kreischa, 28. April. Am gestrigen (Sonntag) Vor mittag ist hier ein tödtlicher Unglücksfall geschehen. In das Gehöft des Mühlenbesitzers Ganze sprengten zwei Pferde, die einen mit grünem Reißig beladenen umgestürzten Wagen nach sich zogen, ohne Führer hinein. Nachdem die Pferde gefesselt, suchte man nach dem Fuhrmann und fand diesen vor dem Hofeingange liegen, an der rechten Schläfe und aus Mund und Nase blutend. Bald nachdem er in die Wohnstube des Müllers geschafft war, verschied er, jeden- falls in Folge eines Sturzes auf die harte Straße und da durch erfolgtes Springen von Hirngefäßen und Bluterguß in's Gehirn. Der Mann ist hier von Niemand gekannt; auch ein anderer, der auf dem sog. Langbaum gesessen und beim Durchgehen herabgeschleudert wurde, kann Nachricht über ihn und über die Ursache des Unglücks nicht geben. Die ge richtliche Aufhebung erfolgte heute Mittag, und wird sich wohl die Persönlichkeit des Verunglückten bald Herausstellen. Dresden. Unser König wird sich Mitte Mai zu einem mehrwöchentlichen Cur-Aufenthalte nach Bad Em» begeben. — Eine Verordnung des Ministeriums des Innern weist darauf hin, daß Pferdeschlächtereien nur mit besonderer Bewilligung der Behörden nach den Bestimmungen der betreffenden Paragraphen der Gewerbeordnung und unter keinen Umständen von Denjenigen, welche das Abdeckereige werbe betreiben, errichtet werden dürfen. Kranke, oder durch Krankheit herabgekommene Pferde dürfen zum Zweck der Verwendung des Fleisches zu menschlicher Nahrung bei Strafe bis zu 50 Thasern nicht ausgeschlachtet und ver- werthet werden. — Die diesjährigen Herbstübungen des königl. sächs. Armeecorps sollen, wie verlautet, am 1. August beginnen und 4 Wochen dauern, da die älteren Mannschaften bereit» am 1. Sept, entlassen werden. Die Infanterie wird zunächst zwischen Glauchau und Meerane in der Brigade, und später in der Gegend von Penig und Rochlitz in der Division exerziren bez. manöveriren. Die Reiterei bezieht in der Gegend von Oschatz ihre Cqntpnnements. Berlin. Der Handelslninister Graf v. Jtzenplitz wird von seinem Posten zurücktreten und zwar in aller Stille, indem er nach Schluß der Herrenhaussitzungen einen Urlaub antritt und zu seinen Geschäften nicht wieder zurückkehrt. — Der Kaiser, mit einem Gefolge von 92 Personen, traf am 25. April in Königsberg ein, mit endlosem Jubel begrüßt; viele Festlichkeiten fanden statt. — Am 26. April traf er in Petersburg ein, und war ihm der Kaiser von Rußland bi« Gatschina entgegen gekommen. Das Pro gramm der Festlichkeiten ist folgende«: Am 27. April Familien tafel im WinterpalaiS; 28. April Familientafel beim Groß fürst-Thronfolger; 29. April Galaempfang, Militärparade, Familiendiner im WinterpalaiS, Zapfenstreich; 30. April Mittagstafel, Ball in der Eremitage; 1. Mai Mittagstafel in Peterhof, Ball im qdligen Club; 2. Mai große Truppen- revüe, Galatheater; 3. Mai Luftfahrt nach Zarskoje-Selo; 4. Mai Parade des Kaluga'schen Regiments, Galatafcl; 6. Mai Familientafel beim Großf. Nicolau«, Ball beim Thron folger; 6. Mai militärische Hebungen der Regimenter, deren Chef der deutsche Kaiser ist; 7. Mai Ruhetag. — Die Maurergesellen auf Westend be? Char- lottenburg haben am Montag die Arbeit eingestellt, weil ihre Forderungen, 2 Thaler Tagelch» und weitere Verkürzung der Arbeitszeit, nicht bewilligt wurden. Die Zimmerleute, welche man ebenfalls zum Strike zu überrede» suchte, sind