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WMeMM für für Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag Abonnementspre-S vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnserateiiannahmc Montags u. Donnerstags Lis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags Lis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gcrichlsamt und den Stadtrat!) zu Wilsdruff. NeunuttLdreißigster Jahrgang. Nr. 3. Freitag, dcu 10. Januar 1879. Bekanntmachung Die im Steuerbczirke Meißen befindlichen Kketiengesellschafte», Eommönditgesellfchaften aufA'etie», Berggewerk- Schafte« und Erwerbs- und WrrthfchsftSgenoffenschaftcn werden in Gemäßheit H 69 der Instruction zum Einkommensteuerge setze vom 2. Juli 1678 hierdurch ausgefordert, ihre Geschäftsberichte, Bilanzen oder Abschlüsse der letzten 3 Geschäftsjahre, für welche solche zur Zeit vorliegen und dafern dieselben nicht bereits den Einkommensteuer-Declarationen beigefügt worden sind, sofort und spätestens binnen 6 Tagen anher einzureichen. Königliche Bezirks-Steuer-Einnahme Meißen, am 8. Januar 1879. Härtel. Tuges geschickte. Die Braunschweiger sehen mit Sorgen in die Zukunft. Sie wissen nicht, wer sie nach dem Tode ihres Herzogs Wilhelm, der 73 Jahre alt und unverheirathct ist, regieren wird und missen auch kaum, wen sic sich zum Regenten wünschen sollen. Der Herzog von Cumper- land (Sohn des Königs Georg von Hannover) ist der nächstbe rechtigte Erbe, aber er hat, eine kleine Partei ausgenommen, gar keine Sympathien ,m Lande; den letzten Rest hat er durch sein jüngstes Schreiben (Protest gegen Kaiser und Reich) vollständig eingebüßt. Man weiß, daß im Falle seiner Thronfolge Braunschweig zum Haupt quartier aller das deutsche Reich befeindenden Parteien werden würde und daß von Braunschweig aus die Wühlerei für die Wiederauf- richtung des Welfeuthrones in Hannover, auch wenn der Form nach darauf verzichtet würde, betrieben werden würde. Das hannoversche Volk würde nicht zur Ruhe kommen und würde in dem künftigen Herzog von Braunschweig feinen rechtmäßigen König sehen. Deshalb hält man es fast für ein Glück, daß er sich durch seinen Protest unmöglich gemacht hat. Man weiß auch recht gut, daß mit ihm seine Getreuen, der ganze unzufriedene hannoversche Adel, in Braun schweig cinziehen und bald in alle einträglichen und wichtigen Aemter eindringen würden. Deshalb hat er auch unter den Beamten wenig Freunde. Aber auch für ein Aufgehen in Preußen herrscht wenig Begeisterung. Am liebsten sähe man die Selbstständigkeit des wohl habenden Herzogtums in Finanzen und Verwaltung, etwa in der Weise von Elsaß, aber dafür ist wenig Aussicht. Das Gerücht, daß der Commandant von Magdeburg Befehl habe, das Land sofort zu besetzen, sobald der Herzog die Augen zugedrückt habe, ist un begründet. Das wichtigste Ereigniß der Woche ist der vollständige Sieg der republikanischen Partei in Frankreich bei den am 5. Jan. voll zogenen Ergänzungswuhlen zum Senat. Infolge dessen haben die Republikaner nun nicht blos eine sichere, sondern auch eine starke und imponirende Majorität im Senat, was — zusammen mit der ganz überwältigenden Majorität gleicher Gesinnung in der Abgeord netenkammer — hoffentlich die Jntriguen legitimistischer, ultramon taner und ähnlicher Cliquen zur Herstellung einer O dnung der Dinge, die fast unausbleiblich eine Bedrohung des Friedens nach außen und allernächst eine Bedrohung Deutschlands sein würde, auf längere Zeit zur Ruhe verweisen wird. In einer Jahrrsübersicht über die europäischen Armeen sagt ein Fachmann in der National-Zeitung bezüglich der österreichischen Armee, die kleine Probe des vorigen Jahres habe gezeigt, daß das Heer von 1866 fast ganz verschwunden und ein sehr viel werth- volleres an seine Stelle getreten ist. Sehr anerkannt werden die Fortschritte der französischen Armee, dagegen habe das russische Heer durch die eben überstandene Kraftprobe gezeigt, daß sein innerer Werth nicht gleichmäßig mit seiner Zahleugröße gewachsen sei. Eine Nachricht von der höchsten Bedeutung liegt aus Rom vor. Papst Leo soll nämlich beabsichtigen, ein neues Konzil eiuzuberufcn und eine große Anzahl der Kardinäle soll sich bereits zustimmend erklärt haben. Aufgabe des Kozils wird sein, die Lage der katholischen Kirche und die Abhilfe der ans der feindlichen Stellung mehrerer Regierungen gegen das Unabhängigkeitsdogma entstandenen Mißstände zu erörtern. Verfügt der Papst auf dem Conzil über eine friedlich gestimmte Mehrheit der Kardinäle, so stehen die Aussichten für die Versöhnungspolitik günstig. Sind die Kardinäle aber katholischer als der Papst, d. h. hier nur streitbarer, so kann sich der Konflikt zwischen Staat und Kirche durch das Konzil nur noch steigern. Der Nothstand in England dauert fort, neue Anstrengungen werden gemacht, das Elend der Leidenden zu mildern. In der City von London erhält eine au den Lordmayer gerichtete Petition zahl reiche Unterschriften; sie lautet: Wir unterzeichneten Bankiers, Kauf leute, Fabrikanten und Andere in der City von London, bitten achtungsvoll, Ew. Lordfchaft wolle ein öffemliches Meeting, unab hängig von der Parteipolitik, in Gmldhall einberufen, um die Re gierung in einer Petition zu erfuchen, behufs der Untersuchung der Ursachen der. gegenwärtigen Geschästsstockung einen parlamentarischen Ausschuß zu ernennen, damit, wenn nolhwendig, eme Modifikation unseres sogenannten Freihandelssystems in's Werk gesetzt werde. Madrid, 4. Januar. Nach Anhörung des Staatsrathes hat König Alfons die Begnadigungsgesuche für Mukasy abgelehnt und das Todesurtheil bestätigt. Der Köuigsmörder wurde demzufolge heute Vormittag 8'/s Uhr hingerichtet. Seitens des Gouvernements waren außergewöhnliche Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Ruhe störungen fanden nicht statt. St. Petersburg, 4. Januar. Die politische Polizei ist um 1200 Mann verstärkt worden, welche in die großen Städte vertheilt werden, in denen die Nihilisten ihren Unfug treiben. In Petersburg erschien eine nihilistische Flugschrift, in welcher dortige Bürger, mit Hinweis auf die traurige Zukunft der S udi- renden, ihrer festens der Polizei verfolgten Söhne, zum energischen Widerstande gegen das gegenwärtige tyrannische Regierungchystem aufgefordert werden. Die höchsten Würdenträger erhalten täglich Drohbriefe. Es herrscht eine gedrückte Stimmung am russischen Hof und große Parteispaltung. Der Thronfolger und einige Minister rathen zur Milde; der Zar und Gortschakoff sind dagegen sür äußerste Strenge. Dem Vernehmen nach hat die Pforte die gelegentlich der Ver handlungen über einen definitiven rufsisch-türkischen Friedensvertrag gestellten Kelegenheitsvorschläge auf direkten Befehl des Sultans zu rückgezogen. Letzterer soll gleichzeitig den Minister des Auswärtigen Karatheodori) Pischa beauftragt haben, in weiteren mündlichen Ver handlungen mit dem Fürsten Lobanofs weitgehende Zugeständnisse zu machen, wenn Rußland gewillt sein sollte, in der Kriegskostenfrage besondere Erleichterung eintreten zu lassen. Fürst Lobanoff hat über diesen Sachverhalt nach Petersburg telegraphirt und um Instruktionen gebeten. In russischen Regicrungskreifen läßt sich die Geneigtheit erkennen, die Entschädigungsfrage in eine sekundäre Stelle zn ver weisen und den darauf bezüglichen Wünschen der Pforte Rechnung zu tragen. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat am 1. Jan. d. I. die Wiederaufnahme der Baarzahlungen (also der Wegfall des Zwangscurses des Papiergeldes) begonnen. Dieselbe vollzog sich ohne Zwischenfall; der Zudrang zu den Banken bchufs Einwechselung von Gold war keineswegs groß; im Gegentheil nahmen dieselben mehr Gold ein als sie verausgabten. Die Stadt 'New-Jork ist mit dem Plan einer Weltausstellung gewissermaßen o'ficielk hervorgetreten; aber erst für das Jahr 1889, zur Erinnerung an die erste Einsetzung des unvergeßlichen Generals Washington zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Emir Schir Ali von Afganistan soll auf dem Wege nach Petersburg sein und seinen Streit mit England einem Congreß über geben wolleu. Nicht vergessen hat er, seine Weiber und seine Schätze im Betrage von etwa 15 Mill. Mk. in Sicherheit zu bringen. Sein Sohn Jakub ist unbekannt wo? und seine Generale oder Häuptlinge unterhandeln auf eigene Faust mit den Engländern. Die Engländer morschsten vorwärts, sind bereits ans halbem Wege nach Kabul und können unterwegs leicht noch allerlei Ucberraschungen erleben. Einst weilen haben sie den Einwohnern angekündigt, daß die wichtigsten Pässe, die nach Indien führen, England abgetreten werden müssen. Deutliches und Sächsisches. In welchem Grade in unserem sächsischen Vaterland? und ins besondere im Erzgebirge und Voigtlande die social demokratische Partei sich ausgebreitet, welchen Apparat an Agitationsmitteln sie sich geschaffen hatte, dessen wird man sich nach einer Mitthcilung an die „Leipz. Ztg." aus Zwickau recht bewußt, wenn man sich die Fülle vergegenwärtigt, in denen die dortige königl. Amtshaupt mannschaft aus Grund des Reichsgesetzcs vom 21. Oct. 1878 cinm- schreilen genöthigt gewesen ist. Es sind von der genannten Behörde bisher ans Grund von Z 1 des gedachten Gesetzes 21 Vereiue ver boten worden, nämlich 3 in Werdan, je 2 in Glauchau, Crimmitschau und Reichenbach, je 1 in Chemnitz, Meerane, Falkenstein, Wakdendurg, Lößnitz, Wittgeusdorf, Schedewitz, Trünzig, Bockan, Langenbernsdorf, Planitz und Sosa. Auf Grund von Z 11 des Gesetzes sind weiter verboten worden 4 periodische Zeitschriften: der „Chemnitzer Be obachter", die „Glauchauer Nachrichten", die „Volkszeitung für Hohen stein-Ernstthal", rc., sowie der „Vocksfreund für Lichtenstein, Callu« berg und Umgegend", wobei zu berücksichtigen ist, daß ander«! peri-