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Amts- M Aiizeigebllltt für den öezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung ^7 L.r 1»L« Abonnement vtertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de» .Jllustr. Unterhaltungsbl/ u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrrsse: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol- genden Tag. InsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 210 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. . —— 57. Jahrgang. —... - Sonntag, den 6. März Tagesgeschichte. Dentfchlanb. — Von einer dreitägigen Nordseefahrt desKaisers, die am 3. April angetreten werden soll, berichtet die „B. Z": Die Meldung ist wahrschein lich unzutreffend, da. die Mittelmeerreise des Kaiser paares mit dem Aufenthalt auf Korfu als Ziel, anderer Meldung zufolge, bereits Ende d. Mts. angetreten wird. — Der Kaiser und die Wahlrechtskund gebungen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt offiziös: Ueber die Wahlrechtskundgebungen am vorigen Sonn tag finden sich Angaben im „Standard", wonach der Kaiser den Massenaufzug von einem Fenster des Schlos ses aus beobachtet hätte. Das ist falsch. Der Kaiser hat von der Demonstration nichts bemerkt. Unrichtig ist es auch, daß in den Schloßhöfen für den Notfall Truppen neben der Polizei bereitgestanden hätten. Ver wendung von Militär war nicht vorgesehen. Ebenso falsch sind aber auch die Meldungen, nach denen der Kaiser mit Rücksicht auf die Zusammenstöße an dem vorhergegangenen Sonntag der Polizei strengste Zu rückhaltung bei Straßenkundgebungen befohlen hätte. Der Kaiser hat vielmehr in keiner Weise in die Anord nungen des Polizeipräsidenten eingegriffen. — Prinz Heinrich ist von seinem Besuche am englischen Königshofe Freitag abend wieder in Kiel eingetroffen. — Fürst Bülow Ehrenmitglied der preu ßischen Akademie der Wissenschaften. Die Kgl. preußische Akademie der Wissenschaften in Ber lin hat dem früheren Reichskanzler Fürsten von Bülow eine besondere Ehrung zuteil werden lassen, indem sie ihn zu ihrem Ehrenmitglied« wählte, welche Wahl durch kaiserlichen Erlaß bestätigt worden ist. Es ist nicht der erste Grad, den Fürst Bülow ehrenhalber erhielt. Schon vor einiger Zeit wurde er zum ersten EhrLN- mitgliede der neugegründeten Posener Akademie er nannt und ist außerdem Ehrendoktor der Universitä ten Königsberg i Pr. und Münster. An der Berliner: Akademie ist er zurzeit das achte Ehrenmitglied Als solches hat nunmehr Fürst Bülow das Recht, an den öffentlichen Sitzungen als Akademiker terlzunehmen. Ferner kann ersuch jeder anderen Gesamtsitzung bei wohnen, nach Belieben wissenschaftliche Mitteilungen machen und an den geschäftlichen Verhandlungen sich mit beratender Stimme beteiligen. Graf Wedel. Heute treten in Kreisen, die sonst sehr vorzüglich unterrichtet gellen, Nachrichten auf, daß der Statthalter in Elsaß-Lothringen wegen des eigenartigen Verhaltens seiner Gattin angefragt habe, ob seine Demission genehm sen Auch in Hof kreisen herrscht nur eine Stimme darüber, daß die Gräfin Wedel nicht so gehandelt habe, wie es politische Klugheit erfordere. Man glaubt, daß Graf Wedels Tage, der ja absolut keinen Erfolg gehabt hat, gezählt sind. Als Nachfolger nennt man u. a. Generaloberst Grafen v. d. Goltz. — Die Absage der französischen Aka demien auf die Einladung zur Teilnahme an der Säkularfeier der Berliner Universität, die nunmehr im Wortlaut vorliegt, ist in eine ehrende, keineswegs ver letzende Form gekleidet und wird auch von der Ber liner Universität nicht als Unfreundlichkeit aufgefaßt. Es wird erklärt, daß die französischen Akademien grund sätzlich nur Feste von Akademien mit Vertretern be schicken. — Die wirtschaftliche Lage. Wahrend der erwerbstätige Mittelstand die Besserung der Zeiten sich nicht gerade in flo'tum Tempo vollzieh-» sbht, ergibt sich für den Finanzmann bereits ein wesentlich anderes Bild. So hat die Deutsche Bank, das größte Bank institut Deutschlands, für 1909 eine Dividende von 12^/z Prozent zur Verteilung bringen können. Der Gesamt umsatz der Deutschen Bank im verflossenen Jahr ver zeichnet die Riesensumme von 101,78 Milliarden Mark (gegen 94,47 Milliarden im Vorjahr). Die Zahl der Angestellten betrug 3449 gegen 3015 im Jahre 1908. — Für die Brieftaube bricht dtzr militärische Mitarbeiter der „Kölnischen Ztg." eine Lanze. Die Bedeutung der Brieftaube im Heeresdienst ist durch das Aufkommen der drahtlosen Telegraphie durchaus nicht herabgemindert worden. So kann man beispiels weise Skizzen von Truppenaufstellungen, die der Taube in photographischer Verkleinerung mitgegeben werden, Nicht auf drahtlosem Wege befördern. Auch wird die Depeschenbeförderung durch di>e Taube umfangreicher gestaltet werden können als durch den Feldtelegraphen — vorausgesetzt natürlich, daß das Täubchen nicht durch eine feindliche Kugel heruntergeholt wird. Deutsche Kolonien. — Kiautschou. Der Forstbetrieb in Kiautschou ist schon jetzt zu einer Einnahmequelle für die Kolonie geworden. Bis jetzt sind 4500 Morgen aufgeforstet. Gerade aus dem Forstbetrieb werden in Zukunft noch erhebliche Einnahmen zu erzielen fein. Die für die Aufforstungsarbeiten ausgeworfenen Gelder sind in er ster Zeit zum großen Teil zur Regulierung der Wild bäche verwendet worden. Die Aufforstungsarbeiten von Tsingtau erregten Aufsehen in ganz China. Es wer den dauernd chinesische Sachverständige nach Tsingtau geschickt, um unsere Tätigkeit auf diesem Gebiet zu studieren und an anderen Stellen zu verwerten. Was die Frage der Selbstverwaltung in Tsingtau be trifft, so wird an dem in der allerersten Zeit aufgestellten Grundsatz: „Selbstverwaltung", sobald „Selbsterhal tung" vorhanden, auch heute noch festgehalten. Die Regierung betrachtet es als Sache der Bürgerschaft, zunächst an einzelnen Stellen und an einzelnen Be trieben den Nachweis zu erbringen, daß sie imstande ist, der Bedingung der „Selbsterhaltung" zu entspre chen. Oesterreich-Ungarn. Wien, 4. März. Im österreichischen Reichsrat begründete Abgeordneter Smrtschek (Jung tscheche) den dringlichen Antrag gegen die preußischen Schiffahrts abgaben. Handelsminister Dr. Weiß kirchner führte unter anderem aus, er könne versichern, daß die österreichische Regierung zu Zugeständnissen, welche die volle Freiheit der Elbeschiffahrt berühren, unter keinen Umständen zu haben sei. Der Minister bittet, die Versicherung entgegenzunehmen, daß er im vollsten Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit den ge kennzeichneten Standpunkt in voller Festigkeit einhal- ten werde. Der Minister des Aeußeren habe während seiner letzten Anwesenheit in Berlin Gelegenheit ge habt, dem deutschen Reichskanzler gegenüber den Stand punkt der österreichischen Regierung in dieser Frage zu präzisieren. (Lebhafter Beifall und Händeklatschens. Der Dringlichkeitsantrag Smrtschek gegen die Schiff fahrtsabgaben wurde sowohl in der Frage der Dring lichkeit wie in meritum von dem Abgeordnetenhaus einstimmig angenommen. Der 1000. „Baustein" der Rosegger sammlung. Der tausendste Baustein ist nach einer Meldung aus Wien vom 3. ds. gezeichnet und somit find die 2 Millionen schon nach Ablauf eines Jahres durch den Opfermut der deutschen Öffentlichkeit zustande gebracht. Es sei bemerkt, daß ein großer Teil der Bau steine aus reichsdeutschen Gauen eingetroffen sind. Der gesamte Zweimillionenfonds soll bekanntlich dazu die nen, das bedrängte Deutschtum an den Sprachgrenzen durch Errichtung von Schulen zu unterstützen Born Balkan. Rumänien beabsichtigt, in der Dobrudscha ein neues Armeekorps zu errichten. — Der Besuch des Königs von Serbien in Konstantinopel wird amtlich angekündigt. Frankreich. — Die Marineskandale von Toulon Die Polizei hat am Freitag bei einem Hauptlieferanten der Marine und bei zahlreichen seiner Angestellten Haussuchung abgehalten und viele Korrespondenzen und Rechnungsbücher mit Beschlag belegt. — Ein ärgerlicher Zwischenfall im Ma növer. Die nationalistische „Libre Parole" bringt eine Meldung aus Marseille, derzufolge es bei den großen Manövern, die in der vergangenen Woche in der Nähe dieser Stadt abgehalten wurden, zu einem noch unaufgeklärten Vorfälle gekommen sei, der leicht von bösen Folgen hätte begleitet sein können Danach hätten zwei Maschinengewehre das angreifende 9. Husaren- Regiment scharf beschossen, so daß die Reiter abfitzen und sich mit ihren Pferden auf die Erde hinlegen muß ten, um vor den pfeifenden Geschossen Deckung zu finden. Es seien im ganzen 600 scharfe Schüsse aus den beiden Maschinengewehren abgegeben worden, die aber glücklicherweise keinen weiteren Schaden anrichteten. Lokale und sächsische Aachrichten — Dresden, 4. März. Sft adtrat a D Kuhn, «in um da» Wohl der Stadt Dresden und besonder» um das städtische Armenwesen hochverdienter Mann, ist in der Nacht zum Donnerstag im 70. Lebensjahre nach kurzer Krankheit verstorben. — Leipzig, 4. März. DaS Urteil des Schwurgerichts beim Landgericht I in Berlin, durch das der Friseurgehilfe Johann Jünemann wegen Ermordung der Verkäuferin Alice Rakowsky und wegen Diebstahls in zwei Fällen zum Tode und zu neun Monaten Gefängnis verurteilt worden war, wurde auf die Revision deS Angeklagten vom Reichs gericht aufgehoben, weil eine Zeugin nicht vereidigt worden war. — Leipzig, 4. März. Der Hansabund rührt gegen wärtig mächtig die Werbetrommel. In einer hier abgehal tenen großen Versammlung sprach der Präsident des Bundes über die Entwicklung und die Ziele des Hansabundes, der nach dem Ausspruch des Vortragenden kein politischer Verein sein will. Die neue Organisation habe sich als Ziel gesetzt: Die Beseitigung derjenigen Richtung, die Industrie und Handel feindlich gegenüberstehe. An das sächs. Ministerium des Innern wurde dann ein Telegramm abzusenden beschlossen des Inhalts, die Regierung solle bei den Verhandlungen über die Schiffahrtsabgaben ihre Zustimmung zu deren Ein führung abhängig machen von der Unterstützung Preußens bei Erbauung des Leipzig-Saale-Kanals. — Crimmitschau, 3. März. Am Mittwoch streichelte der 11 Jahre alte Knabe Wagner ein an einen Wagen ge spanntes Pferd. Das Tier schlug indes aus und traf den Jungen an den Leib. Letzterer hatte vielleicht aus Furcht vor Strafe, seinen Eltern nichts von dem Fall erzählt und ging am anderen Morgen noch zur Schule. Hier wurde dem Be dauernswerten so schlecht, daß er nach Hause geführt werden mußte, wo er mittags verstarb. — Reichenbach, 4. März. Ein blühender K i r s ch b a u m, der an sonniger, geschützter Stelle in einem Garten der oberen Stadt zur Entwicklung gelangt ist, kann hier beobachtet werden. — Aue, 3. März. Schwindel wird, wie das »Auer Tgbl/ berichtet, gegenwärtig in Aue mit österreichischen Zehn- kronenstücken getrieben. Von unbekannten Leuten wer den die Geldstücke als Zehnmarkstücke bei größeren Beträgen mit in Zahlung gegeben, und da beide Münzen außerordent lich ähnlich sind, streicht sie der Empfänger gewöhnlich ein, in der Meinung, Zehnmarkstücke erhalten zu haben. Gestern wurde der Schwindel an mehreren Stellen erfolgreich ausge führt. Es ist nicht ausgeschloffen, daß es sich um Schwind ler handelt, die dieses Betrugsmanöver auch anderwärts ver suchen. — Burgstädt, 2. März. Die Aufsichtsbehörde hat die letzte Stadtoerordnetenwahl wegen Formfehler für ungültig erklärt. Die Neuwahlen sind bereits auf den 11. März anberaumt. — Altenburg, 4. März. Einem dreiste« Betrug fiel der Inhaber eines hiesigen WeingeschäfleS zum Opfer. Er wurde von einem befreundeten Geschäfts mann telephonisch angerufen und von diesem gebeten, ihm für eine augenblickliche größere Zahlung 150 Mark zu leihen. Bald darauf erschien auch ein junger Mann zur Empfang nahme des Betrages, der ihm gegen Quittung auch ausge händigt wurde. Eine nachträgliche telephonische Anfrage bei dem betreffenden Geschäftsmann ergab jedoch, daß es sich um ein Betrugsmanöoer handelte. Der Schwindler konnte zwar bald gefaßt werden, doch hatte er nur noch 90 Mark im Besitz, vom übrigen Gelbe halte er bereits Schulden be zahlt. — I e n a, 4. März. Der im benachbarten Kahla woh nende 40jährige Porzellanmaler Engelmann wettete in einem Lokal mit einigen Gästen, daß er die Hochwasser füh rende Mühllache durchwaten wollte. Der Mann ging auch an die Ausführung seiner Wette, wurde aber von den reißenden Fluten forlgerissen und ertrank. Engelmann ist Vater einer stärkeren Familie. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 4. März. Der Reichstag führte am Freitag die Beratung des Reichsamts des Innern zu Ende. Auf Ausführungen des Abg. Nenner (natl.) sprach Staatssekretär Del brück zur Regelung des Apothekenwesens und des Ab deckereiwesens. Die Maßnahmen zum Schutz des deut scheu Viehstandes würden mit Energie aufrecht erhalten. Präsident Bumm vom Gesundheitsamt pflichtete dem Abg. Brühne (soz.) in der Verurteilung der Berun roinigung von Flüssen durch Fabrikabwässer bei und versprach Abhilfe. Zur Alkoholfrage erklärte Staats sekretär Delbrück, daß das Reich die Aufklärungsar beit finanziell fördere, daß aber der eigentliche Kampf gegen den Alkohol der privaten Initiative am besten