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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188710095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18871009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18871009
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-09
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1887
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m, S3K. — 7. Jahrgang.— Sächsischer »der». L »fgtitt rvLvn, 88NltL II«8 e«. tem «elk, »er Nicolai- »rstanck. IRner, ini Italien, «»IvtlNUID i-slrssss I. -findet sich von ratze Rr. 18 . Etage. Kroduer. einem Zirkel nehrstimmig« len, bitte sich Nengasie S. on 10 M. a«. önnen die , -i! 'oft und Logil !'e- -riilinvr, str. 13, 1. Et. >r Herbst.«. Bedarf an Sammet, ae Ausputz, er, Seiden- den, echte u. e, Garntr» Ltrautz- und wrr, Hut- >, Agraffe«, »ütchen au ch, seidene ilzröcke, Illlx «lo he ii, wende» damenputz- von 1-süMlr. ZO. M.U.M e Waare für len, ,Ir»e;ck- „nter Güte, n eulrsrt. nittags 5 Uhl der schwere« gute Mutter, hwester, Fra« >W, fahre. der theurc« onnabend den /s4 Uhr von ifes aus statt. )ctobcr 1887. iterlassenen: 'iger, geb. Kunze reunden und >ie schmerzlich« Abend -^10 terMann und der Strumpf- « Witz. Kreuzes und ^Medaille r, ch langen und oerschieden ist. theueren End nabend Nach« der Halle däl )ctober 1887. >e Wittwe »er. »eater. Lmende „sächsische LandeS.Anrttg«- 8^x»altch einem besonderen Unter- ten v. Göth«. Beethoven. nu.-Vorst.) »aäour. en von Verdi, heater Uhr. Oktober. 1. Male: chimf v. R. Kneif« Sonntag, S. Oktober 1887. »»zelgenpreir »er„S«chs. Lende» Raum ein« schmalen Lomu»» Bevorzugte Stelle (Ispalt.PeUtjeHe) BeiWiedaholung großer Annoncen» «ei Bestellungen von Au-wärt- woll Jnsertton-betrag (in Briefmarken) b« ue oStlben Corpusschrift bilden ca.1j «nnoncenannahme nur bis Bor« Snl«: Mmin Riest Buchdnickeret, Lhemnitz. Theaterstraße K (Fernsprechstelle Nr. IR Telegr -Adr.: LandeS-An-tlger, Themui K täglich einen! besonderen Unterhattungsblatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — 5 Jllnsirirtes Unterkaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Filitts-AMigkl mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnb Thüringen. Telegraphische Nachrichten. Vom 7. Oktober. Lemberg. Die Notabilitäten-Versammlung ans ganz Galizien unter dem Vorsitze Adam Sapicha's beschloß die Unterstützung der Posen« Rettungsbank „mit 1,200,000 Mark." 400,000 Mark sollen durch Sammlungen in den Bezirken, der Rest durch Zeichnungen der Großgrundbesitzer aufgebracht werden. Budapest. Die protestantische Landeskirche von Ungarn hatte hei der Regierung das Gesuch emgereicht, daß sämmtliche Matrikel sn ungarischer Sprache geführt werden möchten. Die Regierung hat indessen das Gesuch unter Hinweis aus das Nationalitätengesetz ab- gewicsen, was in den sonst beteiligten — namentlich in sieben dltrgischen — Kreisen eine lebhafte Befriedigung hervorgerufen hat. Rom. Fortgesetzt verlautet, die Afrika-Expedition werde im letzten Augenblick gar nicht nach Massauah, sondern an die afrikanische Nordküste abgehen. Die Lage in Marokko erregt ein fieberhaftes Interesse. „Popolo Romano" verlangt geradezu, die Trippelallianz (Deutschland-Oesterreich-Jtalien) möge die Verschiebung des Gleich gewichts im Mittelmcer zu Gunsten Frankreichs gewaltsam verhindern. — Der Sultan von Marokko ist am Typhus erkrankt. Die Konsuln verlangen Kriegsschiffe. Flourens verhandelt mit London und Rom. Paris. Das „Petit Journal" meldet, Flourens sei benach richtigt, Lord Salisbury begebe sich nach Fricdrichsruhe, ohne jedoch formelle Einladung des Kanzlers erhalten zu haben. Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. October. Deutsches Reich. Aus Italien wird über die Behandlung des Kronprinzen gemeldet: Die Behandlung Sr. kaiserl. Hoheit besteht jetzt nur in Einblasungen von Wismuth-Pulver, und es ist seit etwa zwei Monaten der Zustand gut geblieben, also wahrscheinlich ein Rück fall überhaupt nicht mehr zu befürchten. Der Kronprinz sieht vor- trefflich ans, die Stimme ist nicht so laut wie früher, aber immerhin laut. Für den Winteraufenthalt bedarf er mildes, gleichmäßiges, feuchtes Klima und einen Ort, wo ihm nicht zu viel Gelegenheit zum Sprechen gegeben ist. Zuerst nimmt der Kronprinz in Baveno Wohn sitz, später wahrscheinlich an der Riviera. — Aus Baden-Baden wird berichtet, daß die Prinzen Ludwig und Rupprecht von Bayern gestern nach herzlicher Verabschiedung von den kaiserlichen Majestäten nach München zurückgercist seien. Der Fürst von Hohenzollcrn ist zum Besuche in Baden-Baden eingetroffen. Der Kaiser unternimmt bei dem jetzigen schönen Wetter täglich Spazierfahrten. , — Man spricht von einer Reise Lord Salisbury's nach Fricdrichs- ruhe. — Der Minister des Innern, von Puttkamer, wird am 16. d. Mts. eine Reise nach der Rheinprovinz antretcn. — Geh. Rath Echraut ist zum Unterstaatssecretär der Finanzen im Reichslande ernannt. — Russische Liebenswürdigkeiten. Der Pariser „Figaro" bringt den angeblich verbürgten Wortlaut eines Toastes auf Frankreich, ausgebrachtj'von dem Großfürsten Nikolaus Michailowitsch, Vetters des Kaisers Alexander, bei einem Abschicdsbankett an Bord des Dampfers „Uruguay", auf welchem der Großfürst die Fahrt von Teneriffa nach Dunkirchen gemacht hatte. Hiernach hätte der Groß fürst gesagt, Frankreich thue wohl daran, die Revanche vorzubereiten, es bekunde auch große Verständigkeit, in dem cs durch fortgesetzte Chikanen der Nachbarn sich nicht aufregen lasse. Frankreich möge sortfahren, seine Rüstungen vorzubeieiten und zu kompletiren, sowie aus seinen Soldaten Helden zu machen. Rußland seinerseits bleibe nicht unthätig, es arbeite namentlich daran, den deutschen Einfluß zu zerstören. „Unsere ganze Familie," äußerte der Großfürst, „liebt Frankreich. Alle Anstrengungen des Zaren bezwecken, immer mehr den deutschen Einfluß zu vermindern, der früher unter unseren Würdenträgern sehr groß war: Aber bald wird unsere Regierung ausschließlich aus Persönlichkeiten bestehen, welche Frankreich lieben. Bis dahin, ich wiederhole es, möge Frankreich sich nicht aufregen laßen; denn augenblicklich würde es schwierig sein, im Falle eines Krieges unsere cffective Allianz zu erlangen, aber bald werden alle Die Veilchendame. Kriminal-Roman von Carl Görlitz. Fortsetzung. Nachdruck verboten. 111. In dem auf der Hofseite gelegenen Hinterzimmer, in welchem das Brautpaar weilte, herrschten bereits die Schatten der Dämmerung, als Frau Lxssing in dasselbe eintrat. „Kinder", rief sie erfreut Helenen und dem Assessor beim Ein treten entgegen, „das Glück ist in unser Haus eingekehrt." „Gewiß, Mama, das ist es", sagte Helene, drückte noch einen letzten Kuß auf die Lippen ihres Verlobten und stand dann von dessen Seite auf, „mein Ernst hat es uns gebracht." „Kleine Egoistin", schalt scherzhaft die Mutter, „immer nur an sich selbst zu denken; nicht nur Brautleuten, auch anderen Leuten kann Glück bescheert sein. Jetzt spreche ich von mir, ich habe meine neu eingerichteten Zimmer eben sehr vortheilhaft vcrmiethet." „An wen denn?" fragte Helene, mehr aus artiger Rücksicht gegen ihre Mutter, als aus wirklichem Interesse, das sich bei ihr begreiflicher Weise nur auf ihren Verlobten concentrirte. „An eine jedenfalls sehr vornehme und reiche Dame", antwortete Frau Lessing; „ihren Namen kenne ich nicht, doch hier ist ihre Karte, welche sie mir gegeben hat, um ihr Gepäck aus dem Hotel holen zu lassen." Sie wollte den Namkn auf der Visitenkarte lesen, aber es war dcreits in dem Zimmer zu dunkel, um die sehr fein lithographirte» Echriftzüge entziffern zu können. Daher legte sie die Visitenkarte auf den Tisch und gab Helene die Weisung, die Lampe anzuzünden. Das junge Mädchen führte den Auftrag der Mutter aus. „Würden Sie es mir nicht übel nehmen, lieber Sohn", wandte siib die Letztere an den Assessor Simmern, „wenn ich Ihre gütige Dienstleistung hierbei auch in Anspruch nehme? Unsere neue Haus genossin wünscht einige Aenderungen in der Placirung des Mobiliars, Was ich durch unser Mädchen bewerkstelligen lassen werde; aber ich kann dasselbe nicht nach dem Hotel schicken, und Sie würde» mich sehr verbinden, wenn Sie den Gang nach dem Hotel übernehmen -Wollten, wa- viel zuverlässiger sein würde, denn unser Mädchen ist Hindernisse beseitigt sein, und ich werde im Falle des Krieges der Erste sein, um in die Reihen der französischen Armee einzutreten, welche ich von ganzem Herzen liebe. Mein Beispiel werden zahlreiche Russen nachahmen." Wohlbemerkt soll der Großfürst dies Versprechen, in die französische Armee einzutreten, am Schluffe eines trefflichen Diners gegeben haben. — In dem in Mainz sich abspielenden Socialistenprozeß wurde am Donnerstag das Urtheil verkündet. Die Strafkammer des Land gerichtes erkannte die sämmtliche» acht Angeklagten der Angehörigkeit einer geheimen Verbindung, sechs außerdem der Verbreitung ver- bytcner Druckschriften für schuldig. Als niedrigste Strafe wurden ein, als höchste Strafe sechs Monate Gefängniß verhängt. Der hessische Landtagsabgeordnete Jöst erhielt sechs Monate. — Unter den Zeugen, welche anläßlich des Neve-Prozesses vor dem Reichsgericht in Leipzig erscheinen mußten, befindet sich auch ein Schuhmacher Krause, der bereits zu einer längeren Zuchthausstrafe verurtheilt worden ist, und der sich noch jetzt in Untersuchung be findet, weil er die beiden entkommenen Mörder des Frankfurter Polizeirathes Rumpfs auf ihrer Reise eine Nacht beherbergt haben soll, sie also wahrscheinlich persönlich kennt. Ein anderer Zeuge, Namens Trickel, welcher vor mehreren Monaten vom Magdeburger Landgericht wegen vorbereitender Handlungen zum Hochverrath zu fünf Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde und diese Strafe gegen wärtig in Halle verbüßt, soll seiner Zeit eine Kiste mit Sprengstoffen erhalten haben, die nach der eigenen Aussage Trickels von Neve herrührt und der ein Begleitschreiben Neve's beigegeben war. Trickel war damals beauftragt, das Magdeburger Polizeigebäude, das kaiser liche Palais und andere Gebäude in die Luft zu sprengen. — Wie der Londoner „Standard" meldet, sind Deutschland, Oesterreich Ungarn und Italien zu dem Uebereinkommen gelangt, den Vorschlag nicht anzunehmen, der von Frankreich zur Ernennung der Generalkonsuln in Kairo als Commissare zur Beaufsichtigung des Suezkanales erwartet wird, sondern daß sie an dem Plane der Er richtung einer besonderen internationalen Commission unter dem Vorsitze der Türkei festhalten. Also ein Strich durch die französische Rechnung. — Wie aus Shangai gemeldet wird, brachte der deutsche Reichs- postdampfer „Bayern" die Post 6 Tage früher als französische, drei Tage früher als englische Tampfer dorthin. — Aus Angra Pequena kommen fortgesetzt schlechte Nachrichten. Einschreiten thut sehr noth. Oesterreich-Ungarn. König Milan von Serbien hat es doch nicht übers Herz bringen können, seine Gemahlin ohne Abschied nach dem Süden reisen zu lassen. Er ist in Baden-Baden bei Wien bei der Königin Natalie und dem Kronprinzen Alexander angekommen. — Die „Pol. Corr." betont, daß, falls schriftliche Abmachungen in Friedrichsruhe zwischen Bismarck und Crispi getroffen worden seien, Fürst Bismarck zugleich die Interessen Oesterreichs vertreten habe. Jetzt dürsten die Liebeswerbunge» von anderer Seite um Italiens Freundschaft wohl aufhören. Auch die bulgarische Frage verliere viel von ihrer Bedenklichkeit, obwohl sich Europa der Nothwcndigkeit einer Regelung nicht mehr lange entziehen könne. Italien. Der deutsche Kronprinz ist am Freitag in Baveno am Lago maggiore eingetroffen. — König Humbert wird sich nach Neapel begeben, um die nach Afrika abgehenden Truppen Revue passiren zu lassen. — Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich hat dem Papste zu seinem Jubiläum eine Tiara im Werhe von 340,000 Gulden dargebracht. Dieselbe ist mit den kostbarsten Edelsteinen geschmückt. — Ministerpräsident Crispi ist am Freitag wieder in Rom angekommen und von den Ministern und Spitzen der Behörden empfangen. Frankreich. Eine Ministerrede. Bei einem in Digne statt gehabten Bankett hielt der Unterrichtsminister Spuller eine Rede, in welcher er hervorhob, die Führung der Regierung durch den Präsi denten Grevy könne als eine Bürgschaft für die Sicherheit Frankreichs und für die Friedenspolitik gelten. Der Minister forderte alle An wesenden auf, sich dieser Politik der Versöhnung anzuschließen. Herr Spuller ist eine richtige Wetterfahne; der dreht sich, wie es verlangt wird. Ist er unter Revanchelcuten, spricht er denen zum Munde, erst vor Kurzem von außerhalb zugezogen und weiß in der Stadt noch nicht Bescheid!" Der Assessor erklärte sich mit Vergnügen bereit, den Wunsch seiner zukünftigen Schwiegermutter zu erfüllen. Helene hatte inzwischen die Lampe angezündet, und bei dem Licht derselben las ihre Mutter jetzt den auf der Visitenkarte befindlichen Namen. „Wie ich vermuthete", sagte sie, „eine vornehme Dame. Man merkt ihrem ganzen Auftreten gleich Rang und Reichthum an." Sic gab die Karte dem Assessor und bat ihn, ihre neue Adresse darauf zu schreiben. Ernst zog ein kleines Notizbuch aus der Westentasche und ent nahm demselben einen Bleistift. Er legte die von Frau Lessing em pfangene Visitenkarte auf de» Tisch, sodaß sie von dem Hellen Licht strahl der Lampe getroffen wurde, und beugte sich nieder, um Straße und Hausnummer darauf zu schreiben. Aber kaum hatte er einen Blick auf die Karte geworfen, als sich dieselbe aufregende Scene wie gestern Abend im Opernhause nun hier wiederholte, nur daß es jetzt der Assessor Simmern, der Verlobte Helenens war, welcher einen gleichen Schrei ausstieß wie gestern Abend .ein Freund Kurt von Bclvw. Helene und ihre Mutter fuhren erschreckt zusammen und sahen ganz verwirrt auf den Assessor. Aber noch ehe Helene Zeit gehabt hatte, entfuhr dessen Munde ein zweiter Ausruf, welcher das schreck hafte Erstaunen der beiden Damen noch verstärkte. „Die Veilchendame I" rief der Assessor, während det jähe Wechsel seiner Gesichtsfarbe seine innere Auflegung eben so sehr »erriech, wie der seinen Fingern entfallende Bleistift. „Wer ist die Veilchendame?" fragte Helene mit wachsender Unruhe. „Kennen Sie die Gräfin?" kantete die gleichzeitige Frage der Fra» Lessing. Helene hatte die Visitenkarte ergriffen und las jetzt auf derselben: „Asta, Gräfin v. Schvnmark, geb. Freiin V. Zichi." „Sie ist es wirklich!" konnte der Assessor sich nicht enthalten auszurufen. Beide Damen drangen mit Fragen in ihn, welche Bewandtniß ist er unter ruhigen Elementen, feiert er den Frieden. Der offiziell« Telegraph verbreitet freilich nur die letzteren Reden. — Die Pariser Journale besprechen jetzt eifrig die marokkanische Frage und erklären, Frankreich denke an keine Annektion Marokkos. Tunis sollte auch nie von den Franzosen besetzt werden! Damals gaben die Krumir» den gewünschten Vorwand, und bezüglich Marokkos würde sich auch schon etwas finden. Das Journal „TempS" will wissen, England wolle den Mächten Vorschlägen, jede solle zum Schutze ihrer Ange hörigen ein Kriegsschiff nach Tanger senden. — Der deutsche Bot schafter Graf Münster gab Freitag dem Minister Flourens amtlich Nachricht von der Bereitwilligkeit der Reichsregierung, den Hinter bliebenen Brignons 50,000 Franken (40,000 Mark) Entschädigungs gelder zu zahlen. Der diplomatische Theil der Angelegenheit ist da mit erledigt. — Endlich ist der rechte Sündenbock für den bekannte« Verrath des Mobilmachungsplanes gefunden. Der General CassarÄ soll an Allem Schuld haben und ist deshalb zur Disposition gestellt. England. Mit dem Prozeß gegen den Oberbürgermeister Sullivan von Dublin hat die britische Regierung gerade kein Glück gehabt. Der auf Grund des Ausnahmegesetzes eingeleitete Prozeß hat nicht nur wegen eines Formfehlers eingestellt werden müssen, sondern hat auch dem Bürgermeister kolossale Ovationen gebracht. Für kommenden Sonntag sind in ganz Irland wieder große Versamm lungen angekündigt. Verboten sind sie alle von der Regierung, statt finden werden sie aber doch. — Königin Vjctoria ist gegenwärtig auf Schloß Balmoral mit der Herausgabe der öffentlichen Ansprachen des verstorbenen Herzogs von Albany, ihres jüngsten Sohnes, be schäftigt. — Die „Times" theilt mit, die britische Regierung betrachte die Verstärkung der europäischen FriedenSliga durch Italien mit vieler Befriedigung. Rußland. Warschauer Blätter melden, daß außer einer Ver schärften Bewachung der westlichen Landesgrenzen auch eine verschärfte Kontrolle der Grenzgewässer erfolgen soll. — In Baku überschwemmt der Ausbruch neuer Petroleumquellen die Gegend. Es herrscht bereit» Tonnenmangel. Orient. Die Audienz, welche Fürst Ferdinand dem frühere« Ministerpräsidenten Radoslawow gewährte, nahm einen sehr be friedigenden Verlauf und Radoslawow scheint in Folge derselben seine bisherige Opposition aufgegeben zu haben. Der Fürst versicherte ihm, er stehe Radoslawow's Partei durchaus nicht feindlich gegenüber und wolle gern deren Wünsche nach Möglichkeit zu erfüllen suche«. Die ganze Opposition des früheren Ministers entsprang übrigen» nur seinem persönlichen Streit mit dem jetzigen Ministerpräsidenten Stambulow, hatte also gerade nichts besonders Gefährliches. Afrika. Das Gerücht von einer Vergiftung deS Sultan» Mnley Haffan von Marokko braucht gar nicht zu überraschen, da da auch dessen Vater, Sultan Mohamed (gestoben 1873) auf ein« mysteriöse Weise aus dem Leben geschieden ist. Derselbe fiel nämlich während einer Kahnfahrt mit zwei Favoritinnen und zwei Eunuchen auf einem Teiche in seinem Palastgarten ins Wasser, aus dem er zwar noch lebend hervorgezogen wurde, aber »ach wenigen Stunden schon starb. Es hieß damals allgemein, der Großvezier Jussuf Hab« ihn ins Wasser werfen lassen, um den Muley Hassan auf den Thron setzen zu können. Es entstand dadurch ein langwieriger Bürgerkrieg. König Johannes von Abessynien soll seinem Feldherrn Ras Alula. befohlen haben, die Italiener anzugreifen, sobald sie Massau»^ ver lassen. Der König sei jetzt zum Kriege entschlossen. — In Mcquinez in Marokko sind Unruhen ausgebrochen. Spanien hält 6000 Mann zum Eingreifen bereit. — In Obok, der französischen Colonie a« Rothen Meere, sind eine Anzahl Kosaken gelandet, welche nach Abefl ynien gehen. — Es finden jetzt Versuche statt, die Ladung des bei Sokotra gesunkenen deutschen Dampfer- „Oder" zu bergen. Nament lich Seidenwaaren sind schon gerettet. Sächsisches. — Dresden, 6. Okt. Der Kriegsminister Graf v. Fabrik« hat einen 3wöchigen Urlaub angctreten. — Der Commandeur de» Garde-Reiter-Regiments, Oberstleutnant Edler von der Planitz, ist cs mit dieser Gräfin, die er als „Veilchendame" bezeichnet, denn eigentlich habe, und ihm blieb nichts weiter übrig, als seiner Braut und deren Mutter die Begebenheit des gestrigen Abends zu erzählen. Die Sache war nun, soweit sie den Assessor betraf, allerdings dadurch aufgeklärt. Kurt v. Below hatte jedenfalls die Hauptrolle in dem Abenteuer mit der Vcilchendame, die sich jetzt als Gräfin Schömnark entpuppt hatte, gespielt, aber in Helenens Herz war doch der erste Stachel von Eifersucht gedrungen. Trotz ihrer bisherigen Unerfahrenhcit fühlte sie heraus, daß diese räthselhafte Gräfin auf ihre» Verlobten Eindruck gemacht und sein Interesse geweckt haben mußte, wäre es auch nur das der Neugierde über den Zweck ihres hiesigen Aufenthalts gewe- en. Ernst's Aufschrei, als er den Namen der Gräfin auf der Visi tenkarte erblickt, war nicht mehr zu leugnen; allerdings konnte er ihm durch die Ueberraschung über das seltsame Zusammentreffen entlockt ivorden sein, daß er diese in vieler Hinsicht so auffallende Frau jetzt so plötzlich in dem Hause seiner Schwiegermutter wiederfand. Die Letztere war durch die Mittheilung des Assessors vollkommen zufriedcngestellt; für sie war es nichts wie ein einfacher Zufall, daß der Verlobte ihrer Tochter die fremde Dame, welche heute die Zimmer bei ihr gemiethct, schon gestern im Opernhause gesehen hatte. Sie meinte, da,'; es passend sei, wenn Helene und der Assessor sie in die vorderen Salons begleiteten, um der Gräfin vorgestellt zu werden. Der Assessor war sogleich da-u bereit, und zwar mit einer Leb haftigkeit, die für seine Braut wenig Schmeichelhaftes hatte; er setzte reilich gleichzeitig hinzu, daß er sich stets beeilen würde, den Wünschen einer Schwiegermutter nachzukommen, und da von dieser der Vor- chlag ausging, so wäre es allerdings eine Unart gewesen, wenn Ernst ich geweigert hätte, dieselbe zur Gräfin zu begleiten. Aber er hatte auch den geheimen Wunsch, die schöne Frau, welche gestern Kurt'» Interesse m so hohem Maße erregt, heute in der Nähe wiederzusehen. Gestern hatte er Kurt wegen seiner Leidenschaftlichkeit, einer ganz Unbekannten gegenüber, verspottet; heute, da diese mm als vornehme Dame enthüllte Fremde unvermnthct seinen eigene» Weg kreuzte, er weckte sie sein Interesse, wie ei» solches mehr oder weniger durch eben räthselhafte» Vorgang, durch jede geheimnißvolle Persönlichkeit fl " hervorgerufen wird. Fortsetzung folgt,
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