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W« »ir 3800 uklllti »mmtmi und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. , Diese Nummer umfaßt 6 Seiten. IE- Mutmaßliche Witterung am 11. September: Nordwind. Mt«r, Bewölkungszunahme, kein erheblicher Niederschlag. Dr. Cook wurde gestern zum Ehrendoktor der Kopen hagener Universität promoviert. (S. Art. i. Big.) Sprechstande der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag, von Uhr. - Telegramm-Adreffe: Tageblatt Aue. - Fernsprecher ». Lür unverlangt eingesandte Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verla- Murr vruch.«. m. l>. k>. in Aue i. Erzgeb. Verantwortlicher Redakteur: krtt, tlroddlä. Für di« Inserate verantwortlich: w,It«k Hk««». Leide in Au« i. Lrzgeb. Das englische Parlament soll im Oktober dieses Jahres aufgelöst werden,' die Neuwahlen sollen spätestens i.n Januar nächsten Jahres stattfinden. weiter Schichten der Bevölkerung des Kreises veranlaßt mich, auf Grund einzelner diesbezüglicher Anfragen und zur Auf klärung von irrigen Anschauungen, nachstehend kurze Aus stellung der durch die neuen Verbrauchssteuern direkt bewirk ten Preiserhöhung der wichtigsten Artikel bekannt zu geben. Die hierunter mitgeteilten Zahlen stellen die Beträge dar, um welche die aufgeführten Einheiten der besteuerten Artikel durch die neuen Verbrauchssteuern tatsächlichim Preise er höht werden. 1. Kaffee: Ein Pfund gebrannter Kaffee 12i/. Pfennig- 2. Tee: Ein Pfund Tee: 371/2 Pfennig; 3. Bier: Lin Glas stder eine Flasche Lagerbier, enthal tend 0,-t Liter: A Pfennig; 4. V r a n n tw e i n: Ein Glas 0,1 Liter, bis zu 40 Prozent Alkohol enhaltend, je nach dem Alkoholgehalt, 1 bis IN Pfennig; 5. T aib a k: 1 Zigarre im übrigen Verkaufswert von 5 Lis 12 Pfennigen 1/1 bis vier Zehntel Pfennig.; 0. Zündhölzer: 1 Schachtel mit einem Inhalt von 30 bis 60 Stück: I1/2 Pfennig. Msir haben an dieser Stelle bereits einmal das Bedenken ausgesprochen, daß amtliche Erklärungen über die Wirkung der neuen Steuern auch nur aus Schätzungen beruhen und unter Umständen dem Gewerbe Schaden zu fügen könnten. Falls die Bekanntmachung Les Landrats v. Erolman oben richtig wie- dergegeben ist, und falls sie keinen weiteren Zusatz enthält, wür den wir unser Bedenken in verstärktem Maße wiederholen müs sen — das sei für sich bemerkt — überhaupt falsch wiedergog-eben sein; denn daß die 12 Pfennig-Zigarre nur mit vier Zehntel Pfennig Steuer belastet wird, ist unzweifelhaft falsch Aber auch abgesehen davon und vorausgesetzt, die sämtlichen Zahlen wären ungefähr richtig, so bliebe 'sie amtliche Bekannt machung immer noch sehr bedenklich Denn sie wird gerade bei dem kleinen, Publikum, auf das sie berechnet ist, den Eindruck Hervorrufen; ein höherer Aufschlag auf die bisherigen Preise, als hier angegeben ist, sei eine U Übervorteilung des Käufers, ein unberechtigter Unternehmergewinn. Setzt sich infolgedessen, wie es ja beim Bier an immer mehr Orten ver sucht wird, das Bestreben durch höchstens diese Aufschläge, wo möglich aber noch geringere oder gar keine zahlen zu wollen, so wird dem Handel und Gewerbe — und zwar von Amts wegen — schwerer Schaden zugefügt; Schaden, den die Kleineren und Schwächeren nicht zu tragen imstande sein werden. Man muß doch bedenken, daß eine derartige Volksbewegung sehr oft die Unschuldigsten und Ehrlichsten am meisten schädigt. Wtzr will zum Beispiel bei den Zigarren, wo es sich um Tausende alter und neuer Sorten handelt, feststellen, wieviel der Fabrikant und der Händler aufgsschlagen hat. Mer wird Liesen glauben, daß Amtliche Belehrung über die neuen Steuern. Die stürmischen Forderungen von manchen Seiten, daß die Regierung von Amts wegen die Aufklärung über die Wir kung der neuen Steuern betreiben müsse, beginnen wenigstens im kleinen Rahmen erfüllt zu werden. Wie wir (in Ermange lung des Originals) dem B. T. entnehmen, veröffentlicht das Militscher Kreisblatt an der Spitze seiner beiden Nummern vom 1. und 4. September die nachstehende amtliche Bekanntmach ung des königlichen Landrats v. Grolman: Mit dem Inkrafttreten der neuen Steuergesetze sind die Preise einer Anzahl Beifbrauchsmitteil nicht wesentlich er höht worden. Die hierdurch hervorgerufene lebhafte Erregung Das Wichtigste bsm Tage. König Friedrich August von Sachsen unternahm gestern im Zeppelin Ili mit dem Grasen zwei glücklich ver laufene Auffahrten. (S. Art. i. Big.) Die nächstjährigen K a i s e r in a n ö v er sollen bei Posen stattfinden, wobei das neue R e s i d e u z s ch l 0 ß cinge - weiht wird. Der bereits gemeldete neue Fehlbetrag i in Reichs - haushalt soll abermals durch eine Anleihe getilgt werden. Der ehemaliche Schah von Persien ist nach einer De pesche aus Teheran gestern nach Rußland abge reist. " mehr Mr die Zigarre« zahlen mutz, wenn amtlich verkündigt wiü), der Aufschlag «brauche nur einen «Hülben Pfen nig betrachten? — Es müßte also wenigstens dem amtlichen Auf- klarungsnotrzen die Bemerkung angefügt werden: Außer diesen nur durch die Höhe der Steuern bedingten, Ausschlägen steht den Fabrikanten und Händlern (die nach der ALstcht der Ge setzgeber nicht neue Lasten tragen sollen) noch ein Ausschlag zum Ausgleich des voraussichtlichen «Konsumrück gangs, zur Deckungder Zinsen für verauslagte Steuern unko zur Bestreitung anderer unmittelbar aus Len Steuer gesetzen sich ergebenden Unkosten zw Für diesen Aufschlag von Amts wegen Zahlen anzugeben, ist aber ganz unmöglich Man m:rd zugeben müssen, daß ein solcher Zusatz den Forde rungen der Gerechtigkeit entspräche; aber mit Recht ein wenden, daß dann die amtlichen Belehrungen überhaupt nicht viel nützen. Wir möchten nochmals zum Frieden zwischen Produzenten und Konsumenten mahnen. Zweifellep hat der erste Beschluß der Brauereien über sdie starke Erhöhung der Bierpreise auf das Publikum provokatorisch gewirkt und die starke Gegembowegung entfesselt. Wir halben aber den Ein druck, als ob an vielen Orten sich der Sieg den Konsumenten zu- noige. Jedenfalls haben wohl die meisten Aufschläger ihre über triebenen Hoffnungen bereits fahren gelaßen. Die Regierung wird, so will uns scheinen, diesen Krieg im Frieden am besten als Unparteiischer mitmachen. Annahm« von Anzeigen bis spätestens Uhr vormittags. Für Anfnahm« von größeren Anz.iaeH'n bMin.-.. " Mnn nur dann gebürgt werde», wenn st« am Tag« vorher bei uns einaeben ^stimmten Ins«rtlonrpreis: Di« fi^engespaltene Rorxuszeil« oder deren Raum ,0 pfg., Reklamen rs Via Bei süßeren Aufträgen entsprechender Rabatt. -»-'«-'nen --> pfg, V«zug,pr«ir: Durch unser« Boten srri ins «au, monatlich 50 pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich H0 phg. und wdchentltch ,0 pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich r.so Mk. — Durch H«a Briefträger frei ins Sau» vierteljährlich i.gr Mk. — Einzeln» Nummer 10 pfg. — Deutscher Postzeitungs- katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. KoMfche Tagesschau. A«r, 10. September. * Am 1. Oktober in Kraft tretende neue Gesetze. Mit dem 1. Oktober dieses Jahres treten verschiedene von Len neu be schlossenen Gesetzen in Kraft. In erster Reihe kommen dabei Stemerpesetze in Betracht, und zwar zunächst das Branntwein- steuergesctz. Es erlangt mit dem genannten Zeitpunkte Geltung. Von den Steuergesetzen werden ferner am 1. Oktober in Kraft treten, das Leuchtmittelsteuer- und das Zündwaren steuergesetz mit Ausnahme der schon in Kraft getretenen Zollerhöhiung, außerdem der Teil des neuen Reichsstempelge setzes, der sich auf dem Scheckstempel bezielt. Dann werden also sämtliche finanz- und steuergesetzlichen Neuordnungen der letzten Reichffinanzreform zur Geltung gelangt sein, bis aus die Vcstimmunsg wogen der Aufbringung von Betriebsfonds durch die Berussgenossenschaften, die erst vom 1. Januar 1910 ab Geltung erlangt, und die Reichs-wert zuwachs- steuer, die spätestens am 1. April 1912 eingeführt sein soll. Von weiteren in der letzten Reichstagstagung zustande gekomme nen Gesetzen erlangt das neue Gesetz gegen den unlauteren Freitag-1». September IMS. »mm« mim,»! Rr. IW. Vierter Jahr,mA ß Nuer Qrgeblatt Aus dem Gebiet der Kaisermanöver 1909. Dste diesjährigen deutschen Kaisermanöver spielen sich «be- kanntlich in dem Geriet ab, in dem Württemberg, Bayern und Baden Zusammenstößen, in dem ehemaligen Fürstentum Hohen lohe, das 1806 das Schicksal so mancher anderen «deutschen Vater länder teilte und mediatisiert wurde. Der größere Teil fiel da mals an Württemberg, die Herrschaft Schillingsfürst, der kleinere Teil, an Bayern In diesem gesegneten Fleckchen Erde spielen Heuer beinahe fünf Armeekorps deutscher Truppen, Badener, Württemberger und Bayern vor Kaiser Wilhelm II. Awgen Krieg im Fieden und die Grafschaft Hohenlohe, die einst zu des alten deutschen Reiches Tagen, seligen Angedenkens, zur Reichs armee 7 5 Mann zu PferLe und 270 Mairn zu Fuß als sein «Kon tingent stellte, wird Heuer in den wenigen Septembertagen wäh rend der Manöver, mehr Truppen beherbergen, als die Graf schaft jemals seit ihrem Bestehen aufgebracht hat. Zwar Krieg «ui4> Kriegsnöten sind dem Ländchen nicht fremd geblieben, seit der Römer Zeiten bis zum 30jährige» Kriege und bis zu den Franzoseneinsällen war dieser deutsche Gau ein Tummelplatz der Kriegpfurie, aber er hat mit erstaunlicher Frische sich immer wie der erholt und getreu dem Mappcnspruch der Hohenlohe — vx klunimio oiior (Aus den Flammen gehe ich hervor.) — ist er stets schöner und «herrlicher aufgebläht. Wie kaum ein ande res Gebiet deutscher Erke kann die ehemalige Grafschaft Hohen lohe — die fürstliche Würde datiert erst söit Mitte des 18. Jahr hunderts —- von sich sagen: Nährbast und wahrhaft, voll Korn und Mein. Es ist ein gesegnetes Stück Erde, überall historischer Boden, ein Schauplatz deutscher Kulturentwicklung, und jene alte Beschreibung des Hohenloher Landes hat nicht so unrecht, wenn sie sagt, «datz, «wenn man es wie China mit einer Mauer um faßte, es die ganze übrige Welt würde entbehren könne». Da; hat auch heute noch in bezug auf die natürlichen Bodenerzeugnisse, seine vollste Berechtigung. Der Getreidebau des Hohenlohe scheu Ländchens reicht mehr als genügend für den eigenen Unter halt, sein Weinbau gestattet sogar eine kleine Ausfuhr, seine Vieh- und Schafzucht ist berühmt weit über die Grenzen der schwarz-roten Grenzpfähle, und an Geist, Wissen und Intelli genz wetteifert der Hohenloher mit jedem anderen deutschen Volksstamm. Auf sein Ländclfen wie auf sein angestammtes Fürstenhaus, wenn es auch längst keine Souveränitütsrechte mehr auszuüben hat, ist daher auch Lor rechte Hohenloher nicht wenig stolz, ein Selbstgefühl, das besonders in jenen Jahren «hochgeschwellt war, als der gute, alte Onkel Chlodwig Reichs kanzler war und Fürst Hermann von Hohenlohe-Langenberg Statthalter der Reichslandc«, da sang der Hohenlohesche Dichter Gäwele von Aehringe (Oehringcn): Hergott ,wie. stählt das Hoheloh Jetzt in dem ganze Weltall do! Färsckst Chlodwig, der isch Bismarck worde, Kriecht noch de schwarze Adlerorde, Reichskanzler isch er, sell isch wo-hr, E Hold mit fünfesiclbzilg Johr. Färscht Hermann, dc«r ischt aa net wenich, Im Reichsland driwe Vizikönich, «Statthalter jetzt und General, Und der Prinz Gustav «Kardinal. Im Staat, im Reich und in der Kerch Isch Schillingsfärscht und angeberch Vor alle andern owe drou, Des fraat doch jede rechte Mou. Jnttig verwachsen wio der Hohenlocher mit seinem Fürsten haus, so ist auch die Geschichte des Lärkdchens nicht von der Haus geschichte der Hohenlohes zu trennen Mit den Edelherren von Hollach tritt der Gau in die deutsche Geschichte ein, und mit den Fürsten von Hohenlohe geht se-ne Spezialgeschichte unter im Reichsverband, mit ihnen fällt und steigt es, wobei in einer fast 1000jährigen Periode gewiß als bemerkenswert hervorgehoben werden darf, daß die Herren und Grafen von Hohenlohe stets treue Diener der legitimen Kaiser und Herrscher waren; nur ein mal hat ein Glied -ihres Hauses« durch Unterstützung des pfälzi sche» Winterkönigs einen kleinen Seitensprung gemacht. Noch -angenehmer fallen die Hohenlohes aber durch den Umstand auf, daß sie niemals versucht haben, ihr Gebiet auf unrechtmäßige Weise auf Kosten anderer zu vergrößern. Getreu ihrem Grund satz noblere odljgo war ihr Verhältnis zu ihren Untertanen jederzeit, selbst in den Bauernkriegen, ein gutes; wir finden in der ganzen Hausgeschichte «der Grafen und Fürsten von Hohe-nlohe nicht einen, der sein Land und Volk «bedrückt hätte. Welches Land und welches Herrscherhaus kann sich sonst noch dieses Vor zugs rühmen? Neben -einem in den mittelalterlichen Zeiten -allgemeinen Zugreifens fohlenden Ausdvhnungssinn haben das Grafenge schlecht der Hohenlohe aber «besonders die fortgesetzten Teilungen innerhalb des Gesamthauses nicht zu einer größeren Machtent- faltüng nach außen gelangen lassen. Während ihre gleich altrigen Konkurrenten, wenn man dieses modern: Wort hier ge- brauchen darf, -wie die Zähringer, die Msürttsmderger und die Wittelsbacher und die Wesbadener schon frühe den Segen des Wortes: Einigkeit macht stark erkannten und demgemäß handel ten, hat sich das Hohenlohesche Geschlecht immer und immer wie der durch Erbteilungen geschwächt, so daß heute noch der Volks witz fragt: Was taten die Hohenlohe in der Geschichte? Antwort: Sie teilten sich! — Zu manchen Zaten gehörte wohl ein unge wöhnlich» Gedächtnis dazu, um alle Linien und Abzweigungen der Hohenlohes zu merken und ausoinanderzuhalten, auch heute noch bedarf es genauen Nachdenkens, um zwischen den einzelnen Linien zu unterscheiden. Entsproechnd der vielgestaltigen Linien führung des Hohenlohesche» Stammbaums sind auch ihre Schlös se und Residenzen in dem Ländchen überaus zahlreich und sie