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Frankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die König!. Amtshmchtnmmschast Flöha, das König!. A'mtsgencht md den Stadtrat zu Frmkeubrrg Berantwortllcher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg1. Sa. — Druck und Berlag von T- 'N. Roßberg in Frankenberg i. S«- 1S4 . Mittwoch, den 17. IM 1S18 77.IJahrgang Illi, - ' - - Tageblatt-Bestellungen SL-ÄÄ« IL""' LtraHensperrung Wegen Beschotterung wird die Reichsstrabe (zwischen Freiberger und Parkstraßesvon heute ab bl» auf wettere» für allen Fährverkehr gesperrt. ' etadtrat Frankenberg, am 16. Juli 1918. , Nährmittel-Verkauf > -bei sämtlichen Händlern: Mittwoch, den 17. d. M.« auf Feld Nr. 42 der Nährmittelkartt je 108 Gramm Graupen; Donnerstag, den 18. d. M., auf Feld Nr. 43 der Nährmtttelkarte je 150 Gramm Gerstensuppe: Freitag, den 19. d. M., auf Feld Nr. 44 der Nährmtttelkarte je 100 Gramm Nudeln. Sradtrat Frankenberg, den 16. Just 1918. ' Verkauf von Quark und Quarkkäse . „ Mittwoch, den 17. d. M., an die Bewybner sämtlicher Bezirke auf alle noch nicht belieferten 1. Abschnitte für Juli der Landessperrkarte je '/. Pfund Quark , bei Kerber, Herold, Holler, Thomas; ferner: an die Bewohner des 3. Brotkartenbezirkes Nr. f bis ÜVO bei Nenning gegen 2. Abschnitt für Juli der Landessperrkarte je 60 Gramm Käse. Ltadtrat Frankenberg, den 16. Juli 1918. , / Nichtbankwürdiges Rindfleisch gelangt Mittwoch, den 17. d. M., von nachmittag» 3 Ahr ab an Minderbemittelte des , 3. Brottartenbezirkes Nr. 101 bi» 350 in der hiesigen Freibank zum Berkaus. - Für die Hälfte der bezogenen Fleischmevge werden an den Fleischkarten die je geltenden Marken Nr. 1 bis 6 gekürzt. — Ausweiskatten, sowie Flelschkarten iind vorzulegen kinrevln« lUsnUkn nivUS sngenammsn. Stadtrat Frankenberg, den 16. Juli 1918. Vs; Interesse Oer Arbeiter sm Ziege Alle Schichten des deutschen Volkes, und ganz besonders die arbeitenden Klassen sind am Siege unserer Waffen in höchstem Grade interessiert. Das geben unseren Arbeitern"ihrc Kollegen im feindlichen Auslande oft gequg und hinreichend deutlich zu verstehen. Man braucht gar nicht die Reden der englischen und französischen Staatsmänner zu lesen, um zu be greifen, daß nur unser Sieg ein fjir den Arbeiter erträgliches Los bedingen kann; wohin unsere Arbeiterschaft gebracht werden soll, das erfahren wir ebensogut aus den Worten und Taten der Arbeiter jener Länder. Ohne Sieg' gehen uns die Kolonien unwiederbringlich verloren, ohne Sieg haben wir nicht die Möglichkeit, die für unsere Industrie unbedingt erforderlichen Rohstoffe aus überseeischen Ländern hereinzubringen; ohne Sieg können wir nicht die Kohlen- und Erzlager westlich vom Rhein, durch deren Besitz wir vom Ausland bis zu gewissem Grade unabhängig sein können, halten und im Dienste unserer Industrie auch beuten; ohne Sieg sind wir nicht fähig, dem Weltmarkt un sere Erzeugnisse, die Frucht unserer werktätigen Arbeit, zn- zuführen und damit als gleichberechtigte und gleichwertige Kon kurrenten anderer Völker unsere Existenz zu behaupten. Was uns bevorsteht, wenn wir nicht siege», offenbart sich deutlich in dem unbeugsamen Willen unserer Gegner, und bei ihnen in ganz hervorragender Weise gerade der Ar beiterschaft, den Krieg bis zum Siege fortzuführen. Sie wol len uns ans die Knie zwingen, um uns in der Gemeinschaft der Völker zu entrechten; hat doch erst kürzlich ein Mitglied des englischen Oberhauses ausgesprochen: „Wenn wir einen Weltgerichtshof haben werden, so ist es theoretisch selbstver ständlich, Hatz der Bund alle Staaten ^.einschlietzev »tust; aber der Gedanke, daß ^Lutschland in eigen solchen Bund ausgenommen wird, ist schwer zu denken." Und neben dieser Entrechtung steht für uns die Versklavung, dir Verarmung, die Verelendung in ihrer ausgeprägtesten Form. Vohin soll der deutsche Arbeiter gelangen, wenn Rohstoffe fehlen, wenn Absatzgebiete verschlossen sind, wenn auf Ein- und Ausfuhr von den meerbehLrrschenden Gegnern Zölle gelegt werden, die eine lohnende Arbeit einfach ausschliesten? Wenn Rohstoffe fehlen, müssen ganze Zweige unserer Industrie stillgelegt wer den, ^nd'viele Tausende von Arbeitern Haben kein Brot. Durch Abwanderung in Andere Industrien würde das Ar beiterangebot dort so gesteigert, das; die Löhne, dadurch auster- ordentlich gedrückt werden mühten. Rohstoffmangel ist für unsere Arbeiterschaft ein unerträgliches Unglück. Sind aber Rohstoffe da und fehlen uns die Absatzgebiete, dann tritt ganz dasselbe ein; die Industrien können nicht weiterarbeiten, da ihre Erzeugnisse keine Käufer finden. Und beides, Rohstoffmangel und Fehlen von Absatzgebieten, tritt ein, wenn es den Feinden möglich ist, durch hohe Zölle un seren Handel lahmzulegen- Diese Möglichkeit aber können ' wir ihnen nur nehmen, wenn wir sie restlos besiegen, so Haß wir sie zu den für uns erforderlichen Handelsbeziehungen zwingen. Machen wir Frieden, ehe wir de» Sieg errungen haben, dann begehen wir gerade an der Arbeiterschaft das allergröstte Unrecht. . Aber es ist uns ja gar nicht möglich, vor dem Siege Frieden zu schliesse», da unsere Feinde nicht bereit, sind, den ^Krieg zu beendige», bevor sie ihrerseits uns besiegt haben. Sje sind sich dessen bemüht, dah den Arbeitern nur desjenigen Landes ein erträgliches Los vevorsteht, das aus diesem Ringen unbestritten als der Ueberlegene hervorgeht. Vor kurzem kam aus französischem Munde das Bekenntnis, Franhi reick sei durch seine Verbündeten gezwungen, den Krieg bis zum siegreichen Ende durchzufechten, es stehe vor der ZLahl: Sieg oder Hunger. Und so eigentümlich es auch klingen mag, wir befinden uns mit Frankreich in der ganz gleichen Lage; auch für uns heißt es: Sieg oder Hunger! Es ist eben kein „Krieg, von dem die Kronen wisseck" Es ist ein Ringen uni die tatsächliche Existenz der beteiligten Völker des Konti nents; England hätte die Möglichkeit, den Krieg vorzeitig abzubrechsn, England und mit ihm Amerika. Wenn diese beiden Länder zum Friedensschluh bereit wären, ohne den Steg errungen zu haben, so würden die ihnen erwachsende» Nachteile nicht in dem Mähe unerträglich sein wie bei uns, die wir von dem Gespenst des Wirtschaftskrieges nach dem Kriege besonders bedroht werden. Mir können erst dann das Schwert aus der Hand legen, wenn lörr den Gegnern durch entscheidende» Sieg die Möglichkeit zum Wirtschaftskriege entwunden haben. » Was der Vorsitzende der englischen Arbeiterpartei Pprby aln 26. Juni als für die englischen Arbeite, maßgebend hin stellte, das trifft mit weit gröheür Berechtigung auf die deutsche Arbeiterschaft zu und sollte von dieser gaiiz beson ders beherzigt werden: „Alle Hoffnung auf die Schaffung besserer sozialer und beruflicher Lebensbedingungen nach dem Kriege haben den Steg zur Voraussetzung." Zapan mick die kmente Schon oft ist das militärische Eingreifen Japans i,n Europa von der Entente heraufbeschworen worden, aber es blieb immer ein wesenloser Schatten und wird es auch in Zukunft bleiben. Die Japaner sind viel zu nüchterne Real politiker, als dah sie ihre Haut für andere als dje eigenen Interessen, zu Markte tragen würden, und dke letzteren ver langen das Gegenteil derartigen Eingreifens.^ Japan tut gut, sein Pulver für näherliegende Zwecke aufzubewahren, daran ändern auch alle Freundschaftsbeteuerungen zwischen den Pankees und den klugen Söhnen des Reiches der auf gehenden Sonne nichts. Zudem durchschauen die Japaner sehr wohl das wahre Wesen der Entente und das elende Heuchel spiel, das deren Staatsmänner in diesem Kriege treiben. Mit vollendeter Deutlichkeit geht dies aus den Antworten hervor, die aus 'ine von der japanischen Zeitschrift „Japan und die Japaner" an japanische Gesandte und Offiziere gerichtete Rundfrage über die Zweckdienlichkeit, von Truppensendungen nach Europa eingelaufen sind. Aus dem interessanten .Ma terial, das diese Rundfrage zutage gefördert hat, mögen hier einige Proben ihre Stelle finden. Die Mehrzdhl der betreffenden Antworten ist durch aus ablehnend: man will von einem Eingreifen in Europa nichts wissen. So schreibt Dr. Masao Kambe: „Eine Truppensendung ist für Japan finanziell und technisch ganz unmöglich. Wir liefen die Gefahr des Staats- bankerotts, nur um Amerikanern und Engländern zu Helsen. Schließlich können wir den schönen Versprechungen der Al liierten durchaus nicht trauen, sondern müssen uns aus unsere eigene Macht verlassen und aus diesem Grunde vermeide», uns für die Zukunft zu schwächen." Deutlicher, noch und zugleich mit einem Stiche ins Hohii- volle und Boshafte ist die Antwort des Generalleutnants Bunjiro Horiuchi gehalten. , Sie lautet: „Es wäre eine Schande für Amerika, wenn es die Hilfe des kleinen, armen Japan nötig hätte. Uns stehen unsere eigenen Aufgaben für die Wahrung des Friedens im Osten bevor. Dafür allein brauchen wir unser Heer und unsere Flotte. Die Wiederherstellung des Friedens überlassen wir dem großen Amerika." Wie klar überhaupt, auf japanischer Seite im Angel- sachsentum der eigentliche Feind Japans erkannt wird, lehrt drr Antwort von Shigcn Suchiro, wo das Wollausfuhrver- bot Amerikas gegenüber Japan sowie die amerikanischen Auswanderer- und Naturalisationsbestimmungen zu folgendem Schlüsse benutzt werden: „England und Amerika tun gerade das Gegenteil, als uns ihre Loyalität zu beweisen. Warum verlangt Amerika von uns, für „Humanität und Gerechtigkeit" gegen Deutschland mitzukämpsen, während es uns als moralisch Minderwertiges Volk behandelt? Seine Müuralisations- bestimmungen sind gegen uns gerichtet. Es weist unseren Auswanderern dre Tür." Das ganze elende Heuchelspiel der Entente aber wird mit den Worten abgetan: „Mir scheint, die Vorkämpfer der Menschlichkeit und Beschützer der kleinen Nationen stehen weit hinter den deutschen Barbaren zurück." Eingehender äußert, sich zu dem letzteren Punkte endlich Dr.Tokujo Fukuda, mit oem wir die Reihe unserer Gewährs männer beschließen wollen. Er schreibt: . „Man sagt verschiedentlich, die Alliierten führten Krieg für die'Humanität und Gerechtigkeit gegen Unmciischlichkeit und Barbarei. Unter dem. Gesichtspunkte dieses Hohen Zieles betrachten sie Japans Mitkämpfen in Europa als von größter Bedeutung. Was ist dieses angeblich große Ziel wirklich? Man kann durch dis Vernichtung des Deut schen Reiches den Militarismus und die Autokratie nicht aus der Welt schaffen. Der größte Autokrat der Welt ist nicht der Deutsche Kaiser, sondern — Lloyd George oder Wilson. Unter dem Deckmantel der Demokratie ist der Militarismus in Amerika und England in seiner vollen Entfaltung. Und was das Schllmmste ist, er wird von der - amer'ikqnischen Plutokratie getragen." , .So dürfte die militärische Hilfeleistung Japans in Europa ein frommer Wunsch der Entente bleiben. Die Eng ¬ länder haben so manchen Gimpel für ihre Zwecke einge fangen, bei den Japanern wird es ihnen schwerlich glücken. Oer Ileck a«k der kbr' Unter dieser Ueberschrift wenden sich die „Leipz. N. N." . in einem Leitartikel gegen die höchst unangebrachten An griffe Scheidemanns und Konsorten gegen unsere Oberste Heeresleitung und geißeln scharf und treffend die lleberhebung und Anmaßung dieser Parlamentarier und ihrer Presse, nach deren „zügellosen Ausbrüchen" man im Auslände den Ein druck bekommen müsse, als sitze im Großen Hauptquartier eine „Bande von tollwütigen Größenwahnsinnigen, die, sobald sie sich anderen als militärischen Dingen zuwenden, sogleich außer Rand und Band geraten möchten und von den Erleuch teten der -Reichstagsmehrheit mühsam im Zaum gehalten werden müssen". Wetter heißt es dann u. a.: Man wird kein für die höchsten Aufgaben der Kriegskunst brauchbarer Militär, ohne von Politik etwas zu verstehen. Man kann ein Menschenalter lang so ausdauernd über deutsche Politik geredet haben wie Philipp i Scheidemann 'in Person, oHne ein Staatsmann zu sein. Aber man wird nicht vom Kriege selbst zum Chef des Eeneralstabes des deutschen Feldheeres erhoben, ohne neben dem militärischen auch ein starkes und ; gesundes politisches Empfinden zu haben. Freilich, Neichs- tagsabgeordneter kann man werden und m sogenannten Welt blättern schreiben, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie deutsches Militärwesen und deutsche Politik entwicklungsge schichtlich Zusammenhängen. Aber darin liegt ja gerade die unüberwindliche Stärke des deutschen „Militarismus", dast. er nicht, wie der englische und amerikanische, widerwillig geduldet neben der Politik herlief, sondern daß sich in ihm das Wesen desStaates der Deutschen am"stä rk- sten und einheitlichsten ausgedrückt hat. Nur ein'Narr kann glaubem die Männer, die die deutschen Mil- lwnenheere zum Sieg über eine vier- oder fünffache lleber- macht führen, seien die ersten der Welt, solange sie sich mit der Kriegführung beschäftigen, und würden zu bemitleidens werten Idioten, sobald -die den Scheidemann und Erzberger - oder der Franks. Ztg. und dem Berl. Tgbl. aufs politische Glatteis folgen wollten. - Für die Vergangenheit gilt es denn ja auch unbestritten, käst noch niemand ein großer Feldherr geworden ist, ohne zugleich ein Staatsmann von bemerkenswerten Gaben zu sein. Hannibal und Julius Cäsar, Wallenstein und Gustav Adolf, Prinz Eugen und Marlborough, Friedrich II. und Napoleon, Gneisenau und Wellington — waren sie als Politiker etwa minderwertig? Und wer die Schriften Moltkes und Schlieffens gelesen hat — 'Staatsmänner vom Mange "der Erzberger und Scheidemann haben das allerdings nicht nötig! — be kommt der von ihrer politischen Einsicht nicht eine höhere Meinung als von der manches zeitgenössischen Staatsmannes? Und die Feldherren aus Moltkes und Schliessend Schule, die der Weltkrieg auf den Schild erhoben hat, die sollen wir für politische Waisenknaben halten, nur weil sie von den Hochnotpeinlichen der Reichstagsmehrheit und ihrer Presse mitunter schlecht bestehen? Warten wir doch lieber erst die Gegenprobe ab! Die Erfinder der alleinseligmachenden Frie- Hensresolution vom 19. Juli haben ja nun ihre „belgische Formel"; mögen sie uns nun zeigen, ob sie der Entente gegenüber damit weitcrkommen, als Negierung und Heeres leitung bisher gekommen sind. „Ein wiedererstandenes Belgien, das niemandes Vasall ist" — Herr Scheidemann ist uns den Nachweis schuldig, daß sich damit bei der Entente oder doch bei den Ententesvzialrsten irgend etwas erreichen läßt, was uns dem Frieden näher bringt; oder er muß uns Farbe bekennen, ob er der Entente Belgien als künftiges militärisches und wirtschaftliches Aufmarschgebiet auszulirfern bereit ist. Zum mindesten bis darüber Klarheit geschaffen ist, dürften wir uns und der Nachwelt gegenüber das schimpfliche Schaum spiel ersparen, daß unsere erfolggekrönten Feldherren, nm die uns eine Welt von Feinden beneidet, in ihrem politische» Wolle» vo» deutschen Zungen verdächtig! und mit ihrer politischen Einsicht von deutschen Händen durch den Dreck gezogen werden. Die technisch immer noch glänzend gemachte Pariser Wochenschrift „L'Illustratiou" beschäftigte sich kürzlich in einem langen Aufsätze mit Ludendorff. Natürlich fehlte es nicht ' an kleinen Gemeinheiten, wie der, daß Ludriidorff bei Flieger angriffen- möglichst viel Frauen und Kinder tüten lasse, um dem Feinde künftige Mütter und Vaterlandsvcrteidigcr zu nchchen. Ohne ein paar Zugeständnisse dieser Art an die Ver rohung der öffentlichen Meinung wagt halt kein französischer