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Mchmtz -MW 64. Jahrgang. Dienstag, dm 24. Mai 1898 Nr. 60. Verantwortlicher Redacteur: DäUl Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirle« Mit land, und ha^Mtrthschaftlicher MauatSbeUa,«. verstanden sein, sie paffe aber nicht für alle Verhält- niffe, wie auch Herr Strohhutfabrikant Stadlrath Reichel später aussührte, daß eS von den Arbeitern eines Saisongeschäfts gar nicht gewünscht würde. Wir können wohl behaupten, daß Herr Andrä in seiner ruhigen, praktischen Art und Weise allen Anwesenden gefallen hat, und daß der Vorsitzende der Versammlung nicht umsonst zur Wahl AndräS ausgefordert hat. Vor Schluß der Versammlung ergriff Herr Stadt- gutSbcsitzer Müller das Wort, um zur Ergänzung der Rede noch zu erwähnen, daß in Frankreich trotz Aus hebung der Getreidezölle doch die Preise höhere seien als in Deutschland, daß also die deutsche Regierung richtig gehandelt habe, diese Zölle bestehen zu lassen. In der Erwartung, daß die 8404 Wähler, die vor 3 Jahren ihrer Wahlpflicht nicht genügt haben, dies mal sich zur Wahl aufraffen, ist wohl die Hoffnung berechtigt, daß sich auf Herrn Oekonomierath Andrä eine genügende Stimmenzahl vereinigt. — Am Sonntage hielt im hiesigen Naturheilverein Herr Wols-Potschappel vor einer verhältnißmäßtg gut besuchten Versammlung einen sehr interessanten Vor trag über „Lungenletden". Ausgehend von einer ge nauen Beschreibung der Lunge und deren Thätigkeit, verbreitete sich Redner sodann über die Ursachen der Lungenkrankheilen, insbesonderL der so heimtückisch verlausenden Lungenschwindsucht und deren Verhütung bez. Heilung in den ersten Stadien. Mit Interesse folgten die Anwesenden den Ausführungen Herrn Wolfs, und der aufgestellte Fragekasten gab zum Schluß Anlaß zu reger Ansprache. Oberfrauendorf. Durch Blitzschlag wurde am Sonntag Nachmittag die Scheune des hiesigen Guts besitzers Hermann Kohl entzündet und bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Zur Hilfeleistung er schienen die Spritzen von Niedersrauendorf, Reinhardts grimma, Obercarsdorf und Dippoldiswalde. Luchau. In Folge Blitzschlages brannte am Sonntag Nachmittag das dem Erbgerichtsbefitzer Petzoldt hier gehörige Beigut nieder. Zur Hilfeleistung erschienen von auswärts die Spritzen der freiwilligen Feuerwehr von Glashütte, der Gemeinde Cunnersdorf und der freiwilligen Feuerwehr von Johnsbach. Obercunnersdorf. In der letzten Gemeinderaths sitzung wurde unser trefflicher Vorstand, Herr Heber, auf weitere 6 Jahre, gewiß zur Freude der ganzen Gemeinde, wiedergewählt. Möge auch sein ferneres Wirken ein gesegnetes bleiben. — Die Ende Juli vorigen Jahren durch Hoch wasser zerstörte, von hier nach Großdorshain führende Brücke ist durch eine neue, steinerne, größere und schönere ersetzt worden. Allerdings sind die Kosten, welche von beiden Gemeinden zu gleichen Theilen getragen werden, ebenfalls dementsprechend. Auch ürnn der Theil der Straße, welcher durch die Fluthen gänzlich weggespült worden war und beim Neubau der Brücke verlegt werden mußte, bald dem öffentlichen Verkehre übergeben werden. Laurnstein. Bei dem am Sonntag Nachmittag hier und in der Umgegend ausgetretenen Gewitter fuhr ein Blitzstrahl in d.e Scheune des Gutsbesitzers Günther und ein zweiter Strahl in die Scheune des Fleischermeisters Jäpel. Beide Scheunen brannten fast vollständig nieder. Die Kalamitosen haben nicht versichert. In hiesiger Stadt, der Stadt und dem Dorfe Bärenstein und in Liebenau bedeckten die Fluren maffenhast gefallene Schlooßen, welche an Saaten und Obstbäumen große Verheerungen angertchtet haben. Dresden. Die feierliche Verabschiedung des 37. ordentlichen Landtages, der in der evangelischen Hofkirche ein Gottesdienst vorauSgegangen, erfolgte am vergangenen Freitag im Sitzungssaals der Ersten Kammer durch den kgl. Kommissar Staatsminister vr. Schurig mit folgender Ansprache: Meine sehr geehrten Herren! Der gegenwärtige Landtag, der seinem Schluffe naht, zeichnet sich vor früheren Landtagen kostales und 2älkkfikes Dippoldiswalde. Beeinträchtigt durch das starke Gewitter und die beiden Brände in Oberfrauendorf und Luchau, war am Sonntage die Wählerversamm lung für die Kandidatur des Herrn Oekonomierath Andrä in der Reichskrone nur schwach besucht. Herr Gutsbesitzer Melde eröffnete dieselbe mit dem be dauernden Hinweis, daß leider zwischen den Ordnungs parteien im 6. ReichStagswahlkreise keine Einigung zu ermöglichen gewesen sei. Nach einem von der Ver sammlung ausgebrachten Hoch auf Kaiser und Reich, auf König und Vaterland wurde dem Kandidaten das Wort zu seiner Wahlrede erthcilt, die, frei von allen Phrasen und Schlagwörtern, verschiedene Z ttsragen Vollständig objektiv, vom Standpunkte eines praktischen Mannes, sozusagen mit gesundem Menschenverstände behandelte. Ueber Herrn Weicker, den Kandidaten der Reformpartei, machte Herr Andrä bekannt, daß derselbe auch in Halle kandidire und nach den Aeußerungen der Wacht im 6. Wahlkreise nur als Lählkandidat aufgestellt sei. Redner hält es für ge boten und klug, sich einer größeren Fraktion an- zuschließen, selbst wenn man mit minder wichtigen Punkten des Programms nicht ganz ünverstanden sei. Er würde sich im Falle seiner Wahl der deutsch konservativen Partei zugesellen und eS für seine Auf gabe ansehen, den Staat auf christlicher Kulturstufe zu erhalten und zu fördern, die Gleichheit der ver schiedenen Konfessionen zu erhalten, aber die feind lichen Mächte der Jesuiten odzuwehren und Ein richtungen zuzustimmen, die Verrohung der Heran wachsenden Jugend einzudämmen vermöchten. Die Verfassung des Reichs müsse gesichert bleiben. Ein gewißer PartikulariSmuS sei gut wegen der Eigen tümlichkeiten der einzelnen Stämme, und die Einzel landtage könnten eine Kontrolle ausüben über die Vertretung der Regierungen beim Bundestage. Ueber- wiegende ParlamenlSherrschast mit ihrer wankenden Politik wünsche er aber nicht. In Bezug auf Heer und Marine deutete Redner an, daß die Erfahrung doch genugsam lehre, wie vortheilhaft ein schlagfertiges Heer und eine aktionssähige Flotte sei. Viel Beifall fanden seine Auseinandersetzungen über das Verhält- niß der Landwirtschaft zur Industrie und nannte es ganz verblendet, wenn ein Landwirt gegen die In dustrie agitire. Sei die Landwirthschast existenzfähig «ad kaufkräftig, so fänden die Produkte der Industrie im Inlands Abnahme, wie anderntheils die industriellen Arbeiter gute Konsumenten landwirtschaftlicher Er- zeugntffe seien. Die Großindustrie müsse auch kapital kräftig bleiben, um in Zeiten schlechten Geschäftsganges ihre Arbeiter sortbeschäftigen zu können. Redner könne sich auch mit dem Antrag« Kanitz befreunden, in guten Zeiten Kornniederlagen für den Jahresbedarf zu er richten. Bezüglich der Handelsverträge sei eine ge rechtere Berücksichtigung aller Beoölkerungsschichten zu erstreben und in der Handwerkerfrage müße noch mancher schädigende Einfluß, z. B. jüdisches Wesen, Denken und Handeln von Juden und Christen, be seitigt werden. Bet Bewilligung von Geldern für Reichszwecke sei er für Sparsamkeit, aber diese, am unrechten Flecke angewandt, sei die größte Ver- schw ndung. Mit viel Liebe und Herzlichkeit besprach Redner das Verhältniß der Arbeitgeber zu ihren Ar beitern und wünschte, daß erstere keine Einrichtung unversucht lassen sollten, die zur Versöhnung beitragen könnte. Lr hielt es aber auch für wünschensmerth, daß der wüsten Agitation durch gesetzliche Maßnahmen Einhalt gethan werde. Weiter sprach er sich dafür uuS, daß das Reichstagswahlrecht nicht beschnitten, Diäten dagegen ausgezahlt werden. Den Wahlzwang hielt er für wünschenSwerth. DaS Koalitionsrecht sei nicht zu beschränken, aber die persönliche Freiheit solcher, die sich auSschlteßen möchten, müsse auch ge schützt werden. Für Maximalarbeitstag und eine Sonntagsruhe von 36 Stunden könne man wohl ein Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Hlmtshauplimmischafl, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrat- zu Dippoldiswalde. aus nicht nur durch seine längere Dauer und die Wichtigkeit der ihm zugegangenen Regierungsvorlagen, sondern ganz be sonders auch durch den Umstand, daß in die Zeit seiner Tagung das Fest fiel, an dessen Feier das gesummte sächsische Boll, allen voran die hier versammelten Vertreter des sächsischen Volkes, herzlich theilnahmen, das Fest, unter dessen snschdm Eindrücke wir noch heute stehen, das Fest zur Feier des 70jährigen Geburtstages und der 25jährigen Regierung unseres heißgeliebten Königs. , Ich entspreche dem ausdrücklichen Befehle Sr. Majestät, wenn ich auch an dieser Stelle und bei der gegenwärtigen Ge legenheit zum Ausdruck bringe, wie sehr Sr. Majestät dem Könige die bei jenem Feste aus allen Schichten des treuen Sachsenvolks in den verschiedensten Formen Ihm dargebrachten Huldigungen wohlgethan und wie tief sie Sein Herz gerührt haben. Se. Majestät haben befohlen, daß auch bei dieser Ge legenheit Allerhöchstseinem herzlichen Danke für alle diese Huldigungen Ausdruck gegeben werde, daß ich insbesondere auch oen Mitgliedern der beiden hohen Kammern für die in Wort und That Allerhöchstihm dargebrachten Beweise treuer Anhänglichkeit den nochmaligen aufrichtigsten Dank abstatte. Die innige und lebhafte Theilnahme aller Schichten deS Volks an jener Festfeier hat auch uns herzlich gefreut, sie hat uns aber nicht überrascht. Bei der allbekanntenTtreuen An hänglichkeit und Liebe, mit der das Sächsische Volk seinem Königshause zugethan ist, war es gar nicht anders zu erwarten, als daß ein für vas Königshaus, sowie für das ganze Land so hochbedeutsames Fest auch von dem gesammten Volke mit Jubel und Begeisterung werde mitgefeiert werden. Dieses innige und feste Band zwischen dem Sächsischen Königshause und dem Sächsischen Volk sowie die nicht minder bekannte treue Anhänglichkeit Sachsens an Kaiser und Reich erfüllt uns aber auch mit Muth für die Zukunft und berechtigt zu der Hoffnung, daß auch fernerhin in dem festgegliederten und nach innen und außen wohlgewappneten Deutschen Reiche unser liebes Sachsenlaiid blühen und gedeihen werde. Mit dieser Hoffnung nehmen wir heute Abschied von einander. Sie stehen im Begriffe, m. H., zu dem heimischen Herd, dem Sie so lange entzogen gewesen sind, zurückzukehren. Sie dürfen dies mit dem stolzen Bewußtsein thun, Ihre Pflichten treu und gewissenhaft erfüllt zu haben. Die Meinungs verschiedenheiten, die sich auch auf dem gegenwärtigen Landtage gezeigt haben, betrafen nur den Weg, der einzuschlagen sei, um zum Ziele zu gelangen. Ueber das Ziel selbst waren wir alle einverstanden, wir alle haben nur das Wohl von König und Vaterland ini Auge gehabt. Dieses gemeinsame Streben nach demselben Ziele beruht auf der Gesinnung, von der wir alle, die wir hier versammelt sind, in gleichem Maße beseelt sind, auf der treuen Liebe zu König und Vaterland. Wenn wir uns daher auch heute trennen, im Geiste bleiben wir vereinigt in dem innigen Wunsche: Gott segne Unfern geliebten König, Gott segne unser theures Vaterland. (Lebhafter Beifall.) Nachdem sodann Geh. Rath Meusel das auf den Landtagsabschied bezügliche kgl. Dekret verlesen und den Präsidenten beider Kammern überreicht worden war, erklärte Minister vr. Schurig den Landtag für geschloffen. Mit den Worten: „Der erste Ruf, in dem sich beide Kammern der Ständeversammlung ver einigen, gilt Sr. Maj. dem Könige, der letzte Ruf ebenfalls," brachte der Präsident der Ersten Kammer, Wirkt. Geh. Rath vr. v. Könneritz ein dreimalige- Hoch aus den König aus, das begeistert ausgenommen wurde. Damit war der feierliche Akt beendet. — Am Königlichen Residenzschlosse hat der Umbau seit einigen Tagen wieder begonnen. Er wird im ganzen 3 Jahre in Anspruch nehmen. Zunächst wird die Nordseite bis zu der Ecke am Georgenthore in der gleichen Weise mit Giebelausbauten auSgestattet, wie sie an den übrigen Seilen zu sehen sind. Dabei soll auch der hölzerne Uebergang auS dem Königlichen Schlöffe in die katholische Kirche beseitigt werden. Er macht den Eindruck eines vorübergehend ausgestellten Noihbaues, ist ober merkwürt tger Weise schon an 100 Jahre alt. Sehr haltbar ist der Uebergang auch nicht; wenn besondere Anforderungen an seine Trag kraft gestellt wurden, wie bei der Uebersührung von Särgen aus dem Schlöffe in die Kirche, mußte er regelmäßig gestützt werden. Nunmehr wird dieser dürftige Holzbau einem künstlerisch wohl durch gebildeten Uebergang« auS Küpser Platz machen, der im Etil eine treffliche Vermittelung zwischen dem König!. Schlöffe und der katholischen Kirche bilden wird. Die Wahl von Kupfer empfahl sich, weil für einen Eteinbau bei einer Spannung von 18 m be sondere Widerlager nöthig gewesen wären. ES ist tzcherate, welche bel der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — >Da- bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Ginge- sandt, im redaktionell«» Theile, di« Spaltenzeile 20Pfg. Die , Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlrch 42 Mg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.