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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Wutsnrh Ab> nnementS - Preis Nirrteljährl. 1M.2S Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Als Beiblätter: 1. Mustr. Sonntags- Statt lwöchentlich), Kine tandrvirth- schaftNche Weitag- (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Preis für die einspaltige Cor PuSzeile (oder deren Raum 10 Pfennige. H-schästsstsllen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn< noncen-BureauS von Haast n- stein L Vogler u. „Invaliden, dank" in Dresden, Rudolph Rosse in Leipzig. iS chW ö/E ? LSnigsbrück, Nadebcrg, Uadtburg, M°rtzd°rg und Umgegknd. DM Borm. S Uhr aufzugeben Drlck und Vertag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. MchsundvierMer Jahrgang. «7'^"/°° Ur. 16. 24. Februar 1884. Sonnabend. Zn den wirthschaftlichen und handels politischen Kämpfen. Der vielumstrittene deutsch-russische Handelsvertrag hat auch noch andere wirthschastliche und handelspolitische Streitfragen hervorgerufen, und zu den letzteren gehören die Aufhebung des Identitätsnachweises für zur Ausfuhr bestimmtes Getreide und die Aufhebung der Eisenbahn- Staffeltarife für Getreide und Mehl. Aus dem Streite um diese Fragen sieht man wieder einmal, wie verschieden artig die Interessen nicht nur der verschiedenen Erwerbs und Berufsklassen, sondern sogar einer und derselben Berufsklasse in demselben Reiche sind. So kommt zum Beispiel die Aufhebung des Identitätsnachweises für ein- und auszuführendes Getreide keineswegs den deutschen Landwirthen überhaupt zu Gute, sondern nur diejenigen Getreideproduzenten haben Voctheil davon, welche Ge treide in größeren Mengen an das Ausland verkaufen können und dies sind in der Hauptsache nur die Land- wirthe der östlichen, sehr viel Getreide bauenden Provinzen Preußen). Genau umgekehrt liegt aber die Frage der Aufhebung der sogenannten Staffeltarife, denn von diesen hatten die Landwirthe des östlichen Deutschlands Vortheil, indem sie mit Hülfe der niedrigen Staffeltarife Getreide (die Händler auch Mehl) nach Sachsen, Thüringen, Bayern, Westfalen, Rheinland u. s. w. fast unter günsti geren Bedingungen verkaufen konnten, als die Landwirthe dieser Länder und Provinzen selbst. Die Aufhebung der Staffeltarife hebt also für die Landwirthe des Ostens einen Vortheil auf, vermindert aber dafür die Ueber- schwemmung der westlichen und südlichen Theile Deutsch, lands mit Getreide und Mehlfabrikaten. Es ist daher nur natürlich, daß von Seiten Bayerns und Sachsens eine Aufhebung der Staffeltarife verlangt wird, denn man will dadurch einen Ausgleich für die neue Lage, welche durch den Abschluß des deutsch-russischen Handelsvertrages und die Aushebung des Identitätsnachweises für auszu- führendes Getreide geschaffen würde. Die Sorge der deutschen Landwirthe, daß der Abschluß des deutsch-russi- schen Handelsvertrages und die darin enthaltene Ermä ßigung der deutschen Getreidezölle einen weiteren großen Rückgang der Kornpreise zur Folge haben werde, vermögen wir nicht unbedingt zu tyeilen, denn der Gitreidepreis wird nicht durch den deutschen und russischen Markt, son dern durch die Lage auf dem Weltmärkte bestimmt und auf den Weltmarkt muß auf diesem oder jenem Wege, sei es über Deutschland, sei es über Schweden, sei eS über England oder Oesterreich das russische Getreide doch ge langen. Hebt sich aber durch den Abschluß des deutfch- russischen Handelsvertrages in Deutschland Industrie und Handel und dadurch die ganze Geschäftslage, so kann auch leicht eine Steigerung der zu tief gesunkenen Getrewepreise statlfinden. Uederdns kann auch der künftige Ernteausfall leicht an dem Getrcidepreise eine Aenderung hervorbringen, zumal die amerikanischm Lc ndwirthe in Folge der niedri gen Preise, welche sie für ihren Weizen erzielten, viel Neigung zeigen, den Weizenbau etwas einzuschränten. Die wirkliche Erlösung von so großen wirthschaftlichen Calamitäten kann aber in der Hauptsache doch nur durch ein neues Aufblühen der Industrie und des Handels herbeigeführt werden, denn dadurch gelangen alle Güter >u einem ange messeneren Preise und der Eintritt dieses neuen Auf- blühens wird aus guten Gründen erwartet. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Die hiesige freiwillige Feuerwehr be ging am Donnerstag Abend m den Räumen des Schieß- Hauses ihr 27. Stiftungsfest durch Concert, Theater, Fest tafel und Ball. Nach der Theateraufführung wurden vor der Front des in vollständiger Ausrüstung auf dem Saale aufgestellten Feuerwehrcorps nachgenann-e Feuerwehrleute für ihre zwanzig- bez. fünfundzwanzigjährige Dienstzeit ausgezeichnet. Herr Bürgerineister Schubert über reichte unter einer Ansprache den Herren: Sekretär Karte, Feldwebel; Tischlermeister Dünnebier, Cteigerzugführer; Kürschnermeister Martin, Spritzenzugsührer; Töpfer Möge, Spritzensektionsführer; Schuhmachermeister Wehner, Spcitzenmann; Drucker Lischke, Absperrmann; je ein vom Landesausschuß sächsischer Feuerwehren für geleistete 20- jä irige Dienstzeit gestiftetes Diplom; den Herren Schneider meister Moritz Kayser, Spritzensektionsführer und Epim er Pabst, Spritzensektionsführer, aber für geleistete 25jährige Dienstzeit das von Sr. Maj. dem König im Jahre 1885 gestiftete Ehrenzeichen, nebst zugehörigem ministeriellem Dekret. Der Herr Bürgermeister endete seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch auf den Protektor der sächsischen Feuerwehren, Sr. Maj. den König, gleichzeitig der Freude über die Genesung Allerhöchstdesseiben von letzter Krank heit Ausdruck verleihend. Das Corps, sowie die anwesen den Gäste stimmten begeistert in das Hoch ein. Oben genannte Feuerwehrleute erhielten außer dem Diplom für 20jährige Dienstzeit die zweite, der Pionier Opitz für 10jährige Dienstzeit die erste silberne Litze vom Hauptmann des Corps unter entsprechenden Worten ausgehändigt. Den beiden Jubilaren wurden auch seitens der betr.Züge, denen sie angehören, werthvolle Geschenke übergeben. Pulsnitz. Vergeßt die Handwerker nicht! Diese alljährlich wiederkehrende Mahnung ist auch jetzt wieder am Platze, da nach den Klagen, die man hin und wieder hört es mit der Begleichung der von den Geschäfts leuten ausgesandten Neujahrs - Rechnungen vielfach noch recht windig steht. Es ist schon oft über das lange Creditgeben der Handwerker gesprochen und ge schrieben worden; nachdem aber nun einmal der leidigen Concurrenz halber ohne eine solche Crediteröffnung nicht auszukommen sein soll, so ist es andererseits eine Ehrenpflicht Derjenigen, welche diesen Credit in Anspruch nehmen, ihre Säumigkeit gegenüber den Geschäftsleuten nicht allzulang auszudehnen, da das Geld in gar vielen Fällen recht nothwendig gebraucht wird. — Em auffallendes Beispiel wie auch die solideste Fabrikation durch Concurrenz und H-runterbieten heut zutage verbilligt wird, ohne daß sich der Fabrikant dagegen wehren kann, bieten die Nähmajchinen. Vor 35 Jahren, zur Zeit der Erfindung, wurden einfache plumpe Ma- schinen mit 400 bis 500 Mark bezahlt, vor 30 Jahren mit 300 Mk., vor 20 Jahren mit einigen Verbesserungen 200 Mk., und vor 10 Jahren auf daS Beste ausgestattet, 100 Mk., und heute? womö stich mit zehnjähriger Ga rantie und in Monatsraten zahlbar, 50 Mk. Es fehlt nur noch, daß man eine Vergütung bekommt, wenn man überhaupt eine Maschine kauft. — Bei der Postverwaltung ist Friedrich Anton Hof mann als Postagent in Oberlichtenau ernannt worden. — InBautzen ist die Miidthätigkeit für die jüngst Abgebrannten außerordentlich rege. Bis Ende voriger Woche waren bei den 4 Sanimelstellen 5703 Mk. 39 Pf. elngegangen. — In das städtische Krankenhaus zu Bautzen wurde am 18. Febr. ein wandernder Handlungscommis mittels Droschke aus der Herberge zur Heimath gebracht, welcher beide Füße erfroren hatte und unfähig war, zu gehen oder zu stehen. Der Unglückliche hat sich nach seiner eigenen Angabe am Sounabend Abend infolge Ermattung auf der Straße zwischen Ebendörfel und Bautzen auf einen Steinhaufen unter eine daselbst gelegene Strohdecke (wie sie die Steinschläger zum Schutze gegen Wind und Wetter benutzen) gesetzt, ist dort eingeschlafen und hat in dieser Lage bis zum andern Morgen verbracht, wo ihn vorüber gehende Leute bemerkt, aufgeweckt und mit auf eine dortige Herberge genommen haben. — In Folge von Streitigkeiten nahm die elektrische Be leuchtung in Königsbrück ein jähes Ende. Wie es jetzt heißt, wird nun das Städtchen doch wieder die elek trische Beleuchtung erhalten, wenn auch auf die günstige Gelegenheit, die vorhandene Wasserkraft mit zu benutzen, verzichtet werden muß. Dafür wird der Ingenieur Beyer- Dresden ein Electricitätswerk auf eigene Kosten eirrchten. Zum Bestehen der Anlage sei nölhig, daß mindestens 150 16kerzige Glühlampen durchschnittlich pro Tag je 3 Stunden brennen; für die Brennstunde sei dabei ein Preis von 3 Pf. und für abzugebende motorische Kraft pro Stunde und Pferdelraft ein Preis von 15 Pf. Voraussitzung. Das Unternehmen scheint bereits gesichert. Dresden, 22. Febr. Se. Maj. der König hat gestern zum ersten Male das Bett verlassen und einige Stunden in seinem Arbeitszimmer verbracht, nachdem die Tage vorher ohne jede Störung und bei subjectivem Wohlsein vorüber gegangen waren. Se. Majestät fühlte sich nach dem Aufstehen etwas schwach, wie dies nach dem langen Krankenlager zu erwarten war, erholte sich aber sehr bald, erledigte Regierungsgeschäste und speiste mit gutem Appetit. Die vergangene Nacht wurde sehr gut verbracht. — Se. Kgl. Hoheit der Prinz Georg hat für die Abgebrannten in Bautzen 400 Mark einzahlen lassen. — Fräulein Käthe Windscheid, die begabte Tochter des Pandectisten an der Landes-Universität, hat vor wenig Tagen ihr Doctor-Examen in Heidelberg ehrenvoll bestanden und somit die höchste akademische Würde erlangt. — Man spricht nicht umsonst vom Gold der Sänger kehle. Der Kammersänger Perron, der früher in Leipzig war, ist von der Dresdner Hofbühne auf 7 Jahre verpflichtet worden und bezieht jährlich 24 OM Mk. Gehalt. Dabei hat er noch drei Monate Urlaub. — Die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sach sen zu Dresden macht hierdurch nochmals auf den Dienstag, den 27. und Mittwoch, den 28. Februar ds. Js. in den Räumen des „Italienischen Dörfchens (Helbig's Restaurant) zu Dresden stattfindenden Saatmarkt aufmerk sam. Den Herren Landwirthen wird auf genanntem Saatmarkte Gelegenheit geboten, etwaigen Bedarf in Saat getreide (speciell Saathafer) und Sämereien aller Art unter vollster Bürgschaft für Reinheit und Keimfähigkeit Vortheilhaft einzudecken und zwar zumeist direkt vom Produ- cent. Saatkartoffeln, insbesondere neuere empfehlenswerthe Sorten, werden auf dem Saatmarkte ebenfalls vertreten sein. — Ein nichtswürdiger Schurkenstreich ist in der Stadtbrauerei zu Neustadt verübt worden. Als am Donnerstag Nachmittag daselbst ein fertiges Gebräude ein fachen Bieres aus dem Kühlschiff in Fässer gefüllt werden sollte, gewahrte der Braumeister auf der Oberfläche des in jenem Behälter untergebrachten „Stoffes" einen Fetzen Zeitungspapier, der anscheinend mit Unrath besudelt ge wesen war. Die Angelegenheit ist sogleich der zuständigen Behörde unterbreitet worden, welche zunächst veranlaßte, daß am Freitag Morgen daS ganze Gebräude als unge nießbar weggelassen und beseitigt werden mußte. Die Polizei ist eifrig bemüht, dem bis jetzt unbekannten Frevler auf die Spur zu kommen. — Vermißt wird seit einigen Tagen der in Bienen mühle bei Freiberg prakticirende Arzt Herr 1)r. Schramm. Ueber sein unerwartetes Fernbleiben von seiner nicht un- bedeutmden Praxis verlautet noch nichts. Halbestadt. Die so wie so schon zahlreiche Fa milie des hiesigen Steinbrechers S. hat sich am Dienstag um Drillinge vermehrt. Die Mutter und die drei zu künftigen „VaterlandLvertheidiger", wie der beglückte Vater, der selbst Soldat gewesen, bei dem unerwartet reichen Familien-Zuwachs die Kleinen nannte, sind munter. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin. Der BundeSrath hat am Montag den deutsch-russischen Handelsvertrag ange nommen. — Ueber den am Montag stattgefundenen besuch des Kaisers beim Fürsten Bismarck wird folgendes berichtet: 5 Uhr 57 Minuten fuhr der kaiserliche Hofzug in Fried- richsruh ein, von einem trotz vollkommener Absperrung ziemlich zahlreichen Publikum jubelnd begrüßt, bis dicht vor das Thor des fürstlichen Besitzthums. Fürst Bismarck, welcher Helm uud grauen Mantel trug, war ron Schwe- ninger und den beiden Doggen gefolgt. Zunächst wurde der Fürst vom Publikum begrüßt. Der Fürst erwartete dicht am Geleise den Kaiser, mit welchem er nach herzlichster Umarmung und Vorstellung des Gefolges sofort ins Für stenhaus ging, an dessen Schwelle die Fürstin den Kaiser begrüßte. Darnach fand Diner zu 12 Personen statt. Während des Diners erstrahlte das kleine Frtedrichsruh in tausend und abertausend Flammen, welche den reichen, vom Bahnhofe zum Fürstenschlosse führenden, mit allen deutschen Landesflaggen geschmückten Mastenwald hell be leuchteten. Während beim Empfang Bismarck dem Kaiser die Hand küßte, that dies der Kaiser der Fürstin. Der