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Gap ßichenaiier Anzeiger und , Zeitung für Seifersdorf, .. b und Kleinölsa, Obcrnaundors, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, SPcchtritz etc. ^-^mnnier 67. Dienstag, den 15. Juni 1897. 10. Jahrgang. Aus Nah und Fern. osM Köbel, lnö. > bei üe Ihr- cke ;ut »ei ühafl so kaust" ie lm nt". uer. " ^ödtung aus Fahrlässigkeit wurde der Angeklagte Landgericht Bautzen zu drei Monaten Gefängniß ver- , Die Verzweifluugsthat einer Mutter. Zu einem Mn Kindesmord und zum Selbstmord hat Verzweif- die 35 Jahre alte Frau Rosina des Sattlers N. in Berlin getrieben. Frau Schaar war seit neun Eerheirathet. Die Ehe, aus der eiu achtjähriger Fobert und zwei Töchter, die sechsjährige Wanda .'e erst acht Monate alte Elisabeth, hervorgingen, ^on seit langer Zeit sehr unglücklich, weil der Mann Regel den Wochenverdienst zum größten Theil ver leit fünf Vierteljahren wohnte die Familie in Ebe und Küche. Wiederholt beklagte sich Frau Dritten gegenüber über ihren Mann. Sie mußte j l Abeiten, um durch Waschen und Plätten auch nur ^öthigste für ihre Kinder und sich selbst zu erwerben. sahen Hausbewohner Schaar wieder betrunken kommen. Bald hörten sie auch, wie er in ebmmk Die ersten Kornblumen. Mit dem Erscheinen MM Blümchens ist die Mahnung zum vorsichtigen . Aen wieder geboten; geschieht das Pflücken in einer iwelche die Grenze des Erlaubten nicht überschreitet, Niemand etwas dagegen haben. Die rücksichts- Verwüstungen der Felder, um die Blumen zu er- "A, verdienen hingegen strenge Strafe. Der 15 Jahre alte Fabrikarbeiter Paul Jannasch ^'Agarethenhütte hatte am 16. Mai d. I., als er mit r Jahre alten Cousine unweit des Dorfes Disteln eine» geladenen Revolver bei sich. Als sich die M bückte, um eine Distel ausznstechen, wollte der ?»nige junge Mensch über sie hinwegschießen, und zwar ? Busch. In demselben Augenblick aber richtete sich ^wiasch aus und die Kugel drang ihr durch das A das Gehirn. Bald nachher verstarb das Mädchen. seiner Wohnung laut schimpfte. Dieser Auftritt hat wohl der Frau den letzten Anstoß zu ihrer Verzweifluugsthat gegeben. Um 9^ Uhr sah man sie mit ihren drei Kin dern weinend die Treppe hinuntergehen. Das kleinste Mädchen hatte sie in ein Tuch eingewickelt und mit einer Schürze bedeckt; das älteste Mädchen und der Knabe gingen hinter der Mutter her. Sie schlug den Weg nach dem Landwehrcanal zu ein. Den Sohn schickte sie aber bald nach Hause zurück. Schaar wurde schließlich un ruhig, als die Frau mit den beiden Kindern nicht wieder kam, und suchte nun nach ihr, ohne sie zu finden. Die verzweifelte Frau war mit den beiden Töchtern geraden Weges in den Canal gegangen und hat dort mit ihnen den gesuchten Tod gefunden. Unter den zahlreichen Leichen, die das Wasser in den letzten Tagen wiedergab, befanden sich auch die der drei Opfer dieser Familientragödie. Der Mann scheint jetzt sein Verhalten tief zu bereuen, aber die Reue kommt zu spät. — Die Kohlenproduktion der Welt hat in den letzten 15 Jahren ganz bedeutende Steigerungen aufzuweiscu. An der Spitze aller Kohlen produzirende» Länder steht Großbritannien mit 212 Mill. Tonnen, gegen 165 Mill, im Jahre 1880. Größer noch war die Steige rung der Kohlenproduktion in den Ver. Staaten, wo sie in der gleichen Zeit von 71 auf 193 Mill. Tonnen stieg. An dritter Stelle steht Deutschland, welches von 65 auf 163 Mill. Tonnen geförderte Kohle gestiegen ist. Au Vierter Stelle steht Oesterreich, welches mit einer Steige rung von 17 auf 34 Mill. Tonnen seine Produktion gerade verdoppelt hat. Es folgen, nach einer Mittheilung des Patent- und technischen Büreaus von Richard Lüders, Frankreich mit 30, Belgien mit 23 und Rußland mit 8 Mill. Tonnen Kohle. Alle nicht speziell angeführten Länder zusammen lieferten nur 14 Mill. Tonnen, sodaß die Gesammtproduklion der Erde 677 Millionen Tonnen beträgt. — Die Fabrikation künstlicher Ohren hat im letzten Jahrzehnt einen Grad der Vervollkommnung erreicht, der kaum übertroffen werden wird. Aus Kaut schuk geformt, wird das künstliche Ohr mit der Hand nach dem Muster des noch vorhandenen Ohres des Patienten bemalt. Selbstverständlich kann man nur Künstler auf diesem Gebiete der „Malerei" brauchen. Jedenfalls ist die Arbeit aber auch eine sehr lohnende. In London, wo sich eine ganze Kolonie dieser Art von Malern befindet, verdient doch der Mann bei jedem Ohr 400 Mark. Und daß die Leute in außerordentlich günstigen Verhältnissen leben, beweist, daß mehr künstliche Ohren gepicht uud ge braucht werden, als man gewöhnlich zu glauben geneigt ist. — Die Höch st e und die niedrigste Woh - nnugsmiethe. In keinem Ort der Erde soll das Wohnen so theuer sein wie in Gibraltar, und zwar aus dem einfache» Grunde, weil es für diese Stadt unmöglich ist, sich nach einer Richtung hin weiter auszudehnen. Auf dem an manchen Stellen nicht mehr als 100 Schritt breiten, bewohnbaren Landstrich sind die Heimstätten von beinahe 30000 Menschen zusammengcdrängt. 60 bis 80 Mark werden für das kleinste Zimmer monatlich gefordert und gegeben, und dabei sind dort die Löhne um 70 pCt. geringer als in England. Die Ueberfüllung der Häuser in Gibraltar ist geradezu fürchterlich, uud in Folge des großen Wassermangels ist Sauberkeit nach unseren Be griffen dort vollständig ausgeschlossen. Im Gegensatz zu den sehr hohen Mietheu in Gibraltar sind die Preise für Wohnungen auf der Insel Malta von wahrhaft lächer licher Billigkeit. Etwas außerhalb von La Valetta kostet ein Haus mit 7 oder 8 Zimmern uud allem Zubehör nicht mehr als 80—100 Mark jährlich, und dabei sind — Steuern dort gänzlich unbekannt. )en M 5. I 10. 110- Fr« ganzen Rachmmag schon ahnte nur s, daß Du .um °Amm würdest." uudoO — ei! Eine Lehrerin und abergläubisch. Es wird ia E h,' "cht aufgeklärte Generation sein, die Du hier töbclp z W. Aber man darf doch eintreten?" da ^Lenn man verspricht, sehr artig zu sein — ja!" fest nist Silken Sie nachher auf meine Gesundheit ein Glas O 'n Abend!" uu lko hi^. !ul>Il'.5 (Nachdruck verboten.) ^ie Gewalten der Hiese. Roman von Lothar Brenkendorf. umack r I- § da schönen guten Abend, Herr v. Trehsa, uud viel elegante junge Herr verließ das Amtsgebäude ?nnen Hinteren Ausgang und schlenderte gemächlich, AEa mit vornehmer Herablassung grüßend, durch Straßen des im Hellen Maiensonnenschein sehr »Ach omnuthenden Städtchens. Vor einem an sich Geschehenen, doch von einem netten Garten um- Häuschen machte er Halt, um zunächst vorsichtig I,dichte Laubwerk der Hecke zu spähen, die sich An schlichten hölzernen Gitter erhob. auf, Schatz!" rief er halblaut, indem er gleich- inr Seite sprang, wie um sich zu verstecken. Aber Eren von drinnen die Zweige auseinander gebogen RaM'/! A und ein allerliebstes strahlendes Mädchenanllitz ach in der grünen Umrahmung. /Eck auf!" klang es fröhlich zurück. „Nun möge A Einer sagen, daß man nicht an Ahnungen glauben An ganzen Nachmittag schon ahnte mir's, daß Du it 17?^ :s ge-Z^ teil uns "i t He»A erhieN"^ daher ^Aachen Sie keine schlechten Witze, Matthes, das Segens lich nicht für einen so baufälligen alten Knabe». A A räumen Sie meinen Schreibtisch ein bischen auf A öffnete die Gartenthür und reichte ihm die Hand. lAsssor ließ einen spähenden Blick über die wenigen Aer kleinen Hauses gleiten. bester; ! der alte Drache zu Haus!" fragte er mit ge- iM Stimme. WolA,i Ml doch, Bernd! Wie kannst Du meine vortreff- -bA ^'"hin eine» alten Drachen nennen! Frau Henners- die beste Seele von der Welt, und ich mache mir Arend die bittersten Vorwürfe, daß wir sie so ^ch belügen." ^hndem wir sie in den Glauben versetzt haben, daß j ä Vetter sei? Eine sehr harmlose Nothlüge, liebster Schatz! Du weißt doch, daß in Herzenssachen wie im Kriege alle Vortheile gelten. Uebrigens — ist sie zu Haus?" „Nein! Wir haben den Garten ganz für uns allein." „Auch das Haus, wie ich denke. Es ist wirklich kein Vergnügen, hier wie Großvater und Großmutter fei» ehrbar nebeneinander her zu wandeln, nur weil jeder »erl- gierige Gaffer vo» der Straße aus durch die Hecke gucke» kann. Endlich einmal möchte ich doch auch erfahren, wie es Drinnen in Deinem Allerheiligsten aussieht." Sie erröthete und schüttelte den Kopf. „Das ist gegen die Abrede, Bernd! Du solltest das nicht von mir verlangen." „Mein Gott, liebste Helene, welche Zimperlichkeit! Hast Du zu mir denn so wenig Vertrauen?" Mit einem Blick voll hingebender Zärtlichkeit sah sie zu ihm auf. „Mein Vertrauen zu Dir ist ohne Grenzen, Bernd! WaS sollte denn aus mir Aermsten werden, wenn ich an Dir zweifeln müßte!" „Na also! Wozu darum diese Bedenken! Ich habe meinem Täubchen heute noch etwas Besonderes mitge bracht; aber ich erkläre feierlich, daß ich es Dir nur drinnen in Deinem Zimmer überreichen werde." Sie sah auf den Strauß in seiner Hand und lächelte glücklich. „Verschwender! Ist das wirklich für mich?" „Das — und noch etwas viel Schöneres, das ich in der Tasche habe. Also — darf ich?" Er stand bereits in der Thür des Hauses, und ob wohl die purpurne Gluth noch immer auf ihren Wangen brannte, erhob sie doch keinen weiteren Widerspruch mehr. „Hier zur Linken!" sagte sie leise, „aber cs ist sehr einfach da drinnen." „Es ist ein Paradies!" versicherte Trehsa, indem er über die Schwelle trat. „So ungefähr muß dem Teufels kerl, dem Faust, zu Müthe gewesen sein, als er zum ersten Biale in Gretchen's Kammer schaute." „Der Vergleich ist gar nicht hübsch," schmollte sie. „Warte, ich werde mir ein Wasserglas für die Rosen aus der Küche holen." Er hielt sie fest, indem er seinen Arm um sie legte. „Ach, das hat keine Eile, so rasch welken sie nicht. Meinen Dank wenigstens werde ich doch erst in Empfang nehmen dürfen." „Er küßte sie auf den Mund, und sie sträubte sich nur schwach. Dann aber machte sie sich doch schnell aus seinen Armen los. „Nicht doch, Bernd! Willst Du, daß ich meine Nach ¬ giebigkeit schon so bald bereue?" „Närrchen!" lachte er. „Es ist doch keine Sünde, sich lieb zu haben. Und ich denke, wir haben uns lieb — gelt?" Sie preßte beide Hände auf die Brust und ihr Ge sicht verklärte sich. „Ja, Bernd, ich habe Dich lieb. Deine Liebe ist ja Alles, was ich auf -der Welt besitze." „Uud bist Du gar nicht neugierig, was ich noch für Dich habe? Etwas, das Du Dir schon lange gewünscht hast." „Ist es möglich?" rief sie mit leuchtenden Augen. „Dein Bild?" „Errathen! Nur in einem einzigen Exemplar für Dich angefertigt. Und in Uniform! Ich kami Dir zwar nicht spanisch kommen, wie Egmont seinem Klärchen, aber Du sollst mich wenigstens immer so vor Augen haben, wie Du mich vor zwei Monaten auf dem Kriegerfeste zuerst gesehen." Er hatte die Photographie aus der Tasche gezogen und vorsichtig von ihrer Umhüllung befreit. Glückselig streckte Helene beide Häude ans. „Wie sprechend ähnlich es ist! O, ich danke Dir tausend- — tausendmal!" Sie drückte das Bild, welches Treysa in der Uniform eines Husarenoffiziers darstellte, an ihre Lippen, aber er erhob sofort lebhaften Einspruch. „Oho! Für solche Liebkosungen ist es Zeit genug, wenn das Original nicht zugegen ist. Du wirst mich doch nicht eifersüchtig machen wollen auf mein eigenes Bild?" Auch diesmal duldete die junge Lehrerin nur einen einzige» Kuß; dan» brachte sie geschickt de» Tisch, auf den sie die Photographie niedergelegt hatte, zwischen sich lind ihn- Könntest Du denn überhaupt jemals eifersüchtig werden?" fragte sie mit allerliebster Schelmerei. „Wie ein Türke, versicherte Treysa. „O, ich würde fürchterlich sein in meinem Zorn." „DaS ist schrecklich. Dann muß ich den armen Menschen wahrhaftig bei Zeiten warnen." Der Assessor erhob den Kopf und seine Brauen zogen sich ein wenig zusammen. „Wen willst Du warne», Helene? Ich will doch nicht hoffen, daß irgend Jemand gewagt hat, sich Dir zu nähern." „Ach, zeige mir doch nicht ein so böses Gesicht! Es war ja nur ein Scherz." „Nein, nein, Du bist nicht aufrichtig gegen mich. Es wäre nicht gut, wenn sich der Schatten eines Argwohns zwischen nns drängte." (Fortsetzung folgt.)