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Schönburger Tageblatt 49. Jahrgang. Freitag, den 10. Dezember 1926 Nr 287 Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Anzeigen bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erdete« Ausgabe nachmittagsst-3 Uhr in der SeschäftSsteVe in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bet Lorrn Otto Förster, in Callenberg bei Lerrv Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdort bei Lerrn Lermann Eicke; in Woltenburg bet Lerrn Linuö Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. zm S°ll«b0h-«r »«walt, Krieg, SIr«Ik.Nu«Ip»run,'MaH«''. bmch, Störungen im Betrieb ber Druckerei oder unser Liefere» hat der Bezieher leinen Anspruch auf Erhall der Zeitung od, «ückzahiung der v«,ug,preiser Kür Nichtigkeit der durch Neri, sprech» aufgegebenen Anzeigen übern,Haien wir kein« S«wSH> Erscheint Werktag!. Nachm- Bezugspreis monat lich im voraus 150 R.-Pfg. freibl., aussckl.Träger!. Einzelne Nr. 10 Reichspf., LonntagS-Nr.LOR.-Pf. Anzeigenpreise: 6gesp. Petitzeile 0,15 R.-Mark, v. außerhalb des Bezirkes 0.20 R.-Mart, Zgesp. Retlamezeile 0,45 R.-Mark, Linweise auf Anzei gen und aingesandte 0,10 R.-Mark, Nachweise» und Ostertengebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag »«gründet 1878. g»nfpr-ch» Nr. S. Postschließsach Nr. « Bostscheckkonto Amr Leipzig Nr. 1L3L. «anlkonro: «»«inbbank Pi Lotdiz gniate Waldenburg Skadtgiralonto Waldenburg I« Bnbatte gelten nur bet pünktlicher Zahlung, b«i zwang-w-i!» Mntreibung »er SiechnungebetrLg, wird jeder Nachlaß hinfällig. uuö Oal-enbürzer Anzeiger Dieses Blan ruthält die amtliche» Betanstmachuugsa de« Amtsgerichts a»d des StadtratS z« Waldenburg. Ferner veröffentliche« zahlreiche andere staatliche, städtische n. GemeiNd>BehLrdcv ihre Beka»»t«rachuugep. im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mttglkd d«» »Schftfch«n und d«» D«utsch«n Ziitnugsorrl-zir-Berrtn« (S. B.) — e!»lae«ori Wald.nburg Bachsin, Die Weltwirtschaftskonferenz am 4. Mai in Genf. Amtlicher Teil. Deffentlicke Bekanntmachung. Amtsgericht Waldenburg, de» 8 Dezember 1926. Mitwillend: Iustizinspeltor Taubert al, RechlSpsleger. Er erscheint, persönlich delannt, Fräulein Margot Werner in Waldenburg und erklärt: Ich habe dem Kaufmann Friedrith Heinilbe jUN. in Waldenburg, Anger Nr. 51 kbenerawoltmacht erteilt und ihm die ausgestellte Urkunde aurgehändigl Dies« Bollmacht widerrufe ich hiermit. Ich habe Heinicke vergeblich zur Rückgabe der Bollmacht aufgesordert. Ich erkläre sie für kraftlos und beantrage, di« öffentliche Bekanntmachung zu bewilligen. Nörgeleien, genehmigt, unterschrieben: Margot Werner. Taubert Di« öffentliche Zustellung vorstehender Erklärung wurde mit Be schluß vom 8 Dezember 1926 bewilligt. Waldenburg Sa., den 8. Dezember 1926 Der Gerichtsschreiber de» Amtsgerichts. Ttrefcma«« kouute wegen einer leichte« Erkältung «atssitz»Ngt« am Dienstag und Mittwoch nicht beiwohnen. In Sirl kam e« zn Erwerbslosen-bemouftrationen vor dem Rathanse. Poi>cars Sichert« sich in der frantiisischen Kammer über die StodilifirrnugSkrise. Die italienische Kammer tritt am 14 Dezember znsamme«. In Jngoslawie» hat Urfnnowitsch die N««bildn», de« AadinettS wieder übernommen. Jugoslawien wendet sich wegen des albanisch-italienischen Vertrag«s an die «rotzmSchte. Im Känigshalaft in Bukarest brach am Mittwoch ei» Brand au«. Die russische Opposition hat sich «nterworfen. 'Waldenburg, 9. Dezember 1926. Präsident Coolidge hat dem amerikanischen Kon greß zu seiner Eröffnung eine Sondecbotschaft zugehen lassen, in der er zu den schwebenden Fragen Stel lung nimmt. Einen breiten Roum nimmt darin die Frage der Rückgabe des während des Krieges beschlag nahmten ausländischen Vermögens ein. Coolidge spricht sich für die Rückgabe aus, fordert aber geeignete Vorkehrungen für eine Liquidierung der von amerika nischen Staatsbürgern und dem amerikanischen Schatz amt geltend gemachten Ansprüche. Zur Frage der Rückgabe des deutschen Eigen tums wird im einzelnen ausgcsührt, daß der für Deutschland aufgestellte Zahlungsplan bereits das Maximum der gegenwärtigen deutschen Zahlungsfähig keit umfaßt; infolgedessen sind einige deutsche Verpflich tungen hinausgeschoben worden. Insbesondere ist der für die Begleichung der amerikanischen Ansprüche im Dawcsplan vorgesehene Betrag für eine sofortige Er ledigung der amerikanischen Ansprüche nicht ausrei chend. Ans diesem Grunde ergab sich die Notwendig keit, einen Ausweg zu finden, nm eine sofortige Be gleichung der Amerikanern entstandenen Verluste zn sichern. Die Vereinigten Staaten hatten ferner als Kricgsmaßnahme die in Amerika befindlichen Schiffe, Funkstationen und Patente beschlagnahmt, die Eigen tum deutscher Neichsangehöriger waren. Die morali sche Verpflichtung zur Rückgabe des Eigentums befiehl in allen Fällen. Die ganze Frage sollte im Kongreß gleichmäßig behandelt werden, der in dieser Session ein Gesetz annehmen möge, welches einen gerechten und um fassenden Plan zur Erledigung aller Ansprüche bietet Für die Lösung des Problems stellte Coolidge zwei Grundsätze auf. Als ersten bezeichnete er: Eine kluge amerikanische Politik wird der Verwendung des Eigentums deutscher Staatsangehöriger zur Beglei chung der Schulden der deutschen Negierung ablehnend gcgcnüberstehen. Als zweiten Grundsatz erklärte Coo lidge aber, daß die Vereinigten Staaten den amerikani schen Fordcrungsberechtigten nur dann die in dem beschlagnahmten Eiaentum liegende Sicberbeit vorenl- halten tonnen, wenn sie selbst die Sicherheit dafür über nehmen, daß die amerikanischen Ansprüche schließlich befriedigt werden. Die Vereinigten Staaten sollten der deutschen Reichsangehörigen gegenüber Gerechtigkeit üben, aber nicht ans Grund von Ungerechtigkeiten ge genüber den eigenen Staatsangehörigen. Innerhalb dieser beiden Grundsätze liegt der Mittelweg der Lösung dieser Frage, die einer allen gerecht werdenden ameri kanischen Auffassung entspricht. Von allgemeinem Interesse waren in der Bot schaft Coolidges noch die Ausführungen über die Ver- teidigungssrage. Coolidge erklärte hierzu, daß keine sich selbst achtende Nation es vernachlässigen könne, eine der Größe der Bevölkerung, der Ausdeh nung des Landes und seiner Rolle in der Welt entspre chende Armee und Marine zu unterhalten. „Keine Ma rine in der Welt — mit einer Ausnahme — kommt der unsrigen annäherungsweise gleich; keine Macht ist stär ker zur See als wir. Bei der Aufrechterhaltung einer wirksamen Verteidigung sollte die Aufmerksamkeit ins besondere auf die Untersee-Kreuzer und die Luftstreit- kräftc gerichtet werden." Nach dieser Lobpreisung der amerikanischen Rüstung erklärt Coolidge dann, daß es selbstverständlich keine Bedrohung bedeutet, wenn Amerika jetzt und in Zukunft bewaffnet bleibt. Bedroh lich sind nämlich nur die Rüstungen der anderen. Bezüglich der Arbeiten des vorbereitenden Ausschus ses für die Abrüstungskonferenz äußerte sich Coolidge nicht sehr optimistisch. Schon aus der Lobpreisung der amerikanischen Flotte klingt Coolidges Begeisterung für das Wasser heraus. Es ist deshalb kein Wunder, wenn er in seiner Botschaft für die vollständige Aufrechterhaltung der Prohibitionsgesetze eintritt. Die in verschiedenen Staa ten in der Alkoholfrage vorgenommenen Absttmmun- gen haben allerdings gezeigt, daß sich Coolidge im öffentlichen Meinung befindet, wenn er meint, daß auch in dieser Hinsicht Amerikas n-gm MI b"" Wasser, oder besser s-sag? im Wasser Kriseniust. Scheidemann gegen Scholz. -- - Die Verstimmung, die zwischen der Reichsregie rung und der Sozialdemokratie entstanden ist, droht sich zu einer Regierungskrise auszuwachsen. Die Ver stimmung der Sozialdemokratie geht offenbar schon auf die Zusammenarbeit der Regierung mit der Rechten beim Schmutz- und Schundgesetz zurück. Sie wurde dann durch die Jnsterburger Rede des volksparteilichen Fraktionsführers Dr. Scholz erheblich verschärft, und der Abdruck der englischen Meldung von einer angeb lichen Zusammenarbeit von Reichswehroffizieren mit Rußland im „Vorwärts" zeigte, daß der Gegensatz der Sozialdemokratie zur Regierung auch schon auf die äußere Politik übergegriffen hat. In einer Rede in München hat jetzt Scheidemann ganz offen der Reichs regierung den Fehdehandschuh hingeworfen, und man darf Wohl annehmen, daß er dabei im Einverständ nis mit der sozialdemokratischen Parteileitung gehan delt hat. Scheidemann erklärte in dieser Rede: Wenn Herr Scholz von seiner Partei nicht dcsavoniert werde, sei es mit der Unterstützung der Neichsregicrnng durch die Sozialdemokratie vorbei. Sie habe diese Negie rung bisher toleriert und mit ihr sogar Tnchsiihlnng genom men. Wenn aber die Sozialdemokratie jetzt klar entscheide, werde Herrn Scholz Höre« und Sehe» vergehen. „Fetzt heißt cs entweder — oder" Inzwischen hat schon eine parteioffiziöse Aus lassung der Deutschen Dolkspartei gezeigt, daß sich die Ansichten von Dr. Scholz im wesentlichen mit denen der Partei decken. Eine Desavouierung, wie sie Scheidemann verlangt, ist somit nicht zu erwarten. Ferner hat Dr. Scholz in einer in Königsberg gehal tenen Rede nochmals seine Jnsterburger Ausführungen unterstrichen. Er wiederholte, daß das jetzige Kabinett als neutrale Negierung der Mitte sachliche Politik zu treiben und sich die Mehrheit da zu suchen habe, wo cs sie finde. Eine Trü bung hätte« die Verhältnisse erfahre« durch die Hinneigung des Zentrums und der Sozialdemokraten zur großen Koali tion und durch das Verhalten der Deutschnationalen, die ki- m-nipi-nna der Mitte unter Ausnutzung aller parlamen tarischen Mittel stürzen wollten. Seiner NEt na«) M vae Verhalten der Deutschnationalen falsch. Sie müßten sich in einer Reihe von Fragen bewußt neben die Negierung stel len, um zu zeigen, bah man anch mit ihnen regieren rönne, so wie sie es bei dem Gesetz gegen Schmutz und schund ge- tan hätten. „ . Sollte das Regieren von Fall zu Fall nicht mehr möglich sein, so sei objektiv mit beiden Seiten zu verhandel», zumal weuu der Reichspräsident dies wünsche. Dr. Scholz wieder holte, er habe in Insterburg nur Zweiset geäußert, ob die Verhandlungen mit der Sozialdemokratie mit Er?oig zu einer danerhasteu Regierung führen könnten. HKolitifehe Nundschau Deutsches Reich. Die Partelverireiung der deuischnotionalen Volks- partei nahm nach Beendigung der politischen Aussprache die Wahlen zum Vorstände vor. Dabel wurde Graf Westarp einstimmig zum Porlelooisitzenden wiedergewähl^ In den letzten Tagen haben neue Besuche der inter alliierten Militärkontrollkommission im Osten Deutschlands staügesunden, und zwar wurden die Festungen Königs berg und Lötzen besichtigt. " ' Im ReIchsmonopokamt sollen große Schiebungen aufgedecht worden sein, wodurch das Reich um mehrere Millionen Goldmark geschädigt worden ist. Als schwer belastet erscheinen die Direktoren der Monopolverwaltuntz. mehrere andere Angestellte und eine Reihe von Kaufleuten. Der Vertreter von Max Hölz hat beim Reichsjustizmt» nister die Wiederaufnahme des Verfahrens durch den Oberreichsanwalt und die Amnestierung des Hölz wegen der politischen Delikten beantragt. In Kiel kam es am Dienstag zu einer erregten Aus-» spräche in der Sitzung der Sladtkollegien. Als ein so zialistischer Antrag angenommen wmde, der den Erwerbs losen eine Weihnachtsdeihilse gewähren will, erklärte der Magistrat, er sei dazu nicht in der Lage. Infolge dessen kam es zu Schmähungen des Bürgermeisters vor dem Rathause. Zusammenstoß zwischen NationatsoziaCstc« - Sozialdemokraten. Wie aus München berichtet wird, versuchten Nationalsozialisten wiederholt, eine Ver sammlung der Sozialdemokraten, in der Reichstags-- abgeordneter Scheidemann sprach, zu stören. Die Ruhe störer wurden durch die Polizei und den Saalschutz de» Reichsbanners entfernt, wobei einige Personen verletzt wurden. Später kam es zu Schlägereien zwischen Na tionalsozialisten und Reichsbannerleuten. Die Polizei zerstreute die Streitenden. Ein Mann wurde bewußt los aufgefunden. Frankreich. Die Verurteilung des kommunistischen Abgeordneten Cach in zu acht Monaten Gefängnis ist fetzt rechtskräftig» geworden, nachdem die dritte Instanz das Urteil bestätigt hat Jugoslawien. Wie die „Politika' meldet, hat Nintschitsch eine Note an dis Großmächte gerichtet, in der auf die den Verträgen widersprechenden Bestimmungen des albanisch-italieni schen Vertrages hingewiesen und auf die Gefahren auf merksam gemacht wird, die aus diesem Vertrage für den Balkan entstehen können. Wie aus Belgrad berichtet wu.d, har der Kö.üg neuerdings Usunowitsch mir der Regierungsbildung be^ traut, nachdem dieser in einer Audienz beim König dis Gründe seiner Demission auseinandergesetzt hatte. Er sagte, der Negierung seien von einer Seite Schwierig keiten gemacht worden, die ein Arbeiten unmöglich- machten, obwohl dringende wichtige Gesetzentwürfe vor lägen. Ferner hätten außenpolitische Gründe die De mission früher eintreten lassen, als erwartet wor» den sei, doch sei jetzt an Neuwahlen noch nicht zu denken, ehe nicht alle parlamentarischen Mittel zur Lösung der Krise erschöpft seien. — Das Außenmini» sterium soll in dem neuen Kabinett Marinkpwitsch übernehmen. Ruhland. Der Bericht Stalins über die Krise in der Partei vor dem Vollzugskomitee der kommunistischen Jniernationalo