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«cipziger Tageblatt Md Anzeiger. ^ sss. Tonntag den 24. Decemder. 1848. Bekanntmachung. Nach Erledigung zweier Augführerstellen bei der 4. und 11. Compagnie sind Herr Otto Friedrich Herrmarr« Starrtz, Armmermeister, zum Zugführer bei der 4. und « Herr Johann Gottlieb Karl Dirkner, Schenkwlrth, ^ ^ . zum Zugführer bei der 11. Compagnie durch absolute Stimmenmehrheit erwählt und von uns m dieser (-harze Die aufgenommenen Wahlprotokolls nebst Stimmzetteln liegen bis zum 31. dieses Monars lm Bureau des Ausschusses Einsicht jede- Betheiligten bereit. Leipzig den 21. December 1848. D e r C o mm u n a l g a r d e n - A u S sch u tz. .H. W. Skenmeister, Commandant. Adv. Wachs, Prot. zur Bazar. (Fortsetzung meiner Weihnachtsbilder). Motto: „Wer glücklich ist in seinen Unterneh mungen, dem wächst der Mutt)!" Und so geht es mir: erst vor ein paar Tagen aufgetreten als Literat mit einem Aufsatz in d. Bl. und mit dem glücklichsten Erfolg gekrönt; das ermuthigt mich, in dieser Fortsetzung ein Resultat mitzutheilen, welches unserm Leipzig zur Ehre gereicht. — Die kleinen Geschichtlichen Notizen über das zehnjährige Bestehen .des Bazar-Verein- hatten, am Schluß eine Erwähnung von der i dort durch ein Comite-Mitalied ins Leben gerufenen Christbeschee- rung. Nachdem früher diese milden Spenden unsern Waisenkin dern gegeben wurden, kam man dahin überein, eine kleine Anzahl anderer armer Kinder, welche mit weit weniger Pflege versehen sind, zu Weihnachten mit diesen Spenden zu erfreuen. Seid des halb nicht böse, ihr armen Waisen, wir hatten die besten Absichten; der Verein sagte sich, eure dahingeschiedenen Eltern haben euch zwar als Waisen hinterlaffen, doch sie sind mit euch gut ver sorgt, denn sie ruhen im Grabe und ihr genießt die Wohlthaten der milden Spenden, welche sich zu Capitalien gehäuft, ja die ganze Commun sorgt für euch, auch vergeßt nicht die Weihnachts- freuden, die eurer in diesen Tagen warten, es ist ein schönes Ver- mächtniß unsers unlängst verstorbenen Vater Limburger, den habt ihr ja noch alle gekannt. Blickt außer eurem Versorgungs- Institut und ihr solltet manchmal die kleinen armen Brüder und Schwestern sehen, deren Aeltern sehen müssen, wie ihre eignen armen Kinder der Entbehrung preisgegeben sind. Ach, ihr solltet es sehen: in dieser Woche, oft früh 1/2? Uhr, kommen frostig und zitternd die Kleinen in meine entfernte Wohnung, beim Lichtschein, wo ich an meinem Arbeitstische sitze, erblicke ich die kleine Gruppe, voran gewöhnlich das muthigfte Mädchen, die ihrem Geschlecht - hinsichtlich des Sprechens alle Ehre macht, in der Anrede ist der geringste Titel: „gütigster Herr Stadtrath u. s. w. lassen sie uns auch an der Bescheerung Theil nehmen." Meine Antwort ist: „ihr Kinder kommt viel zu spät, es sind schon über 150 ange meldet und dann müßt ihr nur bedenken, daß der Bazar-Verein nur aus Leuten aus dem Mittelbürgerstand besteht, der in diesem Jahre so große Belästigung hat bei erhöhten Abgaben und ge ringem Erwerb." Mit der größten und freudigsten Hoffnung entlasse ich die Kinder, wenn ich die Feder ergreife um ihre Na- men aufzuschreiben; „freut euch nicht zu sehr," ruf ich nach! — „Wenn nicht noch andre Wohlthäter kommen, da bekommt ihr letzten höchstens einen kleinen Holzzettel." Ehe ich mein Haus verlasse, da kommen oft noch Väter und Mütter und fragen wie derholt nach, ob sie es bald erfahren können, vb ihre angemeldeten Kleinen wirklich noch etwas von der Bescheerung zu erwarten haben: „tch weiß es nicht, — wenn Ihr Kind nicht von einem Verkäufer in Bazar vorgeschlagen wird, da kann ich wenig Aus sicht machen." — „Thun Sie Ihr Möglichstes, ich habe 5 Kin der, bin Bürger und Meister, durch Krankheit heimgesucht und seit letzter Messe ohne allen Erwerb." Auch diesen entlasse ich mit allerlei Trostworten, und gehe in den Bazar ins Geschäft, frage die Nachbarn: „wie geht bei Ihnen das Geschäft?" Antwort: „schlecht; unsere Luxus-Artikel gehen gar nicht, die Reichen geben uns zur Antwort: die Zeiten sind schlecht — nun sollen wir auch noch mehr geben zur Bescheerung und sind nicht einmal im Stande, unsern eignen Kindern bei diesem schlechten Geschäfte eine Weih nachtsfreude zu machen." — „Beruhigen Sie sich, trösten Sie sich mit mir, ich habe ein ähnliche- Luxus-Geschäft, welches mir in diesem verhängnißvollen Jahre 1848 zum ersten Mal in einer Weihnachtswoche so viel Zeit läßt, daß ich literarische Arbeiten machen kann zum Nutzen und Frommen unserer Christbescheerung. Sie haben ihre Gabe reichlich gegeben und können mit Gott und gutem Gewissen ein Kind zu dieser Bescheerung führen. Was mit der Menge der übrigen Angemeldeten werden soll, fragen Sie? mir ist nicht bange, ich kenne mein Leipzig, hören Sie einmal, was in diesem Brief steht, den ich eben empfangen. Da steht: „„Ihren Aufsatz im heutigen Tageblatt habe ich mit Vergnügen gelesen, Geld und Gut habe ich nicht, wenn Sie aber beifolgendes bescheidenes Werkchen aus meinem Verlag zu dieser Bescheerung benutzen wollten, würde es mich freuen."" Nun wieder r/r Dutzend Kinder von» unsrer Reserve weniger, das war gewiß von einem Buchhändler! Und wie viel Buchhändler giebts noch in Leipzig? — „Kennen Sie den jungen Herrn der mich eben auf die Seite rief?" „Nein, ich kenne ihn nicht, — was sprach der von un serer Bescheerung?" „Er fragte angelegentlichst, wie wir das im Bazar machen wollten mit den vielen Kindern, die sich über die eigentliche Zahl angemeldet, ich zuckte mit den Achseln, und sagte: wenn wir weiter nichts thun können, so geben wir ihnen einen kleinen Holzzettel. Das wäre zu bedauern, sagte der junge Herr; wissen Sie, ich möchte mich auch gern betheiligen, weisen Sie 15 — 20 Thaler oder auch in vorkommenden Fällen noch etwa mehr auf mich an, Verschwiegenheit — Leben sie wohl." — 2^un, lieber Nachbar im Bazar, was meinen Sie dazu, unsre kleme Reserve-Armee von armen Kindern wird schwächer, ja ich kenne mein Leipzig!" — aber keine Kinder mehr annehmen," sagen die Comite-Mitglieder, „nur die Wenigen noch auf diesem Zet tel, die eben neu angemeldet und so gut bevorwortet der Gustav A., nicht allein vom Lehrer und Armenpfleger, sondern auch von einem achtbaren Kaufmann empfohlen, ein Knabe von 12t/z Jahr, der seine Schularbeiten alle macht und einen Verdienst durch Coloriren von 10 Ngr. wöchentlich an seine im Sterben liegende Mutter wendet, der muß etwas bekommen ; eben so auch