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F«»nsp»echer: Rrdaktion 32722 — Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 11At7 Mittwoch, 31. August 1921 Redaktion und Geschästoftell«: Dresdens«. IS, Holbrtnftraste 4« SöMM volfsMuna VezuasPretS» Vterlehahrlich lrec Hau» AuSgad» X mit illustrierter Bellaac lü V» Slnsgab« n 11.S5 u» , ei»!ch»«bltch Postbestellgelt-. Preis der Slci^Inmcmccr M g. Dir Tächiucht BoUszeclnug rrlchelcil an alle» «ochentaae» imchm. — Sprechstunde der »ledaltion. S bi» « Ilhr „achm. Auzeigen, klimahme von Gesch-ft-anzelgen bi» I« Uhr, bo» Famülenanzeigeci dt» 11 Uhr von». — Preis für die Peüt-Lpnltjecle aller Slnzeiae» 1.4« im Rcllameie» »S«^c. — Für undeutlich geichrtebeue sowie durch Fernlprccher ausgegebeue lNiijeigcn tdnnen wir die Beranlwortlichleit illr die Nichtige» de» Texte» nicht übernehmen N Mel Ar keil WW«!> Doknmrnte heutiger politischer Bertommenheit ii>o>t einem unserer Berliner Mitarbeiter wird uns ac- schricbcn: Einen erschreckenden Blick in die abgrundtiefe mora- l i s ch e Verrohung und V c r k o in ni e n h e i t gewisser dentschncilionaler Kreise oder sclcher Elemente, die mit deren Radau- >lnd Hctzpvlitik gegen Erzberger nicht cnnr im»,er ans „patriotischen", sondern auch ans sehr eigennützigen Gründen sympathisiert haben, gewähren vielfältige Beobachtungen, die man dieser Tage über das Verhalten dieser „Oberschichten" aus Anlaß des Mordes- an Erzberger machen konnte. Wir wollen statt alles anderem hier mit Dokumenten dienen. Wir geben zu diesem Zwecke zunächst eine Notiz des „Vorwärts" (Nr. 200 vom 27. August 1921) unverkürzt wieder, die folgen de» Wortlaut Hot. „Infolge einer telephonischen Doppelverbindnng wurde ein Leser unseres Blattes Zuhörer eines Gesprächs, daS der General major v. Bering mit einem Bekannten führte. Das Gespräch handelte von der Ermordung Erzbcrgers und der General sagte. „Na, da können wir uns ja gratulieren, daß das Schw nr endlich tot ist. Ich habe meine beste Pulle aus- den, Keller ge holt, um darauf zu trinken." Der unfreiwillige Hörer rief darauf nochmals bei dem General au, gab ihm-zu wissen, daß er das Gespräch mit ange hört habe und fragte ihn, ob er zu seinen Worten Lände. Der General geriet darauf in große Verlegenheit. Es sei doch nur eine private Aeußerung gewesen. Als „Mensch und Ehrist" müsse man ja die Tat bedauern, aber eS könnte ihm doch nie mand verwehren, wenn er sich darüber freue . . . JcTes Wort über diesen General mit der doppelten christlichen Buchführung wäre zuviel. Nur eins soll gesagt werden: Nach sicheren Beob achtungen war er bestimmt nicht der einzige seiner Bcrufs- und Gesellschaftsklasse, der i» so unverhohlener Weise der Freude über den Mord Ausdruck gegeben hat. Dafür gehört er auch zu den „besseren" Kreisen." Soweit da? genannte Blatt. ES ist kein Zweifel darüber, daß Tausende und Abertausende aus diesen Krei'eu genau so dachte» und denken und genau so gehandelt habe». llnS ,st Kunde über Dutzende von solchen „Siegesfeiern ' gcinordeu, bei denen cs sehr hoch herging und bei denen Rede, gehalten wur de», aus- denen sich ergab, was für Erwartungen und Hoffnungen man gerade an den Fall dieses bestgehaßte» Mennes knüpft. Daliin gehört die öffentliche'Mitteilung d.S ReccbSiagSpraßdeuten Lobe niimitlclbar »ach dein Mordtage. Derartige Erlebnftse konnte man in d'esen letzien Tage» in Berlin hundertfach haben. Ausdrücke wie „Gott sei Dank, daß daö Schwein kaputt ist" und ähnlichec Färbung wurden mit Behagen gegrunzt. Auf einer elektrischen Straßenbahn sagte ein sehr „fein" gekleideter Herr zu seine!» Nebenmann: „Gott sft Dqnk, jetzt brauche» wir weniger Steuern zu bezahlen!" Diese Sldußeruiig hielt man zunächst für eine» rohen Witz. Der «fein e Herr" gab sich aber alle Mübe, um dar- zutun, daß dieses Wort durchaus seiner „Ueberzeugung" ent spreche. Ein typisches Bild für die sittliche Verlotterung und über die hanebüchene politische Unbildung unserer Tage! Es konnte weiter festgestellt werde», daß an de», Abend des Mordtages in zahlreichen studentischer. KtubS und Kneipen VerherrlichungSreden auf den Mörder gehalten und Salamander auf ihn gerieben wurden. Man hat dort aber auch mit „Liedern" die „Feier" begangen, und besonders kenn zeichnend ist eS, daß diese Kneipen unter dem Präsidium von Wichschargierte» abgehalten wurde», also unter äußeren For me». wie sie sonst nur bei ganz besonders festliche» Anlässe» üblich sind. Eines dieser Lieder hatte folgenden Wortlaut: „Nun danket alle Gott, — Fritz diesen braven Mord. — Den Erzhälunken, scharrt ihn ein, — Heilig soll n»S der Mörder sein, — Die Fahne schwarz-weiß-rot!" Wie aber auch in offiziellen Versammlungen der Deutsch- nationalen Volkspartei selber der Jubel über Erzbergcrs Ermor dung zum Ausdruck kam, zeigt folgende verbürgte Mitteilung, die ein Leser der „Welt am Montag" (Nr. 3ö vom 29. August 1921) machte. Sie lautet: „Auf einer Gründungsfeier der Ortsgruppe „Theodor Körner" des Deutschen Iugendbundes „Bismarck" im Rosen taler Garien führte der Geschäftsführer der Deutschnationalen Volkspartei, Herr Strack, folgendes aus: .... Wie ich soeben lese, ist der „dicke, feiste, vierschrötige (Allgemeine Heiterkeit. Zurufe: Sehr gut! Heil! usw.) Reichsverderber Erzberger er schossen worden. (Minutenlanges Händeklatschens Heilrufe.)W>r freuen uns darüber, daß Deutschland von einem seiner Schäd linge befreit ist. (Beifall.) Wir tragen die volle Verantwortung für diese Tat. ES ist durchaus christlich, wenn wir unsere Freude darüber auSdrücke», denn was man als Böses erkannt hat, muß inan beseitigen." (Allseitige Zustimmung.) Die Ansprache wurde mit dem Liede „Heil dir im Siegerkranz" geschlossen!" Dazu bemerkt das genannte Blatt folgendes: „Dieser Be richt klingt so unglaublich, daß wir Abstand nehmen würden, ihn zu bringen, wenn nicht inzwischen schon dis verschiedensten zyni sche» Frcudcnäußernngen über ErzbergerS Ermordung bekannt geworden wären. Und wenn wir nicht in, Anschluß an die Nach richt von dem Morde an Erzberger in einen, Spandaucr Blatt die offene Aufforderung zur Ermordung v. Gerlaebs gelesen hätten!" ^ ' , "d Daß in der Tat der Selms, am Erzberger nicht nur diesen selber, sondern weit darüber hinaus, alle diejenigen treffen sollte, die daS gegenwärtige Regierungssystem repräsentieren und ver treten, ist ganz klar. DäS wurde übrigens auch bei den verschie denen „Jubelfeiern" zynisch ausgesprochen. Daraus ersieht man, daß der gegen Erzberger gerichtete Revolver iig Grunde gegen die Regierung Wirth zielte. Und das berüchtigte rechtS- bolschcwistische Revolverblatt, die Berliner ..Deutsche Zei tung" hat denn auch schon den „Mut", diese letzte» Konfegye»- zcn in aller Ocffentlichkeit anzudeuten, blaß, der Führer der Altdeutschen, bringt eS in der SonntagS.mummer der ..Deutschen Z.itung" (Nr. 400 vom 23. August >9211 fertig, folgendes zu schreiben: -- ... «In viel höherem Maße gilt das (Llaß plädiert für eine Negierung „von oben", er fordert mit harten Worten die Dik tatur der Nechtskreise und will in seine», Artikel Nachweise», daß die ganze Staats- und RcgierungsweiSkicit nur bei den Ver tretern des alten Systems war und daß die heutigen StaatS- würdenträgcr vollkommene Nichtöwisser und Nichtskönner seien. D. V.) von der sogenannten Regierung des Herrn Wirth, der als Klerikaldemogog de» Beweis liefert, daß ein Politiker seiner parteipolitischen Herkunft und Färbung noch staatsgefährliche: sein kann a!S ei» waschechter Unabhängiger." Aus dieser perfiden Aeußerung ergibt sich aber auch, warum der Kanzler Wirth beseitigt werden soll. Hier wird ganz deut lich auf seine katholische Ueberzeugung und Gesinnung und auf seine Zugehörigkeit zur Z e n t r u m s - Partei hingcwiesen. Hier haben wir auch die tiefsten Wurzeln für den infernalischen Haß, mit dein von diesen Kreisen Erzberger verfolgt wnrde! Die unerhörte Unterstellung, die sich aus den obigen Worten de.S weitere» auch dabin ergibt, daß der Kanzler Wirth »nd jeder IentrnnrSpolitiker „seiner parteipolitischen Herkunft und Fär bung „wegen" »ocb sta a t s g e f ä h r l i ch c r sein kann als ein waschechter Unabhängiger, brauchen wir nur niedriger zu hängen. Aber wer will es uns vermebren, auf solche schmutzigen Presse erzeugnisse hinznweisen und sie zu brandmarken als den Sumpf boden, auf dem diejenigen Früchte wachsen, wie sic sich beim Mord a» Erzberger zeige». Solche Auslassungen, die wir ge rade im Hinblick ans Erzberger aus der deutschnationalen Presse tausendfach anführen könnten, können gar nicht anders, als Aufforderung zur gewaltsamen Beseiti gung solcher Männer gedeutet werden. Und das ist die Atmosphäre, in der wir heule lebe»! Es ist i» der Tat i», neuen Deutschland soweit gekommen, wie d>e „BaSker Natioualzeituug" aus Anlaß der Erörterungen de? Todes ErzbergerS schreib,: „ES scheine allmählich in Deutschland gefährlicher zu sein, mit demokratischer Gesinnung herunizulau- fen, als mit Wertgegenständen." Jeder, der beute im öffentichen Lebe» wirkt, und der iftcüt auf die deutschuatiouale Radau- und Niegelwand-Eiiirenn-Politik cingescbworen ist, fielst nicht nur in der „Dreck-Linie", sonder» ist auch seines Lebens nicht sicher. Kann man eS da noch verwunderlich finden, daß kein Man», der etwas auf sich hält, sür ein verantworiliches Amt zu haben ist? AnS diesem Sumpf müssen wir her aus! So geht es nicht länger, keine Stunde mehr Heiter! Die Negierung hat das Wort! DaS Wort zur Tat! » -»4 In Verbindung mit dem Attentat gegen Erzberger gewinnt die Tatsache Bedeutung, daß vor einigen Wochen die „Schwarz- Wälder VottSwacht" in Schrainverg folgendes Gedicht ver öffentlichte: Du tapfrer Held, du schoßt den GareiS nieder. Du brachtest allen »uS Befreiung wieder Von einem sauber» Sozihund. Welch Licht in unserer Trauerstnnd! Auch Ratheuau, der Walter, Erreicht lein yobeS Alter. Die Rache, die ist nah. Hurra! Hurra! Hurra! Laßt uns froh und munter sein, Schlagt dem Wirth den Schädel ecu! Lustig, lustig, tralleralla. Bald ist Wilhelm wieder oa. Wenn einst der Kaiser ko,innen wird. Schlagen wir zum Krüppel den Wirth, Knallen die Gewehre tack, tack, tack, Aufs schwarze »nd das rote Pack. .Hank immer feste ans de» Wirth! Haut seinen Schädel, daß es klirrt! Knallt ab den Walter Rathenau. Die gottverfluchte Judensank Die „Schwarzwülder Volksmacht" ein d e u t f ch u a t i o- uales Organ, sorgte sür entsprechende Verbreitung des Hetz- ltcdeS. Ein Aufruf der Reichsregierung Berlin. 29. August. D e Reichsregiernng lat sorgenden Aufruf erlassen: „Schon seit geraumer Zeit erfüllt eS die ReichSregiernug mit Besorgnis, daß die öffentlichen Sitten in Deutschland immer mehr in Verfall geraten und die Grundlagen voll Reich und Staat z» erschüttern drohen. In einer Zeit, ick der alle Kräfte der Nation daran gesetzt werden müßten, die moralischen und wirtschaftlichen Schäden deS Krieges zu heile», geht eine zügellose Agitation immer offener ans Werk, die politische» und staatlichen Fundamente zu untergrabe», auf denen sich der Rcnban des Teutleben Reiches erheben soll. Die Sprache der Presse, die dieien unheilvollen Bestrebungen dient, wird von Tag zu Tag eindencigec. Sie zeigt, daß der Plan gewissenloser Elemente und Gruppe», die den gewaltsamen Umsturz der versasmngsmäßigen Ordnung betreiben, in weitere Kreise des Bettes getragen werden sali. Offen und iil rohester Form wird in solchen Organen und in Ver sammlungen zu <9 c w a l t t a k e n an Politi s ch e n G c g n er», ja zum Morde ansgefordert. Angenscheinticl, halten die Füh rer dieser Bewegung die Zeit sür gekommen, in der die Ziele nicht mehr verschleiert zu werden brauchen, svndcrn vssen bekannt werden dürsen. Die Reichsregiernng wird in dieser Bewegung als ein K l n » gel n »fähiger, s ch w ächlichc r n n d icn- deutscher Politiker dargestelll, deren Beseitigung patri otische Pslichi sei. Neve» den Parteien, die in parlamentarischer Opposition stehen, gewinne» in lentrr Zeit O r gani > aIc o n e n . Vereine. Gruppen und Persönlichkeiten an Bedeutung, die a»S Haß gegen die demotrutisch repubtifanisiiie Staats corm vssen zue Vecachlnug der Vecjassnng „nd llebeccrelnng der nä sele onftordevn. Die Not des Vaterlandes macht es zur doppelten Pflicht, mit harter Hand diesem Treiben teils gewisienloser, teils ver blendeter Elemente entgegentreten. Ein schwerer Winter steht Deutschland bevor. Noch lasten auf uns die schweren drückende» Folge» des verlorenen Krieges. Noch ist Oberschlesien den: Reiche nicht gesichert. Seine Rettung, sür welche die Regierung seit Monaten zäh kämpst, kann durch einen offenen Ausbruch innecer Zwistigkeiten in Frage gestellt werde». Der politische Kredit des Deutschen Reiches darf nicht erschüttert werden in einem Augenblick, in dem wir den Anspruch ans Oberschlesien auf die Grundsätze der Demokratie begründe». Ebensoivenig kann es geduldet werden, daß durch politische Unruhen die Wirtschafts kraft Deutschlands geschwächt wird, die zur Abtragung der schweren und auferlegten Lasten miss höchste angespannt werden muß. In dieser Lage des Vaterlandes, die Versasjung und die Ge setze antasten oder verächtlich machen, heißt eine zweite in Wahr heit erst vernichtende Niederlage und damit den Verfall des Rei ches vvrbereiten. Die Reichsregiernng ist deshalb entschloßt», das zu tu», was die Zritmnstnnde «nd die Provokation der Gegner der Perfassung gebieterisch erhciiche». Die Verfassung, welche die demokratische Forderung der Freiheit der Presse, der Vereine und der Versammlungen vcrwcrtlicht, gewährt zugleich die Möglichkeit, diese Freiheiten z» beschränke», wenn sie zur Beseitigung der Verfassung selbst und alter Freiheiten schlechthin mißbraucht werden. Von dieser Befugnis, die den« Reichspräsidenten zusteht, wird durch den folgenden Erlaß Gebrauch gemacht. Die Verordnung des Reichspräsidenten hat folgenden Wortlaut: 8 1. Auf Grund deS Artikel 18 der Verfassung wird zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung für daS Reichsgebiet folgendes angcordnet: Periodische Druck schriften, deren Inhalt zur gewaltsamen A enderung oder Beseitigung der Versassnng oder versajftingsniäßigcr Einrichtungen deS Reiches oder eines seiner Lünver, zu Gewalt taten gegen Vertreter der repnblikaiiisch-demotratßchcn SlaniS- form, zum ltngehorsain gegen Ge sehe oder rechtsgültige Verord nungen vier gegen die innerhalb ihrer Znständigteit getroffenen Anordnungen der venassnngSiuäßigeii Behörden anftorvert oder anreizt, können f ü r d i e 2 a n e r b i s z n 14 Tage n v e rbv - ten werden. Gleiches gilt säe vermaische Dcncljchriften, deren Inhalt ei-ce Billigung oder Verherrlichung solcher Handlnngen. darstellt, oder die versassungsinäßigen Organe und Einrichtungen deS Staates in einer den inneren Frieden des Staa tes gefährdenden Weise verächtlich machl. Das Verbot kann auf die Tauer von 3 Monaten ausgedehnt werden, wenn die Druckschrift nach vorherigem Verbot nochmals gegen die Be- sttinninngon des Absatzes t verstößt. Das Verbot gilt scir daS gesamte Reichsgebiet und umsaßt auch jede angeblich neue periodi sche Truckschrist, die sich sachlich als die alte darstellt. 8 2. Eine Beschlagnahme von Druckschriften ohne richterliche Anordnung ist außer in den Fällen deS Paragraph 23 Nr. l und 2 deS Reichsgesetzes über die Presse von, 7. Mai 1.874 auch dann Mäßig, wenn der Inhalt der Druckschrift die Voraussetzung eines Verbotes nach Paragraph 1 Absgtz 1 erfüllt. 8 3. Wer eine nach Paragraph 4 verbotene Druckschrift her- ansgibt, verlegt, druckt oder verbreitet, wird mit Geldstrase bis zu 900 000 Mark oder mit Gefängnis oder mit einer dieser Strafen bestraft. 8 4. Versammlungen, Vereinigungen, Aufzüge und K n n d g e b n n g e n können außer den Fällen des Artikel 123 der Reichsvcrsassung Verbote» werden, wenn tue Besorgnis begründet ist, daß in den Veesanimtungcn usw Erörterungen stattjinden, die zur gewaltsamen Aendernng oder Beseitigung der Versassnng oder versassiingsniüßiger Einrichtungeil aeS ReccveS ober eines seiner Länder, zu Gewalttaten gegen Vertreter der republikanisch - demokratischen Staatssorm, zum Ungehorsam gegen die Gesetze oder rechtsgültige Verordnungen oder gegen die innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anorvnnnge» der versassungsinäßigen Behörden anreizen, solche Handlnngen billigen oder verherrlichen oder die verfassungsmäßigen Organe des Staates und Einrich tungen des Staates iy einer den inneren Frieden des S-aates gefährdenden Weise verächtlich machen. Zuständig für den AuSsprnch des Verbotes ist der Reichsinftiister des Inner». 8 9. Wer eine nach Paragraph 4 verbotene Versammlung usw. veranstaltet, oder in einer solchen verbotenen Versammlung usw. als Redner austriki, wird mit Geldstrafe vis zu 900000 Mark und Gefängnis nicht nnlec einem Monat, wer an einer solchen verbotenen Versammlung teilirßnmt, mit einer Geldstrase bis zu 100 000 Mark und mit Gefängnis oder mit einer dieser Strafen bestraft. 8 1. Gegen ein Verbot nach Paragraph 1 »nd 4 und einer Beschlagnahme nach Paragraph 2 ist die Beschwerde an einen Ausschuß zulässig. Die Beschwerde hat keine anßchicbendc Wir knng. Die Mitglieder des Ausschußes und ihre Stellvertreler wälill der Reichsrat ans.seiner Rütte. 8 7. Die Verordnung tritt mit dem ?age der VerUinanng in Kraft. Aufruf der deutschen Zentrumspartei und der Zentrumsfraktion des Reichstages anläßlich drr Ercnordnng des Recchstagsabgeordnelcn Erzberger an ihre Mitglieder: Mitglieder der Zentrnmspariei! Der Abgeordnrte Erzberger ist einem ruchlose» Meuchel mord znni Opser gefallen. Tief erschüttert steht die Zentrumspartei an seiner Bahre. War doch sccn ganzes Leben, seine Jngendkrast wie sein ManneSc lter dem Dienste der Partei gewidmet. We nige nahen so rastlos und hingebend gearbeitet im ößentllchen Lecen wie er. Erzherger stand im Vordergrund VrS politischen Kampscs. Und wie ist dieser Kamps gegen ihn geführt lvordrn? Nicht mit ehrlichen Weiften — — mit leidenschaftlichem Haß, auch mil Lug und Verleumdung mnrve Pie öifeicllicne. Mernnng ver- ai'lel. »nd das Ergebnis war vcr gemeßie Mord: lind die