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Mchmtz-MW 57. Jahrgang Sonnabend, den 19. September 1891 Nr. 111. Initial«, welche bei ve» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk« same Verbreidlnä finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den» Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« SO Pfg. Inserate M die,MWtz-Zeit»ilg" D>« „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- . . stellungen an. SUS' ... «A V" A Mr die Königliche Umtshauplmannschast Dippoldiswalde, sowie Mr die Königliche« Kmtsgerlcht« und die KtadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irau-n-em B«ra>aw°rtlich« R-dactmr: P-nl Ichne m DiPpoMowalde. Mi. „M-st-IU«. Mi. I..d. nnd h---wi-.h,ch°ftiich-- Lokals und Sächsisches. Dippoldiswalde, 18. September. „Die schönen Tage von Aranjuez sind nun zu Ende!" So können wir mit der nöthigen Abänderung nunmehr auch sagen, nachdem mit dem Abmarsche der letzten bei uns inner halb 14 Tagen einquartirt gewesenen Truppen die Abwechselung her Manüvertage wiederum dem ge wohnten Gange der Dinge gewichen ist. Begünstigt von der herrlichen Witterung des so erfreulichen Nach sommers sind sowohl den manövrirenden Truppen, als den friedlichen neu- oder vielmehr wißbegierigen „Schlachtenbummlern" die letztvergangenen Wochen zu einer gern mitgenossenen angenehmen Erinnerung ge worden, wie denn bereits seitens hier einquartirt ge wesener Mannschaften Briefe vorliegen, daß sie sich in ihren hiesigen Quartieren wohl befunden haben und dankbar sich der ihnen gewordenen freundlichen Auf nahme erinnern. Wem es nicht vergönnt war, durch einen Besuch des Manöverfeldes oder eines Bivouaks sich eine Anschauung des militärischen Lebens und Treibens zu verschaffen, der konnte sich wenigstens an den fast täglich zu hörenden vortrefflichen öffentlichen Produktionen der hier einquartirten Regimentsmustken, sowohl des 108. als 104. Regiments ergötzen, was denn auch der Grund ist, daß das von letzteren in der „Reichskrone" gegebene Concert nur schwach be sucht gewesen ist. Erfreulich ist es jedenfalls auch, daß von Vorkommnissen, wie sie aus Rabenau berichtet worden sind, bei uns nichts laut geworden ist, sich unsere Einquarlirung allenthalben eines freundlichen, anständigen Betragens befleißigt hat. — Eine einzige leider vorgekommene Diebstahlsaffaire wird allerdings für 3 Betheiligte ziemlich unangenehme Folgen haben. — Das militärische Jahr, welches zum Unterschied vom bürgerlichen und kirchlichen Jahre mit Schluß der Manöver zu enden pflegt, geht mit Riesenschritten seinem Sylvester entgegen. Nach dem Abschiede der Reservisten und Dispositionsurlauber schließen sich die Akten über die Jahrgänge 1888 und 1889 und eine wohlverdiente Ruhepause leitet Offiziere und Unter offiziere zu neuer Arbeit hinüber. Am 1. Oktober treten die neuen Einjährigen in den Verband des Regiments; bis zum Eintritt der Rekruten haben die selben die nöthigste Ausbildung erhalten, so daß für die jüngste Mannschaft später alle Kräfte verfügbar werden. „Des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr" fängt dann ihren Kreislauf von Neuem an, trotz des Drills der Rekruten giebt es aber keine eigentliche Langeweile, weil die Leute jedes Jahrganges nicht nur andere Ge sichter, sondern auch andere Eigenheiten und Gepflogen heiten mitbringen, welche neben der Erlernung der militärischen Fertigkeiten, der Aufnahme der noth- wendigsten soldatischen Kenntnisse und der Ausbildung zur Ertragung von Strapazen abgeschliffen oder ab gelegt werden müssen, damit die Charakterbildung des Mannes jenem Ziele militärischer Tugend nahe ge bracht werde, welche als „moralisches Element" die Siege auf dem Schlachtfelde herbeisühren Hilst. — Nachdem nunmehr die Bewaffnung aller Theile des deutschen Heeres mit dem neuen Gewehre Muster 88, durchgeführt ist, hat die Freigabe der An fertigung und des Verkaufes der Gewehre, wie der Karabiner dieses Systems an die Privat-Jndustrie statt gesunden. Demgemäß wird man alsbald die Anprei sung von Jagdgewehren dieser Konstruktion erwarten können. — In der Zeit vom 1. bis 14. September ist innerhalb der AmtShauptmannschast Dippoldiswalde von ansteckenden Thierkrankheiten nur der Milzbrand in einem Gehöfte von Rehefeld-Zaunhaus ausgetreten, wo das einzige Rind erkrankte und verendete. — Im gesammten Königreiche traten auf: der Milzbrand m 16 Gehöften ebensovieler Ortschaften in 10 AmtS- hauptmannschaften und waren 268 Rinder und 2 Ziegen gefährdet, der Rauschbrand in einem Gehöfte, wo 2 Rinder gefährdet waren, der Notz der Pferde in einem Gehöfte, wo 2 Pferde und die Maul- und Klauenseuche in einem Gehöfte und dem Leipziger Schlachtviehhof, wo insgesammt 25 Rinder und 220 Schweine gefährdet waren. Glashütte. Unsre Stadt wird in den nächsten Tagen eine Bahnhofs-Perron-Uhr erhallen, die von Herrn Bürgermeister Kühnel gestiftet worden ist. Die Genehmigung zur Aufstellung derselben ist vom kgl. Finanzministerium mit dem Ausdrucke der Freude bereits ertheilt worden. ES ist dies der erste Fall in Sachsen, daß eine Schmalspurbahn mit einer Perron- Uhr versehen wird. -- Kreischa. Nächsten Sonntag, den 20. d. M., wird in unserer Parochie das Erntedankfest gefeiert. Der Festgottesdienst wird nicht wie voriges Jahr am Vormittag, sondern wieder wie früher am Nachmittag abgehalten. — Ein wagehalsiges Stück Arbeit nahm dieser Tage der Gattlermeister Ufert Hierselbst vor. Im Rcttungssacke der Feuerwehr befindlich, wurde Ufert vom Schallloche aus an einem Seile Heruntergelaffen bis zu dem nach der Straße zu befindlichen Ziffer blatt« der Thurmuhr, von welchem er, zwischen Erde und Himmel schwebend, den Zeiger beseitigte. Bei Aufstellung der jetzt in Reparatur befindlichen Thurm uhr soll auch dieses Zifferblatt, wie die übrigen, zwei Zeiger erhalten. H Poffendorf. Das bereits in früherer Nummer angezeigte diesjährige Schulfest hiesiger Schule konnte infolge des am Dienstag während des Festes ein tretenden ungünstigen Wetters nur zum Theil abge halten werden, der Schluß desselben fand dann am Mittwoch Nachmittag statt. Ueber den Verlauf des Festes können wir Folgendes miltheilen: Dienstag Mittag 1 Uhr begann der Auszug der mit Fahnen, Blumenkörbchen und Kränzen geschmückten freundlich dreinschauenden Schüler der 6 Klaffen vom Schulplatze aus unter dem Klange der Musik durch das im Fest schmucke prangende Dorf nach dem Festplatze, dem Butter'schen Gasthofe gegenüber, wo sich bald ein reizendes Bild kindlichen Frohsinns entfaltete. Unter Leitung der Herren Lehrer und mehrerer Herren und Damen wurden die Kinder hierauf durch allerhand Spiele unterhalten. Zur Stärkung des Leibes erhielt jedes Kind ein Stöllchen mit Kaffee im Butter'schen Gasthofe. Mit großer Spannung erwartete sodann die Schuljugend die Verloosung der Schulprämien, welche mit dankbaren und zufriedenen Herzen entgegen genommen wurden. Leider mußte nun das Fest wegen des gegen 4 Uhr inzwischen eingetretenen Regenwetters unterbrochen und der Schluß auf den folgenden Tag verlegt werden. Ein Festwetter, wie es schöner kaum gedacht werden konnte, begünstigte denn auch den noch nicht erledigten Theil des Festes und so konnten die Ktnderbelustigungen, als Vogel-, Sternschießu, und Spiele prächtig ausgeführl werden. Nach abermaliger Bewirthung mit Brodchen, Würstchen und Bier wurde das Schulfest beendet und die Kinder zogen unter Sang und Klang nach dem Schulhause, wo sich nach einer Ansprache des Herrn Kantor Helm und dem ge meinschaftlichen Gesänge der Liederstrophe: „Nun danket alle Gott" der Zug auflöste. Später versammelten sich die Herren und Damen, welche beim Feste thätig gewesen waren im Echumann'schen Gasthofe, wo man bei einem Labetrunke die gehabten Mühen und Ar beiten vergaß und einige Stunden fröhlich beisammen war. Dresden. Nachdem König Albert von Kassel nach Leipzig zurückgekehrt ist, hat er zunächst den Manöver» bei Borna beigewohnt und, nachdem er wieder in Pillnitz anlangte, auch den Truppenübungen zwischen Pirna und Dippoldiswalde. — Am Sonntag wird der König das Lustschloß Pillnitz verlassen und nach der Villa in Strehlen zurückkehren, wo auch als bald Königin Karo la erwartet wird. — In einer Wohnung der Zwingerstraße hat sich am 14. September ein Dienstmädchen durch unvor sichtiges Gebühren mit Spiritus am ganzen Körper erheblich verbrannt. Daffelbe war im Begriffe, in eine dem Verlöschen nahe Spirituskochlampe aus einem Blechgefäße Spiritus nachzugießen, wobei das Gefäß explodirte und der brennende Spiritus sich über die Kleider der Unvorsichtigen ergoß. Lichterloh brennend, lief sie die Treppe hinunter in die Hausflur, wo ein dort beschäftigter Kutscher das Mädchen schnell erfaßte, zu Boden warf und die Flammen mit-einer Pferde decke erstickte. Die Brandwunden des Mädchen- waren so schwere, daß sie im Stadtkrankenhause untergebracht werden mußte. Auch der Kutscher hatte erhebliche Brandwunden an den Händen erlitten. — Der Abgeordnete der Etändekammer für den 23. Wahlkreis des platten Landes, Drechslermeister Bebel, zur Zeit in Berlin, hat sein Mandat nieder gelegt. Zwickau. Vor einigen Tagen wurde hier eine behördliche Revision des Preises des feilgehaltenen Brodes veranstaltet. Hierbei ergab sich, daß die meisten Bäcker zwar das SechSpfundbrot erster Sorte mit 96 Pf., viele aber auch darunter, und zwar bis zu 88 Pf. herab, verkaufen. Treuen. Die Maurer Stöß und Schädlich mauer ten am 14. September ein größeres Loch aus, in welchem ein Druckständer der Wasserleitung angebracht werben soll. Während dessen raste ein scheu gewor denes Pferd mit einem kleinen Speditionswagen die Bahnhofstraße herein und stürzte mit demselben in die Vertiefung. Einer der Arbeiter kam unter das Pferd, der andere unter den Wagen zu liegen. Mit Hilfe ihrer Genossen konnten Beide bald aus ihrer gefähr lichen Lage befreit werden. Außer einigen leichten Verletzungen sind die zum Tode erschrockenen Menschen mit heiler Haut davongekommen. Größere Mühe er forderte es, das Pferd wieder auf die Beine zu bringen. Als es endlich mittelst einiger Seile aus der Vertie fung herausgezogen worden war, zeigte es sich, daß es das rechte Hinter- und das linke Vorderbein ge brochen hatte. Den Besitzer des Pferdes trifft der Verlust um so härter, da er erst vor einigen Tagen ein anderes Pferd eingebüßk hat. Auerbach. Mit dem 15. September wurde die vor einigen Tagen hier fertiggestellte Stadtfern sprecheinrichtung dem Betriebe übergeben. Obwohl die Zahl der Theilnehmer sich augenblicklich nur auf elf beziffert, so ist eine Vermehrung derselben im nächsten Jahre wohl zu erwarten, zumal da nach den jetzigen Bestimmungen des Neichspostamtes in Berlin die Grenze, von welcher ab eine Erhöhung der jähr lichen Gebühr von 150 M. eintritt, nicht mehr mit dem Ortsbestellbezirk der Post abschließt, sondern auf 5 Km erweitert ist, unbekümmert darum, ob der in dieser Entfernung vom Fernsprechvermittelungsamte liegende Ort ein Postamt besitzt oder nicht. Ob als dann eine Anschließung an das allgemeine Fernsprech netz der sächsischen Industriestädte eintritt, dürfte immer hin noch der Entschließung des Reichspostamts unter liegen, ist aber bei genügender Betheiligung als sehr wahrscheinlich anzunehmen. Plauen im Vogtl. Das 17 Jahre alte Dienst- Mädchen Margarethe Oppel des Kuufmanns Fran, hier.