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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. .P i Erscheint mit Ausnahme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Mittwoch, den 23. Juli. Preis für da« Lierteljahr 1^ Lhalrr. Insertion».Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1856. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Von der hiesigen kaiserlich französischen Gesandtschaft ist in Auftrag ihrer Regierung die erneuerte Benachrichtigung der hierländischen Unkerthanen beantragt worden: daß jedweder aus Deutschland nach Frankreich Reisende mit einem Paßvisa einer der in Deutschland residirenden französischen Gesandtschaften oder Consulate versehen sein müsse, widrigenfalls derselbe, den bestehenden gesetzlichen Verordnungen gerrä«, von der französischen Grenze be hufs der Beibringung d,S gedachten Erfordernisses unfehl bar zurückzuweisen sein werde. Da hiernach für die Betroffenen durch die unterlassene rechtzeitige Beachtung dieser Vorschrift ein sehr unangeneh mer Aufwand an Zeit und Geld entstehen kann, so nimmt daS unterzeichnete Ministerium Veranlassung, durch gegen wärtige Veröffentlichung, welche in allen in §. 2 des Preß gesetzes bezeichneten Zeitschriften nbzudrucken ist, dem obigen Anträge der kaiserlich französischen Gesandtschaft zu ent sprechen. Dresden, am 15. Juli 1856. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschütter Jäppelt. Bekanntmachung. Die Vorsteher der vier verschiedenen protestantischen Ge meinden in Genua haben sich zu einem Comitä vereinigt und einstimmig den Beschluß gefaßt, in Genua ein Kranken haus zu gründen, wo kranke Protestanten jeden Landes und jeder Confession Aufnahme und geistliche wie körperliche Pflege finden sollen, und zwar wo möglich von Seelsorgern und Krankenpflegern, welche die Sprache des Kranken reden. DaS Comits hat bei den dortigen Protestanten erfreu liche Unterstützung gefunden. Allein da die schwachen Mittel derselben für das Bedürfniß bei weitem nicht genügen (im vorigen Jahre allein wurden gegen 200 Protestanten fremder Länder in dem katholischen HoSpital verpflegt) so haben sie an alle protestantische Christen ekr»e Aufforderung zu milden Beiträgen ergehen lassen. DaS Ministerium d,S EultuS und öffentlichen Unterrichts, welches dem gedachten Unternehmen den besten Fortgang wünscht, hat seine Canzlei angewiesen, Beiträge für daS in Genua zu errichtende protestantisch, Krankenhaus anzunehmen. Dresden, am 14. Juli 1856. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts, v. Falkenstetn. ' Heymann. Dresden. Se. Königliche Majestät haben zu geneh migen geruht, daß der Geheime Medicinalrath vr. EaruS daS ihm von des Königs von Dänemark Majestät ver liehene Ritterkreuz des Danebrog-Ordens annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tazetgeschichte. Wien: Die Bulletins über das Befin den der Kaiserin geschlossen. Die Witterung. Herr v. Hüb ner geht nach Italien. General v. Erenneville soll in Parma ourch Herrn v. Paumgartten ersetzt werden. — Berlin: Gutes Befinden Ihrer Majestäten. Reisepläne d,S König«. Circularverfügung wegen der Erhaltung der Communalforsten. — Magdeburg: Herr v. Rochow hat seine Strafe angetreten. — Hannover: Aus der Ersten Kammer. — Tübingen: Die Verlegung der Universität nach Stuttgart wieder weniger wahrscheinlich. — Karls ruhe: Der Vermählungstag de« Regenten bestimmt. — Heidelberg: Die Studentenangelegenhrit. — Aus Holstein: Entlassung und Ernennung. — Frankfurt: Generalversammlung des Vereins deutscher Eisenbahnver waltungen. — Paris: Das SenatuSconsult über die Regentschaft verkündet. Aus Plombiere-. — Amster dam: Die Convention mit Preußen wegen Zulassung preu ßischer Consuln ratificirt.— Turin: Sardinien zur Com mission für die Donaufürstenthümer zugelassen. — Ne apel: Eisenbahnanqelegenheiten. — Madrid: Näheres über die Ministerkrise und den Straßenkampf. Nachrich ten auS den Provinzen. — London: Erster Armeebefehl des Herzogs von Cambridge. Nachrichten vom Cap. Der Hof nach OSborne. Aus dem Parlamente. Die deutsche Legion nach Colchester verlegt. Dove verurtheilt- — Ko penhagen Zur Domänenfrage. Vermischtes. Ein Ab kommen mit Amerika wegen des Sundzolls. Local- und Provinzialanqelkgenheiten. Dresden: Neue Posterpeditionen. DaS Projekt .einer Brauerei bei Grassi'S Villa. Unfall. Vermischtes. — Leipzig: DaS MädchenrettungShaus in Gohlis eröffnet. — Chemnitz. Der Sommermarkt. Selbstmord. — Waldheim: Kir chenvisitation. — Löbau: Versammlung des Gustav-Adolph- VereinS. Neue Postverbindung. — Radeberg: Feuers brunst in Langebrück. — Wilsdruff: Postangelegenheit. — Dahlen: Unglücksfall. — WermSdorf: Anwesen heit deS KreiSdireclors. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. TageSgeschichte. ms: 26ien, 20. Juli. Ich glaube, das Wetter hat Mitleid mit den armen ZeitungScorrespondcnten, die immer schreiben müssen, auch wenn es gar nichts zu schreiben giebt. Es erbarmt sich also ihrer uad ist so schlecht, daß eS zum Erbarmen ist, immer Regen und nichts als Regen; wäre eS nur hier in Wien der Fall, so gäbe es freilich ein einfaches Mittel, diesem Uebel abzuhelfen, man braucht, nur dem Herrn Stuver das Feuerwerkern zu verbieten. Es ist nämlich seit undenklichen Zeiten eine bekannte und hier zum Sprichwort gewordene Lhatsache, daß es hier jedesmal regnet, so ost Stuver ein Feuerwerk ankündigt, und da er ein solches seit 14 Tagen oder 3 Wochen angekündigt hat, so hatten wir natürlich die ganze Zeit über mit wenigen Ausnahmen die nasse Bescheerung. Aber das übrige Land ist unschuldig an Sluver's Pyrotechnik und muß doch leiden. Also resigniren wir und hoffen wir, wenn auch nicht auf bessere, doch auf schönere Zeiten. km uttenclant will ich Ihnen einen klei nen Stadtskandal erzählen, der viel von sich reden macht. Ich glaube, Ihnen in einem meiner letzten Briefe gemeldet zu haben, daß der Sohn eines hiesigen geachteten Handlungs hauses in voriger Woche vom hiesigen Criminalgericht wegen Betrugs (Ausstellung falscher Wechsel) zu einer dreijährigen Kerkerstrafe verurtheilt wurde. Die Familie des Unglück lichen ersuchte die hiesigen Blatter, die Verhandlungen und das Urkheil nicht zu veröffentlichen, was auch geschah. Nun scheinen aber Leute diese traurige Situation der unglücklichen Familie ausbeuten zu wollen, und ein hiesiger Buchhändler soll unverschämt genug gewesen sein, von ihr durch die Dro hung der Veröffentlichung des ProcesseS Geld erpressen zu wollen. Die Sache macht sehr viel Aufsehen und dürfte nicht ganz zur Zufriedenheit des Buchhändlers ausfallen. — In Politicis zieht eü heute nichts zu melden. Herr v. Hüb ner geht morgen nach Italien, man bringt diese Reise unserS CongreßmitgliedeS mit dec italienischen Frage in Verbindung, die jedoch seit den jüngsten Erklärungen der englischen Mi nister im Parlamente ziemlich blaß geworden ist. ÄLien, 20. Juli. Das heutige Bulletin lautet: Laxen burg, 20. Juli, 7 Uhr früh. Die erste und wichtigste Pe riode des Wochenbettes Ihrer Majestät der Kaiserin ist glück lich geendet, daher die ärztlichen Bulletins geschlossen werden. Seeburger m. z»., k. k. Leibarzt. — (A. A.) Die Abberufung deS k. k. Brigadiers Grafen Erenneville vom Commando der in Parma stationirten k. k. Truppen und dessen Ersetzung durch den Feldmarschallleut nant v. Paumgartten, bisherigen Commandanten in Mainz, bestätigt sich, da, wie ich höre, General Erenneville zum Di visionär befördert werden soll. Berlin, 22. Juli. (Z.) Se. Maj. der König befinden sich nach den neuesten Nachrichten aus Marienbad sehr wohl. Ebenso sind aus Teplitz Mittheilungen eingeqangen, denen zufolge Ihre Maj. die Königin die Cur mit dem besten Er folge fortsetzen. — Dem Vernehmen nach wird Se. Maj. der König in der zweiten Hälfte des nächsten Monats sich nach den Provinzen Pommern und Preußen begeben und daselbst den großen militärischen Hebungen beiwohnen. Nach den Festlichkeiten der Vermählung Ihrer k. Hoheit der Prin zessin Louise mit dem Prinz-Regenten von Baden und der Abreise der hohen Gäste wird, so weit es bis jetzt bekannt ist, Se. Majestät die Rheinprovinz und die Fürstenthümer Hohen- zollern besuchen. — 22. Juli. Wie der „St.-A." meldet, ist die Groß- Herzogin-Mutter von Mecklenburg-Schwerin am 21. nach Schwerin gereist. — Das Ministerium für die landwirth- schaftlichen Angelegenheiten hat im Verein mit dem Mini sterium deS Innern unter dem 9. d. M. eine im „St -A." abgedruckte Circularverfügunq wegen Erhaltung und Ver besserung der Communalforsten an die Regierungsbehörden erlassen, worin auf die Wichtigkeit der Erhaltung dieser Forsten hinqewiesen, und die Erwartung ausgesprochen wird, daß die k. Regierungen nur in seltnen Ausnahmefällen rücksichtlich einzelner kleiner Parzellen den Consens zu Veräußerung und zur Urbarmachung von solchen ertbeilen werden. Magdeburg, 19. Juli, (Magdb. Z.) Seit zwei Tagen hat Herr v. Rochow auf hiesiger Citadelle die Strafe ange treten, zu der er wegen des Duells mit Herrn v. Hinckeldey verurtheilt ist und die, wie man sagt, auf fünfjährige Haft lautet. Lrannovcr, 18. Juli. (H. C.) Die Erste Kammer be schäftigte sich heute, in Ermangelung anderweitiger Vorlagen, ausschließlich mit der dritten Berathung der AenderunqSvor- schläge zu den §§. 84, 88 u. s. w des Landesverfassungs gesetzes und zum Wahlgesetze vom 6. November 1840. Es wurden die frühern Beschlüsse ohne alle Discussion lediglich wiederholt, indem ein vom Erblandrathe v. Bar zu Gunsten der Wiederherstellung der in der gestrigen Berathung abge worfenen Regierungspropositionen 13 und 14 zum Wahl gesetze gestellter Antrag in der Minorität blieb. Da hiermit das aus den verschiedenen Ausschüssen bis jetzt hervorqegangene Material für den Augenblick erschöpft war und neue Regie rungsanträge nicht vorlagen, so wurde die heutige Sitzung vom Präsidium mit dem Bemerken geschlossen, daß die mor gende Sitzung ausfalle und am nächsten Montage ein Theil der rückständigen Beschlüsse der Ausschüsse zur weitern Fort setzung der Verhandlungen erwartet werden dürfe. Feuilleton. Hoftheaier. Dresden, 22. Juli. In der gestrigen Auf führung der ,,Zauberflöte" von Mozart qastirte noch einmal Fräulein Lieven au« Stockholm al« „Königin der Nacht". Nach dem in ihren ersten Gastrollen Geleisteten konnte nur eine höchst unbefriedigende Ausführung dieser virtuos schwierigen Aufgabe erwartet werden, und der Vortrag der ersten Arie genügte, die- thatsächlich zu bestätigen. Fräulein Lieven besitzt eine der schönen LoloraturauSführung sehr entgegengesetzte, gurgelnde und mit wiederholendem Ausstoß de« b agirende Manier, wodurch Korrektheit, Fluß, Deutlichkeit und Wohlklang völlig gehemmt werden. Einzelne« recht hübsch Gelingende kann die sehr fühlbare Unzulänglichkeit und Anfängerschafl nicht ver decken, um so mehr, da Klangschönheit de« Organ« fehlt und eben so sehr die geistige Auffassung, z. V. in dem Recitativ und dem Andantesatz, dem AuSdrucke der Musik keineswegs entsprach. E. B. Zweites Theater. Dresden. Ts wird den Theater- freunden lieb sein, zu vernehmen, daß Fräulein O. Gens, die In diesem Winter hier al« pikante Soubrette so viel Glück ge macht hat, vom Herrn Direktor NeSmüller für da« Sommer- theater im Großen Garten zu einem neuen Gastrollenkyklu« engagirt ist und am 2S. d. M. zum ersten Male auftritt. Ferner stehl «in anderer Gast an derselben Bühn», der Komiker Herr Eichenwald au« Hamburg, zum 1. August in Aussicht. Naturanfichten auS Süd-Tirol. I. Meran, 8. Juli 1856. In Sachsen ist eine gewisse Anhänglichkeit und Vorliebe für Tirol ziemlich allgemein verbreitet; wer daS schöne Land auS eigner Anschauung kennen gelernt hat, wird sich gewiß zu wieder holtem Besuche desselben aufgefordert fühlen. Ich habe hier LandSleute getroffen, die nur dann erst ihre Eommerreisen zum richtigen Abschluß gebracht sehen, wenn sie in jedem Jabre ein Stück Tirol durchwandert haben; die Fremdenbücher der be suchtesten Punkte führen unS zahlreiche heimische Namen vor. Wer aber noch nicht so glücklich war, Tirol bereisen zu können, hat doch mindestens eine ihm lieb gewordene, wenn auch ideale Vorstellung durch Erzählungen und Lektüre von Land uyd Volk sich gebildet, die wohl später durch dir Erfahrung in mancherlei Punkten geändert und berichtigt werden mag, meist aber doch von der Wirklichkeit, soweit hierbei die Naturverhälmiffe in Frage kommen, noch übertroffen wird. Darf ich unter solchen Um ständen wohl einige- Interesse vorauSsetzen und meine schmuck losen Mittheilungen einem vaterländischen Blatte anvertrauen, so muß ich andererseits doch auch befürchten, Vielen nur Be kannte« und Gesehene-zu bieten. Nun, diese Leser werden viel- leicht nicht ungern zu einer angenehmen Rückerinnerung ver anlaßt, di» Wenigen aber, welch, Tirol noch nicht kennen, um so mehr sich aufgefordrrt fühlen, selbst zu schauen und zu be richtigen. Der Hauptzweck meiner Reise nach Süd-Tirol ist Stärkung und Kräftigung der Gesundheit, die wissenschaftliche Forschung daher nur untergeordnet; »S stad dr-halb mein» Mittheilungen über die phpflographischrn Verhältnisse der bereisten Gegenden nur Bruchstücke und Aphorismen, nicht systematische Unter suchungen. Wer letztere vornehmen will, muß lange und vielfach daS Land bereisen, muß zu jeder Jahreszeit beobachten und studiren und auch mit allen wissenschaftlichen Hilfsmitteln aus gerüstet sein. Bei Erwägung meiner ersten Frage, wie man vom Norden Deutschlands am zweckmäßigsten nach Tirol eindringe, folgte ich dem Rache erfahrener Freunde und ging über Augsburg, Kempten und Füssen, um von letzterm Orte auS über Reuiie, LermooS und Rasstrkit daö Hauptlängenthal Tirols, daS Innthal, zu erreichen; in jeder Weise hat mich diese Route befriedigt, sowohl waS die Großartigkeit der GebirgSskenerie, als auch waS die naturhiflori- schen Verhältnisse betrifft. Bon Innsbruck wählte ich dann die Straße über den Brenner Paß nach Bozen, weil ich auf diese Art am schnellsten da« vorläufige Ziel meiner Reise, Meran, er reichen konnte. Man ist im Stande, die 120 Meilen von DreSken bi« Meran mit Benutzung der Eisenbahn und deS EilwagenS in vier Tagen zurückzulegen, wobei natürlich auch die Nachtstunden mit zu Hilfe genommen werden müssen. Daß bei solchem Durch fluge von genauen Beobachtungen mcht dir Rede sein kann, ver steht sich von selbst ; ich werke daher von der ganzen Tour nur diejenigen Punkte für meine Schilderungen herauSheten, die ich als Ruhepunkte im Vorau- bestimmt hatte; nach meiner Ersah- rung ist »S voriheilhafter, wenige Bilder recht fest und bestimmt nach den mannichfaltigsten Beziehungen in sich aufzunehmen. al« viele und diese nur oberflächlich, denn in der Erinnerung bleiben nur di« erster» sicher stehen, während alle« Ander» wie ckisaolving viere« vorüberzieht. ES war rin herrlicher EonntagSmorgen (1b. Juni), al« ich mitten in da« Herz de- bayrischen Hochlande- eindrang; dit