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Nr. 216 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Montag, den 16. September 1935 Tcleqr.-Adr.: ..Tafleblaw Postscheck: Dresden 2640 Drei neue beichsgeletze erlaNen. Reichsbürgergesetz - Reichsflaggengesetz - Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes Die Reichstagssitzung. Schon eine Stunde vor Beginn der Reichstagssitzung treffen Abgeordnete ein und lassen sich von der in Nürn berg anwesenden Mehrzahl der Abgeordneten über den bisherigen prächtigen Verlauf des Reichsparteitages der Freiheit unterrichten.. Die nicht zu große Zahl der Zuschauerplätze ist selbst verständlich restlos besetzt, auch die gesamte in- und ans- ländische Press« bekundet ihr außergewöhnliches Interesse dadurch, daß sie lange vor Beginn alle Plätze besetzt. Das Diplomatische Korps nimmt an der Sitzung geschlossen teil; auch sieht man u. a. die Reichsminister General von Blomberg, Graf Schwerin-Krosigk, Kerrl, Seldte, die Staatssekretäre Meitzner und Lammers. In der ersten Reihe der Abgeordneten sieht man den weißhaarigen Ge neral Litzmann, den Chef des Stabes, Lutze, und zahl reiche Reichsleiter. Um 9 Uhr erhebt sich das Haus von den Plätzen und reckt den Arm zum deutschen Gruß. Der Führer ist, be gleitet vom Reichstagspräsidenten Göring und von seinem Stellvertreter, eingetroffen. Der Reichstagspräsident er klärt sofort die Sitzung für eröffnet. Reichstagspräsident Göring wies darauf hin, daß seit vielen Jahrhunderten der Deutsche Reichstag zum ersten Mal wieder in der ehrwürdigen Stadt Nürnberg weile. Wenn am Reichsparteitag der Freiheit eine Reichstags sitzung einberufen werde, fo seien die Abgeordneten sicher von dem Gefühl erfüllt, daß hier etwas von grundsätzlicher Bedeutung für das ganze Volk geschehe. Der Reichstagspräsident gab dann vor Eintritt in die Tagesordnung dem Fraktionsvorsitzenden der NSDAP, Tr. Frick, das Wort. Dr. Frick wies darauf hin, daß die gegenwärtige Geschäftsordnung.des Reichstages noch aus der Systemzeit stamme und daß es an der Zeit sei, auch hier das nationalsozialistische Führerprinzip einzu führen. Die nationalsozialistische Fraktion unterbreite da her dem Reichstag folgenden Antrag zur Beschlußfassung: Der Reichstag wolle beschließen: Die Geschäftsord nung des Reichstages tritt außer Kraft. Bis zum Erlaß einer neuen Geschäftsordnung führt der Neichstagspräsi- dent die Geschäfte nach freiem Ermessen. Nach der einstimmigen Annahme gibt der Reichstags präsident dann dem Führer das Wort. Oer Führer hielt folgende Ansprache: Namens der deutschen Reichs regierung habe ich den Reichstagspräsidenten Pg. Göring gebeten, für den heutigen Tag den Deutschen Reichstag zu einer Sitzung nach Nürnberg einzubcrufcn. Der Ort wurde gewählt, weil er durch die Nationalsozialistische Bewegung in einem innigen Zusammenhang steht mit den Ihnen heute vorzulegenden Gesetzen, die Zeit, weil sich die weitaus größte Zahl der Abgeordneten als Partei genossen noch in Nürnberg befindet. Nicht eine Massen demonstration soll es sein, sondern nur eine Darlegung des inneren Wertes unserer neuen Armee. Das deutsche Volk kann sich glücklich schätzen im Bewußtsein dieser nach so furchtbarem Leid und langer Ohnmacht wiedererrun- genen Stärke, und dies besonders in einer Zeit, die schweren Krisen ausgesetzt zu sein scheint. Deutschland ist wieder gesund. Seine Einrichtungen sind nach innen und außen in Ordnung. (Stürm. Beifall.) Um so größer ist die Verantwortung der Führung des Reiches in so ernsten Zeiten. Es kann für unser ganzes Verhalten nur eine einzige Richtlinie geben: unsere große und unerschütterliche Friedensliebe. Ein solches Bekenntnis scheint mir jetzt nötig zu sein, da sich leider eine gewisse internationale Presse fortgesetzt be müht, Deutschland in den Kreis ihrer Kombinationen ein zubeziehen. Bald wird der Fall behandelt, daß Deutsch land gegen Frankreich vorgehen werde, bald die Annahme, daß es sich gegen Oesterreich wende, dann wieder die Be fürchtung, daß es Rußland, ich weiß nicht wo, angreift. Diese Bedrohungen werden dann meist als Argument für die Notwendigkeit der nach Bedarf verschieden gewünschten Koalitionen hingestcllt. Richtlinien für Außen- und Innenpolitik. Nicht weniger großzügig wird in dieser Presse aber auch die deutsche Freundschaft vergeben bzw. als ein Ob jekt behandelt, das jeden Staatsmann, der das Bedürfnis empfindet, auch nur die Hand danach auszustrecken, sofort zur Verfügung steht. Ich brauche Ihnen, meine Abgeordneten, Männer des Reichstages, wohl kaum zu versichern, daß die deutsche Regierung ihre Entschlüsse nicht trifft aus irgendwelcher Einstellung gegen irgend wen, sondern ausschließlich aus ihrem Verantwortungsbewußtsein gegenüber Deutschland (Bravo und Heilrufc). Ter Zweck unserer Arbeit ist aber nicht, die Resultate derselben in einem leichtfertigen und damit wahnwitzigen Abenteuer wieder zu verbrauchen. Der Zweck des Aufbaues der deutschen Armee war nicht, irgendeinem europäischen Voll seine Freiheit zu bedrohen oder gar zu nehmen, sondern aus schließlich dem deutschen Volk seine Freiheit zu bewahren. Dieser Gesichtspunkt bestimmt in erster Linie das außenpolitische Verhalten der deutschen Rcichsregierung. Wir nehmen daher auch keine Stellung zu Vorgängen, die nicht Deutschland betreffen, und wünschen nicht, in solche- Vorgänge hineingezogen zu werden. Volles Mchi für das Memettand. Mit um so größerer Beunruhigung verfolgt aber das! deutsche Volk gerade deshalb die Vorgänge in Litauen.' In tiefstem Frieden wurde das Memclland Jahre nach' dem Friedensschluß Deutschland geraubt. Dieser Raub; wurde vom Völkerbund legalisiert und nur an die Ein haltung einer dem Memeldeutschtum zu gewährenden und vertraglich niedergelegtcn Autonomie geknüpft. SeitIahrcn' wird nun ' „nd vertragswidrig mißhandelt und gequält. Eine große Na tion muß dauernd zusehen, wie gegen Recht und vertrag liche Bestimmungen Angehörige ihres Blutes schlimmer behandelt werden als in normalen Staaten Verbrecher. (Pfuirufe). Ihr einziges Verbrecher! ist aber nur, daß sie Deutsche bleiben wollen. Vorstellungen der verantwort lichen Mächte in Kowno blieben wenigstens bisher bloß äußereFormalien ohne jeden Wert und alle inneren Folgen. Die deutsche Rcichsregierung sicht dieser Entwicklung mit Aufmerksamkeit und Bitternis zu. Es wäre eine lo benswerte Aufgabe des Völkerbundes, sein Interesse der Respektierung der Autonomie des Memelgcbictcs zuzu wenden und praktisch wirksam werden zu lassen, ehe auch hier die Ereignisse Formen annchmcn, die eines Tages nur von allen Seiten bedauert werden könnten. (Hände klatschen und Bravorufe.) Die zur Zeit dort stattsindende Vorbereitung der Wahl stellt eine Verhöhnung von Recht und Verpflichtung dar! Deutschland erhebt keinerlei unbillige Forderungen, wenn cs verlangt, daß Litauen zur Einhaltung der unterzeichneten Verträge mit tauglichen Mitteln un gehalten wird. (Langanh. Beifall.) Am Ende aber hat eine 65-Millionen- Nation das Recht zn verlangen, daß sie wenigstens nicht minder respektiert wird als die Willkür eines 2-Millionen- Volkes. (Bravorufe und Händeklatschen.) Gegen -Le jüdische Vötterverhetzung. Leider erleben wir, daß, während die Völkerverstän digung nötiger wäre als je, die bolschewistische Inter nationale von Moskau aus die Revolutionierung, d. h. die Völkerverhetzung erneut offen und planmäßig betreibt. Tas Schauspiel des Komintcrnkougrefses in Moskau ist eine wirkungsvolle Unterstreichung der Aufrichtigkeit der Hier tagte der Reichstag. Das Kulturvereinshaus in Nürnberg. (Scherl Bilderdienst — M.) von derselben Macht geforderten „Nichteinmischungs- Politik". (Sehr gut.) Da wir, belehrt durch unsere eigene und, wie wir fcststellen können, auch durch die Erfahrun gen anderer Staaten, von Protesten und Vorstellungen in Moskau nichts erwarten, sind wir entschlossen, der bolschewistischen Revolutionshetze in Deutschland mit den wirksamen Waffen der nationalsozialisti schen Aufklärung cntgcgenzutreten. Der Parteitag dürfte keinen Zweifel" «darüber gelassen haben, daß der Nationalsozialismus, insoweit es sich um den Versuch des Moskau-Bolschewismus handelt, etwa in Deutschland Fuß zu fassen oder Deutschland in eine Re volution zu treiben, diese Absicht und solchen Versuchen auf das grünlich** das Handwerk legen wird. (Bravo und stürmischer Beifall.) Weiter müssen wir feststellcn, daß es sich hier wie überall um fast ausschließlich jüdische Elemeute handelt, die als Träger dieser Völkcrverhetzung und Völkerzer- sctzung in Erscheinung treten. Die Beleidigung der deut schen Flagge — die durch eine Erklärung der amerikani schen Regierung als solche in lopalster Weise behoben wurde — ist eine Illustration der Einstellung des Juden tums selbst iu beamteter Eigenschaft Deutschland gegen über und eine wirkungsvolle Bestätigung für die Richtig keit unserer nationalsozialistischen Gesetzgebung, die von vornherein abziclt, ähnliche Vorfälle in unserer deutschen Verwaltung und Rechtsprechung vorbeugend zn unter binden und auf keinen Fall aufkommen zu lassen. (Beifall.) Sollte aber eine weitere Unterstreichung der Richtigkeit dieser unserer Auffassung erforderlich sein, dann wird diese reichlich gegeben durch die erneute Boykotthetze, die das jüdische Element gegen Deutschland soeben wieder in Gang setzt. Diese internationale Unruhe der Welt scheint leider auch im Judentum in Deutschland die Auffassung erweckt zu haben, daß nun vielleicht die Zeit gekommen sei, den deutschen Nationalinteressen im Reich die jüdi schen bemerkbar entgegenzustellen. Aus zahllosen Orten wird auf das heftigste geklagt über das provozierende Vor gehen einzelner Ängehöriger dieses Volkes, das in der ausfälligen Häufung und der Uebereinstimmung des In haltes der Anzeigen auf eme gewisse Planmäßigkeit der Handlungen schließen läßt. Dieses Verhalten steigerte sich bis zu Demonstrationen, die in einem Berliner Kino gegen einen an sich harmlosen ausländischen Film stattfanden, durch den sich aber die jüdischen Kreise gestört glaubten. Soll dieses Vorgehen nicht zu sehr entschlossenen, im ein zelnen nicht übersehbaren Abwehraktionen der empörten Bevölkerung führen, bleibt nur der Weg einer gesetzlichen Regelung des Problems übrig. (Bravorufe und Hände klatschen.) Die deutsche Reichsregierung ist dabei beherrscht von dem Gedanken, durch eine einmaiige säkulare Lösung vielleicht doch eine Ebene schaffen zu können, auf der es dem deutschen Volk möglich wird, ein erträgliches Ver hältnis zum jüdischen Volk finden zu können. Sollte sich diese Hoffnung nicht erfüllen, die inner deutsche und internationale jüdische Hetze ihren Fort gang nehmen, wird eine neue Ueberprüsung der Lage stattfinden. Ich schlage nun dem Reichstag die Annahme der Ge setze vor, die Ihnen Parteigenosse Rcichstagspräsident Göring verlesen wird. Das erste und zweite Gesetz tragen eine Dankesschuld an die Bewegung ab, unter deren Symbol Deutschland die Freiheit zurückgewonncn hat (Bravo und Händeklatschen), indem es das Programm der Nationalsozialistischen Partei in einem wichtigen Punkt erfüllt. Das zweite ist der Versuch der gesetzlichen Regelung eines Problems, das im Fall des abermaligen Scheiterns dann durch Gesetz zur endgültigen Lösung der Nationalsozialistischen Partei übertragen werden müßte.! Hinter allen drei Gesetzen steht die Nationalsozialistische Partei und mit ihr und hinter ihr die deutsche Nation, (Stürmischer Beifall, Bravo-und Heilrufe.) Ich bitte Sie, die G--seUe amunebmen. Rcichstagspräsident Göring begründet dann die von, -'Führer angekündigten drei Gesetze, und zwar das Reichs- flaggengesetz, das Reichsbürgergesetz und das Reichsgesetz -zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre, die mit einem oft minutenlangen Händeklatschen aus genommen werden. Alle Gesetze werden von den Männern des deutschen Reichstages einstimmig angenommen. Göring schließt mit den Worten: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer und darüber unsere Flagge, unser Feldzeichen, unser Hakenkreuz! Unserem Führer — Sieg-Heil! Tie Sitzung ist geschlossen!" Als sich der erneute Beifallsorkan gelegt hat, tritt der Führer an die Brüstung der Empore und richtet an das Haus folgende Schlußworte: Sie haben jetzt einem MMufferTageSlalt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint, an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. ßrei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. ' Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umhegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger Betriebsstörungen besteht tein.Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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