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Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigeblatt. Aliitssfati cler Röiüizk AliäLÜaujitililln» Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliche- Abonnement: am Schalter i M., durch den Voten tnS Haus 1 M. 25 Pf., durch die Post l M. 2b Pf., durch die Post ins HauS l M. 50 Pf. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. von auswärts, wenn dies der Einsender nicht ander- bestimmt, durch Postnachnahmt erhoben. keimst, ilc8 Ammzi. Auäsgenciitü mut tles Ämltmtim zu Eco^enkam. Inserate für die am Abend auSzugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche 72. Jahrgang. Sonnabend, den 19. Juli 1884. Bekanntmachung. Auf dem Schießplätze bei Zeithain werden in diesem Jahre noch von nachverzeich neten Infanterie-Truppentheilen, als am 24. und 25. Juli früh vou 7—12 Uhr, Nachmittags von 1—o Uhr, am 26. Juli früh von 7—12 Uhr vom Königl. 5. Jnftr.-Regt. „Prinz Friedrich August" Nr. 104, am 28., 29., 30. und 31. Juli täglich in der Zeit zwischen 6 Uhr früh und 7 Uhr Abends vom Königl. 8. Jnftr.-Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, am 1., 2., 4. und 5. August Vormittags von 8 bis Nachmittags 4 Uhr vom Königl. 10. Jnftr.-Regt. Nr. 134, am 7. und 8. August Vormittags von 6—11 Uhr, Nachmittags von 2—6 Uhr, am 9. August Vormittags von 6—11 Uhr vom Königl. 2. Gre- nadier-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", am 11. August Nachmittags von 2—6 Uhr, am 12., 13. und 14. August Vormittags von 8—11 Uhr, Nachmittags von 2—4 Uhr vom Königl. 2. Jäger-Bataillon Nr. 13 Schießübungen mit scharfer Munition abgehalten werden. Während der gedachten Uebungen sind außer den zwischen Gohrisch und dem Schieß plätze durch das Gohrischer Forstrevier führenden Schneusen und Flügelwegen auch die über den Schießplatz führenden Communicationswege Lichtensee-Jacobsthal, Lichtensee- Gohrisch, Lichtensee-GohliS, Gohrisch-Jacobsthal, Glaubitz-Gohrisch abzusperren, und wird solches mit dem Bemerken andurch bekannt gegeben, daß im klebrigen die in der Bekanntmachung vom 31. Mai dieses Jahres (Nr. 66 des Großenhainer Amtsblattes) eröffneten Verbote auch hierauf Anwendung erleiden. Die Orlsbehörden der umliegenden Gemeinden werden veranlaßt, die Einwohner schaft der letzteren in ortsüblicher Weise auf diese Bekanntmachung besonders aufmerksam zu machen. Königliche Arntshauptmannschast Großenhain, am 15. Juli 1884. i. v.: Nitze, Rg.-Ass. Tn. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Julius Schulbater in Großenhain, alleinigen Inhabers der Firma „Schulvater L Rothe" ebenda, wird zur Abnahme der Schlußrechnung des zeitherigen Verwalters eine Gläubigerversammlung auf den L2 September 1882, Vormittags 10 Uhr berufen. Großenhain, am 14. Juli 1884. Das Königliche Amtsgericht. Schröder. Heinrich, G.-L. Konkurs - Ausverkauf. Fortsetzung des Ausverkaufs der zur Konkursmasse „Inliu« , Großenhain, Poststraße, Ecke Klostergasse, gehörigen Waareubestände, be stehend aus Weißwaaren, Wäsche, Leinen- und Wollenwaaren. Verkaufsstunden werktäglich von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, sowie von S bis 6 Uhr Nachmittags. IL«ntv, Kvölki-vt Kis 9 4K- Ikvuck«. Großenhain, den 19. Juli 1884. Carl Henn, Verwalter der Masse. Obstverpachtnng. Die äie^rlkriKv <VkstnntLN»K auf der Großenhain-Elsterwerdaer Chaussee, Abtheilunz 1, zwischen Station 0,3—4,o, Großenhain-Radeburger Chaussee, Abtheilung 1, Station 0,^—1,s, Großenhain-Radeburger Chaussee, Abtheilung 2, Station 3,»—3,5, Großenhain-Radeburger Chaussee, Abtheilung 2, Station 7,7—8,» soll an die Meistbietenden unter den bei der unterzeichneten Königl. Bauverwalterei (Neumarkt "Nr. 107) zur Einsicht ausliegenden Bedingungen verpacktet werden und haben Pachtlustige ihre Angebote, an welche sie bis zum 6. August d. I. gebunden bleiben, bis zum 3V. Juki dieses Jahres schriftlick oder mündlich bei der unterzeichneten Königlichen Bauverwalterei anzubringen, während die Obstnutzung auf der Großenhain-Radeburger Chaussee, Abtheilung 3, Station 8,«—12,4, Großenhain-Radeburger Chaussee, Abtheilung 4, Station 14—17,s, Meißen-Radeburger Chaussee, Abtheilung 2, Station 5,8—11,?, Meißen-Radeburger Chaussee, Abtheilung 3, Station 11,»—17,», Moritzburg-Radeburger Chaussee, Abtheilung 1 und 2, Station 2,2—3,5 und 3,5—7,2 und Weinböhla-Moritzburger Straße, Station 0,5—0,» Dienstag, den 3. Anguft d. I., von Nachmittag 3 Uhr an in dem Klotsche'schen Gasthofe in Radeburg, Albertstraße, gegen sofortige baare Zahlung und unter den sonstigen vor Beginn des Termins bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich meistbietend verpachtet werden soll. Königliche Straßen- und Wasserbau-Lnspection Meißen I und Königliche Sanverwalterei Großenhain, am 15». Juli 1884. In Stellvertretung: A. Goebel. Haha. Bekanntmachung. An Stelle des verstorbenen Herrn Bezirksvorstehers Jahn ist für die Wildenhainer Vorstadt Herr Töpfermeister Sigismund Beeg, wohnhaft äußere Berliner Straße Nr. 532, als Bezirksvorsteher, und an Stelle des aus dem Bezirke verzogenen Herrn Hüfler Herr Bäckermeister Ernst Lunze, wohnhaft äußere Berliner Straße Nr. 508, als Stellvertreter des Bezirksvorstehers erwählt und eingewiesen worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Großenhain, am 17. Juli 1884. Dxr ItAdtvath. Herrmann. Bekanntmachung. 4509 M. Stiftungsgeld sind gegen gute Hypothek und jährliche Verzinsung zu 4H^ pr. 0t. bei uns auszuleihen. Großenhain, am 17. Juli 1884. Der Itadtrath. Vogel, Stdtrlh. Während der Schulferien, vom 20. Juli bis mit 10. August d. I., ist die Vtadt- bibliothek K'vsckittssvi». Der Bibliothekar: Oberlehrer Gursch. Die Lage in EmMW. Die vom Premierminister Gladstone im Parlament ein gebrachte Wahlresorm-Bill, welche das englische Oberhaus mit einer Mehrheit von 205 gegen 146 Stimmen ver worfen hat, entspricht einem tief empfundenen Bedürfniß deö britischen Volkes. Nachdem das Unterhaus die Vor lage mit überwältigender Mehrheit angenommen, werden es die nach dem herrschenden Wahlsystem in der britischen LandeSvertretnng noch nicht vertretenen Volksschichten nicht ruhig hinnehmen, daß ihnen trotzdem die Pforten des Ge- setzgebungöpalastes sich nicht öffnen sollen. Die LordS haben sich nicht nur auf einen Conslict mit dem Uuterhanse, sondern auch mit dem Lande eingelassen und es sich selbst zugezogcn, wenn die öffentliche Meinung in England sich nun nicht mehr mit der Reform deö Wahlgesetzes begnügt, sondern auch eine Reform des Oberhauses verlangt. Die Zusammensetzung deö britischen Oberhauses ist thatsäcklich eine veraltete und widerspricht in hohem Grade allen modernen Ansichten von der Verderblichkeit der bevorzugten Stellungen, denen keine annähernd gleich schweren Pflichten gegenüberstehen. Die englische Aristokratie hat schon lange die öffentliche Meinung gegen sich, nicht aus politischen Gründen, sondern weil sich in ihren Kreisen der Mangel an einer ernsten Lebensauffassung und die gedankenloseste Genußsucht in einer Weise eingebürgert haben, welche von den unbefangensten Beobachtern verurtheilt wird. Eine Auffrischung des Oberhauses durch Clemente, welche nickt dem Geburtsadel angehören, scheint das einzige Mittel zu sein, um die erste Kammer existenzfähig zu erhalten. Die unerfreulichen Zustände in den oberen Schichten der dor tigen Gesellschaft bringen es mit sich, daß bei jedem par lamentarischen Widerstande des Oberhauses gegen eine wich tige Gesetzvorlage auch stets die Forderung auftaucht, eine andere, zeitgemäßere Zusammensetzung des Oberhauses an zubahnen. Auf den staatsklugen Entschluß Gladstone's, alle kleinen Gesetzvorlagen fallen zu lassen und nach Ablehnung der Wahlreform - Bill das Parlament bis zum Herbst zu ver tagen, hatte sich die oppositionelle Mehrheit des Oberhauses offenbar nickt gefaßt gemacht. Viele LordS, die für die öffentliche Meinung empfindlicher sind, als Salisbury, hatten sich bisher getröstet, ihre ablehnende Stimmung da mit rechtfertigen zu können, daß die Negierung sich weigerte, der Wahlreform eine entsprechende Neueintheilung der Wahl kreise vorausgehen zu lassen. Dieselben sehen aber jetzt mit Bangen der parlamentarischen Pause bis zur Herbst- session entgegen, weil sie fürchten müssen, daß bis'dahin die Strömung wider das Oberhaus noch mehr anschwillt. Einer solchen mächtigen Strömung, die alle Fibern der Volksseele ergreift, ist schließlich eine veraltete Institution nicht gewachsen. Unter der regierungsfreundlichen Minori tät der Lords ist man deshalb einem Ausgleich zugeneigt, der dahin geht, in dritter Lesung die Wahlresorm-Bill unter dem Vorbehalt anzunehmen, daß die Regierung ver spricht, die schon früher in Aussicht gestellte Neueintheilung der Wahlkreise bestimmt im nächsten Herbste vcrzunehmen. Das Seltsamste ist, daß der Minister Gladstone vor einigen Tagen bereits in der liberalen Parteiversammlung seinen Gesinnungsgenossen gestand, die Regierung habe schon vor Ablehnung der Vorlage den conservativen Lords vergeblich einen, derartigen Ausgleich angeboten. Die Mittheilung Gladstone's, daß dieses Anerbieten, welches durch ausdrück liche Zustimmung der Krone noch bindender gemacht wurde, von Vord Salisbury zurückgewiesen wurde, mußte die öffentliche Meinung noch mehr gegen diesen «Staatsmann stimmen. Dadurch, daß derselbe seine conservativen An hänger im Oberhause von dem ihm zugegangenen versöhn lichen Anerbieten der Negierung gar nicht in Kenntniß t setzte, hat er die Stellung des Oberhauses in der An- ! gelegenheit erheblich verschlechtert und nur allzu deutlich ! bewiesen, daß es nur ein Vorwand zur Herbeiführung von Neuwahlen war, wenn die Torieö die Neueintheilung der i Wahlkreise vor dem Jnslebentretcn der Erweiterung des - Stimmrecktes forderten. Dazu wollte sich die Regierung ! ihnen gegenüber sofort verpflichten, aber Lord Salisbury ! hat den Abschluß eines solchen Pacteö durch seine Hinter- < Halligkeit verhindert. Die Art, wie sich dieser politische Führer wegen seiner Vertuschung in der Freitagssitzung des Oberhauses rechtfertigen wollte, konnte Niemanden über zeugen, zumal Gladstone seine Behauptung, das angebotene Compromiß sei nur ein vertrauliches gewesen, nochmals öffentlich entschieden zurückwies. Zum Glück für das Oberhaus wird eine gründliche Reform desselben selbst von zahlreichen liberalen Politikern für etwas Gefährliches angesehen, das besser einer späteren Zeit Vorbehalten bleibt. Man verkennt nicht, daß dem ungestümen Treiben der Radicalen im Unterhause gegen über ein starker Hemmschuh unentbehrlich ist und daß hef tige Kämpfe zwischen beiden Parlamentshäusern sehr leicht zu solchen zwischen Volk und Adel ausarten könnten. Ohne diese Ueberzeugung hätte die Regierung sich wohl auch bei der Wahlreform nicht so versöhnlich und zu einem Aus gleich bereit gezeigt. In demselben Sinne warnte kürzlich das liberale Londoner Parlamentsmitglied Goschen seine Parteigenossen, die Agitation so weit zu treiben, daß das Oberhaus in eine demülhigende Lage gerathe. Durch ernst liche Drohungen gegen die Pairs würden die liberalen Führer nur einen Keil in das Herz der liberalen Partei treiben. Auch der alte freisinnige Führer John Bright machte der liberalen Partei Mäßigung zur Pflicht, aber er fragte, ob es nicht angezeigt sei, dem Vetoreckt des Ober-