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und Anzeiger. AF 208. Freitag den 27. Juli. 1855. LanLIagsmittheilurrgen. SS. Sitzung der ersten und 86. Sitzung der zweiten Kammer am 2S. Juli. Die erste Kammer bat heute die Berathung de- Gesetze-, die Berichtigung von Wasserläufen und die Ausführung von Ent rind Bewässerungsanlagen betreffend, begonnen und die ersten beiden Abschnitte desselben in der Hauptsache übereinstimmend mit den Beschlüssen der jenseitigen Kammer erledigt. Die zweite Kammer hat die Berathung de- Gesetzentwurfs über die Einsetzung von Friedensrichtern zu Ende geführt und denselben ohne wesentliche Abweichungen von den Beschlüssen der ersten Kammer bei der Schlußabstimmung mit 36 gegen 3V Stim men angenommen. rafilien *). Hamburg, den 20. Juli 1855. Die letzte brasilianische Post brachte Nachrichten von großer Dichtigkeit für die Colontsation SüdbrasiltenS. Nach langen Unter handlungen zwischen der brasilianischen Regierung und der Direktion d«< EolonisationS - Vereins von 184V in Hamburg, welche in Rio de Janeiro durch Herrn I. G. Raget vertreten ward, ist ein Contract abgeschlossen, welcher eine neue Bürgschaft für eine kräf tige und großartige Entwickelung der deutschen Colonisation in der für dieselbe vorzugsweise geeigneten Provinz Santa Eatharina und Parana bietet. Die brasilianische Regierung bewilligt dem „EolonisationS-Verein von 184S in Hamburg" eine Gubvmtion von k». 45,000 tz 000 in jährlichen Raten von IS Oontos 6« km«. Sie verpflichtet sich femer dem Verein 2 ÜZ loxoao ca. 36,000 Morgen) im Anschluß an die Colonie Dona FranciSca auf der Hochebene von Corttiba zu einem sehr niedrigen Preise zu verkaufen und ihr das Vorkaufsrecht für weitere angrenzende 16 lH lexoao zu geben. Die Reaierung wird von der Kolonie über da- Gebirge in da- neue vom Verein erworbene Territorium eine fahrbare Straße bäum lassen ; sie wird eine katholische und pro testantische Kirche und die nöthigen Schulen bauen lassen, und die katholischen und protestantischen Prediger, so wie auch Lehrer in der Colonie Dona FranciSca besolden. Sie bewilligt die fernere Prolongation der dem Verein durch da- Decret vom 15. Mai 1850 bewilligten Begünstigungen und Vorrechte für die Bewohner der Colonie Dona FranciSca, als Befreiung von GewerdS- und MutationS-Effecten, Militairfteihelt,zollfreie Einfuhr der Paffagier effecten. Der Verein verpflichtet sich dagegen 4250 Auswanderer von Europa oder dm Vereinigten Staaten in die Colonie Dona Fraflci-ca einzufvhren; e- sollen dies arbeitsfähige und gut gesittete Arbeiter und Handwerker sein. Den unbemittelten Einwanderern wird der Verein 8 Tage lang unentgeltlich -eben-mittel geben und ihnen Arbeit auf 6 Monate bei genügendem Lohn Nachweisen; allen wird er nach der Ankunft auf kürze Zeit freie- Obdach geben. Er wird ferner allen Land zu Kauf oder zur Pacht offeriren. Er wird innerhalb der Colonie die zum Verkehr der Bewohner unter- einand» nöthigen Wege bäum, so wie für allgemein nützliche Ein richtungen Sorge tragen. Einen ähnlichen Contract hat.S. K. H. der Prinz von Joinville in Bezug auf seine an die Colonie Dona FranciSca angrenzenden Ländereien mit der brasilianischen Regierung abge schlossen. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß diese beiden Contracte auf die Verhältnisse der bereit- in gedeihlichster Entwickelung be griffenen Colonie Dona FranciSca in günstigster Weise einwirken werden. Einen dritten Contract hat die brasilianische Regierung mit dem Herrn vr. H. Blumen au, dem Gründer der ebenfalls unter guten Verhältnissen bestehenden und fortschreitenden Colonie Blumen au abgeschlossen. Die brasilianische Regierung verkauft dem Herrn vr. Blumenau ebenfalls eine bedeutende Strecke Land zu einem billigen Preise; sie hat ihm eine bedeutende Unter stützung bewilligt für Einführung von Colonisten und für den Bau und die Unterhaltung einer Straße von der Colonie Blumenau bis zur Mündung de- Jtajahy in da- Meer und in ent gegengesetzter Richtung dis zu der von der Provinz Parana nach der Provinz Rio Grande führenden Landstraße, welche Herr vr. Blumenau auf seine Kosten übernimmt, und für Begründung kleiner Ansiedelungen an diesen Straßen. Die Regierung hat ferner den Gehalt für einen protestantischen Prediger bewilligt, welchen Herr vr. Blumenau anstellen wird; die Lehrer für die EleNientar- wiffenschaft hat dieser ebenfalls anzustellen und auch zu besoldend Einen vierten EolonisationS-Contract schloß die brasilianische Regierung schon im Monat Februar mit dem französischen Vice- consul in Rio Grande do Sul, Grafen von Montravel ab, demgemäß dem Herrn Grafen 4 Territorien in der Provinz Rio Grande am Flusse Caby sehr billig verkauft werden sollen und ihm für Einführung von Colonisten, für Wegebauten rc. eine namhafte Unterstützung bewilligt wird, wogegen der Herr Graf sich verpflichtet, 2880 Colonisten binnm zwei Jahren auf die qu. Territorien einzuführen. Die brasilianischen gesetzgebenden Kammern haben ein Gesetz ge nehmigt, welches allen auf irgend einer Colonie in Brasilien An gesiedelten, abgesehen von derAeit ihre- bisherigen Aufenthalte- in Brasilien, da- Recht verleiht sich naturalisiren zu lassen, um alle Rechte der Staatsbürger zu erhalten. Den Kammern liegt ferner u. A. ein Gesetzentwurf zur Berathung vor, wonach es in Zukunft den Eingewanderten nach 6 monatlichem Aufenthalt in Brasilien freistehen soll, sich naturalisiren zu lassen. *) Aus der „Hamburger Zeitung für deutsche Auswanderung- - und Eolonisation» - Angelegenheiten". Die Frier des 400jährigen Jubelfeste» der Kettung der siichf. Prinzen Ernst und Albert war überall — wo sie stattfand — eine gemüthlich-herzliche. Vor Allem galt die- am 8. Juli von Grünhain, einer Bergstadt de- königl. sächs. Erzgebirge-. Die festlich geschmückte Stadt erkannte die Wichtigkeit de- Tage- — in der Kirche und im Rathhause — im Festzuge, in den Festreden und in den vom Oberforstmeister Dietrich und vom Justizamtmann Hunger laut ausgesprochenen Glück- und Segenswünschen für den König Johann Majestät und die königl. Familie. Dasselbe galt von dem Festzuge auf und zu dem Fürstenberge, dem Ort der Rettung durch Triller. Daß de- Feste- Erinnerung eine bleibende sei, wird an diesem Berge ein RettungShau- begründet, welche- nach dem Muster jener trefflichen Stiftungen, die bereit- Leipzig besitzt, so weit die Kräfte reichen, errichtet werden soll. — Sein Zweck spricht sich in einem Gedichte de- vr. Dietrich von hier au-, dessen Ertrag für die Stiftung bestimmt ist. vr. Dietrich ist ein gebomer