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täglich mit Ausnahm« der Tage nach Sonn- Festtagen. Annahme von Inseraten für die Msterscheinende Nummer bis Vormittag ^-11 Uhr. Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1.65 Mk., U den 2. und 3. Monat 1.10 Mk., für den 3. Mnat 55 Pf. Einzelne Nr. 10 Pf. Inserate 1 Zeile " Pp, für auswärts u. im amtlichen Teile 15 Pf. und Wal-enburzer Anzeiger. Filialen: in Mtstadt Waldenburg bei Herrn Otto Förster; in Callenberg bei Hrn. Strumpfwirker Fr. Hermann Richter; in Kaufungen bei Herrn Fried. Janaschet; in Langenchursdorf bei Herrn Heinrich Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler; in Wollenburg bei Herrn Linus Friedemann; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten, «sorsn», Amtsblatt für das Königlicke Kmlsgerickt und den Stadlrat zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungcn, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 110. So»»abe»S, dm 15 Mai 1915. Witterungsbericht, ausgenommen cm 14. Mai, Mittag 1 Uhr. — Barometerstand 756 mm reduziert auf tcn Meeresspiegel Thermoureterftaud -s- 18 ° L (Morgens 8 Uhr -s- 17 ° L. Tiefste Nachttemperatur -s- 12 " L.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 46 o/g. Taupunkt -j- 7 Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,» wm Daher Wieterungraussichteu für den 15. Mai: Windiges Wetter mit Neigung zu Niederschlägen. Das italienische Ministerium zurückgetreten. Geueralfiabschef v. Falkeuhayu hat de» Schwarzen Adlerorden erhalten. Die englische Iufahrschiffahrt ist durch «ufere Unter, seeboote lahmgelegt. Der Rückzug der Russen aus Galizien artet in Wilde Flucht aus. Bisher wurden 143 50V Russen Sefauge«, 10V Geschütze und 30V Maschinengewehre erbeutet. Amiens wurde von deutschen Fliegern mit Bomben belegt. Kielce wurde von den deutsche» Truppe» erobert. Die Steuereinnahmen Frankreichs find im April nm 71 Millionen Frauke« zurückgegangeu. Der französische Generalissimus Joffre soll abberufen »erde». Eaglaud hat die auf englische« Wersten im Bau be> übliche« griechischen Kriegsschiffe beschlagnahmt. Da» schnelle Sinken der „Lufitaoia" beruhte aus einem Kouftruktionssehler. Die Engländer sollen bei Neuve Chapelle 2V. bis 25,Wv Manu verloren haben. Die wüsten Ausschreitungen gegen die Deutschen in 1!' trpool habe» sich wiederholt. o« Spanien erkennt man die Berechtigung Deutsch. w»dr zum Unterseeboot» Krieg a«. dAunuuzio hat für seiue Hetzrede in Quarto 100,vvv Lire erhalten. In den Dardanellen wurde ein englisches Linien schiff torpediert. Unsere „Göben" hat im Schwarzen Meer die ganze Wsche Flotte vertrieben. Die amerikanische Regierung warnt vor der Reise "ach Europa 3» Amerika wächst die Erkenntnis über die Schuld "ai Untergänge der »Lafitauia-. Chile verlangt Antwort von England wegen Verletzung chilenischen Neutralität. »Waldenburg, 14. Mai 1915 Das Schauspiel, das Portugal und Griechenland und das in beiden Ländern mit dem Rücktritte bar vom Dreiverbände eingesponnenen Minister en- bäte, wiederholt sich jetzt in Italien., , ;Das zum Kriege antschlossene Ministerium hat seinen Rücktritt erklärt, ba es, wie es scheint, den König und die Mehrheit bar Volksvertreter gegen sich hatte. Die Hoffnungen bar Kriegshetzer sind vernichtet, die Welt mit Aus- "ahme der Dreiverbändler atmet erleichtert auf, die Verlängerung des Blutvergießens, die mit dem Ein ritte Italiens in den Krieg zweifellos erfolgt wäre, 'st anscheinend abgewcndct. Die Besonnenheit hat Wegt. Es Wäre auch in der Völkergeschichtc neu und beispiellos gewesen, wenn ein langjähriger Verbünde ter, der dreißig Jahre lang die Vorteile des Bünd- "isses genossen hatte, plötzlich seinem Verbündeten in bau Rücken gefallen wäre. Dem interventionistischen Ringel, den zunächst nur die Sozialdemokratie be impfte, trat erst in später Stunde unter Giolittis Ehrung auch das werktätige Bürgertum entgegen, rein Appell war glücklicherweise laut genug, mn noch gehört zu werden. Diesem Umstande ist es zu dan- ban, daß die folgenschwere Entscheidung abgewcndct b>ttde. Giolitti hat keine Audienz beim Könige nachgesucht,! "m auch den Schein zu vermeiden, er mache der Re- Ämmg Opposition, sondern war von dem Monarchen iu einer Unterredung eingeladen worden, von deren Ergebnis der besonnene, die Durchhaltung der Neu tralität verfechtende Staatsmann sich sehr befriedigt erklärte. Nach weiteren Meldungen ist der König durch Giolitti in seiner bisherigen Ansicht von der Unver meidlichkeit des Krieges, die seine Minister betonten, irre geworden. Es verlautet, der König wolle ein Kabinett aus Mitgliedern beider Parteien berufen und es beauftragen, die Meinung des Parlaments einzu holen. Das wird nun geschehen. Giolitti hält die Anerbietungen Oesterreichs für völlig ausreichend zur Befriedigung Italiens. Wie der Abgeordnete Cirmeni mitteitt, unterbreite ten Oesterreich und Deutschland der Consulta amtlich das von Freiherrn v. Macchio namens Oesterreich- Ungarns und vom Fürsten Bülow namens Deutsch lands gezeichnete Dokument, in dem die Gebietsange- bote Oesterreich-Ungarns genau bezeichnet sind. Oester reich-Ungarn bietet: 1. das gesamte Trentino, den von Italienern bewohnten Teil Tirols, 2. das Jsonzo- gebiet einschließlich Gradiska, 3. sehr umfassende Au tonomie der Stadt Triest samt Universität und Frei hafen. 4. Desinteressierung Oesterreichs zu Gunsten Italiens in Südalbanien und sofortige Anerkennung der italienischen Besitzergreifung von Valona. 5. Oesterreich und Deutschland erklären sich bereit, mit freundschaftlichster Absicht die italienischen Forderungen über Abtretung der Stadt Görz und einiger dalmati nischer Inseln zu prüfen. Die Durchführung dieser Zugeständnisse wird vom Deutschen Reich garantiert. Die Versprechungen des Dreiverbandes an Italien, die in der Zuweisung der dalmatinischen, Küste Triests, Trients, Istriens, halb Albaniens mit Valona und der Aegäischen Inseln, sowie in Eisenbahnkonzesstonen in Kleinasien bestehen, wogegen das Königreich seine gesamte Flotte und 1-200,000 Mann zur Verfügung der Verbündeten zu stellen hätte, begegneten berech tigtem Spott. Italien würde dabei ein schlechtes Ge schäft gemacht haben, da ihm ausschließlich Dinge ver sprochen werden, die erst noch zu erobern wären, wäh rend sein Einsatz recht hoch ist. Einen großen Teil jener Versprechungen wollen, wie man sieht, die Zen tralmächte erfüllen, ohne daß Italien Opfer an Gut oder Blut zu bringen hätte. Die Kampsmethode der revolutionären oder Nimmersatten Interventionisten Hal genügt, um allen Urteilsfähigen die Alkgen zu öffnen. Ein Organ der Kriegshetzer nennt das Eingreifen Gio littis in die Ereignisse Sabotage und beginnt einen Artikel mit den Worten: „Am Vorabend des Krieges wird von einer Gruppe von Verbrechern eine furcht bare Verschwörung vorbereitet." Das Blatt fordert das Ministerium zum diktatorischen Vorgehen gegen die inneren Feinde auf. Ein anderes erklärt, die ,sriedensfreundlichen Abgeordneten müßten samt und sonders erschossen, gewisse Minister ins Zuchthaus ge schickt, das ganze Parlament, diese „Pestbeule der Nation", müsse ausgerottet werden. Die Kriegshetze grassiert nur in Norditalien, das, mittlere und südliche Italien, sowie Sizilien sind frei davon. In einer ausführlichen Schilderung der Zu ¬ stande, die ein langjähriger Kenner Italiens nach eine« soeben zurückgelegtcn Reise durch das ganze Königreich in der „Magd. Ztg." veröffentlicht, schüttelt man in Sizilien allgemein den Kopf über ' das närrisch ge wordene Oberitalien. - In den tripolitanischen Krieg zog man mit Begeisterimg, würde jedoch nach den inzwischen gemachten Erfahrungen ganz Libyen lieber heute wie morgen an die Türkei zurückgeben. Die Arbeiter Siziliens erklären jeden Krieg gegen Deutsch land, aus dem die italienischen Arbeiter alljährlich zum Beginn des Winters mit erklecklichen Ersparnissen zurückkehren, für ein Verbrechen. Nicht anders ver- j halten sich die Interessenten der Fremdenindusttie, die auf Sizilien in den Deutschen ihre besten Kunden er blicken. In Catania, Taormina, in Capri, dem fast deutsch gewordenen Eiland, in Neapel rc. regnet es täglich Proteste gegen den Krieg. In Süd- und Mit telitalien ist auch nicht die leiseste Spur einer Kriegs luft zu entdecken. Auch in Bari und Brindisi, wo man gern nach Albanien hinüber möchte, um zu ver dienen, widerstrebt man einem Kriege gegen Deutsch land zur Erreichung seines Zieles. Süd- und Mittelitalien halten den Blick auf Tunis und Algier gerichtet und empfinden die Mittelmeer- Herrschaft Englands/ und Frankreichs als schweren Druck. Selbst in Offizierskreisen herrscht hier aus gesprochene Abneigung gegen einen Krieg. Aber auch in Mailand, Venedig und Genua, den irredentistischen Hitzkesseln, sind keine sichtbaren Anzeichen einer wirk lichen Kricgsbegeisterung wahrzunehmen. Die Flamme der Begeisterung zehrt nur an Teilen des Volkes, die sich entweder in den Dienst der irredentistischen Sache gestellt haben oder von ihr besondere materielle Vor teile erwarten oder in jugendlicher Ungereistheft sich keine rechte Vorstellung von den eigentlichen Zielen der Feinde Deutschlands machen, oder die nach Art der Garibaldiner von heute, über die meist gespöttelt wird, in Ermangelung einer besseren Beschäftigung oder eines Lebensberufcs auf Abenteuer ausgehen möchten, oder hie im revolutionären Fahrwasser segelnd, bei dem unvermeidlichen Umsturz der Ordnung auf ihre Rech- nung zu kommen hoffen. Die Friedensfreunde haben in Rom den Sieg da vongetragen, die letzte Hoffnung des Dreiverbandes, Italien in den Krieg hineinzuziehen, schwindel dahin. Diese erfreuliche Wendung in Verbindung mit dem Zusammenbruch der russischen Armeen in Galizien mW dem neuen englischen Verlust in den Dardanellen wird zweifellos dazu beitragen, einen baldigen Frieden auch zwischen den kriegführenden Mächten herbeizu- führen. P»olitiscke WnndsLkau Deutsches Reich. Der folgenschwere Karpathensieg ist in erster Linie dem deutschen Generalstabschef der Feldarmee von Falkenhayn zu danken^, dem Kaiser Wilhelm den Schwarzen Adlerorden verlieh. In einer kaiserlichen Kabinettsordre an den General heißt es: Mit scharfem, klarem Blick, in richtiger Abwä gung haben Sie die Stelle erkannt, an der das rus sische Heer am verwundbarsten war, und mir die dar aus zu folgernden Vorschläge zur Herbeiführung eines großen Erfolges gemacht. Der jetzige herrliche Sieg gibt mir wiederum Gelegenheit, Ihnen meinen und des ganzen Vaterlandes Dank auszufprechen für Ihre hingcbende Arbeit, die Sie in stiller selbstloser Art in meinen und des Vaterlandes Dienst stellten. Unter denen, die es dem deutschen Heere ermöglicht haben, einer Welt von Feinden die Stirn zu bieten und große Erfolge über sie zu erringen, stehen Sic als Chef des Generalstabes des Feldheeres mit in erster Linie. Bei fortgesetzter Beratung der Kriegs-Hin te r b l i ck b e n c n-> und Kriegsinvaliden fürsorge erörterte die Budgetkommission des Reichstags die Frage der Ansiedelung von Kriegsge schädigten, die der Kapitalabfindung der Renten, so wie die der Zusammensetzung der für die Rentenfest- setzimg zuständigen Körperschaften. Feste Beschlüsse wurden noch nicht gefaßt. Die von »ms eingeschlagcne Vergeltungsmaßnahme,