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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die ^andwirtschast. Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zn Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltcne Naumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Aachweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Bor- geschriebeneErscheinungs- tage und Platzvorschristm w«de° nach MögUchkei, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b b-rücksichiig-. Anzug«, annahme bis vorm.lvUhr > — - — — . - Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatranspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftra ggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nr 236. — 85 Jahrgang Telegr Adr: »Amtsblatt Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Freitag, den 8 Oktober 1926 PmWZsWnMlAlis. MM Mil dkl WmMm. Über den von beiden Seiten jetzt unterzeichneten neuer Vertragsentwurf zur Regelung der Besitzverhältnissl zwischen dem Staat Preußen und der früheren Königs- familie wird noch amtlich gemeldet: Zwische.. der preußischen Staatsregierung, vertreten durch deu Finugminister, und den Bevollmächtigten dei Hauptlmre und der Nebenlinie des Hauses Hohenzollern wurde am 6. Oktober abends ein Abänderungs- und ein Zusatzvertrag zu dem Vertrage vom 12. Oktober 1925 ab- geschlosseu. Es werden dann im einzelnen die Änderungen gegen über dem vorjährigen Vertragsentwurf aufgeführt. Die Hauptlinie der Hohenzollern gibt auf die Schlösser und Gärten Bellevue, Babelsberg, Königswusterhausen nrit Inventar, mehrere Nutzgrundstücke, Güter und Forsten im Umfang von 90 000 Morgen. Als Barentschädigung erhält die Hauptlinie 15 Millionen Mark statt wie früher vor»ewhen 30 Millionen. Nebenlinien (Karl- und Albrechtlinie), die vorjährigen Vertrage ihren gesamten Grundbesitz oeyieiten, geben nunmehr dem Staat insgesamt 47 000 Morgen, und zwar die Albrechtlinie 20 000, die Karllinie 27 000 Morgen ab. Diese Vereinbarungen entsprechen den Bestimmungen des sog. Kompromißgesetzentwurfes der Reichsregie rung nach dem Beschluß des Reichstages in der zweiten Lesung. Die Hauptlinie hätte nach diesem Entwurf vor aussichtlich 200 000 Morgen Land und Forsten und eine Barentschädigung von 6 -7 Millionen Mark erhalten. Die Hauptlinie behält nach dem Abänderungsvertrage 250 000 Morgen, überläßt aber zum Ausgleich für das Mehr dem Staat Schloß und Park Bellevue. Da sie nun 15 Millionen in bar erhält, überläßt sie zum Ausgleich dem Staat Schloß und Park Babelsberg mit Inventar und die erwähnten l Nutzgrundstücke. Was an pferchen fätti. Von dem gesamten beschlagnahmten Vermögen ver bleiben dem Staat: die Kronschlosscr mit dem historischen Mobiliar und den Gärten, einschließlich Bellevue und Babelsberg, die Kunstwerke in den Berliner Museen und die Schackgalerie in München, die Kroninsignien, die Vcr- lfügung über das Hohcnzollcrnmuseum, die Hausbiblio- ithek und das Hausarchiv nach Maßgabe besonderer Be stimmungen, die Theater mit dem Theaterfundus, rund 250 000 Morgen Land und Forst, fast sämtliche Haus grundstücke in Berlin und in Potsdam uud die Kronsidei- kommißrente. , Der Abänderungs- und Zusatzvertrag soll unverzüg- «h dem Landtag zur Genehmigung vorgelegt werden. -i- Die Abfindung. Mischer Seite Mchr^ '"ird uns von Parlamen- Schon einmal war, im Oktober 1925, ein derartiger Vergleich abge,chlo,sen worden, der aber schließlich von Regierungsseite un Hinblick auf die Reichsregelung zurückgezogen wurde. Damals wollte das frühere Königshaus auf allen staatlichen wie auf den als „zweifelhaft bezeichneten Besitz im Gesamtbetrag von rund 570 Millionen Mark verzichten, dazu auf einen Teil des Privatbeptzes, besonders auch an Kunstschätzen, in einem weiteren Betrag von rund 300 Millionen. Zuger sprachen wurden ihm durch den Staat an Land- unH Forstbesitz etwa 42 Millionen, an Nutzgrundstücken? Schlössern und Garten etwa 90 Millionen, Kapitalien und sonstige WeAe mit 18 - Mionen und schließlich eine Barabfindung für Verzicht auf die Privatbesttztümer mit « 7 Millionen. Die Schlosser Bellevue, Babelsberg und das Palais des alten Kaisers Wilhelm stellten allein einen Wehrbeitragswert" von über 70 Millionen dar, an wirk lichen Ertragsobjekten blieben 85 Millionen. An Landbesitz erhält die Hauptlmre der Hohenzollern jetzt nach dem neuen Abkommen 250 000 Morgen statt 200 000, weil sie auf Schloß Bellevue verzichtet; dre beiden Nebenlinien haben jetzt auf Mammen 47 WO verzichtet, erhalten gegen früher 180 000 Morgen al,o nur noch 133 000. Bei einem ersten noch f*"^' 1920 abgeschlossenen Vergleich sollte das ganze Haus uw- gesamt 510 000 Morgen erhalten, jetzt »ur noch 383 000. Damals hatte der Finanzminister Dr. Sudekum eine Barabfindung von 30 Millionen bewilligt, jetzt betragt diese 15 Millionen gegenüber 6—7 Millionen des zweiten Vergleichs; dafür erhält aber der Staat Schloß uns Park Babelsberg sowie Grundstücke in Potsdam und Berlin, die 1925 noch dem Hohenzollernhause zugesprochen worden waren. Bellevue und Babelsberg gehen also jetzt in Staatsbesitz über, nicht aber das Kaiser-Wilhelm- Palais Unter den Linden in Berlin, das vom ehemaligen Königshaus aus Gründen der Tradition nicht hingegeben lvurde. Es wird aber wie schon bisher Museum bleiben und der Staat hat ein Vorkaufsrecht auf das Palais. Dir Rechtslage ist nun so, daß zwar ein Reichs te setz über die Fürstenabfindung tbeoretisck diesen Ver- Thoirv vor mm Auswärtigen Austchuy 6» Meral vr Stresemann;. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages trat unter >em Vorsitz des Abg. Hergt (Dtn.) zusammen. Am Ein zange der Beratungen stellte der Vorsitzende fest, daß sich ms Genf und Thoiry neue Aufgaben für die veiteren Arbeiten des Auswärtigen Ausschusses ergäben, i Reichsminister des Auswärtigen Dr. Stresemann be- jandclte in ausführlichen Darlegungen die allgemein-! wlitische Situation nach der Aufnahme Deutschlands in wn Völkerbund und den Verhandlungen in Gens und choiry. Die damit zusammenhängenden Spczialsragen finanzieller und wirtschaftlicher Natur können nach Mit teilung des Ministers erst gründlich erörtert werden, wenn sie Vorbereitung in dieser Hinsicht durch Fortsetzung der ckiwebenden Verhandlung weiter vorgeschritten sein vcrde, was voraussichtlich in kürzester Frist der Fall sein ocrde. Es wurde daraufhin eine besondere Sitzung des Ausschusses für die zweite Hälfte des Monats in Aus- icht genommen. An die Rede des Reichsministers des Auswärtigen Motz sich eine längere Aussprache. Abg. Graf Vestarp (Dtn.) wies dringend darauf hin, daß Deutsch- änd in finanzieller Hinsicht mit der größten Vorsicht operieren müsse, da es als verarmtes Land keine größere Belastung tragen könne. Nach ihm nahm Abg. Dr. dernburg (Dem.) das Wort, der die auswärtige Politik der Reichsregierung billigte. Für die Sozial- lemokraten sprach der Abg. Müller-Franken der Reichs- > egierung die Zustimmung zu ihrer Haltung in der an? värtigen Politik aus. Dasselbe taten für das Zentrum lbg. Kaas und für die Deutsche Volkspartei Abg. Danch. ! llach mehrstündiger Beratung vertagte sich der Ausschuß mf den 8. Oktober zur Besprechung der Germers-1 ieimer Vorgänge. Dsr ruPsch-liiauifche Vertrag. Der Inhalt des Abkommens. Aus der Moskauer „Jswcstija" erführt man jetzt deck Inhalt des Ende September abgeschlossenen russisch-litau ischen Freundschaftsvertrages, der in den letzten Tagen die europäische Öffentlichkeit stark beschäftigt hat. Die Sowjetunion und die Litauische Republik verpflichten sich danach gegenseitig, unter allen Umstünden die Souvcräni- tüt und die territoriale Unversehrtheit und Unverletzlichkeit der Gegenseite zu achten. Jede der beiden vertragschließenden Seiten verpflichtet sich weiterhin, sich alleraggressiven Handlungen gegenüber der anderen Seite zu enthalten. Sollte eine der vertrag schließenden Seiten ungeachtet ihres friedfertigen Verhal tens von einer oder von mehreren dritten Mächten ange griffen werden, so verpflichtet sich die andere der vertrag schließenden Seiten, die eine oder die mehreren dritten Mächte in ihrem Kampf gegen die überfallene vertrag schließende Seite nicht zu unterstützen. Wenn dritte Machte untereinander ein politisches Abkommen treffen, " ^s"tze gegen eine der vertragschließenden Seiten gerichtet ist, wird die andere vertragschließende Seite einer solchen Koalition nicht beitreten. Sollte cs zwischen den Velden vertragschließenden Seiten zn einem Konflikte kommen, so erklären sich beide Seiten mit der Ernennung einer Schlichtungsrommission einverstanden, Wenn es nicht gelungen sein sollte, den Konflikt auf diplo matischem Wege bcizulegen. gleich umstoßen körrnte, ebenso wie ja beabsichtigt war, frühere Gerichtsentscheidungen für ungültig zu erklären. Wahrscheinlich wird beides in einem Neuentwurf der Reichsregierung vermieden, besonders, da auch die preußische Regierung von der Erwägung ausging, lieber auf Ansprüche zu verzichte», die das vorausgesehsne Neichssondergericht doch abgelehnt hätte. Dadurch würden besonders die Streitfragen Öls und Flatow-Krojanke end gültig aus der Welt geräumt sein. Es soll endlich Schluß gemacht werden mit diesem Streit, der zu so äußerst un erquicklichen Auseinandersetzungen geführt hat, eine zwei malige Volksbefragung erzwang und viel des Häßlichen aufrührte. Einerseits hat sich gegenüber dem zweiten Vergleich das Hohenzollernhaus jetzt zu weiterem Nach geben entschlossen; aber auch der Preußische Staat hat Interesse daran, daß endlich eine Klärung der Rechtslage eintritt. Immer ist ein Vergleich besser als ein Prozeß — und es würden viele Prozesse geworden sein! Dabei ist der Vergleich für den Staat nicht als „mager" zu bezeich nen: was die Hohenzollern behalten, wäre als unzweifel haftes Privateigentum zu betrachten. Der allergrößte Teil jener Frage, die im Fühjahr und Sommer dieses Jahres die Gemüter so heftig bewegte und zu überaus ernsthaften innerpolitischen Folgen führte, die Frage der F ü r st e n a b f i n d u n g, soll jetzt aus der Welt geschafft werden durch den Vergleich, den der Beauf- traate des Sobenzollernbauses, Herr v. Berg, und der Der "Vertrag enthält zwei Anhänge, und zwar er klärt im ersten Litauen, daß es seinen Verpflichtun gen gegenüber dem Völkerbund treu bleibe; von dieser Erklärung nimmt Rußland Kenntnis. Im zweiten Anhang wird festgesetzt, daß dasjenige Abkom-. men, das zwischen Polen und Litauen eines Tages be züglich ihrer Grenze geschlossen wird, von Sowjetruß land automatisch bestätigt werden wird. Kekonftrukkion ckes Skinner- besttzes in Amerika. Berlin, 8. Oktober. Wir sind zur Verbreitung der fol genden Mitteilung ermächtigt: /,Die zwischen der Familie Hugo Stinnes und einem amerikanischen Banklonsortium schwebenden Anlciheverhandlungen sind zum Abschluß gekommen. Es ist be absichtigt, die gesamten Interessen der Familie Hugo Stinnes in zwei in Amerika zu bildende Holdinggesellschaften zusammenzu fassen. Beide Gesellschaften werden an den amerikanischen Markt herantreten mit je einer siebenprozentigen Anleihe von zusammen 25 Millionen Dollar. Zusammentritt der Delegierten-Konferenz der Bergarbeiter — Ablehnung der Regierungsvorfchläge. 7. Oktober. Die Delegierte.unsere»,; der Berg arbeiter trat heute in London zusammen. Die Sitzung nahm einen äußerst stürmischen Verlauf, so daß Präsident Herbert" Smith seinen Sitz zu verlassen drohte. Am Schlüsse der Vor- mittagssitzung wurde ein Kommunique ausgegeben, das besagt, daß die Entscheidung der Distrikte über die Vorschläge der Re gierung eine Ablehnung mit 737 000 gegen 42 000 Stimmen ergeben habe. Nur ein einziger Distrikt habe für die Annahme der Vorschläge gestimmt. Hierauf wurde eine Entschließung an genommen, wonach sich die Konferenz die Abstimmung der Di strikte zu eigen macht. In der Vormittagssitzüng spielte auch die Frage eine gewisse Rolle, die Nvtstandsarbeiter zuriickzuziehen, eine Forderung, für die namentlich die Vertreter von Südwales Antreten. Die Auffassung über diese Frage wie überhaupt die ganze Politik ist sowohl innerhalb der Bergarbeiterexecutive wie der Delegiertenkonferenz und der gesamten Gewerkschaften ge teilt. Einstweilen ist auch in ihren Reihen die Ratlosigkeit das vorherrschende Symptom. MWUlomFimzWmWiMMWegW dkllWk WnWMWmn in MM. Neuyork, 7. Oktober. Nach einer Meldung der Hearst- Presse aus Washington haben die Washingtoner Finanzsach-, verständigen eine äußerst scharfe Erklärung gegen die Auslegung deutscher Eisenbahnobligationen in Amerika abgegeben. In der Erklärung wird betont, daß sowohl die Regierung als auch die Banken einen derartigen Plan allerungünstigst ausnehmen wür den. Die maßgebenden Gründe hierfür seien folgende: Ein der artiger Bondplan würde eine ungünstige Wirkung auf den Re gierungsplan ausüben, nach dem in den nächsten zwei Jahren eine Milliarde öffentlicher Schulden gelöscht werden sollen. Zweitens würde die Unterbringung der Bons den ganzen amerikanischen Markt umstellen und drittens würde das amerikanische Industrie kapital bei Auflegung eines so großen Obligationsbündels der Verlierer sein. preußische Finanzminister — vorbehaltlich der, Genehmigung des Preußischen Landtages — abgeschlossen, haben. An dieser Genehmigung ist kaum zu zweifeln, da, die Deutschnationalen, wie von gut unterrichteter Stelle mitgeteilt wird, den Vergleich ebenfalls annehmen werden und von den Sozialdemokraten eine direkte Ab lehnung nicht zn erwarten ist, eine solche am Endresultat auch nichts ändern würde. M sm die ausgesteuerten Erwerbslosen! Neue Grundsätze des Neichsarbeitsministeriums. Nach Abschluß wiederholter Verhandlungen hat der fteichsarbeitsminister in einem Rundschreiben an die' Länder die Grundsätze über die Hilfe für ausgesteuerte i Erwerbslose mitgeteilt. Danach werden die Voraus setzungen dafür geschaffen, daß die ausgesteuerten Er- verbslosen, soweit sie der öffentlichen Fürsorge bedürfen, sine gleich hohe Unterstützung erhalten wie )ie unter st ützten Erwerbslosen. Durch enges Zusammenwirken der Fürsorgestellen mit den öffentlichen Arbeitsnachweisen und durch verstärkte Maßnahmen der, Arbeitsbeschaffung wird sichergestellt, daß den ausgesteuer- en Erwerbslosen, soweit irgend möglich, Arbeit ver-! nittelt wird. Die Bezirkssürsorgeverbände, denen die, Interstützung ausgesteuerter Erwerbsloser obliegt, erhal-, eu hierfür vom Reiche Leibilfen iu Höhe von 50.^ des