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MMeiner Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 1y Uh^ sowie mr Auswärts alle Austräger, deSA, alle Annoncen-Expeditionen zu OriginaL- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Abtei-Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Ruszdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf. Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, PleW, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtratbes zu Hohenstein. Nr. 195 Donnerstag, den 22. August 1889. 39. Jahrgang. Sächstsch,«. Hohenstein, 21. August. Die von Görlitz aus in sächsische Zeitungen übergegangene Nachricht, daß die Einfuhr lebender Schweine aus Ungarn über Oderberg freigegeben sei, ist unrichtig. Nur so viel ist richtig, daß ähnlich den Bestimmungen für Sachsen, daß Schweine über Bodenbach in lebendem Zustande nach Pirna gebracht werden dürfen, von dort aber nur in todtem Zustande weiter tranSportirt werden dürfen, nunmehr auch solche für Preußen bezüglich der Einfuhr über Oderberg stattgegeben worden sind. Auf Grund des 8 2 der kaiserlichen Verordnung vom 14. Juli d. I., betreffend das Verbot der Einfuhr von lebenden Schweinen aus Rußland, Oesterreich-Ungarn und den Hinterländern Oester reich-Ungarns, verordnet nämlich der Regierungspräsident zu Oppeln mit Zustimmung des Reichskanzlers Folgendes: 8 1. Die Einfuhr von lebenden Schweinen aus Oesterreich-Ungarn, welche mit der Eisenbahn unmittelbar aus Steinbruch bei Buda pest kommen und daselbst 10 Tage lang in Quarantäne ge standen haben, ist über Oderberg nach Ratibor unter der Be dingung gestattet: a. daß die Transporte mit entsprechenden Ursprungs- und Gesundheitsattesten versehen sind; b. daß auf dem Bahnhofe zn Oderberg eine Untersuchung der Schweine durch den beamteten Thierarzt stattfindet und daß kranke und verdächtige Thiere, sowie die mit solchen in Berührung gekom menen Thiere von der Weiterbeförderung ausgeschlossen werden; c. daß die Thiere nach dem Passiren der Grenze mittelst der Eisenbahn unter Vermeidung jeglicher Umladung oder sonstiger Transportverzögerung, sowie jeder Berührung mit anderem Vieh direkt nach Ratibor gebracht, in gut schließenden Wagen sofort in das öffentliche Schlachthaus daselbst übergeführt und unter polizeilicher Kontrole dort baldigst abgeschlachtet werden. 8 2. Die Einfuhr der Schweine findet an je einem, von dem könig lichen Landrathe zu Ratibor ein für alle Mal sestzusetzenden Wochentage statt. 8 3- Die einzuführenden Transporte sind bis spätestens 8 Uhr abends des der Einfuhr vorhergehenden Tages dem königlichen Grenzthierarzte Herrmann in Leobschütz schriftlich oder telegraphisch anzumelden. Die thierärztliche Untersuchung erfolgt kostenfrei. (Es geht daraus klar hervor, daß Schweine aus Oesterreich-Ungarn bis auf Weiteres für hiesige Gegend nur in todtem Zustande zu erlangen sind.) Neueren Nachrichten zufolge ist die Lage der russischen ägaumwollenindustrie und zwar sowohl der Spinnerei, als der Weberei eine sehr kritische. Schon jetzt soll der ungünstige, an den meisten Orten das Mittel nicht erreichende Ausfall, der diesjährigen Ernte in seinen verhängnißvollen Wirkungen, auf die Landbevölkerung sich fühlbar machen. — Die Baum wollfabrikation im Innern sind eigentlich ohne Beschäftigung; sie suchen den Betrieb durch Einstellung der Nachtarbeit und sonstige Maßnahmen nach Möglichkeit einzuschränken und lassen überhaupt nur grade so viel arbeiten, als nöthig ist, um nicht Unruhen unter der Arbeitcrbcvölkerung hervorzurufen. Zur Zeit sind Baumwoll-Industrielle bei den Börsen in Peters burg und Moskau bemüht, die zur Fortsetzung ihrer Betriebe erforderlichen Geldmittel zu 7, beziehungsweise 8 Proc. auszu nehmen. Doch haben sie trotz dieses von ihnen angcbotenen hohen Zinsfußes bisher ihren Zweck nicht erreichen können, weil eben von der Börse die zeitige Lage dieser Industrie überaus pessimistisch auigefaßt wird und man sich deshalb ihr gegenüber der äußersten Zurückhaltung befleißigt. Ein Arbeiter verunglückte neulich bei Reinigung eines Taubenschlags einer Fabrik. Der darauf bei der betr. Be- rufsgenosfenschaft erhobene Anspruch auf Unfall-Unterstützung wurde abgewiesen; ebenso entschied das deshalb vom Beschädig ten angerufene zuständige Schiedsgericht, weil dcratiges Vor nehmen als zumFabrikberriebe gehörig mcht erachtet werden könne. Briefe an Soldaten des stehenden Heeres bis zum Feld webel auswärts genießen Portofreiheit, wenn der Absender auf die Adreßseite des Briefes den Vermerk setzt: „Soldatenbrief, eigene Angelegenheit des Empfängers". Fehlt dieser Vermerk, so wird der Bries mit Strafporto belegt. Dieses Porto kann aber wieder erstattet werden, wenn der direkte vorgesetzte Haupt mann bez. Rittmeister auf dem Umschlag bescheinigt, daß der Bries „in eigener Angelegenheit des Empfängers" abgesandtf war. Gegen Rückgabe dieses Briefumschlages erst zahlt die Post das Porto zurück. Nächsten Sonntag findet in Ernstthal das I. Verbands- stistungsfest des Verbandes sächsischer Jugcndvercine statt. Das hierzu aufgestellte Festprogramm ist Folgendes: Von 12—2 Uhr Empfang der Vereine im Rathskeller. Von 2 Uhr an daselbst Delegirtcnsitzung. 3 Uhr Beginn des Festzuges nach dem Schießhause und Begrüßung daselbst. Von 4—6 Uhr Concert vom Hohensteiner Stadtmusikchor, welchem sich Table d'hote und Ball anschlicßt. Das Fest wird zweifellos sehr zahlreicht besucht werden, da an demselben 70 Vereine theilnehmen resp. sich durch Deputationen vertreten lassen. Zur Dclegirtenversammlung sind folgende Bcralhungsgegenstände aufgestellt: 1., Antrag, die Diplomirung von Verbands- bezw. Vereinsmitgliedern betr. 2., die Unterstützung von Vcreinsmit- mitgliedern, welche dem Verband angehörcn, in außergewöhn lichen Nothfällen betr. 3., die Bestimmung eines Ortes zu den künftig abzuhaltenden Berbandsversammlungen, sowie Be schlußfassung über die Zahl der abzuhaltenden Versammlungen. 4. Allgemeine aus der Mitte der Versammlung zu stellende Anträge. Hoffentlich begünstigt schönes Wetter die Abhaltung dieses Festes. Am Montag früh gegen 7 Uhr schlug der Blitz bei dem über Gunzen ziehenden Gewitter in das zweistöckige nicht massiv, gebaute Wohnhaus des Gutsbesitzers Robert Ticker in Erlbach und legte dasselbe in kurzer Zeit in Asche nieder. Dem Be sitzer sind hierbei mehrere Haus- und Wirthschastsgeräthe mit verbrannt. Vom Blitzstrahl wurde auch eine Kuh im Stalle sofort getödtet. Am Sonnabend Abend gegen 7 Uhr brach in der Scheune des Schmiedemeisters Karl August Georgi in Kirchberg Feuer aus und äscherte dieselbe vollständig ein. Gegen acht Schock Roggen, ein Fuder Heu und ein Fuder Hafer, sowie eine Partie Reisig sind mit verbrannt. Man vermuthet, daß das Feuer durch Fahrlässigkeit von Kindern verursacht worden ist. Am Sonntag Nachmittag Uhr fand in einem öffent lichen Lokale zu Eibenberg eine "vom Strumpfwirker Hermann Schenk einberufene öffentliche Versammlung der Strumpfwirker statt, welche von gegen 70 Personen aus Eibenberg und Um gegend besucht war. Als Vorsitzender wurde der Strumpf wirker Oswald Rescher aus Berbisdorf, als Stellvertreter Strumpfwirker Louis Uhlig aus Burkhardtsdorf und als Schrift führer der Einberuser Schenk gewählt. Die Tagesordnung lautete: „Die Strumpfindustrie, "ihre Schäden und die Mittel, letztere möglichst zu beseitigen," Strumpfwirker Bosler aus Burkhardtsdorf, welcher das Referat übernommen hatte, regte die Gründung eines Verbandes an, welcher die Arbeiter bei eintretender Krisis unterstützen könne. De: Verband soll so ge schaffen werden, daß er in Bezirke eingetheilt werde und jeder Ort seinen Vertreter habe. Der Unterstützungsfonds soll ge bildet werden, indem jedes Mitglied ein Einschreibegeld von 25 Pfennigen und einen wöchentlichen Beitrage von 5 Pfennigen zu zahlen habe; bei einer Arbeitseinstellung sei dann dem Ar beiter pro Tag 1 Mark 20 Pfennige zu zahlen. Eine Dis kussion hierüber fand nicht statt, und wurde daher die Ver- ammlung um 0z6 Uhr vom Vorsitzenden geschlossen. CH. T. Es starb vor einigen Tagen in Chemnitz eine Frau G., von welcher behauptet wurde, daß sie nach dem Genüsse von sogenannten Frankfurter Würstchen erkrankt und durch Wurst gift vergütet worden sei. Anfangs war ein Beweis dafür nicht zu beschaffen, nach der ärztlichen Auslassung aber scheint es sich doch zu bewahrheiten, daß die noch junge Frau an, Wurst gift verstorben ist. Ob und wen hier eine Schuld trifft, wird sehr schwer fcsizustellen sein und deshalb bezweifeln wir auch, daß die Sache irgend ein gerichtliches Nachspiel haben wird, auis Neue ist aber daraus die Lehre zu ziehen, daß es in der wärmeren Jahreszeit höchst gefährlich ist,, rohes Fleisch oder Wurstwaaren, welche aus rohem oder nur halb gahrgekochtem Fleische hergestcllt werden, zu genießen. Man wird sich ge wiß noch der Massenerkrankungcn erinnern, welche vor einigen Jahren dort in Folge des Genusses von rohem (gehacktem) Rindfleische eintraten. Damals konnte den Fleischern gleich falls ein vorsätzliches oder fahrlässiges Verschulden nicht nach gewiesen werden und cs gewinnt sonach den Anschein, daß ge hacktes (vielfach gemahlenes) rohes Fleisch in der heißen Jahres zeit sehr leicht der Zersetzung ausgesetzt ist, welche ein auf den menschlichen Organismus sehr stark wirkendes animalisches Gift erzeugt, welches seiner Feinheit halber nicht immer gleich er kannt werden kann. Jedenfalls wäre es wünschcnswerth, wenn die Medicmalbehörde einmal der Frage näher träte, ob nicht die Flcischmühlen die Zersetzungsfähigkeit des Fleisches ördern, indem durch dieselben die das Fleisch erhaltende ani ¬ malische Flüssigkeit mehr als es gut ist den Muskelfasern ent zogen wird. Infolge einer Einladung des Verbandes der Trichinen- schauer im Bezirke der König!. Amtshauptmannschaft und der Stadt Chemnitz soll am 25. ds. M. in den Räumlichkeiten der Mulden-Terrasse zu Döbeln der 1. Sächsiche Trichinen schauerverbandstag abgehalten werden. Die Aufgabe des Sächsischen Trichinenschauer-Bundes ist, die gesummten Inter essen der Trichinerschauer bei den Staatsbehörden zu vertreten. Von der Nothwendigkeit und Wichtigkeit eines solchen Bundes überzeugt, glauben die Einlader, daß alle Bezirksvereine, sowie alle Tricüinenschauer des Königreichs Sachsen auf dem Ver bandstage vertreten sein werden. Die Delegirtcn-Versammlung ist Vormittags 11 Uhr und die Berathung sämmtlicher Tri chinenschauer Nachmittags 2 Uhr. Die Statuten für den Bund, welche der Chemnitzer Verband durchberathen hat, wer den Anwesenden zur Abänderung, bez. zur Genehmigung voc- gelegt werden. " Das Programm der in Pirna abgehaltenen Generalver sammlung des „Vereins sächsischer Gemeindebeamten" brachte für vorgestern den Ausflug nach der sächsischen Schweiz, wo bei die Abfahrt bei einer Theilnahme von ca. 80 Personen mittelst Dampfschiffes früh 8 Uhr 5 Min. unter Böllerschüssen erfolgte. Der Himmel schien dieser Pattie zuerst nicht gnädig sein zu wollen, da bei der Ankunft im Uttewalder Grunde die Wolkenschleusen sich öffneten; erfreulicher Weise trat dann aber bald wieder die ersehnte Aufheiterung ein, wie überhaupt das vorausgegangene nasse Intermezzo die herrschende gute Laune nicht zu stören vermocht hatte. Die Wanderung galt zuerst der Bastei, worauf dann der Abstieg nach Rathen er folgte, wo man auf dem Dampfschiff mit einer erst später von Pirna abgefahrenen weiteren Anzahl Festtheilnehmer, bei welcher sich auch das Stadtmusikchor befand, in frohester Stimmung zusammentraf. Das weitere Ziel war nunmehr die Stadt Königstein, woselbst auf dem festlich geschmückten Lande platze die herzlichste Begrüßung durch die dortigen städtischen Beamten erfolgte. Unter Vorantritt des Musikchors ging es alsdann nach dem Gasthaus zum Stern, wo das vorbereitete Mittagsmahl durch die liebenswürdigsten Vorkehrungen der Collegcn den Charakter einer zweiten, wenn auch vereinfachten Auflage der Festtafel des vorhergegangenen Tages annahm, wie zugleich auch noch eine besondere Ovation insmeru con- tatirt werden konnte, als die Königsteiner Schützcngesell- chaft, welche ihr August-Schießen feierte und gerade auf hrem festlichen Auszuge begriffen war, die ankommenden Aus- lügler an dem genannteu Gasthofe mit einem schmetternden Tusch empfing. An das animirte Mittagsmahl reihte sich als bald der Besuch der Festung, für welche durch die Güte des Commandantcn, Herrn Obcrstlieutenant v. Lossow, freier Ein tritt gewährt und auch dem mitgeführten Musikchor die Er- laubniß zum Conzerticrcn ertheilt wurde. Leider mußte man sich infolge der veränderten Dampfschiffposilionen zeitiger, als zuerst beabsichtigt gewesen war, zur Rückfahrt rüsten; ein Er satz dafür bot sich jedoch durch den später im Garten des Gasthofes zu Posta bei lustigen Weisen und manmgfachen Feuerwerks- und Beleuchtungs-Effecten stattgesundenen Auf enthalt, der namentlich den auswärtigen Gästen lehr zuzu sagen schien. Unter den bereiteten Ueberraschungen vermochten namentlich die in bekannter Weise auf dem Hohen Werk am Sonnenschein vorgeführten Monstre Schattenbilder sehr er götzend zu wirken. Nach Pirna zurückgekehrt, mußte nunmehr das Abschiednchmen criolgen, da die Meisten mit dem Abends 10 Uhr nach Dresden abgehenden Zuge die Stadt verließen, so daß an der Vereinigung in der Stadtschänke nur noch Wenige Theil nehmen konnten. Die Gäste schieden aus Pirna mit den wiederholten Versicherungen des innigsten Dankes für die ihnen hierselbst bereitete herzliche Au-nahme, durch welche die Gastfreundschaft unserer Elbstadt abermals in schönster Weise bewiesen worden ist. An die am 18. ds. stattqehabten geschäftlichen Berath- ungcn des Gemeindebcamten-Vereins fügte sich auch noch eine Versammlung der Mitglieder der in diesem Verein bestehenden „Krankenkasse", welche am 1. Oktober 1887 eröffnet worden war. Man genehmigte nach Erledigung von Rechnungs-An gelegenheiten die Vorschläge wegen Abänderung des Statuts, welche daraus gerichtet waren, daß künftig eine Anrufung ge richtlicher Entscheidungen gegen Beschlüsse des Gcsammtvor- standcs ausgeschlossen bleiben soll, sowie daß die bisherigen Bestimmungen dcS Statuts Krankengeld auch zum Gebrauch von Bädern n. s. w. zu gewähren, aufzuheben und bei Fällen auswärtigen Kurgebrauches solches nur zu verwilligen sei, wenn entsprechende ärztliche Bescheinigung vorgelegt wird.