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71. Jahrgang. 5K.«« A-en-Ausga-e Montag. IS. August ISS« »rahtanschrif», »achrichte» »r«»e» Srrnlprecher-Sammelnummer: Kur für Nachtgelpriche! Nr. »voll Schrtstlettung u. Haupt,«schLsttstelle: »reldeu-N. t. vlartenftr-t» »»/t» Gegründet 18SS »ch «glich Lustrllun, «onatllch ».10 «r. <»tn,chllellich «0 «i«. ft» rrLgerlohn), durch dl, vast ».«a Mt. einschliebltch »« Vt» Kostgebühk (ohne Post-uslellunglgtbühr». Stn»klnummer »0 Vi» «nzrigenpretse! Llc «njrlgen werden nach «oldmart berechnet: dir »tw< ipatttge 30 mm breit, Zeile bü Vf», für aulwLrt» ,0 Bla. gamllienanzeigen und Stellengrluch» «hne Rabatt t» Pfg., außerhalb »S Vfg., di, »0 mm breite NeNaine«etl« »00 Pfg., außerhalb »SO Bl» <2llert«igeba-r so Bl» Uutwirtigc lluftttg» gegen Boraulbejahluna Druck ». «eÄ^t «ichiich 0 N^chardt, Lreldrn. Boftlcheck-Kto. U»SS Lresde» Nachdruck nur mit deutt.Quellenangabe iLreidn. Nachr.l zuiilli» Underlangt, Echriltslück» werden nicht aufbewahrt General v. Seeckts politisches Bekenntnis Magdeburg, 18. August. Generaloberst a. D. v. Seeckt, -er Spitzenkandidat der Deutschen Volkspartet sür den ReichS- tagsmahlkrcis 1», Magdeburg-Anhalt» gab am Sonntag vor der Presse ausführliche Erklärungen ab über die Gründe, die ihn veranlaßt haben, in das parlamentarische Leben etn- zutreten. Seine Mtlitürzeit sei eng mit der Politik ver bunden gewesen, und er sei mit vielen Persönlichkeiten des politischen Lebens zusammengekommen. Er habe alle Vor gänge in der Politik, besonders in der answärtigen, aufmerk sam verfolgt und unterhalte viele Beziehungen mit dem Aus lande. Die Entwicklung der deutschen Politik könne ihn nur wenig befriedigen. Die Aufforderung, in das politische Leben etnzutreten, sei ihm gänzlich überraschend gekommen. Er habe aber geglaubt, dieser Aufforderung Folge leisten zu müsse». Wenn er sich der Deutschen Bolkspartet anschließe, so sei er doch nicht etwa Partetpolittker geworden. Er habe sich aber gesagt, daß aus dem Boden der Deutschen Volks- partet eine Möglichkeit für ihn bestehe, sich zu betätigen und seine Kräfte nutzbringend cinzusetzen. Da er seine Grund sätze von der Deutschen Bolkspartet anerkannt sehe, koste ihn der Anschluß keinerlei Ueberwindung. General v. Seeckt führte ferner aus, daß es nach seiner An sicht auf die Dauer unmöglich sei, ohne die Millionen der Arbeiter zu regieren. Die Arbeiterschaft verlange ihre volle Be rücksichtigung und Vertretung. In der Sozialdemokratie sehe er, Seeckt, die Müglichketr, daß man die deutsche Arbeiter schaft zu einer staatSerhaltcnden und nationalen Mitarbeit heranziehen könnte. Diese Hoffnung dürfe nicht ausgegeben werden. Persönlich sei er Gegner der jetzigen Negierung. Daß gewisse Dinge vorübergehend in die Hand des Staates genommen werden müßten, sei selbstverständlich. Unter stützung verschiedener Eriverbszweige durch den Staat, auch der Landwirtschaft, sei notwendig. An sich aber solle der Staat der Entwicklung aus den verschiedensten Gebieten möglichst siete Hand kaffen. Er solle ausaleichend wirken, aber nicht selbst Unternehmer sein. Ebenso falsch sei es, wenn der Staat die Landwirtschaft zu sozialisieren gedenke. Derartiges be deute eine Ausschaltung des gesunden Wettbewerbs, eine un nütze Ausdehnung der Verantwortungslosigkeit und eine Hemmung der Unternehmungslust. In der Frage „Ein heitsstaat oder heutiger Zustand" halte er an dem historisch Gewordenen fest. Die Entwicklung gehe jedoch dahin, daß die kleineren von den größeren Staaten allmählich aufgesogcn würden. Die Anziehungskraft des großen Preußen auf die kleinen Gebilde werde sich auswtrken. In der Entwick lung Preußens sehe er die Zukunft. Die Kleinstaaterei, die bet der Schaffung der neuen Verfassung aufrcchterhalten worden sei, sei gewiß nicht vorteilhaft. Aber von größerem Nachteil sei es, wenn versucht würde, eine gewaltsame theo retische neue Gliederung eintreten zu lassen. Es gebe viele Wege, die zu einer Vereinheitlichung der Verwaltung führen könnten. De. Brüning Spitzenkandidat in Sachsen Die Zentrnmspartei hat für die drei sächsischen Wahlkreise einen einheitliche» Wahlvorschlag ausgestellt, dessen Spitzcn- kandidatnr der Reichskanzler Dr. Brüning übernommen hat. Die in Sachse» abgegebenen Zentrumsstimmen kommen dem Reichswahlvorschlag der Deutschen Zentrumspartei »ugute. Sie Kündigung im Ruhrbergbau ist erfolgt Esse«, 18. August. Das Schreiben deS Bergbauvereins, in dem die Lohnordnung vom 22. April 1929 zum 90. September gekündigt wird, ist heute bei den Bergarbeitergewerkschaften eingegangen. Wegen des Verhandlungstermins wird sich der Bergbauverein in de» nächsten Tagen mit den Gewerkschaften in Verbindung setzen. In säst allen Städten des Ruhrgebiets fanden gestern Versammlungen des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter statt, in denen gegen die Kündigung des Lohn- abkommens in scharfer Weise protestiert wurde. Nach Ansicht der Referenten dürfe eine Tarisverschlechterung bei der gegen wärtigen Notlage der Bergarbeiterschaft nicht ruhig hinge nommen werden, sondern der Versuch einer Lohnkürzung würde nur schwere soziale Kämpfe auslösen. Sw Abbau in der Berliner Metallindustrie Berlin. 18. August. In der Frage deS Angestellten abbaues in der Berliner Metallindustrie hat der Arbeitgeber verband dem Vorschläge deS Neichsarbeitsmtnisterinms zuge stimmt. Die Angcstelltenverbände haben erklärt, daß sie trotz Bedenken bereit seien, dem Vorschlag des Reichsarbeits ministeriums zu folgen. Sie bäten jedoch, baß vor Beginn der betrieblichen Verhandlungen nochmals im ReichSarbeitSmini- sterium zwischen den Tarifparteien über die Grundlagen der abzuschließenden Vereinbarungen verhandelt würde. Darauf hin hat das RetchsarbeitSmtnisterium die Parteien zu neuen Verhandlungen aus Dienstag, den 19. August 1990, eingeladen. Et« Katsw-SraUMpb-Soakmal tu MSbnuk Innsbruck, 18. A»g. In Innsbruck wurde «m Sonntag aus Anlaß der Feier des 100. Geburtstages Kaiser Franz Josephs ein Denkmal des alten Kaisers enthüllt, das vom Verband der Tiroler Kaiserjäger gestiftet wurde. An der Feier nahmen Mitglieder des Hauses Habsburg sowie zahl reiche Generäle und andere Offiziere der alten Armee teil. Stürzendes DachoefimS erschläyt -ret Personen Bozen, 18. August. Beim Neubau eines dreistöckigen Hauses in Bozen löste sich plötzlich das Dachgcsims los und stürzte auf das Baugerüst, das dadurch ntedergerissen wurde. Drei Arbeiter, die sich auf dem Gerüst befanden, stürzten in die Tiefe und ivnrden von den Schuttmassen erschlagen. Mißglückte Organisierung Ns Friedens »Satt« Telegraph" über Briands Raneuwpa-Maa London, 18. August. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt: Es erregt einige Aufmerksamkeit, daß der italienische Außenminister Grandt und der rumänische Gesandte in London, Tttulescu, der rumäni scher Hauptdelcgierter beim Völkerbund ist, gleichzeitig in Venedig weilen. Beide Staatsmänner werden im nächsten Monat der VülkerbundSversammlung beiwohnen, wo Briands Paneuropa-Plan und die beantragte Reorganisation des Völkerbundssckretariats erörtert werden wird. Uebrtgens gilt es auch als möglich, daß Titulescu in diesem Jahre in Genf den Vorsitz führen wird. Der Korre spondent führt weiter aus: Es ist jetzt deutlich geworben, daß Briands Vorschlag keineswegs der internationalen Befriedung gedient hat, sondern ein wahrer Zankapfel zu werden droht, wenn er nicht schleunigst begraben wird. Dies ist auf die bedauerliche Erklärung des französischen Staatsmannes zurückzuführen, daß die wirtschaftliche Zu sammenarbeit einer vorherigen politischen Abmachung unter geordnet werden muß, was für Frankreich und seine Alliierten die endgültige Festlegung der in den Friedensverträgen fest gesetzte» Grenzen bedeutet. Dies hat lediglich den Erfolg ge habt, deutsche Minister, wie Herrn Treviranus, und die deutsche öffentliche Meinung im allgemeinen zu der Forderung einer baldigen Revision der deutschen Ostgrenzcn zu veranlassen. Somit tritt in den Vordergrund der inlereuropäischen Er örterungen eine schwierige Streitfrage, die zwar früher oder später aufs Tapet kommen mußte, die man aber besser noch eine Weile hätte ruhen lassen. Es ist nicht das erstemal, daß zuviel Gerede über „die Organisierung des Friedens" ledig lich zu internationalem Streit geführt hat. Ein ?ranzoie für Rückgabe Sanzigs Paris, 18. August. Mit der Frage des Danziger Korri dors beschäftigt sich in der „Volonte" der Schriftsteller Ernest Iudet. Er schreibt über den Wert von Gdingen: Wenn Polen sich nicht vorwiegend von militärischen Erwägungen leiten ließe, täte cs gut daran, sich nach den Erfahrungen anderer umzuschen: das System, mit dem die Tschechoslowakei sich begnügt und bei dem sie sich wohlbefindet, indem sie den ihr zugebilligten Freihafen in den Hamburger Gewässern benutzt, würde uns von einer politischen Lage befreien, die weder den wahren Verhältnissen noch unseren Interessen ent spricht. Das ist eine Mahnung, die das zweite Memorandum Briands sicher nicht unbeachtet lassen wird. Nach dem Westlocarno muß man den Preis für das Ostlocarno erlegen. v. Soefch zu Besprechungen nach Berlin gerufen vrndtruolcknng nnaoror Lsrllvsr Svdrtkllsltnng Berlin, 18. August. Der deutsche Botschafter in Paris v. Hoesch wird demnächst in Berlin eintressen, um mit dem Reichsaußenminister Dr. Curtius vorbereitende Be sprechungen über die bevorstehende Vülkerbundsversammlung zu haben. Die Reformprogramme vrabtruolckung nnsoror Sorllvor Lvdriktloltuog Berlin, 18. Aug. Auf der Tagesordnung der sür morgen angesetzten Kabinettssitzung stehen verschiedene Reform- programme, vor allen Dingen das der Finanz- und der Wahlresorm. Die Finanzreform soll schon sür das nächste Etatsjahr wirksam werden. Die Frage der Wahlresorm be findet sich noch im Anfangsstadium der Erörterungen, wobei an die gestrige Aeußcrung des Reichsinnenministcrs Dr. Wirth in Görlitz zu erinnern ist, derzufolge an eine Her aufsetzung des Wahlalters nicht zu denken sei. Haltlose Gerüchte um Hin-enburg veadtmolcknng nnaeror Berliner Sekrtttlettnug Berlin, 18. August. Immer wieder tauchen, insbesondere in der Linkspresse, Meldungen auf, die das offensichtliche Ziel verfolgen, den Reichspräsidenten in parteipolitische Angelegenheiten hineinzuziehen. So wird neuerdings be hauptet, es würde demnächst beim Reichspräsidenten eine Be sprechung mit dem Führer der Nationalsozialisten, Adolf Hitler, stattftnden. An zuständiger Stelle wird diese Mit teilung als in allen Teilen unzutreffend bezeichnet und er neut darauf hingewiesen, daß der Reichspräsident sich jeder Einmischung in die Partetpolitik grundsätzlich fernhält. Vom fttbiWn Sebtiniblenst »erWeppt Zwischenfall auf einer Tagung ln Brüssel Berlin, 18. Ang. Der diesjährige Kongreß des Inter nationalen Studentenbundes, der vor wenigen Tagen in Brüssel seinen Anfang nahm, scheint reich an sensationellen Zwischenfällen zu werden. Seit Sonnabend früh ist Dr. med. Jellic, der Assistenzarzt an einer Wiener Klinik ist, und der von dem Präsidenten des Internationalen Studcnten- bundcs ausdrücklich als Vertreter des kroatischen National, verbandes der Studenten zur Teilnahme des Kongresses ge. laden war, verschwunden. Außerdem wird seit Sonntag früh der Sekretär der mazedonischen Studcntenvereinigung im Auslande (Sitz Paris) Koralosf vermißt. Man nimmt an, daß das geheimnisvolle Verschwinden Jellics aus die Tätigkeit des Belgrader Geheimdienstes zurückznführen ist. Dr. Jellic ist den serbischen Behörden als kroatischer Nationalist seit langem verhaßt. Bereits mehrfach wurde seine Auslieferung bei den österreichischen Behörden verlangt, aber verweigert. Schon unmittelbar nach seinem Eintreffen in Brüssel wurden von der Polizei mehrfach Durchsuchungen in dem Hotelzimmer vorgenommen, in dem Dr. Jellic wohnte. Es scheint festzustehen, daß man dem kroatischen Führer ser bische Geheimagenten nachgesandt hatte. Dr. Jellic hat ledig lich einem Freund die flüchtige Nachricht hinterlassen, daß er in Not sei. An denselben Freund wurde in der Nacht zum Sonntag ein Telegramm gerichtet, wonach Jellic unter pein lichsten und schwierigsten Verhältnissen Lüttich erreicht habe. Nachforschungen, die von seinen Freunden angestellt wurden, haben bis jetzt zu keinem Ergebnis geführt. Es steht zu befürchten, daß Dr. Jellic das Opfer des ser bischen Geheimdienstes geworben ist, der ihn unbedingt aus Brüssel verschwinden lassen wollte, da für Montag die kroa tische Frage auf die Tagesordnung gesetzt ist. Die Sturmflut an -er Anterelbe Hamburg, 18. Aug. Das Untcrelbegebiet ist von großen Ueberschwemmungcn heimgesucht. Alle Außcndeichländereien von Stadersand bis nach Freiburg stehen unter Wasser. DaS auf den Feldern noch liegende Getreide ist, soweit eS nicht mit dem Wasser abgetrieben ist. durch bas Schlickivasser wertlos geworden. In den Niederungen des Hinterlandes ist der Wasserstanb weiter gestiegen. Weite Flächen sind bereits über schwemmt. Ueberall hat das Vieh eilig von den Weiden ge- nommcn werden müssen. Auch die obere Oste und ihre Nebenflüsse sind in starkem Steigen begriffen und haben Wiesen und Wälder unter Wasser gesetzt. Leider hat die Sturmflut auch ein Todesopfer gefordert. Der Pächter des Lokals auf der Wittenbergener Landungsbrücke ließ sich, da die Brück« unter Wasser stand, vom BrückevwLrter mit einem Boot vom Land holen. Infolge des hohen Wellenganges auf der Elbe schlug das Boot voll Wasser. Der Brückenwärter konnte schwimmend eine Bake erreichen, von der er später durch hinzueilende Boote gerettet wurde. Der Brückcnmirt ertrank. Schweres Autounglück bei Karlsba- KarlSbad, 18. August. Ein mit 22 Arbeitern besetzter Lastkraftwagen fuhr am Sonntagmorgen in der Nähe deS Ortes K l ö st e r l e in einen Straßengraben und stieß dann gegen einen Baum. Durch den Anprall wurden die Insassen aus dem Wagen geschleudert. Zwei von ihnen waren aus der Stelle tot. Sechs, von denen zwei in Lebensgefahr schweben, wurden schwer verletzt ins Karlsbader Krankenhaus ein geliefert. Das Unglück soll darauf zurückzuführen sein, daß der Chauffeur eine Kurve in zu raschem Tempo zu nehmen versuchte. Anfälle in -en Alpen Innsbruck, 18. August. In Vorarlberg ist im Gamperbon- tal eine Frau Kühne aus Berlin-Steglitz aus dem Wege zum Amatschonjoch ausgeglitten und eine Felswand hinab- gestürzt. Die ungenagelten Schuhe waren ihr zum Ver hängnis geworden. Die Leiche wurde in Feldkirch begraben. Ein anderes Unglück wird in den Zillertaler Alpen ver mutet. Vor einigen Tagen ist hier eine vierköpfige Touristen, gruppe von der Berliner Hütte nach der Greizer Hütte auf gestiegen, aber dort nicht angekommen. Es handelt sich um einen Professor aus Graz, dessen Name noch nicht bekannt ist, und die Brüder Walther und Heinz Hoffman» aus Kassel und um einen Bergführer. Es wurde eine Hilssexpedition ausgerüstet. Die nach dem vermißten Ungar Rang len ausgesanbte RettungSerpedttion ist nach drei Tagen wieder ergebnislos »urückgekehrt. Lemberg ohne Telephon Warschau» 18. August. In der Nacht zum Sonntag wurde ein geheimnisvoller Anschlag auf die Stadt Lem berg verübt. Kurz nach Mitternacht war die Stabt plötzlich von der Umwelt abgeschlossen, da alle telephonischen und tele- grafischen Kabel durchschnitten waren. Auch die Leitungen zu den Zuasignalen waren zerstört, so daß die Züge nach Brünn. Bukarest, Warschau usw. ohne Meldung in Lemberg eintrafen. Die Polizei ist den Tätern noch nicht auf die Spur gekommen» verhaftete aber 21 Mitglieder der ukrainischen Milttärorgani- sation, auf welche dieser Anschlag zurückgeführt wird. Achtzehn Personen von einem tollwütigen Hund gebissen. In Nizza hat ein tollwütiger Hund 18 Zigeuner gebissen; sie wurde« tu» Hospital etngeltefert.