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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911017017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-10
- Tag 1891-10-17
-
Monat
1891-10
-
Jahr
1891
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Reciamrn unter dem RedarttonS- prich (4 gespalten) 50^. vor den Familien nachrichten (V gespalten) 40 Abend-Ausgabe: die Ngespaltene Petitzril» 40^,Reclamen unter dem Rrüoctionssttich <4 gespalten) 1 », Familiennachrichtrn und Anzeigen verlorener Gegenstände lOgespalten) 20 L- Größere Schristen laut unserem Preis- vrrzeichuiß. Tabellarischer und Zigernjatz nach höherem Tarif. Eptra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe , ohne Postbeförderung >l 60.—, mit Postdesörderuog ^ 70.—. ^uuahmeschluk fir Iuseratr: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhu Sonn- nud Festtags früh 8 Uhr. Bei den Filialen und Annahinestelleu je eine halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Expedttto» zu richten. ^- 328. Sonnabend den 17. October 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Universitäts-Bibliothek. Die für nächsten Sonnabend, den 17. October, augesagte Feier der Einweihung des neuen Gebäudes muß wegen eines Todesfalles auf Sonnabend, den 24. Oetober, um 11 Uhr verschoben werden. Leipzig, den 15. October 1891. vr. Lrelil. Bekanntmachung. DaS I. Diakonat an der Kirche zu St. Matthaei hier ist erledigt. Das mit dieser Stelle verbundene Einkommen besteht aus einem Gehalte von 4200 .St, steigend bis zu 4800 >1, und einer Mieths- entschädigung von einem Fünftel des Gehaltes. Geeignete Bewerber wollen sich unter Beijügung von Zeugnissen und Lebenslaus bis zum 20. Oktober l. I. bei uns melde». Leipzig, am 2. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 3197. vr. Tröndtin. Wirthgen. Bekanntmachung. Unter Hinweis aus frühere Bekanntmachungen machen wir bei Beginn der Winkerzeit darauf aufmerksam, daß wir Koksöfen i» verschiedenen trotzen beschafft haben und in der Ausstellung der städtischen Gasanstalten, am Nicolaikirchhof, käuflich oder utteth- weise abgeben. Der Änzel-Kanspreis dieser Oesen mit vollständigem Zubehör und einschließlich der Aufstellung stellt sich je nach der Größe aus 60 bis 300 .St An Miethe werden jährlich 8 40 bis 48 .4l berechnet. Den Abnehmern bleibt freigestellt, die Ocfcn zunächst ans ein Jahr in Miethe z» nehmen; bei demnächitigem Kaufe wird die Hälfte des gezahlten Miechziiyes in Anrechnung gebracht. Besichtigung und jede weitere Auskunst iu der bezeichueten Aus stellung während der Geschäftszeit 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags. Leipzig, den 1. October 1891. Des RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gas-Anstalten. Bekanntmachung. Nachdem zufolge unserer Bekanntmachung Io 3029 21. Juli 1891 der Plan D.8.V. vom H- "egen Jnwegfallstellung 8. L. Nr. 5p84 des Straßenzuges X.ck.'v. in Leipzig-Kletnzschocher vorschrifts mäßig und zwar vom 31. Juli bis 28. August l89l ausgelegen hat. Widersprüche aber gegen Einziehung dieses Straßenprojects nicht angemeldet worden sind, so ist dieselbe nunmehr aus Grund 8. 22 des Regulatives, die neuen städtischen Anbaue und die Regu lirung der Straßen betr. vom 15. November 1867 als sestgestcüt zu erachten. Leipzig, am 9. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Io 4642. I)r. Georgi, Oberbürgermeyler. vr.Redlich. Bekanntmachung, Wasserversorgung von Leipzig-Eutritzsch betr. Nach dem Stande der RohrlegungSarbeiten wird Ende dieses Monats mit der Herstellung von Anbohrungen im Gebiete Leipzig- Eutritzsch zu beginnen sein. Wir fordern daher diejenigen Besitzer von Grundstücken in dem genannten Gebiete, welche sich an die öffentliche Leitung anzuschließen beabsichtigen, hierdurch auf, demnächst die hierzu erforderlichen Meldungen und Zahlungen zu bewirken; nähere Auskunft crlheilt die Geschäftsstelle des Wasserwerks zu Leipzig, Thomaskirchhof 18,1. Das aus Ermäßigung der Panschsätze für Herstellung der An- schlüsse in Aussicht gestellte Anrecht wird zu gewähren sein, sofern der Antrag bis spätestens den 24. October d. I. Abends 6 Uhr bei der genannten Geschäftsstelle eingebracht und der zu hintcrlegende Bettag bis spätestens den 28. October d. I. Nachmittags 4 Uhr au die im gleichen Gebäude befindlich« Lasst de- Wasserwerks ab geführt sein wird. Leipzig, am 13. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 5469. Vr. Georgi. Cichorius. Das Dienstbuch der Anna Louise Wäuglcr aus Meißen ist er- stattetcr Anzeige zufolge in hiesiger Stadt abhanden gekommen. Im Falle der Auffindung ersuchen wir, dasselbe an uns abzuliefern. Leipzig, am 12. October 189l. Das Polizctamt der Stadt Leipzig. H. 5055. Bretschneider. Tr. Emma Marie Vogel aus Lindena» hat hier angczeigt, daß ihr am 26. Juni 1883 vom vormaligen Gemeindevorstande in Plagwiy ausgestelltes Dienstbuch vor längerer Zeit abhanden gekommen ist. Zur Verhütung von Mißbrauch wird solches hiermit bekannt gemacht. Leipzig, am 12. October 1891. Da« Poltzriamt der Stadt Leipzig. IV. 5619. Bretschneider. M. Erneuert wird der unter dem 25. Sevtember 1891 hinter dem Fabrikarbeiter Johann Georg Montag in Zapprudors erlassene Steckbrief. Leipzig, am 15. October 1891. Der ÜnterftuhnngSrichtrr drim königlichen Landgericht. Burkhardt, L.-G.-Nth. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 10. vorigen Monat-, deu Müller und Haudarbeiler Carl Adolf vaumgartrn betreffend. Leipzig, den 12. October 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. L. IV». 3073/91. (Armrnaiut.) Hentschel. Hr. Der Fall Schneider im österreichischen Abgeordnetenhause. Die Fälschung von Stimmzetteln für die Ersatzwahl in einen Ausschuß de- österreichischen Abgeordnetenhauses könnte als ein zwar beispielloser, aber doch vereinzelter Fall füglich als eine Angelegenheit untergeordneter Art betrachtet werden wenn nicht dabei eine Aeußerung geschedrn wäre und Unter stütz«,- gesunden hätte, welche da« Bestehen eine« schwere» Mißslandcs im österreichischen Parlamentarismus erkennen läßt. Der Abgeordnete Schneider, weicher sich der Fälschung schuldig gemacht batte, erklärte nämlich, daß er daS Parlament nickt für eine Volksvertretung, sondern für eine Eliquenver- tretung balle, und die Abgeordneten Schlesinger und Gus- mann schlossen sich dieser Erklärung unter heftigen Angriffen gegen die Presse, daö Clubunwescn und den herrschenden WahlmoduS an. Ter Abgeordnete v. Plencr fand in dieser ganz außergewöhnlichen Lage den allein richtigen Weg, indem er einen Antrag auf Abänderung der Geschäftsordnung stellte, um Wiederholungen deS höchst beklagenSwcrthen Borganges zu verhindern, und daS Haus veranlaßtc, dem Präsidenten wegen der von ihm dem Abgeordneten Schneider erlbcilten Rüge seine Zustimmung auszudrücken. DaS geschah mit 159 gegen 9 Stimmen. In der Erklärung Schneider'S ist ein Körnchen Wahrheit enthalten, die Gegensätze im österreichischen Abgeordneten- hause sind in der That so geartet, daß eine zweckent sprechende parlamentarische Arbeit dadurch außerordentlich erschwert wird. Für das ncugcwählte Abgeordnetenhaus ist das Programm aufgestellt worden, daß nationale und taatSrechtliche Fragen von den Berathungen auszuschließcn ind und daß sich die Abgeordneten auf Erledigung der lausenden Geschäfte beschränken sollen. In Anbetracht der bestehenden Verhältnisse ist dieses Programm von der großen Mehrzahl der Abgeordneten angenommen worden, aber man war fick bei Fassung dieses Entschlusses bewußt, daß man eigentlich aus DaS Verzicht leistete, was die Daseins- bedingungen Oesterreichs betrifft. Es wurde durch diesen Entschluß anerkannt, daß die wichtigsten Angelegenheiten des österreichischen SlaatswcsenS aus den parlamentarischen Be- ralhungen auSzuscheidc» seien, weil sonst die Gefahr der Aus lösung dcö Parlaments in seine Bcstaiivtbcile drohe. Lange Zeit sind die Ezcchc» dem österreichischen Parlament crn geblieben, und im Laufe der Ausgleichsvcrkandlungen m Böhme» war der Austritt der Dculsch-Liberalen aus dem LslcrrcichischenAbgeordnetenhause sehr nahe gerückt,er ist vielleicht nur durch die Auflösung deS Abgeordnetenhauses zu Anfang dieses Jahres vermieden worden. Hier treten thatsächlich Zustände hervor, welche in den Rahmen einer Volksver tretung nicht hinein passen. Es widerspricht dem Wesen der Volksvertretung, daß irgendeine Partei die Arbeit einstelll und erklärt, sich an den gemeinsamen Bestrebungen deS Ganzen nickt mcbr betheiligen zu wollen, weil ibr gewisse Rechte nickt eingeräuml werden, auf welche sie nicht glaubt verzichten zu können. Die gemeinsame Volks vertretung ist der Ort, wo diese Rechte geltend zu machen sind, aber nickt ein Schmollwinkel, in den sich Unzufriedene znrückziehen. Zn Oesterreich liegen die Ver hältnisse so, daß nur die selbstlose Hingebung an die staatsbürgerlichen Ausgaben zu einer gedeihlichen Fortent wickelung führen kann. Es ist lächerlich, gegen die Panei- prcsse, gegen Partei-Vereinigungen und gegen den Wahl- moduS ein VcrdammunzSnrlhctt auszusprechen und wegen einer Meinungsverschiedenheit sich das Recht anzumaßen, bestehende Gesetze und Einrichtungen als nicht bindend zu betrachten. Parlamentarismus und Gesetzesvcrböbnnng schließen einander aus, Leute wie Herr Schneider gehören nicht ins Parlament, sondern dabin, wo daS Faustrecht herrscht, aber sie bilden zugleich eine sehr eindringliche Warnung gegen Be strebungen, welche die Geltendmachung von Sonter-Inlercssen außerhalb der Volksvcrtrelnna zum Grundsatz erheben. außerhalb der Volksvertretung zum Grundsatz erheben Auch der Austritt der Deutschböhmcn aus dem böhmischen Landtage war nicht zu billigen, denn eine solche Handlung ist unter allen Umständen revolutionär, mag sie auch von den Gegnern noch so sehr herausgefordert sein. Im parlamentarischen Leben zieht cS nur eine Waffe und diese besteht in der kräftigen Vertretung der bestedenden Rechte und Interessen, gegen die Mehrheit Hilst kein Mittel, sie ist daS Wesen des Parlamentarismus. Es kommt bei den Wahlen ebenso sehr aus die Mebrheit der Stimmen an, welche der Eandidat er kält, wie bei den Beschlüssen der Parlamente, seien diese nun Vertretungen deS TheileS oder der Gesammlbeit. Gegen die ordnungsgemäße Abstimmung gicbt cs keine Berufung, die Mehrheit ist das Palladium deS Parlamentarismus. Stabl, der bekannte StaatsrechtS-Lckrer und Mitglied deS vreußischcnHcrrenbauseSsagte zwar: „Autorität.nichtMajorität", aber er verneinte damit die Berechtigung deS Parlamentarismus. Sobald der absolute Staat in einen VcrfassungSstaat verwandelt ist, dann kann die Autorität der Majorität gegenüber nicht mehr inS Feld geführt werden, sie kann sich moralisch Einfluß und Geltung verschaffen, aber schließlich ist cS die Stimmenzahl, welche über daS Schicksal der Vcrfassungs- staalen entscheidet, abgesehen von der Frage, ob Krieg oder Frieden, über welche sich die Regierungen die Entscheidung auch im VersaffungSstaat Vorbehalten haben. In Oesterreich liegt der Schwerpunkt der Entwickelung auf nationalem Gebiete, eS kommt darauf an, daß die Deutsch- Oesterreicher sich den ihnen gebührenden Einfluß auf die Ge- sammterttwickelung deS Staates im Parlament erkämpfen, und um dieses Ziel zu erreichen , dürfen sie keine Mühe scheuen, sich keiner Unbequemlichkeit entziehen. Der Streik ist nicht die Waffe, durch welche auf parlamentarischem Boden Erfolge zu er zielen sind, sondern nur der Kampf, selbst wenn er mit unzu länglichen Kräften geführt wird. Der Fall Schneider ist eine Krankhettserscheinung deS österreichischen Parlamentarismus, eine Au-artung, welche dir gebührende Abfertigung erhalten hat, aber trotzdem nicht der Eigenschaft entbehrt, belehrend und berichtigend für dir Zukunft zu Lrrkru. An de» AnS- schreitungen Einzelner ist stets zu erkennen, ob das Ganze gesund oder krank ist. In Oesterreich ist der Parlamen tarismus thcilS bei ganzen Parteien. tbcilS bei einzelnen Personen auf Widerstand gestoßen, der Fall Schneider stellt ein Zusammentreffen des persönlichen und deS Parlei- Widerslandeö dar, weil eine offenbar ungesetzliche Hand lung innerhalb des Parlamentes Verlheidiger fand. DaS Wichtige und Wesentliche an dem Fall Schneider sind nicht die abweichenden Vorstellungen weniger Abgeord neter von den Aufgaben des Parlaments, sondern die daraus sich ergebende Auffassung, daß die österreichische Volks vertretung überhaupt diesen Namen nicht verdient. Insofern ist diese Auffassung berechtigt, als das österreichische Parla ment nicht sowohl eine Volks- als eine Völkerverlretung ist, aber aus der Völkerverlretung muß allmälig eine Volksver tretung werden, und um dieses Ziel zu erreichen, erscheint der Weg. welchen die Regierung eingcschlagen bat, der richtige. Zuerst muß ein Arbeitsfeld gewonnen werden, an dessen Bearbeitung sich alle Abgeordneten, abgesehen von der Nalionalikät, betheiligen können, und erst, wenn die Ber einigung auf ein vorliegendes Geschästöprvgramm Früchte ge tragen hat, kann auch eine gemeinschaftliche parlamentarische Arbeit auf staatsrechtlicher Grundlage erreicht werden. Zu dieser Ueberzeugung drängt der Fall Schneider. * Leipzig, 17. October. * Die Plenarsitzung des BundeSrathS hat im NeichStagSgcbäude stallgesunden. Bezüglich der in derselben einZcbrachten Vorlage über Ergänzung und Abänderung von Beftimmnngcn des BelricbSreglemcnlS für die Eisenbahnen Deutschlands bandelt es sich, wie man hört, um wei tere Sichcrheitsmaßregeln für die Beförderung seucr- gesährlicher Artikel und anderseits um den Schutz beförderter frischer Kälbermagen vor Fäulniß. Die von dem RcichSeiscnbahuaml in dieser Beziehung gestellten Anträge waren zur gutachtlichen Aeußerung der königlich preußifchen technischen Deputation für Gewerbe unter breitet worden, welche sich mil der Annahme der Vor schläge einverstanden erklärt hat. Dieselben geben im Wesent lichen dahin, daß Präparate, welche aus Terpentinöl oder Spiritus einerseits und Harz anderseits bereitet sind, wie Spiri- tuslactc und Siccalivc, den nachstehenden Vorschriften unter liegen: wenn diese Präparate in Ballons, Flaschen oder Kruken verschickt werden, so müssen die Behälter dicht verschlossen, wohl verpackt und in besondere, mil starken Vorrichtungen zum bequemen Handbaben versehene Gefäße oder geflochtene Körbe eingcschlosse» sein. Wenn die Versendung in Metall-, Holz- oder Gummibel,älter» erfolgt, so müssen die Behälter vollkommen dicht und mil guten Verschlüssen versehen sein. Tic auü Terpentinöl und Harz bereiteten übelriechenden Präparate dürfen nur in offenen Wagen befördert werden. Die weitern Vorschläge beziehen sich auf die Verpackung sowohl geräucherter als frischer Kälbcrmazen in wasserdichten Behältern und unter besonderer vorhergehender Behandlung. * Zn Regierungskreisen ist vielfach die Annahme ver breitet, die Novelle zum Krankencassengesetz werde im Reichstage ziemlich kurzer Hand erledigt werden, da die Vorlage in einer Eommisfion gründlich erörtert worden sei und auck ei» EommissionSbericht vorliege. Diese Annahme dürfte sich als irrlhümlich erweisen. Bekanntlich bewegen sich die Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Entwurfs Haupt- sächlich um die Stellung der freien HilfScassen. In dieser Beziehung werden zahlreiche VcrbesserungSanträge vorbereitet. Auch sind dem Bundesrathc in der Zwischenzeit, ebenso wie dem Reichstage, zahlreiche Eingaben und Bittschriften, welche sich aus verschiedene Puncte de- Gesetzes bezirken, zugegangen, auf welche immerhin wird zurückgegriffen werden müssen. Jedenfalls wird der Entwurf in der Tagung zum Abschluß gelangen. * Der „Reichsanzeiger* widmet dem Grafen Arco Ballen, dessen Tod wir bereits gemeldet haben, folgenden Nachruf: Ter Verewigte, geboren zu München am 4. August 1845 als Soli» des erblichen Reichsraths der Krone Bayern Grafen Maximilian Arco-Valley und dessen Gemahlin Anna geborene Grast» Marcscalchi, trat nach Abschottung seiner Studien in München 1867 in den bayerischen Justiz- und diplomatischen Dienst, -n welchem er bis zum Jahre 1871 verblieb, und machte den Feldzug nach Frankreich als CorpSdciegirter der frei willigen Krankenpflege des I. und II. bayerischen Corps mit, bei welcher Gelegenheit er in französische Gefangenschaft gerieth und mit dem Eisernen Kreuze 2. Classe am weißen Bande decorirt wurde. In den diplomatischen Dienst des Reichs über nommen, sungirtc Gras Arco zunächst als AttachS in Washington, wurde am 30. November 1871 zum Legations-Secretair ernannt und als solcher nach Wien versetzt. Wegen Gesundheitsrücksichten 1873 bis 1875 aus dem Rcichsdienst ausgcschieden, trat der Be» ewigte I875 als Legations-Seeretair in Madrid wieder in den Reichs- dienst und sungirtc in gleicher Eigenschaft in Paris und London, woselbst am 14 Januar 1880 die Ernennung zum Legationsrath ersolgte. Als solcher in Brüssel und Rom bei der kaiserlichen Bot schaft am italienischen Hose verwandt, wurde Gras Arco am 30. August 1886 zum Generalkonsul sür Egyvten und am 13. Februar 1888 zum kaiserlichen Gesandten in Washington ernannt und daselbst >889 mit dem Rothen Adler-Orden 2. Classe decorirt. Vermöge hervor ragendes Begabung, mannigsacher Talente und seinen Taktgefühls hat sich Gras Ludwig Arco-Valley in allen seinen verschiedenen Stellungen wodlbewährt und großer Beliebtheit erfreut. Der Kaiser und König bat in dem Verewigten einen treuen und bewährten Diener, der diplomatische Dienst des Reichs ein begabtes Mitglied verloren, Lessen Andenken im Auswärtigen Amt ebenso wie an allen Orten, wo derselbe sungirtc, wie in seiner bayerischen Heimath treu und hoch in Ehren gehalten werden wird. * In der in Geestemünde erscheinenden „Nordsee-Zeitung" taucht ein neue« Gerücht auf, nach welchem Preußen gegen einige Nachbargemeinden von Wilhelmshaven Ge- bielStheile am rechten Weserufer an Oldenburg abzutreten beabsichtige. Als abzutretendeS Gebiet wird jetzt die Gemeinde Büttel genannt, welche eine preußische Enklave innerhalb des am rechten Weseruser gelegenen, unter oldcnbnrgischcr Hoheit stehenden Gebietes bildet, -irotz mehr facher Dementi scheint sich nunmehr, so meint die „Nordsee- Zeituna", dies Gerücht zu bestätigen und schon hat eS greif bare Gestalt angenommen. Wie da- genannte Blatt hört, sind bereits beiderseitig RegierungScommiffare ernannt, um die Vorarbeiten einzuletten. Auch dal bereit« Ende vorigen Monat« in Büttel unter Hinzuziehung de« Gemeindevorstaude« eine örtliche Verhandlung stattzefunden, an welcher Commisiare deö preußischen Ministeriums, der königlichen Regierung zu Stade, der oldenburgischen Regierung und Landrath Vr. Dyes theilnabmen. * Oberhofprediger v. Kögel hat als Generalsuper intendent der Kur mark aus Gesundheitsrücksichten den Abschied erbeten und erhalten. Der Kaiser soll den Austritt aus dem Amte zum 1. Januar 1892 gcnebmigt und der Hoffnunb Ausdruck gegeben haben, daß diese Entlassung es Herrn Kögel ermögliche, seine übrigen Aemter noch lange fortzusührcn. * Den „Berliner Politischen Nachrichten* zufolge erscheint demnächst ein Werk deS früheren KricgsmmisterS Verdy über Episoden aus dem Kriege von 1870/7 1. Der erste Band würde in diesen Tagen dem Kaiser überreicht werden. * AnS München wird nnS von gestern telcgraphirt:'In OfsicicrSkrciscn verlautet bestimmt, die Bildung eines eigenen bayerischen Recruten-Bataillons zur praktischen Er probung zweijähriger Dienstzeit erfolge noch dieses Iabr. Auch die „Neuesten Nachrichten* nehmen hiervon Notiz. » ^ * Gegenüber den Meldungen der Blätter, der russische Botschafter Fürst Lobanosf hätte dem Kaiser Franz Joseph anläßlich deS Rosenthaler Zwischenfalles ein eigen händiges Schreiben deS Kaisers Alexander überreicht, stellt die „Politische Eorrespondcnz" fest, daß Fürst Lobanosf von seinem Urlaub noch nicht zurückgekebrt ist. * Die „Neue Freie Presse* constatirt, daß die schwarze Brücke in Reichenberg, unter welcher die Explosionsstosie gesunden worden sind, gewöhnlich nur von Fußgängern benutzt und nur selten von Wagen befahren wird. Dieselbe ist zwei tausend Schritt von der Bahn entfernt. Es sei gänzlich ausgeschlossen, daß der Kaiser bei seiner Anwesenheit in Rcichcnberg über die Brücke hat fahren müssen. * DaS österreichische Abgeordnetenhaus nahm mit 173 gegen 3l Stimmen, also nicyr wie mit der erforderlichen Zweidrittelmajorität, die Anträge deS BudgelauSschusseS aus Abkürzung der Budgetdebatte an, nachdem der Generalredncr sür die Anträge, Plcner, den Einwendungen der Iunqczechen gegenüber erklärt batte, daß in der Abkürzung der Budget debatte keine Einschränkung der Parlamentär,scheu Rechte liege Ferner erklärte Plcner, seine in Euer gehaltene Rede sei kein Kamvfruf gewesen, sondern eine Versicherung der Treue zu den Wiener AuSaleichSpunctatiolien. Die Deutschen seien sür den Frieden im Lande und zum Entgegenkommen bereit, allein sie müßten auf dem Zustandekommen des Ausgleichs bestehen, welcher die nationale Existenz der Deutschen in Böhmen verstelle. * Die österreichische Regierung sicherte den Führern der Polen die Errichtung einer SlaalSbahn-Direction in Lemberg nach crsolgler Verstaatlichung der Nordbahn zu. Die letztere, sowie die österreichisch-schlesischen und galizischrn Staalsbabneu sollen der Lemberger Direction untergeordnet und damit die vollständige Polonistrung der Staalsdahnen Galiziens verhindert werden. * Ueber den Nothstand in Rußland wird aus St. Petersburg geschrieben: Nach den neuesten amtlichen Berichten umfaßt das durch die Mißernte betroffen» Gebiet alle Tistrict« der Provinzen Nischui- Nowgorod, Tula, Rjäsan, SimbirSk, Kasan, Woro- uesch, Saratow, Samara, Wiatka, Pensa, Orenbnrg, Ufa und Tambow. llebcrdies sind mehr oder weniger hart auch in anderen Provinzen einzelne Districte durch deu Mißwachs betroffen worden, vornehmlich in der Provinz KurSk die Distticle Tim, Siary-Lskol, Nowy-Oskol und Siscuigri; in der Provinz Ore l die Districte: Livny, Eletz und Briansk; ta der Provinz Koftroma die Districte: Warnawin und Netluga; in der Provinz Astrachan die Districte: Tscherny-Par, Jeuotajewsk und Asttakan; in der Pro vinz Perm die Districte: SchadrinSk, Kamyschlow und Katverinen- bnrg; in der Provinz Lherson die Districte: Ananiew, Cherson und Alexandria; in der Provinz Charkow die Districte: Wolt- schansk und Starobelsk; in der Provinz Tobolsk die Districte: Kurgau, Jalutorowsk und JSchim. In den übrigen Pro vinzen des europäischen und asiatischen Rußland ist die Ernte eine mittelgut« gewesen, in einigen Gegenden war daS Er- gebniß sogar noch besser als mittel, in Centtal-Asien und im Kaukasus hat die Ernte besonders in Weizen alle Erwartungen überttoffen und auch in Bessarabien ist sowohl Weizen als Mais sehr gut gerochen. Angesichts dieser Lhatsachen und in Berücksich tigung des Umstandes, vaß in den letztgenannten Gegenden aus den früheren Jahren sich noch sehr bedeutende Vorräthe befinden, was auch für Westtußland, di« baltischen Provinzen und andere Gegenden gilt, ist es klar, daß, wenn auch HungerSnoth und Elend zweifellos in zahlreichen Gegenden Rußlands herrschen werden, diese Geißeln doch keineswegs jene ungeheuere Ausdehnung gewinnen können, wie inan in der auswärtigen Presse vorbergeiagt. Unter die am stärksten betroffenen Provinzen, wo sich daS Elend schon jetzt in grauenhafter Weise geltend macht, gehören SimbirSk und Kasan; dort nädren sich die Bauern von einem Brod, das aus einem Gemenge von Eicheln, Eicheitwurzeln, verfaultem Fichtenholz und nur einem Drillet Kornmehl besteht. Trotzdem, so wenig nahrhaft und so ungesund auch diese Nahrung ist, hat sich bisher noch kein Fall von Hungertod in den genannten beiden Provinzen ereignet. Was die Hilssactton der Regierung betrifft, so hat dieselbe bereits in großem Maßstabe begonnen und wurden alle in ihrer Macht liegenden Maßregeln ergriffen, um für den Unterhalt der notb- leidenden Bevölkerung z» sorgen; sowohl für diesen Zweck, wie für die Beschaffung deS Samens zum Wiederbebau der Felder dort, wo es an Saatgut gebricht, ist bisher ein Gesammtbetrag von 30 Millionen Rubel verausgabt worden. Außerdem dabrn die Scmstwos der westlichen und der baltischen Provinzen der Negierung den An trag unterbreitet, aus ihren Vorräthen unter Garantie der Staats verwaltung ein Quantum von mehr als 7V, Millionen Pud Roggen darzuleihc». Die großen Getteidehändler haben gleichfalls aus ihren Magazinen ein Quantum von einer Million Pud Roggen zur Verfügung gestellt. Ferner organisirra sich fast überall im Reiche HilsscomUSs und werden von Kirchen und Klöstern, Gemeinde behörden und Corpvrationen Collecten zu Gunsten der nothleidendcn Bevölkerung veranstaltet, welche große Betrüge ergeben. Auch die Staatsbeamten, sowie die Angestellten des Handels und der In dustrie bleiben nicht zurück und tragen durch freiwillige Abzüge von ihren Gehalten zur Linderung de» Elends bei. Die HilsSaciion der Regierung erstreckt sich auch in der Richtung, daß sie daraus steht, daß bei den zahlreichen öffentlichen Arbeiten vorzugsweise Personen aus den von der HungerSnoth heimgesnchtev Gegenden beschäftigt werden. Diese ziclbcwoßte Bction, das Zusammenwirken aller Factoren läßt hoffen, daß eS schließlich doch gelingen werde, die nothleidende Bevölkerung blS zur nächsten Ernte zu erhallen. * Mehrere Petersburger Blätter melden, daß dem russischen Reichsrath in seiner demnächst abzuhaltradeo
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