Volltext Seite (XML)
ach fische VaMmI. Sonnabend, den 5. Wovemöer 1887 49. Jahrgang Feuilleton Rllfstfche nd bunt t r l. n augerste !f -« w Pf. An das inserirende Publikum! Bei Aufgabe von Ketnrren Inseraten ersuchen wir die geehrten Besteller von hier und auswärts, den Betrag dafür (pro 1-spaltige Zeile —12 Silben 15 Pf.) gefälligst gleich zu entrichten oder in Briefmarken einseudeu zu wollen. — Die Inserate «ästen am Tage vor Erscheinen des Blattes bis IS Uhr mittags in unserer Expedition sein. Die Verlags - Expedition. Svea, am in Mark: 165-175, englisch« >, Roggen, sche 1S0- 0. Has«, imLmsch« Lochwaare . Bohnen Ielsaaten: Leinsaat, ,100 Kilo Kalz oh« Die Pflegekinder des KommercienrathS. Novelle von Carl Hartmann-Plön. (12. Fortsetzung.) „So empfehle ich mich Ihnen denn!" Der Kom- mercienrath machte eine tiefe Verbeugung und ent fernte sich. Der Graf faltete, nachdem der Besuch ihn verlassen, die Hände und mit tiefem Gefühle flüsterten seine Lippen: „Gott, mein Gott, ich danke Dir, daß Du wieder einen neuen Hoffnungsstrahl in meine Seele ge senkt hast, lenke Du die jungen Herzen, wie es Dir wohlgefällig und wenn es möglich ist, schütze mich vor dem Aeußersten!" Draußen auf der Straße sprach der Kommercien- rath leise vor sich hin: „Im Grunde genommen kann ich ja gar nicht mehr verlangen, als was ich erreicht habe! Ach was, warum sollte sie den hübschen Jungen nicht lieben können? In den muß ja jedes Mädchen sich verlieben! Die Hauptsache ist, daß der Vater keinen Einspruch erhebt, mit der Tochter wollen wir schon fertig werden! Entwickelt sich die Geschichte nicht von selbst, so werden wir schon Mittel und Wege finden, der Komtesse ganz im Geheimen zu unterbreiten, um waS es sich hier eigentlich handelt und da wird sie gewiß nicht zögern, um des lieben Papa- willen — nun, wir wollen es schon einrichten und sie wird eS hinterher keinenfall- bereuen! Wenn erst ein junge- Politische Weltschan. Deutsches Reich. Man schreibt aus Berlin: Einem infamen Schufte ist es am Dienstag gelungen, ein „Vermögen" auf der hiesigen Börse einzustreichen und zwar bedurfte er dazu nur des Anlagekapitales, welches einige Rohrpostkarten repräsentiren. Aber welches nieder trächtigen Mittels bediente sich dieser Mensch auch! Er letzte die beunruhigendsten Gerüchte über das Befinden deS Kaisers, sowie der Kaiserin in Umlauf. Wenn freilich die Börsenleute die Hand auf s Herz legen wollten, müßten sie eingestehen, daß auch sonst an der Börse ein sehr bedenkliches Unwesen mit Nachrichten und Gerüchten getrieben wird, infolge dessen man ja im Allgemeinen unter „Börsennachricht" oder - sMörsrnqetzAchtk «ne au- gewinnsüchtigen Zwecken erfundene Meldung versteht. Unbegründeten Gerüchten begegnen wir nun zwar in allen Verhältnissen des privaten und öffentlichen Lebens; den unwahren Börsengerüchten haftet aber noch ein besonderer Makel an, indem man an nimmt, daß sie er funden sind, um dem Urheber Gewinn einzubringen. Prüft man die einschlägigen Verhältnisse genau und unbefangen, so kann man sich der Erkenntniß nicht verschließen, daß das gesammte Nachrichtenwesen an der Börse überaus peinliche Mißstände auszuweisen hat. Man denke nur, wie häufig Meldungen, wenn auch nicht ganz und gar erfunden, so doch in übertriebener Weise an der Börse auftauchen. Wir rechnen weiter hierher alle die Fälle, in denen Nachrichten erst ver breitet werden, nachdem diejenigen, die zuerst darum gewußt, bedeutende Vortheile daraus gezogen haben. Scheuen sich doch oft genug die Mitglieder der Ver waltungen von Aktiengesellschaften nicht, Nachrichten, die diese Gesellschaften betreffen, erst verspätet in die Oeffentlichkeit gelangen zu lassen und damit die Ge- sammtheit der Aktionäre, die doch ein volles Anrecht auf sofortige Benachrichtigung haben, zu schädigen. Diese Beispiele genügen als Beweis dafür, daß es um Heu vro > 85 Silo -00 M. -SM. . 00 Pf. Has» 50 Kilo 1 M. 60 !. 40 Pf. Pf, neu das Nachrichtwesen an der Börse, auf welches am Dienstag durch einen Schurkenstreich ein so grelles Licht geworfen wurde, auch sonst nicht sonderlich gut bestellt ist. Einem officiellen Bulletin vom 2. d. M. zufolge ist das Befinden des Kaiser- in erfreulicher Besserung begriffen. Nur treten die Schmerzen im Kreuze manchmal noch recht empfindlich auf. Die Nachricht, daß in Lüderitzland bedeutende Goldfunde gemacht worden sind, bestätigt sich. Der Reichskommissar in Kapstadt, Or. Göring, hat dem auswärtigen Amte in Berlin eine diesbezügliche Mel dung zugehen lasten. Das edle Metall ist in Alluvial lagern aufgefunden worden, die einen reichen Ertrag versprechen. Welch' hohes Interesse das Ausland den vom deutschen Reiche subveutionirten Dampferlinien widmet, geht aus nachstehenden, der „Neuen Züricher Zeitung entnommenen Zeilen hervor: „Wir wollen nicht ver fehlen, die Importeure von japanischer und chinesischer Seide auf die überaus raschen Fahrten der Dampfer des „Norddeutschen Lloyd" aufmerksam zu machen. So ist der Dampfer „Preußen", der am 4. August Honkong verließ, nach einer ungemein schnellen Reise bereits am 1. September in Genua eingetroffen; die Fahrt hat somit nur 28 Tage in Anspruch genommen. Der Dampfer „Melbourne" der „Messagerie Mari times" dagegen, welcher Shanghai einen Tag früher «AS der Dampfer „Preußen" verließ, landete erst am 4. September in Genua und ist somit von letzterem um 3 Ta^e und 8 Stunden geschlagen worden." Wie schon erwähnt, ist seitens der Verwaltung der Reichsbank in letzter Zeit eifrig die Frage erörtert worden, in welcher Weise man den Brennern Er leichterungen betreffs Lombardirung des Spiritus gewähren könne. Infolge des Entgegenkommens des preußischen Finanzministers ist es nun möglich geworden, diese Er örterungen zu einem erfreulichen Abschlusse zu bringen. Dem Vernehmen nach wird nemlrch demnächst seitens des Finanzministeriums eine Anweisung an die Steuer behörden ergehen, wonach sich jeder Brennereibesitzer, falls er sein Erzeugniß lombardiren will, nur an das Steueramt mit dem Anträge zu wenden hat, seinen unter steuerlicher Kontrole lagernden Branntwein für ein von der Reichsbank ihm zu gewährendes Darlehn in Pfandbesitz zu nehmen. Die Steuerbehörde wird hierauf den Schlüssel, mittelst dessen der Keller, in dem der Sprit lagert, bisher unter dem Mitverschlusse des Besitzers stand, in Empfang nehmen, auf dem Antrage formulare die im Keller befindlichen Alkoholmengen und den darauf lastenden Steuersatz attestiren und dieses Schriftstück dann der Reichsbank übermitteln. Mädchen für einen jungen Mann Interesse hat, so kann es auch mehr werden!" Vergnügten Herzens wanderte er, dann und wann noch einzelne Worte, wie „Herr v. Willhöft — Ge heimer Kommercienrath — ein kleiner Orden!" laut ausstoßend, in seine Wohnung zurück. Sechstes Kapitel. Einige Stunden später befanden sich Graf Waldsee und Isabella in dem täglichen Wohnzimmer, welches an derjenigen Seite des Hauses lag, die der Villa der Wittwe Strauß zugewandt war. Dasselbe war sehr geräumig und hatte einen runden Ausbau, um den ein bequemer Divan herumlief und dessen Wände, zum Theil auch dessen Fenster, mit Epheu dicht umsponnen waren. In der Mitte stand ein kleiner Tisch, von der Decke hing eine mattrosafarbene Ampel herab — es war eine allerliebste Plauderecke. Hier saßen Vater und Tochter, der Erstere die Verhandlungen des Abgeordnetenhauses lesend, die Letz tere, wie gestern, an dem Hochzeitstaschentuche für die Freundin stickend. „Du fühlst Dich heute Wohler, nicht wahr, Papa?" sagte Isabella, ihre Arbeit unterbrechend. „Ja, mein Kind." „Du siehst zu meiner Freude viel friscber aus, Dein Auge ist klarer — in den letzten Tagen hat Dein Aussehen mich wirklich etwas besorgt gemacht." „Ich hatte mir den Magen verdorben und wenn mein Maaen nicht in Ordnung ist, bin ich leicht ein wenig verstimmt, da- ist Alles! Ich befinde mich heute viel besser!" „Gott sei Dank." „Was war es, was Du vorhin auf dem Flügel spieltest?" „Eine Phantasie aus „Tristan und Isolde"." „Ich kann der Wagner'schen Musik doch keinen Ge schmack abgewinnen." „Sie hat viele, sehr viele Schönheiten." „Aber man muß lange suchen, ehe man sie heraus findet. Eine Musik, die man erst zwanzig Mal gehört haben muß, um diese Schönheiten zu entdecken, um sie nur verstehen zu können, ist mir nicht behaglich. Wie ganz anders erwärmen doch die Beethoven'schen Kom positionen, wo jede Passage, jeder Ton sogleich zum Herzen dringt! Daß auch mein Freund, der Graf Bentheim, so plötzlich sterben mußte! Er war mehr als ein gewöhnlicher Dilettant auf der Geige. Wie fehlen mir unsere gemüthlichen Trio-Abende. Wenn ich einmal Lust hatte, zu musiciren, so brauchte ich nur ru ihm zu schicken und sogleich kam er. Ich habe seit seinem Tode mein Cello nicht angerührt. Aber jetzt er faßt mich wieder die Lust. Wenn meine Augen zu fällig auf den Kasten fallen, worin das Instrument nun schon so lange tonlos schlummert, da befällt mich jedes mal eine Trauer um den Heimgegangenen Freund und ich denke darüber nach, ob er nicht durch irgend Jemanden zu ersetzen wäre. Ich habe schon alle Bekannte, die nächsten und die entferntesten, im Gedächtniß Revue passtren lassen, aber eS ist nicht Einer darunter, der so fertig die Geige spielt. Nun könnte ich allerdings wohl einmal den Sologeiger aus der Opernkapelle oder aus dem städtischen Orchester zu mir einladen, aber ab gesehen davon, daß Tante Ursula ob dieser Einladung Betreffs der Verpfändung wird ein Vermerk in den Lager büchern der Steuerverwaltung gemacht und diese über nimmt die Verpflichtung, aus dem betreffenden Keller ohne Genehmigung der Reichsbank keinen Branntwein herauszugeben. Selbst für den Fall, daß der gesammte auf dem Branntweine lastende Steuersatz bezahlt werden sollte, die Steuerverwaltung also eigenes In teresse an dem Branntweine nicht mehr besitzt, hat die selbe sich doch bereit erklärt, den Pfandbesitz im In teresse der Reichsbauk fortsetzen zu wollen. Der Ausschuß deS Verbandes der deutschen Berufs genossenschaften richtete an die Vorstände der letzteren ein Rundschreiben, worin es u. A. heißt: Der Ausschuß hat in Erwägung des Umstandes, daß auf dem jüngst in Frankfurt a. M. abgehaltenen Berufsgenossenschaststage eine Anzahl von Genossenschaften sich gegen die „Lu- bloo-Annahme" der Satzungen des Verbandes er klärt hat und aus diesem Grunde demselben noch fern geblieben ist, beschlosten, die Satzungen einer Revision zu unterziehen. Der Ausschuß war bei diesem Beschlusse von dem dringenden Wunsche beseelt, daß es ge lingen möge, für die Vereinigung der Berufsgenossen schaften eine Form zu finden, welche es ermög licht, daß sämmtliche Berufsgenossenschaften diesem Verbände sich anschließcn können. Die letzte Aufgabe, welche nach der kaiserlichen Botschaft noch zu lösen ist, besteht in der Alters- und Jnvaliditäts-Berjorgung der Arbeiter. Es dürfte allgemein bekannt sein, daß eine Vorlage darüber dem Reichstage noch in dieser Session vorgelegt werden soll und daß die Absicht besteht, die BerufSgenossenschaften zu Trägern auch dieser Ver sicherung zu machen. Wir erwarten daher, daß diese außerordentlich wichtige Angelegenheit in nicht zu ferner Zeit an uns herantreten und voraussichtlich bereits den nächsten Berufsgenossenschaftstag in sehr eingehender und ernster Weise beschäftigen wird. Schon mit Rück sicht auf diesen Umstand ist es von größter Wichtigkeit, daß die Vereinigung sämmtlicher Berufsgenossenschasten möglichst bald vollzogen wird. Der Ausschuß hat laut Protokoll ferner beschlossen, an den Reichskanzler eine Eingabe zu richten mit dem Ersuchen, darauf hinzu wirken, daß die Konkursgerichte angewiesen werden, Berufsgenossenschaften von der Eröffnung der Konkurse, welche die zu ihnen gehörenden Betriebe betreffen, zu benachrichtigen. Der nächste Berufsgenossenschaftstag ist für Beginn des Jahres 1888 in Aussicht genommen. Die Vertreter der Getreidebörse in Bremen haben in ihrer letzthin abgehaltenen Generalversammlung fol gende Resolution angenommen: „In Anbetracht dessen, daß der Westen Deutschlands zur Deckung seines Be darfes an Brot und Futterkorn stet- ausländisches Getreide einführen muß, eine neue diesbezügliche Zoll i Mark, 1-128, 105— >-000 >48,00. »erden bi» Montag. Mniwoch «. Freitag Mittag angenommen und kosten: dlrNt'aU.Zeile15'Ptg Unter Eingesandt: SO Psg. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. Inseraten» Aunatzmefteleur Die Arnoldische Buchhandlu na, Invaliden dank, HaaicnsteinLBogler, Rudolf Mosse, iö. L. Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. w. d U. Redaktion eikden-Neustadt ' Meißner S^sst 4. Zeitung erscheint Tteuftag, Lennerftag und LsunaveuD früh. Monucmkut»- «retS: «tchährl Mk. 1,50. Hl beziehen durch ^kaiserlichen Post en und durch Msere Boten. freier Lieferung )auS erbebt die noch eine Ge- r von 25 Pfg.