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- —V 264. 1877. k Jnsnatt werd»« bi» Vormittag» 11 Uhr für nächste Nrimmer angenommen und die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 18 Pf. berechnet. Erscheint jeden Wochentag »den»» ö Uhr für dm andern Tag. Prei» vierteljährlich L Mart 25 Pf., zweimonatlich 1 M. 50 Pf u. einmvnatl. 75 Pf. — ' Amtsblatt für die kömgliche» und städttschm Behörde» zu Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in FretbergSdorf. und TagMM. 28. Jahrgang. >- Mittwoch, den 14. November. Auf die Gruft -er Königin-Mutter Die Beisetzung -er hohen Leiche Ihrer Majestät der Königin-Mutter 'i! Das Diadem der Königin Ist Dir vom Haupt gefallen, Die schönsten Perlen aber drinn Aus Deinem Erdenwallen, Die Tugenden, die Du geübt. Sie glänzen fort, und ungetrübt, Auch über Deinem Grabe. Vom Jubeltag, vom gold'nen Kranz Im silberweißen Haare Erblich der sonnighelle Glanz Auf stiller Todenbahre; Neu aber wird er in den Höh'n, Neu in dem sel'gen Wiederseh'n Der treuen Gattenherzen. Die überreiche Thränensaat An lieber Kinder Särgen, Ging sie mit Dir den gleichen Pfad? Wird sie das Grab auch bergen? Sie ward auf Erden hier bestellt, Und reift in einer bessern Welt, Du hast die Kinder wieder. Und die die treue Mutterhand Gedrückt Dir noch im Tode, Sie sprechen, Hey und Blick gewandt Zum ew'gen Morgenrothe: Was uns Dein Herz gewesen hier, Vergelt' ein Gott es droben Dir; Sei selig, Mutter, selig! Wir aber legen allzugleich In feierlicher Stille, Aufs Grab Dir einen Palmenzweig, Sie segnend, Deine Hülle, Und wünschend Ruh' und Frieden nach Ihr bis zum großen Ostertag. Schlaf' wohl, der Sachsen Mutter! Georg, gefolgt von den Kavalieren des großen Dienstes, und hinter denselben schlossen ich sodann paarweise die zur Bestattung anwesenden hohen fremden Fürsten an. ES waren dies Ihre kaiserlich königlichen Hoheiten der deutsche Kronprinz und Erzherzog Ludwig von Oesterreich, der Großherzog von Toskana und Prinz Karl Theodor von Baiern, der Erbgroßherzog von Weimar und der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg und zuletzt der Fürst Heinrich XIV. von Reuß nnd die Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar und August von Sachsen-Koburg-Gotha. Eine reiche Suite von Offizieren, sowie der Minister des königlichen Hauses beschloß den Zug, der links »nd rechts von Kerzenträgern eingerahmt war. Unter den auswärtigen Offizieren befanden sich als Begleiter des deutschen Kronprinzen Generallieutenant v. Gottberg, Chef des Stabes der vierten Armeeinspektion, Hauptmann v. Pfuhlstein und Rittmeister Freiherr v. Neukirchen. Nachdem der feierliche Kondukt seinen Weg durch die Seitengänge des imposanten und durch Hunderte von Wachskerzen erleuchteten Kirchenbaues genommen, schritt er durch das Hauptschiff nach dem Hochaltar zurück, von wo aus die Fürstlichkeiten und die Geistlichkeit den Sarg in die Gruft geleiteten, woselbst Bischof Bernert eine herzer greifende Rede hielt und sodann im Namen der Geistlichkeit die Leiche in Empfang nahm. Die übrigen Theilnehmer blieben am Hochaltar stehen und warteten daselbst, bis die Zeremonien in der Gruft ihr Ende erreicht hatten. Als dies geschehen, begaben sich der König und Prinz Georg nebst den fremden Fürsten nach den königlichen Oratorien, während die Geistlichkeit am Hochaltar Trauer» Ritualien ausführte. Unter dem Geläute aller Kirchenglocken der Residenz wurden gestern in weihevoller Abendstunde die sterblichen Ueberreste der entschlafenen Königin Amalie der stillen Fürstengrust übergeben. Obwohl die Trauerfeierlichkeit durchaus keinm öffentlichen Charakter trug, so hatten sich doch Tausende von Menschen auf dem Schloßplatze ange- sammelt. Ihren theilnehmenden Blicken zeigte sich aber nichts als die Hellerleuchtelen Fenster des Schlosses, sowie der Hofkirche und die goldstrotzenden Uniformen der ab- und zufahrenden Hofbeamten. Der ernste Trauerakt selbst vollzog sich genau nach dem festgestellten Programm. Punkt 5 Uhr versammelten sich in der ersten Etage des königlichen Schlosses in dem weißen Saale und in den sogenannten Bilderzimmern die Theilnehmer und Theil- nehmerinnen an der Leichenfeier, um sodann durch königliche Kammerherren in die katho lische Kirche geleitet und in die für sie bestimmten Plätze eingewiesen zu werden Se. Majestät der König verließ in Begleitung Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Georg und der zur Beisetzungsfeier eingetroffenen fremden Fürstlichkeiten gegen 2/47 Uhr seine Gemächer und begab sich in die heilige Kreuzkapelle, wo der von 12 großen silbernen Kandelabern umgebene Sarg bereits seit 6 Uhr ausgestellt war. An den Seiten desselben hielten Gardereiter Wache und ein Priester verrichtete ununterbrochen Todten- gebete. Sofort nach Eintritt Sr. Majestät nahm die kirchliche Feier ihren Anfang. Bischof Bernert trat mit der ihn umgebenden Geistlichkeit an den Sarg, um die hohe Leiche nochmals einzusegnen, und unter den Klängen des Psalms „Ni^rore mvi Domino" setzte sich hierauf der Zug nach der Gruft in Bewegung. Die genaue Ordnung war folgende: Der königliche Obertrompeter und die königlichen Hoftrompetsr, die Sänger der königlichen Kapelle, ein königlicher Hoffourier, das Livroe- und Offiziantenpersonal der hohen Ver ewigten, die königlichen Leib- und Hosärztc, ein königlicher Kammerherr als Ceremonien- meister mit dem Marschallstabe, der Ministerialrath im Ministerium des königlichen Haufes, die nicht Dienst habenden königlichen Kammerherren, ein königlicher Hoffourier, der hochwürdige Bischof mit der Hof- und Psarrgeistlichkeit, der Oberhofmeister der hohen Verewigten, die beiden c»xit»in68 än jour und der königliche Oberhofmarschall nut dem Stabe, worauf sodann der von 12 Haiducken getragene Sarg folgte. An den Seiten schritten zuerst je 6 Kammerherren als Ehrenträger und sodann eine gleiche Anzah' Edelpagen in altfranzösischen Kostümen mit Fackeln. Die Leibpazen der entschlafenen Königin, die Kadetten Graf v. Münster und Ulrich, welche sich der besonderen Gunst der Hingeschiedenen zu erfreuen hatten, waren ganz in schwarzen Cröpe gekleidet. Dicht hinter dem Sarg schritten Se. Majestät der König und Se. königliche Hoheit Prinz Das hierbei gebotene Bild war ein hoch imposantes zu nennen. Dicht vor dem schwarzbehangenen, aber im hellsten Kerzenglanze strahlenden Altar kniete die Geistlichkeit, einige Stufen tiefer das Korps der Edelpagen und weiter nach vorn hatten die Hofchargen in ihren prächtigen Uniformen Aufstellung genommen. Mit dem vom kvnigl. Singchor unter Leitung des Herrn Hoskapellmeisters Krebs zum Vortrag gebrachten, bekanntlich vom König August dem Gerechten komponirten 8alvv li.LAin.1, schloß hierauf die Trauerfeierlichkeit, die auf alle Betheiligten gewiß den er hebendsten Eindruck gemacht hat. Die Fackeln verlöschten und düster wurde es wieder dort unten in der Fürstengruft, wo die verblichene Monarchin nun an der Seite Ihres Gatten, des unvergeßlichen König Johann ruht. Das Andenken dieses edlen Fürstenpaares wird in Sachsen gewiß stets heilig gehalten werden, denn alle Regententugenden hatten sich bei ihm in idealster Weise vereinigt.