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Großenhayner unterhattungs- und Intelligenz-Blatt. > 3. Stück. XXI.Jahrg. sonnabends, den 19. Januar 1833. Die Familie Bonaparte. o sind sie geblieben, die noch vor iZ Jahren in allen Landern, auf allen Thronen und in allen Zeitungen Europas die Hauptrollen spielten? Vor denen Fürsten und Völker sich neigten? Deren gnä dige Blicke Heil, deren Zürnen Tod und Verder ben ankündigte? Wo sind sie geblieben, diese Mäch- trgen, diese so schnell Erschienenen als Verschwun denen? Und wenn sie noch irgend wo Hausen, wie befinden sie sich und was treiben sie dermalen?^— Zur Antwort dienet: Sie befinden sich rVch immer ganz wohl und beschäftigen sich auf eine Weise, die Niemand lästig fällt, was man ehedem nicht von ihnen rühmen konnte. Die Mütter des Geschlechts, Lätitia, und deren Bruder, Cardinal Fesch, wohnen in Rom und MMmen ihre letzten Jahre stillen Andachts-Uibun- WMöeider Vermögen ist in den Jahren iZi3 bis WM sehr zusammengeschmolzen. oseph, Graf von Sürvilliers (Ex-König von Spanien) ist Gutsbesitzer und ein fleißiger Ackerwirth in Nord-Amerika, auch durch eine angenehme Schrift: (i Das Mädchen vom Berge Cenis » bekannt. Zwei seiner Töchter haben zwei seiner Neffen (Söhne Lucians und Ludwigs) geheirathet, wohnen zu Flo renz und haben von ihrer Tante, der Prinzessin Borghese, ein ansehnliches Vermögen geerbt. Lucian, Prinz von Canino, lebt mit seiner zahlreichen Familie zu Sinigaglia, bei Ancona, in beschränkten Umständen, da auch er viel verloren hat. Won seinen Töchtern hat die eine den italienischen Prinz Gabrieli, eine zweite den englischen Lord Stuart geheirathet. — Lucian widmet sein stilles Leben den Musen. Man hat von ihm zwei epische Gedichte und einen Rqman. Auch eine seiner Töchter, Alexandrine, hat eine Epopöe: « Batilde» geschrieben. Ludwig, Graf von St. Leu (Ex-König von Holland), wohnt abwechselnd zu Rom und Florenz, und lebt gleichfalls den Wissenschaften und Künsten. Ec hat ein geschichtliches Werk über Holland, und einen Roman, Moina, geschrieben. Auch eine Samm lung von Gedichten hat er herausgegeben, unter denen eine Ode an Frankreich sich auszeichnet. Hortensia, Ludwigs Gemahlin, wohnt abwechtzln- in Rom und auf einem Landgute am Boden-See. Jerome, Prinz von Montfort (Ex-König von Westphalen) hat seines Bruders Lucian Pallast in Rom gekauft und lebt mit seiner Gamahlin, einer Würtembergischen Prinzessin, unter allen übrigen Gliedern seiner Familie auf dem glänzendsten Fusse. Seine Kinder laßt er aufdem Collegio zu Siena erziehen. Madame Mürat, Gräfin von Lipano (Ex-Königin von Neapel) soll bisher das Oestreichische noch nie verlassen haben. Ihre Töchter sind an die italienischen Grafen Popoli und Raspani vermahlt. Ihr ältester Sohn, Achilles, hat sich in Florida angekauft, und der jüngste, Lucian, advocirt in Neu-Vork. Ek hat sich bereits durch zwei Schriften über nordamerika nische Angelegenheiten, die von einem unbefangenen und scharfen Blicke zeigen, rühmlich bekannt gemacht. Eine Tochter, Karoline, die gleichfalls in Nordame rika wohnt, hat eine Schrift über naturgeschichtliche Gegenstände des dortigen Landes verfaßt. Diese kurze Uibersicht beweiset, daß ausgezeichnete Geistesgaben nicht blos dem einen Manne dieser Familie ausschließlich zu Theil geworden, sondern daß sie als ein allgemeines Familiengut anzusehen sind. Wie es heißt, wird die ganze Familie Bonaparte, mit Ausnahme der Mutter, Lätitia, ihren Aufent halt künftig in England nehmen. Vermischtes. Eine Verordnung in Sachsen-Weimar verfügt, daß die vierfinnigen Kinder, als: Blinde, Taube, Taub-