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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz »kw. bercchligt den 68. IZahrg. Bad Schandau, Sonnabend, den 2Y. Alärz 1Y2H Nr. 76 Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Klelnhenners- darf, Krippen, Llchicnhciln, Mitlelndorf, Östron, Porschdorf, Postclwltz, Prossen, Nalhmannsdorf, Neinhardtsdocf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendisch söhre, sowie för das Gesamtgebiet der Sächsisch - Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke — Verantwortlich r K. Rohrlappcr Anzeigenpreis (in Goldmark): die 7gcipallene M mm breite Pclitzeile 1k> Pfg., sür aus wärtige Auftraggeber 20 Pfg., 85 mm breite Ncklamezcile 80 Pfg. Tabellarischer Satz nach besonderem Taris. — Bei Wicdcrbolnngen wird entsprechender Rabalt gemährt Auzeigenannabmc siir alle iu- und ausländischen Zeitungen Bezieher nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Tageblatt für die Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbz-Ilnug Bad Schandau SM», »»ch N« sw- L, »» d«. »« d» «»«!-,d.nm« ».,»« «-mm.,« '«-was. Für eilige Leser. * cz» der New Vo'ter Wallstreet wird erwartet, daß sich die deutle Alleine an! 800-400 Millionen Dollar belaufen wird. * Die schon einmal dementierte Nachricht, Kahr, Lossow lMb Seiher beabsichtigten, eine gemeinsame Erholungsreise Ftalien anzutreten, wird erneut verbreitet. Die Staatsanwalt schaft habe nichts einznwendc» - In Jugoilawicn hat der bisherige Ministerpräsident Pasitsch das neue Kabinett aus 13 Radikalen und vier Demo kraten gebildet. * -Jim amerikanischen Senat brachte Borah einen Antrag ein, Präsident Eoolidgc möge nach eigenem Ermessen die Staaten zu einer Wirtschafts- und Abrüstungskonferenz nach Washing ton einbcrnscn. Macdonalds „Nein". Die Rede, die der englische Mnistcrpräsidcut Mac- donald soeben im Untcrhanse gehalten hat, hat in Pans nicht gerade eine „gute Presse". Sie enthält eine Menge Worte, aber Frankreich wird „ans allem nnr oaö Nein hören. Und cs ist eine ganze Menge von News, dre Macdonald französischen Wünschen entgegensetzt. Es mag ein Irrtum sein — aber die ganze Aktion m London scheint eine abgekartete Sache gewesen zu sc rin In England wird die Einrichtung der „Kleinen An fragen ganz anders als bei uns, wird praktisch gebraucht, häufig in einer Weise, die zwischen Opposition und Regierung verabredet ist: Jene wirft dieser den Ball zu. So auch diesmal. Asquith richtete ciue große Anzahl von Nu- fragen über die Zustände in Deutschland an Mac- oonald, über die Nh.eiu- und Nuhrfrage, die falz und die Micumverträge, die Entwicklung im Saargebiet und die Beratungen der Sackcherftäirdigen- kommissioncn, französisches „Sicherungs"verlangen und Völkerbund. Also so ziemlich alle Fragen wieder aufgc- rollt, die zurzeit breuucnd siud. Macdonald ist daun auch sehr eingehend auf sie alle eingegangcn, und seine Rede wurde daher eine große Aus einandersetzung über die englische Politik auf dem Kon tinent. Es war bezeichnend, daß er zuerst die „Siche- rungs"srage behandelte, die bei Asquith das Letzte ge- wescu war. Uber die Verhaudlmigen, die ja seit Ver sailles 1910, seit Elemeuceaus heiße» Bemühnugeu über die „Sicherung" Frankreichs unuutcrbrockfcu- gepflogen werden, will England nun auch ein Buch herausgeben als Antwort auf das französischc Gclbbuch. Macdonald will aber vor allem jetzt in eine neue Erörterung dieses „Pro blems" gar nicht eintretcn. Weil die Ncparatious- frage noch nicht gelöst ist. Und mit ihr hängt die „Siche rung" Frankreichs anfs engste zusammen. Also keine iso lierte Lösung dieser Teilfrage, wie cs von Poincars täg lich dringender gewünscht wurde. Es gäbe da zwei Mög lichkeiten : entweder cs wird im V cr e i n m i t D e rr t s ch - land über die Ncparationsfrage — auf Grund der Sachverständigengutachten — eine wirkliche Verständigung aller Mächte einschließlich Deutschlands erzielt, dann ist die Sicherhcitssrage leicht lösbar. Und das wäre die beste Lösung. „Man habe sich an den Wiedereintritt Deutsch lands in die Vcrhandlnngsgemcinschast der Staaten zu gewöhnen." Dann sei die „Sicherung" überhaupt ziemlich bedeutungslos. Oder: die Alliierten einigen sich aus einen Reparationsplan. Deutschland aber erkläre, ihn nicht er füllen zn können. Dann werde natürlich die „Sicheruugs"» frage eine ganz andere Bedeutung erhalte». Aber sich schon jetzt über die Zukunft zn unterhalten, habe doch wirklich gar keinen Zweck. Wichtiger sind noch die grnudsätzlichcu Ausführungen Macdonalds über das Sicheruugsbcgehrcu Frankreichs: ein bloßes GaranÜeabkommen genüge nicht, ein Militär pakt müsse es ergänzen. Dieser „könne aber nicht zustande kommen", müsse also ersetzt werden durch eiueir allgemeinen Vertrag im Nahmen des Völkerbundes. Also durch eineu weitgedchnleu Apparat von Vermittluugcu und Schiedsgerichten. Wenn das geschaffen sei, wen» da- mit die Sicherungsfrage gelöst, die Neparationen festgelegt seien, dann sei der Zeitpunkt znr Einbernsnng einer großen A b r ü st u u g s k o u sc r e n z aller Staaten der Welt ge- kommen. Woraus wir Deutsche zunächst nur das eine ent nehmen können, daß das „Sichernngs"bcgchren Frank reichs als Werkzeug benutzt wird, als Drohung oder Lockung dienen soll, um «us für de» Neparatiousplau der Alliierte« gefügig zu mache». Dazwischen beantwortete Macdonald noch einige andere der Fragen Asqniths. Nor allem wendet er sich dagegen, der N h c i n l a n d k o m m i s s t o n irgendwelche Ausdehnung ihrer Befugnisse einzurämueu über de» Nahmen des Versailler Vertrages oder der späteren Ab kommen hinaus; deswegen müsse auch die Pfalzkommissio» sich jetzt nach Wiederherstellung der Ordnung wieder auf- lösen. Auch kritisiert der Miuistcrpräsidcut scharf die Ge pflogenheit dieser Nhein- und Nuhrkomniissiouen, also ^irards und Degouttcs, die deutsche« Fittauzverordmmgen für das besetzte Gebiet nicht zuzulassen. Mit bitterem Hoh« meint er, daß doch für alle Verbote nur die „Sicherheit der Bcsatzungsarmccn" maßgebend sein soll; eine weitere Prü fung stehe den BesatznngSbehörden nicht zu. Auch setzt er sich schließlich sür den Abbau der französischen Be- satzuugstruppeu im Saargcbiet und ihre endliche Ersetzung durch eine einheimische Gendarmerie ein, wie es der Ver sailler Vertrag bestimmt. Macdonald will also — und das ist der Sinn der Rede — alles in der Schwebe lasse», bis die Sachverstän dige» fertig sind. Pomcarü drängt ans sclpiellere Lösimg durch Vereinbarungen zwischen Frankreich und England, Wer von beiden wird der Stärkere sein?, * Niederlage Lloyd Georges. Der vtclgewandte ehemalige Ministerpräsident Groß- briianniens, der Mitverantwortliche für das Versailler Friedcnsdiktat, Lloyd George, mußte nach der Rede Mac donalds eine Niederlage an der Stätte seiner früheren Triumphe einstecken, wie er sie selten erlebt hat. Er griff die jetzige Ncgiermrg scharf an, spielte sich als Freund Deutschlands ans, wandte sich heftig gegen seinen früheren Vertrauten Poincarö und sein Streben nach der Rhein- grenze, wodurch England geschädigt werde. Die Regie rung tue nicht genug, um dem entgegeuzutretcu. Vergeblich aber war Lloyd Georges Absicht, durch diesen Vorstoß die verlorenen Sympathien des Hauses wiederzuerobern. Die Konservativen schickten einen ihrer tüchtig sten Redner, Ornsby Gore, vor, der aus dem Welt kriege mit viele» schweren Verwundungen heimkehrte. Er erzählte, wie Lloyd George keine seiner Versprechungen gehalten habe, z. B. er, Lloyd George, würde es als seine Lebensarbeit betrachten, „allen zurückkehrenden Helden eine Heimstätte zn schaffen" und „England müsse aus seinem Elend der Armut uud der Finsternis verwaudelt werden in eine würdige Heimstätte für Helden". Ornsby Gore, der die Bemühungen Ramsay Macdonalds aner kannte, durch die Methoden einer feinfühligen Diplomatie eine erfolgversprechende Ententekonferenz vorzubereiten, charakterisierte Aoyd George als Phrasenhelden. Ram say Macdonald, der währenddessen nickst im Hause war, schilderte nach seiner Rückkehr, wie er sich um die Abbestellung des VerkehrKstreiks inzwischen bemüht habe und wandte sich plötzlich an Lloyd George mit den Worten: „Ich bedaure, daß meine Abwesenheit aus dem Unter hause heute notwendig war, denn sie hat Lloyd George eine glänzende Gelegenheit gegeben, über mich herzufallen, die er mit der ihm üblichen Rücksichtslosigkeit gegenüber besonderen Umständen und in einer besonderen Lage so fort ansgenutzt hat." Als Ramsay Macdonald das Haus verließ, brachten ihm die Arbeiterpartei uud die Konser vativen eine minutenlange Ovation dar, während Lloyd George still verschwand. Gegen die Verlängerung der Micumverträge. Bei einer Besprechung der Sechserlommisjion des Bergbau Vereins mit der Neichsregierung wurde von den Vertretern des Bergbaues dargclegt, daß der Bergbau die jetzige» Micumverträge über deu 15. April hinaus nicht verlängern kann, da die finanzielle Lage der Werke eine kostenlose Lieferung der Ncparationsmengen nicht mehr zuläßt. Die beteiligten Herren der Industrie werden nunmehr voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche in Düsseldorf verhandeln. Im Anschluss hieran werden sie dann erneut mit der Reichsregierung Fühlung nehmen und über den Gang der inzwischen gepflogenen Berhandlungen Bericht erstatten. linruhen in München erwartet. München, 28. März. Schon jetzt herrscht in München wegen des Dienstag zn erwartenden Urteils im Hitlcrprozcß eine gewisse Nervosität und zwar nicht nur in den Kreisen, die Hitler nahesichcn, sondern auch bei den Behörden, vor allein bei der Landcspolizci. Es hat nämlich den Anschein, als ov die nationalsozialistischen Sturmtrupps, die sich zumeist ans simgen Leuten znsammeusetzcn, keineswegs gewillt sind, eine etwaige Verurteilung Hitlers ruhig hiuzuuchmen. Ohrfeigen im Schweriner Landtag. Schwerin, 29. März. Im Mecklenburger Landtag kam es gestern zu einem Zusammenstoss zwischen dem früheren Landwlrlschastsminister Stier und dem dentschnationalen Chefredakteur Sössing, in dessen Verlauf Stier seinem Gegner einige Ohrfeigen versetzte. Die Angelegenheit, die inzwischen den Ehrenrat beschäftigt, hatte eine stürmische Auseinander setzung zwischen Stier und den Deutschnationalen zur Folge. Stier ist der einzige Abgeordnete der Wirtschastspartei im Landtage. Der Auftritt ist zurückzuführen aus Hetzereien und Verleumdungen, die von den dcutschnationalen Blättern unter Führung Söffings gegen den ehemaligen Minister Stier unternommen worden sind. Rückkehr Dr. Schachts nach Berlin. Berlin, 28. März. Wie man erfährt, trifft Ncichsbankprnsft Vent Dr. Schacht, von Paris kommend, wieder in Berlin ein. Sirektoriumspläne Geris? Eine amtliche Stellungnahme. Im prcnßischcn Staatsrat wurde die Anfrage der Sozialdemokraten über die DircktorinmSpläne behandelt, an denen sich auch preußische Beamte uud Parlameutaricr beteiligt haben sollten. Besonders genannt wurde der Name des Freiherrn v. G a y l. Eine Ncgicrnngserklärnng wurde nicht abgegeben, dagegen nahm das Wort Freiherr v. Gayl selbst, der als Vertreter Ostpreußens dem Staatsrat angchört. Er ge hört der Dentschnationalen Volkspartei an. Er sagte n. a.: „Der Gedanke, daß nach Zusammenbruch des Kabinetts Stresemann ein Direktorium mit diktatorischen Befugnissen regieren wollte, war allgemein. Jeder politisch interessierte Deutsche hat sich seinerzeit mit dieser Frage beschäftigt. Der Reichspräsident selbst war ja damit »mgcgangcn, ein Direktorium zu bilde», in dem Noske, Südckum und zwei andere Männer sitzen sollten. Freiherr v. Gayl charakterisiert dann die zur ge gebenen Zeit in Umlanf gesetzte» Gerüchte nnd Ver- mutnnge» über die Direktoriumsfrage, mit denen er aber nichts zn tnn gehabt habe, wenn auch sei» oder eines an deren Herrn v. Gayl Name genannt worden sei. Zum Schluß erklärt er: Ich habe die Ebre gehabt, während des Weltkrieges un mittelbar mit dem General Ludendorff zusammen z» ar beiten. Aus diesen Monaten des Zusammcnarbcitens habe ich den Eindruck mitgenommen, in ihm dem größten Manne in meinem Leben begegnet zu sein. Diese Wertschätzung werde ich behalten. Immer werde ich dem Feldherr» »nd dem Manne Ludendorff Vie Treue bewahren. Ich bemerke aber weiter, daß »ach mci»cr Ansicht Politik getrieben werde» muß mit heißem vaterländische» Herze» mW mit klnrc»i Kopf. Eino Politik der Schwärmerei »nd der Putsche kann ich nicht mitmachen. DaS must ich trotz der Verehrung zu einem der führenden Männer betonen. Damit wurde die Anfrage als erledigt betrachtet. Be- 1 merkenswert ist eine nach der Sitzung verbreitete amt liche Nachricht folgenden Wortlautes: Im preussischen Staatsrat ist über die Pläne auf Schaffung eines Ncichsdircktorittmü im vorigen November gesprochen worden. Dabei soll Herr v. Gayl gesagt haben, dass damals anch der Reichspräsident den Gedanken eines Direktoriums mit NoSke, Südckum usw. ventiliert habe. Diese Behauptung über den Reichspräsidenten ist un richtig. Tagung der Deutschen Volkspartei. P r o g r a m m r e d e n. Hannover, 29. März. Die Arbeiten des in Haimover siaitsindcndcn Partei tages dec deutsche n Volks Partei werden bereits morgen beendet werden. Die ersten Reden nach der Eröffnung halten die Herren Dr. Everling, Morath »nd Dnsche. Geistiger Mittelstand nnd Knltnr. Ncicbstagsabgcordnctcr Dr. Everling bespricht im be sonderen die Lage des geistigen nnd gebildeten Mittelstandes und die Verelendung der deutschen Knltnr. Die Deutsche Volkspartci ums; sür die notleidende Kulinrschicht jetzt in erster Linie mit eintretcn und auch ihren Vertretern die Möglichkeit Parlamentarischer Wirksamkeit geben. Der geistige Mittelstand hat die Ausgabe, cugerc Fühlung mit den anderen Gruppen der deutschen Mittelschicht zn nehmen und die gemein samen Ausgaben nud Ziele führend zn nutcrstützcu, nnd wenn bann diese znsammengcsaßlc Mittelschicht die Brücke schlägt zn den Arbcitsbrüdern der Hand, daun kann aus diesem lebens vollen Wege vielleicht besser als ans den taktischen Pfaden der Parlamentarischen Parteitoalitionen eine Volksgemeinschaft ge schaffen werden. Die Lage der Beamtenschaft behandelt NcichStagsabgeordnelcr Morath. Viel zn wenig hat man bisher den Anteil geschätzt, den die hingehende Arbeit der Beamten an de»! beispiellosen Ausblühen der deutschen Wirtschaft in deu letzten 40 Jahren vor dem Kriege gehabt hat. Erst als mit „berufsfremden" Elementen „moderne^ Anschau- nugen in die Beamtenschast sich Eingang verschassten, da sah das gesamte Volt, was cs verloren hatte. Es ist klar, daß anch der Wiederaufbau Deutschlands nur geliugcu kauu, wcuu Ver waltung und Betriebe des Reiches, der Länder und der Kom munen. wenn Rechtspflege nnd Seelsorge nud Unterricht nnd alles daS, was der Beamtenschaft au allgemeinen Ausgaben an- vertraut ist, von einer Vernssbeamtcnschast geleistet wird, die sachlich auf das beste voraebildet. wirtscbasilick simeraestellt uud rechtlich nuaohaugig von den wechselnden politischen Macht habern ist. Längst haben alle, cs seien Erzeuger oder Verbrau cher, erkannt, daß das, was man gemeinhin mit Beamtensragen bezeichnet, Fragen sind, die das ganze deutsche Volk augchen, au deren Lösung alle Berufsschichten in Stadt und Land betei ligt sind. über die Landwirtschaft spricht Abg. Dnsche. Er kommt zn dem Schkusse: Der Zoli sch ntz für einzelne landwirtschaftliche Produkte muß trotz der Bestimmungen des Versailler Vertrages von dem demnächst zu wählenden Deutschen Reichstaa schnellstens in die Tat nmge-