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Wochenblatt für Msmh und Ilmgegend. i Dienstag j O Vellage ja Nr. M G t 21. November 1905. i (Fortsetzung au» dem Hanptblatt.) in unserem Badestädtchen bemerkbar, allerdings in angeneh mer Weise. In einem hiesigen Hotel ist kürzlich »ine au» 10 Personen bestehende reiche russische Familie zu längerem Aufenthalt« eingetroffen. Weitere Flüchtlinge werden in nächster Zeit erwartet. — Treue Wacht. Auf freiem Felde in der Nähe des Ortes Poppengrün wurde der in den vierziger Jahren stehende Handarbeiter Nebel aus Falkenstein erfroren aufge sunden. Ein in Begleitung Nebels gewesener Hund hielt bei der Leiche Wache und ließ auch hinzukommende Personen sich nicht nähern, so daß da« Tier erschossen werden mußte. — I» tiefe Trauer ist eine Leipziger Predigerfamilie versetzt worden durch da« schwere Unglück, von dem da« Torpedoboot .8 126* in der Kieler Bucht betroffen wurde. Bei einer nächtlichen Hebung wurde e» vom Kreuzer „Undine" buchstäblich in zwei Teile zerschnitten, die Kessel explodierten, und dreiunddreißig Mann von der Besatzung kamen in ent setzlicher Weise um ihr Leben. Speziell wird berichtet, daß der Oberleutnant Kaiser durch die furchtbare Explosion förm lich in Stücke zerrissen worden sei. Dieser hoffnungsvolle junge Offizier, der so jzh aus dem Leben abgerufen wurde, ist der Sohn oe« H rrn Pfarrers 0. Kaiser von der Mat. thäi-Kirche in Leipzig. Oberleutnant Johanne» Kaiser war am 10. ApUl 1899 in den Marinedienst getreten. — Bon Strafsenate de» Reich-gerichse» zu Leip, z i g wurde der Student Pew'owSki au» Warschau wegen Spionage in deutschen Festungen zu dret Jahren Zucht- hau» und Stellung unter Polizeiaulsicht verurteilt. Auch sei erwähnt, doß vor dem Reichsgericht noch ein zweiter Spionage-Prozeß gegen eine Russin, Namen» Zanaida Smoljant-now sp elt. Politische Umschau. Deutsches Reich. Die deutsche Marine ist in der Nacht vom 17. zum 18. November in der Kieler Bucht von einem furchtbaren Unglück heimgesucht worden. Al« die 6. Torpe ¬ dobootdivision mit dem Kreuzer „Undine" Nachtmanöver mit abgeblendeten Lichtern vornahm, erfolgte ein Zusammenstoß de« Torpedoboote« 8 126 mit dem Kreuzer „Undine". Da« größte Unglück bei dem Zusammenstoß entstand nun dadurch, daß fünf Minuten nach dem Zusammenstoß« der Kessel de« Torpedoboote» platzte und da« Boot sofort sank. Von der 62 Mann starken Besatzung de« Torpedoboote« sind 32 Mann, darunter der Obnleutnant Johanne« Kaiser (letzterer au« Leipzig gebürtig), umgekommen. Da« untergegangen« Tor- pedoboot war «in« der neuesten, größten und schnellsten der deutschen Marine. Kiel, 20. Nov. Sestern vormittag 11 Uhr sind die Taucherardetten bet dem Wrack de- Torpedoboote» 8 126 de- hohen Seegange» wegen eingestellt worden. Sie «erden wieder ausgenommen werden, sobald e» da» Wetter erlaubt. Außer den am Sonnabend geborgenen 4 Leichen sind solche bisher nicht geborgen worden. Die ander» lautenden Gerüchte sind, wie an amtlicher Stelle erklärt wird, unrichtig. Der Obermaschtnist Damann, der bet dem Unglück schwer verbrüht wurde, ist gestern früh seinen Verletzungen erlegen. — Die silberne Hochzeit de« Kaiserpaares. Der Kaistr und die Kaiserin gedenken daS für den 27. Februar 1906 bevorstehende Fest der silbernen Hochzeit im engsten Familie»' kreise zu feiern. Auswärtige Regierungen sind auf Anfrage von dem bereit« vor mehreren Wochen gefaßten Entschluß de« Kaiserpaare» in Kenntnis gesetzt worden. — Der teilweise bekannt gegeben« neue Reichketat ge- währt noch keine vollständige Uebersicht über die Mehraus gaben, deshalb konzentrint sich da» Interesse der öffentlichen Meinung in Deutschland mehr auf di« neuen ReichSsteuern al« auf die Etatsforderungen. Der BundeSrat hat nun, wie man erfährt, bereit« in erster Lesung die neuen Steuer« vorlagen einstimmig angenommen und di« zweite L-sung dürfte unmittelbar bevorstehen. An der endgiltigen Annahme der neuen Reichssteuervorlagen kann also durch den Bundes rat kein Zweifel mehr bestehen. E» ist die« auch sehr er klärlich, wenn man bedenkt, daß die neuen ReichSsteuern da« notwendige nationale Ziel verfolg«», die Mehrausgaben für da» H«er und di« slotte zu decken und gleichzeitig die enorm« Höhe der Matrikularbeiträge der Bundesstaaten für di« Reichskaffe zu vermindern. Man «rfährt daher auch, daß der Gesamtertrag der neuen Reichssteuern auf 250 Millio nen Mark geschätzt wird, «in nette« Sümmchen al« Plu« für die R«ich»kaffe! — Der neuernannte Leiter de« Kolonialamt«», Erbprinz zu Hohenlohr-Langenburg, ist bereit« vom Kaiser in Baden- Baden empfanqen worden und hat darauf die Geschäft« seine« hohen Amte« übernommen. — Bei der Reich»tagSersatzstichwahl im Wahlkreise Eisenach hat der Antisemit Schack gesiegt und der Sozial demokrat Leder ist unterlegen. Während der Wahl fanden große Demonstrationen der Antisemiten und Sozialdemokraten in Eisenach statt, sodaß sich der Oberbürgermeister dort ver anlaßt sah, di« Ausruhrparagraphen verkündigen zu lassen. — Nach einer Depesche de« Gouverneur« Grafen Götzen hat sich die Lage in Drutsch-Ostafrika ganz bedeutend gebessert und ist der Ausstand im Schwinden begriffen. Der größte Teil de» Bezirke« Lindi kann al« beruhigt gelten. Ackerbau und Handel haben sich dort wieder belebt. Nur Mahenga erscheint noch gefährdet, da da« Detachemrnt von Wangen heim den Bezirk Mrogoro-Kiloffa nicht ganz entblößen konnte und nach seiner Teilung zu schwach war, um die Flußüber» gänge über den Ruaha und Manda zu erzwinge». Regie« rungirat Boeder meldet nach ferner Rückkehr von der Be reisung de» südlichen Teile« de« Bezirke« Dar - e« - Salam, daß Beruhigung eingetreten ist und die Arbeit wieder aus genommen wird. In den Matumbibergen kommt e« noch zu gelegentlichen Zusammenstößen. So haben am 14. No vember wiederum etwa 1000 Aufständische das befestigte Lager der deutsche» Schutztruppen bei Kibatta in den Matumhi« bergen angegriffen, si, sind aber mit großen Verlusten ru- rückgeschlagen worden. Von der Schutztruppe wurde niemand verwundet. Oesterreich - Ungarn. Der Kaiser und Kön'g Fr? , Josef h»t eS m erfolgreicher Weise unternommen, ur- - eignete Schritte di, Krifi« in Unaarn zu bewä^ cn :: Sonnabsnd ist in Ungarn ein königlicher Be .r üc.^i