Volltext Seite (XML)
Nr. LLK. Lttprig. u«ru». Preis »tcrt.MUich r». i»„. 2<d- «t»eela« «ftunm« Deutsche Mgemuc Zeitung. Soansbot, 27. tzcptkmkrr 1»7» Inserat« find «» die «rpevteton t» L«ip,i, »» ft»»««. Z«srrlt«ai,r»»tzr , >>» »^1, Achill »,d »w!. Telegraphische Depeschen. *M«P, 25. Sept, abends. Die Fahrt Sr. Mas. pes Kaisers nach den Schlachtfeldern von Vionville und Gravelott« ist auf das beste verlaufen und war auch von gutem Wetter begünstigt. Der Himmel war zwar bewölkt, di« Luft war aber so klar, daß man die Schlachtfelder weithin übersehen konnte. An dem Aus flüge Sr. Maj. nahmen auch die hier anwesenden Fürstlichkeiten und alle höhern Generale theil. In der Mairie von Gorze wurde das Dejeuner einge nommen. Auf dem ganzen Wege wurde Sr. Maj. feiten» der Bevölkerung ein enthusiastischer Empfang zulheil. Die Rückkehr hierher, die auf 2 Uhr nach mittag- beabsichtigt war, erfolgte erst 4'/« Uhr, so daß die auf 3'/, Uhr angesagte Reise nach Baden- Baden verschoben werden müßte. Vor der PrLfectur wurde Sr. Maj bei der Rückkehr von einer dichtge drängten Menschenmasse auf da« lebhafteste begrüßt. Die Abreise nach Baden-Baden ist nunmehr auf morgen Vormittag 9 Uhr 40 Min. festgesetzt. (In der gestrigen Depesche auS Metz ist statt Nogent zu lesen RovLant.) *Serttn, 25. Sept. Das Reichsbankdirecto- rium erläßt folgende Bekanntmachung: „Der Wahlen wegen bleibt die Reichsbank am 30. Sept, vormittag« geschloffen. Di« Inhaber von Giroconten wollen mit Rücksicht hierauf die am I. Oct. fällig werdende» Wechsel, getrennt von den Wechseln per 30. Sept., schon am 29. Sept, bis 5 Uhr nachmittag« in dem Girocomptoir abliefern lassen. Die am 30. Sept, unbezahlt bleibenden Wechsel können diesmal erst am 1. Oct. den Conteninhabern zurückgegeben werden." * Wie», 25. Sept. Mehrere Blätter brmgen sym pathische Epiloge zu dem BiSmarck'schen Besuche. Vor ihrer Abreise äußerten sich der Fürst und die Fürstin über den Empfang in Wien sehr erfreut, in dem sie versicherten, der Aufenthalt habe in ihnen die angenehmste Erinnerung zurückgelaffen. Vor dem Hotel Harrie da« Publikum, welche« bei seiner Abreise ein Hoch Mf HofeMipagr» führten vft« Kürfkenpäar und den Grafen Wilhelm zum Bahnhofe. Auf dem Bahnhofe wurde Fürst Bis marck von dem Grafen Andrässy, dem Prinzen Reuß, den Mitgliedern der Botschaft, Hauptmann v. Stei ninger, vielen Beamten und zahlreichem Publikum er wartet. Der Fürst trug dunkle R:isekleider, einen Calabreserhut und im Knopfloch ein Beilchenbouquet, die Fürstin einen grauen Reiseanzug. Graf Andrässy küßte der Fürstin die Hand nnd drückte dem Fürsten Bismarck die Hand, das Publikum entblößte die Häupter, Bismarck grüßte, indem er den Hut abnahm. Nach dem Eiasteigen schüttelten Fürst Bismarck und Graf Andrässy in der offenen Waggonthür sich nochmals die Hand. Schlag 8 Uhr erfolgte die Abfahrt unter «rneutem allseitigem Grüßen und Hüteschwrnken. * Wien, 24. Sept. Der Kaiser hat dem Fürsten Karl Schwarzenberg, den Grafen Friedrich Thun- Hohenstein, Joseph BaworowSki und Rudolf Chotek die erbliche ReichSrathSwürde verliehen. Zu lebens länglichen Herrenhausmitgliedern wurden er nannt der Gouverneur der Bodencreditanstalt Bezecny, Geheimrath Brenner - Felsach, UniversitätSprofeffor Brücke, der Kämmerer Graf Caboga, der ehemalige Minister Habjetinek, Geheimrath Baron Hübner, Baron Moritz KönigSwarter, Geheimrath Graf LichnowSky, der Präsident der Akademie in Krakau vr. Mayer, der General der Cavalerie Graf Neipperg, Feldzeug meister Schmerling, Gutsbesitzer Graf Serenyi, Guts besitzer BaronTinti und Gutsbesitzer Baron Washington. * London, 25. Sept. Der Großherzog und der Erbgroßherog von Hessen-Darmstadt sind hier eingetroffen und alsbald nach Balmoral weiter gereist. * London, 25. Sept, nachmittags. Da» Reu- ter'sche Bureau meldet au» Simla von heute: „Die Baker'sche Brigade ist gestern in Kushi angekom men. General Roberts hat durch einen Gesandten des Emirs Briefe erhalten, in welchen der Emir aber mals seiner Befriedigung über die Allianz mit den Engländern Ausdruck gibt und seine Vertragstreue betont. ES geht das Gerücht, daß di« in Kabul befindlichen afghanischen Regimenter abermal» revoltirt hätten, daß sie aber durch Geldzahlungen be schwichtigt worden seien." * Wien, 25. Sept. Wie die Politische Correspon- denz auS Bukarest meldet, umfassen die Listen, welche der von der Regierung in der Frage der Verfassungs änderung eingebrachten Vorlage beigeschlossen sind, 1074 Israeliten, deren Naturalisation ohne Verzug erfolgen kann. Diese beschränkte Zahl findet ihre Er klärung in dem Umstand«, daß virle derjenigen Israe lit«», welche den Bedingungen für eine sofortige Na turalisation entsprechen würden, unter fremdem Schutze stehen. *S»kareft, 25. Sept. D«r Finanzminister S t ourd za ist heute früh von hier »ach Berlin ab- *«e»Mork, 25. Sept. Nach einem Bericht der Zollbehörden übersteigt di« Einfuhr an Gold in dem Zeiträume vom 4. Juli bis zum 20. Sept, die Ausfuhr um 25 Mill. Doll. Bismarck's Besuch in Wie». -s- Wien, 23. Sept. Fürst Bismarck hat, wie er selbst gestand, bei seiner diesmaligen Anwesenheit in Wien nur sehr wenig Gelegenheit gehabt, di« Stadt und ihre Neuerungen zu besehen. Besuche und Em pfänge nahmen ihm den größten Theil der Zeit weg, und was übrigblieb, verwendete er zu intimen Con- fere»z«n mit dem Grafen Andrässy. Am Sonntag, am Montag und am Dienstag verbrachten Fürst Bis marck und Graf Andrässy den ganze» Abend, Md den Abmd im weitesten Sinne, der sich bis über die MUter- nachtSstunde ausdehnte, in dem intimsten Verkehr mit einander. Die ganze Welt sagt sich nun, daß so ein gehende Unterredungen nicht blo« dem Austausche von Artigkeiten oder sonstwie nebensächlichen Dingen ge widmet sein können, auch daß sie nicht bloS der Ent deckung ewiger Wahrheiten, wie etwa der, daß die Interessen Oesterreichs und Deutschlands einander auf allen politischen Gebieten parallel sind, gelten könne», sondern daß auch specielle Fälle und specielle Ver hältnisse, wie sie die politische Lage bietet oder im Laufe der Zeiten bieten kann, in den Kreis der Er- Wägung gezogen wurden. Man erzählt zur Genesis der gegenwärtigen Mi- uisterzusammenkunft, daß wol von allem Anfänge an eine Zusammenkunft BiSmarck'S und Andrässy'« (die einander auch persönlich sehr nahe stehen) für Gastein in Aussicht genommen war, vaß jedoch mittlerweile in der Stellung der Mächte, und insbesondere der einen, solche Veränderungen sich zeigten, welche eine gründliche politische Auseinandersetzung nöthig erscheinen ließen. Diese Aufgabe fiel auf besondern Wunsch de» Kaisers von Oesterreich dem Grafen Andrässy zu, wiewol der letztere zu der Zeit, da diese Dinge im Flusse waren, bereits im Begriff stand, seinen Rück tritt auS dem öffentlichen Staatsdienste zu vollziehe». Um freundschaftliche Beziehungen zwischen Oester reich und Deutschland herzustellen, dazu hätte e» der Zusammenkunft in Wien nicht bedurft, nicht einmal jener in Gastein. Denn die gegenseitigen Beziehungen der beiden Staaten waren schon vordem so freund schaftlich wie nur denkbar, und die Spuren dieser „ungeschriebenen Allianz" finden sich auf jedem Blatte der Geschichte der letzten Orientkrise. ES ist zwar ganz und gar falsch, wenn man behauptet, der Weg nach Bosnien sei unserer Monarchie vom Fürste» BiSmarck vorgezeichnet oder auch nur angerathen wor den; aber andererseits kann man wol behaupten, daß Oesterreich kaum im Stande gewesen wäre, seine Macht sphäre so erheblich weit in denWriettt hinein in Zolle- Michitzeit Mcht E auSzubehnen, wenn eS nicht Deutschland» unter alle» Umständen sicher gewesen wäre. Ei w Allianz Mit Deutschland zu schließen, hat also Oesterreich, dank der glücklichen Politik des Grafen Andrässy, nicht mehr nöthig, wohl aber mögen die beiden Staatsmänner, auf welche gegenwärtig das Auge der ganzen politischen Welt gerichtet ist, «S für nöthig erachtet haben, aka demisch zu erörtern, wie die Gemeinsamkeit des Vor gehen« unter allen möglichen Eventualitäten zu be- thätigen sei, damit der vereint erstrebte Zweck, die Auf rechthaltung d«S europäischen Friedens, um so gewisser erreicht werde. Darüber kann wol alle Welt einig sein, daß die BundeSgenoffenschaft Deutschlands und Oesterreichs, ob sie nun eine geschriebene oder ungeschriebene fei, keine andern als durchaus friedliche Zwecke verfolgt, und daß sie eher geeignet ist, Kriege zu verhüten al« Leipziger Stadttheater. A Leipzig, 25. Sept. Als ei» recht glücklicher Wurf, zumal für die Messe, ist da« breiartige BolkS- stück „Ehrliche Arbeit" von H. Wilken, Musik von R. Bial, welches gestern erstmalig im Alten Theater zur Aufführung kam, zu begrüßen. DaS Gepräge des Stücke» — eine Wiedergabe des Inhalte» dürfte zu ausführlich werden — ist am besten au« seinen Per sonen ersichtlich. Auf der einen Seite: August Schultze, «in Parvenü gewöhnlichster Sorte, gutmüthig, aber schwach; seine zweite Frau, eine geborene v. Schmink witz, die als Mitgift zwar kein Geld, aber eine Schwiegermutter und drei Schwestern und einen frühern Liebhaber, Hektor v. Löwenheim, Disponent bei Schultze, mitgebracht hat. Die unvermeidliche Tochter auS erster Ehe, Margarethe, fehlt auch nicht, welche jedoch in diesem Falle weder Anlage noch Neigung zeigt, eine Aschenbrödelrolle zu spielen, sondern ihren unfreund lichen Verwandten bei jeder Gelegenheit entschlossen entgegentritt und sich beiläufig in einen jungen «dein Mann, Max Wohlmuth, Besitzer einer Bäckerei, ver liebt, den sie, als Landmädchen verkleidet, kennen lernt und sich mit ihm verlobt. Als jedoch Wohlmuth den wahren Stand seiner Braut durch Zufall erfährt, glaubt er sich betrogen und verläßt Margarethe, welche, da sie einen von ihren Verwandten ihr be stimmten Mann nicht heirathen will, verstoßen wird und, von dem edeln Manne, dem sie einen Korb ge geben, Hrn. v. Goldammer, reichlich unterstützt, neben der Bäckerei Wohlmuth's eine andere gründet und -durch größere Semmeln demselben Concurrenz bietet. Wohlmuth, gleichfalls von Goldammer untrrstützt, hält die Concurrenz au-, bis dir Geldbeutel de- letz ter» der zu einer fabelhaften Größe gediehenen Hörn chen überdrüßig ist und die Nachbarsleute sich zu einem Compagnitgeschäft auf Lebenszeit vereinigen. Weitere Berbmdung-fäden beider Familie« werden durch daö LiebeSverhältniß Lottchen Rabe'S, Haus mädchen- bei Schultze, und Kalau'S, Obergesellrn bei Wohlmuth, gesponnen. Letzterer ist ein Verehrer Schlie- mann'S; nur sind seine „Entdeckungen" in Gestalt von Gosenflaschen, Hosenknöpfen rc. leider von großen Täuschungen begleitet. Diese» LiebeSverhältniß wird auf kurze Zeit von August Renze, Conditor, gestört, einer, wie schon der Name andeutet, direkt auS dem CircuS bezogenen Figur. Zuletzt wird natürlich alles gut; Schultze wird wieder «in ,ehrlicher Arbeiter", natürlich Bäcker, und sein böser Stern verschwindet mit der Schwiegermutter für immer au« seinem Hause. Dies ist der rothe Faden de« Stücks, welcher in ein bunt flimmerndes Geäder lustiger Episoden ver webt ist, die dem Stück durch mehr oder weniger gute Witze und Kalauer, durch eine Anzahl zum Theil recht melodiöser, leider nur zu sehr der Localfärbuug ent behrender, bisweilen aber, besonder- in der Persiflirung de- italienischen OperngesangeS, stürmische Heiterkeit hervorrufender Couplet- und durch einen frischen, volks- mäßigen, bisweilen sogar derben Dialog den Charakter eines echten Volksstücks gibt, in welchem man zum wenigsten einmal herzlich lachen kann. Der August Schultz« d«S Hrn. Eichenwald war einer seiner bekannten vorzüglichen Emporkömmlinge. Wiederholter Beifall lohnte sein« humorvolle Charakter zeichuung. Gleichen erschütternden Eindruck auf da« Zwerchfell des Zuschauers übte Hr. Schubert als „Ent decker" a»S, und wurde vortrefflich von Frl. G. v. Ianu° schowSky al« Lottchen Rabe secundirt. Hr. Pauli gab in Maske und Bewegung eine treue Copie de« berühmten „August" au- dem CircuS Renz und rief, als «r im grünen Billardtuchanzug erschien, von dem man die fünf PointS für die Kegel zu beseitigen vergessen, stürmische Heiterkeit hervor. Das mit einigen recht poetischen Zügen au-gestattete Liebespaar, Max Wohl muth und Margarethe Schultze, wurde von Hrn. Ellmenreich u»d Frl. Tullinger in vortrefflicher, be sonder- von der letzter» in der gewohnten anmuthigen Weise wiedergegeben. Die Frau v. Schminkwitz (Frau Schubert), deren Mutter (Frau Spjtzeder), v. Gold ammer (Hr. Conrav), v. Löwenheim (Hr. Mauthner), Schröpfer (Hr. Pohl) und Kullmetz (Hr. Broda) wur den von den Genannten in angemessener Weise durch geführt. Al- die drei Fräulein Schminkwitz schwiegen sich Frl. Reinecken, Frl. Picker nnd Frl. Smutek mit anzuerkennender Unterordnung Ms. Das Ensemble war durchweg frisch und lebendig, d«r Erfolg des Stückes durchschlagend. Im Frembenbuche der Klause bei Kufstein befindet sich nnterm 6. Sept, der nachstehende Eintrag: „Gerhard Schramm, k. b. Salinenverwalter a. D., von München, ältester Veteran des bairischen Heere« von 1805, war im Jahre 1809 Mitkämpfer bei der Stürmung de« damal stark verschanzten Thierberges und am heutigen Tage vor sech«undsechzig Jahren (am 6. Sept. 1818) Mitkämpfer in. der großen Schlacht bei Dennewitz."