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Dresdner Journal : 17.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-17
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1902
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ve-uaSdrei»: « Btt» Bezüge durch die ?>sUt.Ul>Neir, iuuerdasv Ire»«,»» 2,50 M (rrnichl Zutraguua), durch die ^ok im Drulichen Reiche 3 M. (auljchlieblich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmte», «der von dieser nicht em- aesorderten Beiträge bean sprucht, io ist da» Postgeld beizufügen. Ares-mr M Journal. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Orscheinent Werltag» nachm. 5 Uhr. ^242. Freitag, den 17. Oktober nachmittags. 1902 Bukündtgn«,»gebühren: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Änkändi» guna»-Seite oder derenRaum io Pf Bei Tabellen- und Zisfernsatz » Pf Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Teztzeile mittler Schrift oder deren Raum »0 Pf. Lebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung- Annahme der Anzeigen bi« mittag» 13 Uhr für die nach mittag- erscheineadeRummer. Ämliicher Teil. Dem Pfarrer an St. Petri in Leipzig, vr. tkeol. «t pdil. Ernst Bruno Hartung ist das Superinten- denlenamt für die Ephorie Leipzig II übertragen worden. 'M ekanntrnachung. Ter Hauptbevollmächtigte der Magdeburger Hagelversicherungs-Gesellschaft in Magdeburg, Herr Rudolf Schaeper, und dessen Stellvertreter, Herr Otto Adler, haben mit dem 1. dieses Monats ihren Wohnsitz von Leipzig nach Dresden verlegt. Dresden, am 14. Oktober 1902. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Vr. Bodel. S2»2 Kekanntrnachung. Ter Borsitz in der Prüfungskommission für Apotheker zu Leipzig ist für das Prüfungsjahr 1902/03 dem Geheimen Medizinalrate Professor vr Boehm übertragen worden. Dresden, am 11. Oktober 1902. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. v. Seydewitz. 9236 Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Am GrschäftSvereich« des Ministerium» der Ainanzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Huscher, zeither Postmeister in Neustadt (Sa.), als solcher in Tharandt; Schultze, Stationsverwalter, als Post- ageni in Frauenhain (Bz Dresden). Am «eschäftsbereiche »«» Ministerium» de» Kultus«. Sffentl. Unterricht». Zu besetzen: die zweite stand Lehrerstelle a d. niederen Schule in RöhrSdorf. Koll.: die oberste Schulbehörde. 13W M. Ansangsgehalt, steigend bis 2550 M, außerdem SS M. f. Turnunterricht im Sommerhalbj. u fr Wohnung m Gartengenuß BewerbungS- gesukbe unter Beifügung sämtl. Zeugnisse u der erfordert. Beilagen, v. Hilfslehrern auch des MilitSrdienstnachweiseS, sind bis 5. Nov. b. Bezirksschulinspektor Schulrat Richter, Chemnitz, einzureichen; — die zweite ständ. Lehrerstelle zu Hermsdorf i Erzg Koll : die oberste Schulbehörde. 1200M Grundgehalt, 100 M unwidcrrufl. Pers. Zulage, SS M. s. Sommerturnen, fr. Amtswohnung sowie fr. Heizung im kaiastermäßigen Werte v. 102 M u. Gartengenuß Be werbungsgesuche unter Beifügung der erfordert., bis in die neueste Zeit reichenden Zeugnisse bis ü Nov an Bezirksschul inspektor Bang, Dippoldiswalde; — eine ständ. Lehrerstelle in Groitzsch Ostern 1903. Koll.: der Stadtrat. Einkommen tSOO M f verh., 1456 M f. unverh. Lehrer (einschl. 200 bez 150 M WohnungSgeld), steigend in 30 Dienstj. bis 3000 bez 2950 M Gesuche nebst Zeugnisabschriften bis 2ü. Nov. b Koll einzureichen; — eine ständ. Lehrerstelle a. d. Bürger schule zu Eibenstock sofort. Koll.: der Stadtrat. Einschl. Wohnungsgeld 1600 M. Anfangsgehalt, steigend bis 3200 M. nach 34 Dienstj. Bewerbungsgesuche bis 1. Nov. b. Koll, einzureichen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Zam Äusstan-e -er französischen Grubenarbeiter. Ter Ausstand der französischen Gruben arbeiter ist in mannigfacher Beziehung sehr lehr reich und sollte daher auch bei nnS in seinen Ursachen und Begleiterscheinungen beachtet werden. ES ist schon darauf hingewiesen worden, daß zu der langen Kette von Ausstandsbewegungen, von denen die franzö sische Kohlenindustrie während der letzten zwei Jahre heimgesucht worden ist, die in führenden Stellungen befindlichen Genossen und die SyndikatSleiter Glied an Glied gefügt haben, daß sie eS gewesen sind, welche die teils durch Entbehrungen ermüdete, teils in ihren Wünschen befriedigte Arbeiterschaft zu immer neuen und größeren Forderungen aufgestachelt und so alle Bemühungen, den Streit zu schlichten, vereitelt haben. Des weiteren ist nickt unbemerkt ge blieben, daß die sogenannten „freien" Arbeiter eine kläg liche Rolle gespielt haben, indem sie sich gänzlich dem Willen einzelner Parteigrößen unterordneten, deren persönliche Stellung mit dem Ausstande besteht und fällt; es hat sich wieder einmal gezeigt, daß in Wirk lichkeit keine staatliche oder gesellschaftliche Einrichtung besteht, die hinsichtlich der mit ihr verknüpften Ver bindlichkeiten an den alles Maß übersteigenden Terrorismus der sozialistischen Organisationen heran reicht. Andererseits darf der französischen Re gierung auch der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie langmütig dem verderblichen Treiben dieser „Volksbeglücker" zugesehen und dadurch Dauer und Ausdehnung des gegenwärtigen AuSstandeS mit ver schuldet hat. Es ist geradezu unerhört, was franzö sische Blätter über die Haltung der staatlichen Be hörden gegenüber der wachsenden Bewegung berichten. Nicht nur, daß die offiziellen Organe einen Teil der Vorgänge geflissentlich verschweigen oder das revolu tionäre Treiben der sozialistischen Machthaber be schönigen bezw. in ihrer Bedeutung abzuschwächen suchen, in einigen Ortschaften der Departements Nord und Pas de Calais haben die Regierung-- und Polizeibehörden sogar die schlimmsten Ausschreit ungen geschehen lassen, ohne dagegen vorzugehen und die Uebelthäter zur Rechenschaft zu ziehen. Ein Augenzeuge berichtet darüber aus Denain (Departe ment Nord) an eine Pariser Tageszeitung: „Wiederholt wurden die bei ihrer Pflicht verbliebenen, unter militärischem Schutze von den Arbeitsstätten heim kehrenden Arbeiter durch die Reihen der Wachlmannfchaften hindurch von den Ausständigen mit Peitschen und sichel förmigen, an lange Stäbe gebundenen Messern mißhandelt, die an ihrer Wohnung angelaugten und den Zug verlassenden Arbeitswilligen wuroen auf dem kurzen W ge bis zu ihrem Hause von Streikenden mit Füßen getreien und von deren Frauen mit Steinen geworfen; Frauen, die ihren arbeitenden Männern Kleidungsstücke brachten, gegen die sie, um weniger leicht erkannt zu werden, ihren ArbeitSanzug vertauschen sollten, wurden in rohester Weise geschlagen, man r ß ihnen die Kleider vom Leibe und zwang sie, in ihre Wohnung zurück,»kehren. Die Wohnungen der pstichlgetreuen Beamten und Arbeiter der Minen wurden zerstört, und das geschah alles in einem Orte, wo außer der Gen darmerie Kürassiere und Infanterie zur Stelle waren. Aber ebenso wie die amtlichen Organe den Charakter der Aus schreitungen in einem wesentlich milderen Lichte darstellten, thaten die Truppen keinen Schritt, um die Rohheiten und Gewaltthate» der Ausständigen zu verhindern. Als dann end lich das Militär verstärkt und Anstalten gemacht wurden, eS in Thätigkeit treten zu lassen, hatte der Mob und die Masse der Streikenden ihren Zweck erreicht Die bisher noch pflicht treuen Arbeiter hatten, an ihrem Leben bedroht und besorgt um ihre Familie und Habe, gleichfalls die Arbeit niedergelegt und somit vor dem „Volkswillen" kapituliert." Diese Schilderung, die in ihren Einzelheiten noch furchtbarer wirkt, rückt einerseits die vielgerühmte „Arbeiterfreiheit" in das rechte Licht, zeigt aber andererseits auch, daß die französische Regierung gegenüber den gewaltthätigen Uebergriffen der Streikenden die erforderliche Energie hat vermißen lassen und ihr daher wohl ein gut Teil der Schuld an dem Umfange der Ausstandsbewegung beizumessen ist. Die Junahme -es Mittelüan-cs in Lachsen. Das Anwachsen des Mittelstandes ist xin hervor stechendes Merkmal unserer Zeit. Für unser engeres Vaterland wird es in überraschender Weise bekundet durch die Ergebnisse der Einschätzungen zur Einkommen steuer, die nunmehr seit 24 Jahren eingeführt ist. Läßt man die Einschätzungen der ersten zwölf Jahre, in denen sich das Einkommensteuergesetz erst einzuleben. hatte, als minder sicher beiseite und hält man sich nur an die Jahre von 1890 bis 1900, so ergiebt sich eine so starke Zunahme der mittleren Einkommen von 2000 M. bis 12 000 M., wie sie niemand erwartet hatte. Hörte man früher doch immer nur voraussagen, daß wir Zuständen entgegengingen, bei denen einer kleinen Zahl von Ueber- reichen eine proletarisierte Volksmasse Verarmter gegen überstehen würde. Wie anders ist es gekommen! Wenn die Sozialdemokratie als ihren Wunsch und ihr Streben die Vernichtung des Mittelstandes hinstcllt, so hat sie mit ihrer bisherigen Wirksamkeit einen vollständigen Mißerfolg erzielt, und steht jetzt vor dem Gegenteil dessen, was sie hoffte und er wartete. Den vorstehenden Mitteilungen liegen die Zahlen zu gründe, die das König!. Ministerium des Innern im statistischen Jahrbuch für Sachsen bekannt gegeben hat. Danach hat sich die Zahl der nach Abzug der Schuldzinsen mit einem Einkommen von über 1900 Di. bis 4300 M. eingcschätzten Steuerpflichtigen in dem Zeiträume von 1890 bis 1900 von 76853 auf 120746 vermehrt; das ist eine Zunahme in diefer Diittelslands klasse um 57 Proz.! Gleichzeitig vermehrten sich aber auch die dem wohlhabenden Mittelstand angehörigen Ein geschätzten mit Einkommen von über 4300 Ai. bis 12 OM M um volle 49 Proz., da sich ihre Zahl von 24 563 auf 36 672 hob! Für die Gesamtzahl der Steuerpflichtigen in den Klaffen mit Einkommen von über 19M M. bis 12 OM M. ergiebt sich daraus eine Zunahme um 55 Proz.; das ist, da inzwischen die Zahl der überhaupt eingeschätzten Personen sich nur um 24 Proz. vermehrt hatte, eine Verbreiterung der Mittclstandsschichten, von der man nur mit Befriedigung Kenntnis nehmen kann. Tagesgeschichte. Dresden, 17. Oktober. Se. Exccllenz der Generaldirektor der Königl. musikalischen Kapelle und der Hoftheater Kammerherr Graf v. Seebach hat sich heute in außerordentlicher Mission nach Ludwigs lust begeben, um Sr. Königl. Hoheit dem Groß herzoge von Mecklenburg-Schwerin die Thronbesteigung Sr. Majestät des Königs zn notifizieren. In seiner Begleitung befinden sich der Königl. Kammerherr v. Metzsch Reichenbach und der Oberleutnant Frhr. v. Seebach .vom Garderciter- Regiment. Deutsches Reich. Berlin. Wie in einem Teile der gestrigen Aus lage unter Drahtnachrichten bereits mitgeteilt wurde, traf Se. Majestät der Kaiser gestern vormittag kurz nach 8 Uhr mit Gefolge in Marienburg ein und begab Sich nach dem Schlosse. Um L10 Uhr verließ es der Kaiser, besichtigte die neue Marienburger Garnison, die vor der Abfahrtsstelle .Aufstellung ge nommen hatte, schritt die Front der Truppen ab und verabschiedete Sich alsdann. Unter dem Jubel der zahl reichen Menge fuhr der Zug nach Danzig weiter, wo Se. Majestät der Kaiser um 11 Uhr vormittags eintraf. Der Monarch, Allerhöchstwelchcr die Uniform des Leib gardehusarenregiments Nr. 1 trug, begab Sich zunächst, von der zahlreichen Menge lebhaft begrüßt, in offenem Wagen nach dem Generalkommando. Nach einem /Aufent halte von etwa zehn Minuten fuhr der Kaiser in Begleitung des Generalleutnants v Braunschweig die große Allee hinunter nach der Villa des Brigade kommandeurs Generalmajor v. Mackensen und stattete diesem einen Besuch ab, der etwa 20 Minuten währte. Mittlerweile hatten sämtliche Schwadronen der beiden Leihhusarenregimcnter auf dem Wege von der Villa des Generalmajors v. Mackensen nach dem Offizierkasino Aufstellung genommen Se Majestät ritt darauf die Fronten der Truppen ab, die den Allerhöchsten Kriegs herrn mit lautem Hurra begrüßten. Im Kommandeur zimmer des Kasinos begrüßte der Kaiser alsdann den neuen Oberpräsidenten von Westpreußen, Delbrück, der auf besonderen Wunsch Sr. Majestät erschienen war Bei der Tafel, die gegen 12 Uhr begann, faß der Kaiser zwischen den, Oberpräsidentcn Delbrück und dem General leutnant v. Braunschweig. Aus Langfuhr wird vom gestrigen Tage ge meldet: Se. Majestät der Kaiser ist heute nachmittag um 1 Uhr von hier ab gereist. — Abends (411 Uhr traf Se. Majestät auf der Wildparkstation ein. Morgen, Sonnabend, vormittag, gedenkt Sich, wie der „Berliner Lokalanz." meldet, der Kaiser von der Wildparkstation aus nach Fehrbellin zu begeben, wo mittags 12 Uhr die festliche Enthüllung des vom Monarchen gestifteten Denkmals des Großen Kurfürsten stattfindet. Gleich nach der Feier begicbt sich der Kaiser wieder zur Bahn und kehrt nach dem Neuen Palais zurück. — In der gestrigen Sitzung des Bundesrats wurden der Antrag des KönigsrcichS Sachsen, be treffend die Erweiterung der Leistungen der Landeü- vcrsichcrungsanstalt Königreich Sachsen gemäß 8 45 des Jnvalidcnversicherungsgefctzes sowie die Vor jagen, betreffend ein am 4. Juni 1902 zwischen dem Reiche und Italien geschlossenes Abkommen zur Ab änderung des Uebercinkommens vom 18. Januar 1892 über den gegenseitigen Patent-, Muster- und Marken schutz, und ein am 26. Mai 1902 zwischen dem Reiche und der Schweiz geschlossenes Abkommen zur Abänderung des Uebereinkommens vom 13. April 1892 über den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz, sowie der Entwurf einer Bekanntmachung über Bestimmungen für den Kleinhandel mit Garn, den zuständigen Aus schüssen überwresen. Ferner wurde die Zustimmung er teilt den Anträgen der Ausschüsse über die Vorlage vom 1. Juli d. IS., betreffend Erlaß von Salzsteuer für zur Viehfütterung verwendetes Steinsalz, sowie über die Vor lage vom 19. September d. Js., betreffend Erstattung des Zolles für Kalbfleisch, ferner dem Berichte über die Vorlage, betreffend die Beaufsichtigung schaumburg lippescher privater Persicherungsunternehmungen und über den Antrag Badens, betreffend den Bezug von Unfall renten durch Hinterbliebene eines Ausländers in aus ländischen Grenzbezirken, sowie den Berichten über die Vorlage vom 18. September d. I., betreffend Aenderungen der Satzungen der Preußischen Hypotheken-Aktienbank, über die Vorlage, betreffend die Ergebnisse der Volks zählung von 1900, die Außerkurssetzung der Zwanzig pfennigstücke aus Nickel, sowie über den Bericht der Reichsschuldenkommission, betreffend die Verwaltung des Schuldenwesens und der ihrer Beaufsichtigung unter stellten Fonds re. — Zu der Angelegenheit der Audienzfrage der Burengenerale bei Sr. Majestät dem Kaiser nimmt die „Nordd. Allg. Ztg." in ihrer heutigen Ausgabe nochmals das Wort, indem sie schreibt: Ueber die ge scheiterte Audienz der Burengencrale bei Sr. Majestät dem Kaiser sind in den letzten Tagen viele einander widersprechende Angaben, zum Teil unter Berufung auf die Generale selbst, verbreitet worden. Dabei hat es bei der Neigung mancher Blätter, der eigenen Regierung am Zeuge zu flicken, auch an Anzweiflungen der Ge nauigkeit unserer Darstellung vom 9. Oktober nicht ge fehlt. Wir halten es deshalb für nützlich und erforder lich, nochmals auf die Angelegenheit zurückzukommen Am 18. September hatte sich Se. Majestät der Kaiser auf Vorschlag des Reichskanzlers bereit erklärt, die Generale zu empfangen, wenn sie sich durch Vermittelung des englischen Botschafters in Berlin anmelden lassen und sich anticnglischer Agitationen enthalten würden Die Generale wurden hiervon infolge Verfügung des Auswärtigen Amts an den Kaiser!. Vertreter im Haag in Kenntnis gesetzt, und Dewet erklärte in ihrem Namen, daß sie das Kaiserliche Anerbieten annähmcn und mit den Bedingungen einverstanden wären. Durch ein Telegramm aus dem Haag, das gleichzeitig in mehreren deutschen Blättern erschien und aus burischer Quelle ge schöpft war, wurde zuerst in der Presse am 27. Sep Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 16. d. Dits.: „Tamson und Dalila". Oper in drei Akten und vier Bildern von Ferd. Lemaire. Deutsche Uebersetz- ung von Richard Pohl. Musik von Saint-Saöns. Die diesmalige Aufführung Ks Werkes gewann ein besonderes Interesse dadurch, daß Hr. Ernst Kraus von der Berliner Hofoper den Samson sang. Der Künstler, der zu den Bayreuther Berühmtheiten gehört, hatte sich unlängst als Siegfried in Wagners gleich namigem Musikdrama, wie in der „Götterdämmerung" vorgestellt und bis auf das störende Moment einer ge wissen Manieriertheit des Vortrags mit seinen Leist ungen die Berechtigung des Rufes, den er in der musi kalischen Welt genießt, bewiesen. Jetzt aber wurde es wieder von neuem offenbar, daß ein Sänger, der im deklamatorischen Gesangstil groß geworden ist, kaum je mals im stände sein wird, den Anforderungen gerecht zu werden, die in einer echten Gesangspartie an ihn heran treten. Eine solche aber stellt die Rolle des Helden des in Rede stehenden Werkes dar. Abgesehen von dem augenschein lich im Hinblick auf den biblischen Eharaktcr des letzteren, also mit gutem Grunde erfolgten Anlehnen an Mehujs „Jakob und seine Söhne" gründet Saint Sai'-ns unter Ausnutzung einer modernen Orchesterbehandlung seine Tonschöpsung auf den Stil der großen Oper. Und da mit mtsällt das einseitige Betonen des Sprachaccents im Sinne Wagners zu Gunsten eines Jnnehaltcns der musikalischen Linien. Daran aber versagte die Kunst des Hrn Kraus, der dann selbstverständlich auch die vom Kompo nisten angcstrebte innere Wirkung, beispielsweise in der ergreifenden ersten Scene des dritten Akts, nicht zu er zielen vermochte und sich in der Hauptsache auf die Kraft feiner Stimme veriieß. Letztere allerdings trat wieder oft imponierend in die Erscheinung und würde nur im Klange angenehmer berührend empfunden werden, wenn der Künstler seine Aussprache minder ungedeckt und flach gestalten könnte. Die weitere Rollenbesetzung mit Frl. v. Cha van ne als rühmlich bekannte Dar stellerin der Dalila, sowie mit Hrn. Scheidemantel als Oberpriester rc. gicbt zu besonderen Bemerkungen nicht Anlaß Hr. v. Schuch führte die musikalische Leitung mit dem gewohnten künstlerischen Feincmpfindcn. Das Haus war sehr gut besetzt. O. S. Königl. Schauspielhaus. Am 16. d. Mts.: „Der Kaufmann von Venedig", Lustspiel in fünf Akten von Shakespeare. Uebersetzt von A. W. Schlegel. Die Anziehungskraft, die die belebte und farbenvolle Darstellung des „Kaufmanns von Venedig" auf unsrer Hofbühne seit Jahren bewährt, wurde am gestrigen Abend durch das erste Auftreten des Hrn. Froböse als Shylock noch beträchtlich verstärkt. Der Künstler ver bindet mit einer unüberwindlichen Hinneigung zu den schärfsten, naturalistischen Wirkungen einen entschiedenen Drang, Gestalten selbständig aufzufassen, sie in ein völlig neues Licht zu rücken und ihnen durch eine abweichende seelische Begründung einen besonderen Reiz zu verleihen. Daß er den rachsüchtigen Juden des Heiligenscheins von emirhafter Würde und tiefrer Weisheit, den einzelne Dar steller beliebt haben, vollständig entkleiden, sich durchaus an die ursprünglichen Züge der Shakcspearischen Gestalt halten würde, war bei ihm von vornherein gewiß. Daß er die Habgier und die Schlauheit, die hastige Beweglichkeit und die orientalische Rachsucht des Wucherers lns zum Grotesken hervorkehrte, in Maske, Mimik, Kleidung und Sprache den Juden niederer Gewöhnung verkörperte sowie parallel mit den wilden Ausbrüchen leidenschaftlichen Haffes gegen Antonio auch die zuckende Unruhe in Geste und Ton bis zum Aeußerstcn steigerte, läßt sich nicht tadeln, wenn man seiner Auffassung der Rolle überhaupt zustimmt. Ucberraschend, fast gegensätzlich, wirkte dann aber die Ruhe und Selbstbeherrschung, die sein Shylock in der großen Gcrichtsscene vor dem Dogen von Venedig im vierten Akte entsaftete. Hr. Froböse geht offenbar davon aus, daß der Jude jetzt, wo ihm sein Opfer nicht mehr entrinnen kann, wo er fest auf seinem Schein steht, so eis kalt als stahlhart geworden ist Nur fehlt dann eben der Uebcrgang; ein und das andermal wenigstens müßte auch in den vorangehenden Sccncn die Fähigkeit Shylocks zu solcher Zusammenfassung und Selbstbeherrschung angcdeutet sein. Jedenfalls zeichnete das Publikum die Wiedergabe des Shylock durch Hrn. Froböse mit anhaltendem Beifall aus. Von den übrigen Darstellern wirkte vor allem Frau Salbach, deren Porzia durch höchste Anmut und einen feinen Hauch liebenswürdiger Schalkhaftigkeit in poetische Höhe erhoben ist. Die Herren Müller und Gunz gestalteten die Scene zwischen dem alten und jungen Gobbo sehr ergötzlich; die Damen Frau Bast« (Nerissa) und Frl. Politz (Jessica), die Herren Blankenstein (Prinz von Marocco), Bauer (Prinz von Arragon) und Stahl (Graziano) spielten mit Frische und entsprechender Laune. In minder glücklicher Stimmung schienen die Herren Winds (Antonio) und Franz (Bassanio), von denen der erste die Melancholie des königlichen Kaufmanns gar zu sehr in grämliche Trockenheit, der andere die aristo kratische Sejbstbeherrschung des jugendlich feurigen vene zianischen Edelmanns gar zu sehr n behagliche Sicherheit wandelte. Ad. Stern. Konzert. Ter Gesangverein der Staatseiscn- bahnbeamten zu Dresden, unter der Leitung des thatkräftigen Hrn Max Funger stehend, veranstaltete vorgestern abend im großen Saale des Gewerbehauses einen Liederabend, der mit dem edelschönen, klang vollen Rietzschen Chor „Einsamkeit" eingcleitet wurde. Von den sonstigen Darbietungen des Chors schlugen am zündendsten die für Männcrchor gefetzten Volkslieder Friedrich Silchcrs ein, von denen namentlich das zuletzt gesungene und auf Verlangen wiederholte „Tanzlied" den straffen Zusammenhalt der Stimmen des Vereins zeigte. Solisten des Abends warcn^Hr Königl. Kammer sänger Heinrich Gudchus, der, von Hrn. Tonkünstlcr Clemens Braun geschmackvoll am Klavier begleitet, die schöne Wermannschc Ballade „Wo sich zum Rheincs- strome", das Lied Siegmunds „Wintcrstürmc wichen dem Wonnemond" aus der „Walküre" und Lieder von Fielitz und Schumann sang, und ein aus Pereins mitgliedern gebildetes Quartett, das Lieder von Häser und Döring vortrug. Der Abend erwies aufs neue die Leistungsfähigkeit des Percins, der schon heute mit in der ersten Reihe der hiesigen Männergesangvereine steht; sein Stimmmatcrial ist ein ausgezeichnetes, die Schujung, die es durch Hrn. Funger erfahren hat und noch er fährt, die denkbar vortrefflichste. Man darf somit die Weiterentwickelung des Vereins mit warmem Interesse verfolgen. 8 Emil Richters Kunstsalon. Noch für wenige Tage ist in Emil Richters Kunst salon an der Prager Straße eine ungewöhnlich reich haltige Kollektion von Kunstphotographicn aus dem Atelier von Erwin Raupv hier ausgestellt, auf die wir unsere Leser ausdrücklich aufmerksam machen wollen, obwohl uns in dieser, wenn wir nicht irren, dritten Sonderausstellung Raupps insofern nichts neues geboten wird, als sich zwar die diesmaligen Leistungen Raupps auf der schon früher von ihm erreichten Höhe halten, aber auch heute dieselben Bedenken auftauchcn, die wir schon früher hier ausgesprochen haben. Es zeigt sich wiederum aufs neue, daß Raupp ein Photograph ist, der sich aller der verschiedenartigsten Hilfsmittel seines Beruses auf das Geschickteste zu bedienen weiß, und daß er vor allem das besitzt, was noch manchem seiner Kollegen abgeht, einen auserlesenen Geschmack und
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