Volltext Seite (XML)
merad- d a. mnasial- m 8ad eten. ur trau- Bruder, rig am ieden ist. NN». ch, dm t. od meine eipner Satte « 1886. Ig Nach- uns der ) innigst- Schwager, dt. an >eydt, nen. 1886. Uhr vom sere gute Monaten,. :em Krau. 7» 7« 71» « k. ° « 0.2 « U. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und Wüschen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Braou iu Freiberg. i Erscheint jeden Wochentag Rachmin.'/,6 Uhr für den li 3>brg«»S. — 8 Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angenom- ä°239. sL-LM-SALLLLM l Donners dm 14. Oktober. 1886. Die Wahlen zur Sobranje. Die Vertreter deS Zaren in Sofia haben nichts verabsäumt, um die von der bulgarischen Regentschaft angeordneten Wahlen »ur Nationalversammlung zu hintertreiben, den Wahlakt zu stören und Unordnungen hervorzurufen, welche den Vorwand m einer russischen Okkupation liefern könnten. Alle diese Versuche sind vergebens gewesen, da die Wahlen im ganzen Linde in ziemlicher Ordnung vollzogen wurden und über wiegend regierungsfreundlich ausgefallen sind. Wahl- beeinflussungen kamen an einigen Orlen vor, wo sich russische Konsulate befinden, und eine blutige That wird allerdings aus Dubnitza gemeldet, welche keiner weiteren Kommentare bedarf; dort wurden nämlich der Unter-Präfekt und die beiden Kandidaten der Regierung von früheren Räuber- ansührern ermordet. In Widdin soll der russische Konsul Karzvw der Menge zugerusen haben, daß sie der Polizei nicht zu gehorchen brauche, da es in Bulgarien keine Regierung gäbe. Die am Sonntag während des Wahlaktes in Sofia stattge- sundeuen Unruhen, welche von dem ministeriellen »Journal de StPetnsbourg" bereits benutzt werden, um die von Rußland geforderte Verschiebung der Wahlen zu rechtfertigen, haben den General von Kaulbars zu einem geharnischten Protest veranlaßt, dürsten aber der russischen Sache mehr schaden als der bulgarischen. Die Entrüstung über das Verhalten der Russen bei der offenbar von diesen selbst angezettelten Baueru-Demonstration war bei den in Sofia sich aufhalten- den Ausländern nicht minder groß als bei den Bulgaren und veranlaßte den deutschen Generalkonsul von Thiele mann am Montag zu so ernsten Vorstellungen bei dem russischen Konsul Nekludow, daß sich dieser sehr erschrocken eifrigst entschuldigte. Damit dürste die Sache um so weniger abgcthan sein, als die voraekommenen Bedrohungen der deutschen und englischen Konsulate durch den von russischer Seite mit Brot, Wein und Branntwein regalirten Pöbel die Geduld der fremden Regierungen mit den sich als Herren des Landes gebehrdenden Mitgliedern des russischen Konsulats in Sofia erschöpft haben dürften. Der Berichterstatter der „Kölner Ztg." schildert den häßlichen Zwischenfall in folgender Weise: „Am Sonntag Morgen rückten über hundert Bauern, von montenegrinischen und mazedonischen Wühlern begleitet in Sofia ein und begaben sich zum russischen Konsulat, wo sie Hochrufe auf den Kaiser von Rußland ausbrachten. Nekludow erschien auf dem Balkon und hielt eine Ansprache, in der er sagte, der Kaiser von Rußland, der stets das Wohl Bulgariens wolle, mißbillige die Wahlen, welche null und nichtig sein würden. Diese Rede wurde durch Hochrufe auf den Zaren wiederholt unterbrochen. Hierauf begaben sich die Bauern nach dem Wahllokal, das sie zu stürmen suchten, um die Urnen zu zertrümmern und das Wahlgeschäft unmöglich zu machen. Ein Hagel von Steinen, welche die Bauern miigebracht hatten, eröffnete die Schlägerei. Die Mehrzahl der Letzteren drang in das Lokal ein, aber aus demselben erfolgte ein rasch ausgeführter Gegenangriff. Die Bauern wurden hinausgeworfen, hinter ihnen her eilten die Ver folger mit Stöcken. Die Bauern machten in ihren weißen Schafpelzen den Eindruck einer fliehenden Hammelheerde. Etwa sechs Bauern hatten leichte Verwundungen am Kopf und blutende Nasen davongetragen. Sofort erscholl bei ihnen das Losungswort: Zum russischen Konsulate! Etwa 150 bis 200 Mann stark wurden sie in den Hof des Konsulats eingelassen und dort verband man die Ver wundeten in augenfälliger Weise. Die Bauern bemächtigten sich nun eines im Hose liegenden Holzhaufens, aus dem sie mächtige Knüppel zurechthackten; die Diener des Konsulats trugen ihnen zur Erleichterung dieser Arbeit Sägen herbei. Nekludow fuhr gegen halb zwei Uhr zum französischen Konsul Flesch, wahrscheinlich von dort auch zu den anderen Konsuln. Es scheint, daß Nekludow die Bauern möglichst lange im Konsulate halten wollte, um den Glauben hervorzurufen, daß, falls sie das letztere verlassen hätten, für ihre Sicherheit zu fürchten gewesen wäre: wenigstens wurde unter die Bauern Schnaps und Brot verlheilt. Gegen 3 Uhr warfen einige Jungen Kieselsteine in den Hof des Konsulats, worauf die Bauern mit einem Bombardement antworteten, bei dem Pflastersteine und mächtige Knüppel als Wurfgeschosse dienten und die Fenster des deutschen Konsulats zer trümmerten, welches dem russischen Konsulat gegenüber liegt. Die Polizei trieb nun die Menge vom Bürger steig zurück, worauf völlige Beruhigung eintrat. Dieser harmlose Ausgang der russischen Herausforderung schien jedoch nicht den Beifall der Leiter dieser nichtsnutzigen Aufhetzerei zu finden; denn die Bauern im Hofe begannen von neuem Knüppel auf die Menge zu schleudern. Darauf warfen einige Jungen Steine in den Hof, worauf sofort die russischen Kawassen aus Revolvern Feuer gaben. Die meisten Schüsse gingen gegen das gegenüberliegende deutsche Konsulat, vor dessen Thür gerade das gesammte Personal der deutschen Agentur mit vielen anderen Deutschen stand Auch das englische Konsulat bekam Kugeln ab; die meisten aber gingen geradeüber und es ist fast ein Wunder, daß von der Gruppe der Deutschen Niemand getödtet oder ver wundet worden ist. Das ganze Gebäude trägt Kugel spuren, und die von der Wand abgeprallten Kugeln konnten auf dem Bürgersteig aufgesammelt werden. Nachdem die Schüsse gefallen, rückte Hauptmann Pelkow mit einem Bataillon des Alexander-Regiments und Kavallerie vor das Konsulat und säuberte alle Nebenstraßen. Nekludow verlor nach der Beschießung des deutschen Konsulats gänzlich den Muth und ordnete an, daß alle Bauern sofort sein Konsulat verlassen sollten. Vor dem Letzteren wurden sie von militärischem Geleit in Empfang genommen und zwischen, zwei Reihen Soldaten unter lautem Jubel der Bevölkerung nach einer außerhalb der Stadt gelegenen Kaserne geführt, von wo sie allmählich in Freiheit gesetzt werden sollten» Die Bauern sagten aus, daß sie von ihrem OrtSrichter, ohne zu wissen, um was eS sich handle, nach dem Konsulat geführt worden seien. Der Ortsrichter habe gesagt, daß Jeder, der nicht hingehe, drei Rubel zahlen müsse. Nachdem diese von Nekludow angeworbenen Leute aus Sofia entfernt waren, herrschte die schönste Ruhe wie an einem gewöhnlichen Sonntag, und die Bevölkerung lustwandelte vergnügt im Stadtgarten." Dadurch, daß der Versuch der Russen, die Wahl in Sofia zu stören, kläglich scheiterte, sahen sich dieselben ver anlaßt, auf ähnliche Ruhestörungen in anderen bulgarischen Ortschaften mit wenigen Ausnahmen zu verzichten. In Rustschuk hatten am Abend vorher zwei Deputationen den sich dort aufhaltenden General von Kaulbars besucht, der ihnen die gegenwärtige Politik Rußlands in bündigster Weise darlegte, ohne einen besondcrn Eindruck zu erzielen. Am Sonntag Morgen überreichte eine Abordnung von 250 bulgarischen Notablen dem russischen General eine schriftliche Erklärung, welche bei aller Achtung und Dank barkeit für Rußland der bulgarischen Regierung volles Vertrauen bekundete. Zu dem ihn besuchenden Bericht erstatter des Pariser Blattes „Malin" äußerte General von Kaulbars am Sonntag Folgendes: „Ich konnte das Land bereisen und feststellen, daß die Idee, Rußland sei der Beschützer Bulgariens, und die Achtung vor dem Zaren lebendig im Volke ist. Ich gestehe, in Rustschuk war die Bevölkerung nicht zu unsern Gunsten. Ich wollte mit den Offizieren sprechen, allein der Chef der Brigade,' Oberst Filow, der mir erst versprach, mich zu begleiten, verständigte auf Befehl der Regierung die Offiziere, daß sie sofort ab gesetzt würden, wenn sie die Schwelle meines Zimmers überschreiten sollten. Filow entschuldigte sich dann, nicht Wort halten zu können. Mögen die Bulgaren nur die Wahlen vornehmen; sie spannen den Bogen aber zu sehr, so daß er brechen wird. Ich reise weiter, ohne meinen Weg zu ändern. Morgen gehe ich nach Schumla." Dort erwartete ihn aber ein noch größeres Fiasko. Vor seiner Wohnung sammelte sich eine große Menschenmenge an, die unausgesetzte Hochrufe aus ein unabhängiges Bulgarien ausbrachte. Wohl machte ein kleines Häuflein von Zanko- wisten dem Vertreter des Zaren ihre Aufwartung, gleichzeitig sprach sich aber eine sehr zahlreiche Volksversammlung in Schumla begeistert für die bulgarische Regentschaft aus. In Varna war vor dem russischen Konsulate eine Volksmenge versammelt, welche bei der Ankunst Kaulbars' rief: „Es lebe das unabhängige Bulgarien, es lebe der Held von Slivnitza!" Eine Deputation der Bevölkerung unterbreitete dem General die Wünsche des Volkes, worauf letzterer die bulgarische Regierung einer scharfen Kritik unterzog. Die Deputation erwiderte, die Regierung verfahre gesetzlich und genieße das Vertrauen des Volkes. Durch diesen Ausgang der Mission des Generals sowie durch den glänzenden Wahlsieg der Regierung ist die Krisis zu einem Punkte gelangt, wo eine Katastrophe unvermeidlich scheint. Für die russische Regierung giebt es jetzt nur noch die Wahl zwischen der nach Abberufung des Generals Kaulbars leichten Verständigung mit der bulgarischen Regentschaft und dem offenen Kampf mit der letzteren, wozu alle Vor bereitungen bereits getroffen sind. Die Gleichgiltigkeit, mit welcher die deutsche Reichsregierung die bulgarische Angelegenheit noch immer behandelt, kann Rußland unter Umständen zu dem Versuch einer Okkupation Bulgariens ermuthigen. Dabei dürste die russische Politik jedoch gründlich scheitern. Der deutsche Reichskanzler hat den inzwischen über Prag in Wien eingetroffenen englischen Schatzkanzler Lord Churchill absichtlich nicht zu emem Besuche in Varzin ermuntert, aber auch nichts gethan, um die österreichische Regierung von einer Vereinbarung mit England für den Fall einer russischen Okkllpation Bulgariens zurückzuhalten. Der ungarische Minister Tisza gab feiner Zeit im vollen Einverständniß mit dem österreichisch- ungarischen Dttnistrr Graf Kalnoky Erklärungen ab, welche rS unzweifelhaft ließen, was geschehen wird, wenn Rußland die Interessen phäre Oesterreich-Ungarns verletzt. Der letztgenannte Staat kann seine Orientinteressen um so energischer wahren, als das mit ihm verbündete deutsche Reich ihm in der Stunde der Noth seine Hilfe niemals versagen würde. Für Bulgarien soll kein deutsches Blut fließen, wohl aber würde eS bereitwillig verspritzt werden, wenn Oesterreich - Unaarn bei der Verthcidiaung feiner Er werbungen auf der Balkanhalbinsel der Hilse Deutschlands bedürste. TageSschsm. Freiberg, d« 13. Oktober. Von den Blättern, welche der deutsch»" Reichsregierung am nächsten stehen, werden die letzten Ereignisse in Bulgari« als nicht beunruhigend angesehen. So versichern die „Berliner Politischen Nachrichten", daß die Vorkommnisse in Sofia auf die allein den Ausschlag gebenden Momente durchaus keine Wirkung ausüben könnten. Europa halte vielmehr an dem Grundsatz fest, daß das letzte Wort in den Orient-Dingen, besonders aber betreffs Bulgariens, nicht den unruhigen Leiden schaften an Ort und Stelle, sondern dm Mächten gebühre.— Das Wiener Anarchisten-Komplot wird ebenfalls von den leitenden Blättern der deutschen Reichshauptftadt eifrig be sprochen und von diesen dabei lebhaft die Ueberzeugung betont, daß die Menschheit den von Jahrtausenden aufgerichteten Bau der Zivilisation nicht durch rasende Narren zerstören lassen dürfe. Die Berliner „Post" schreibt wörtlich: „Wäre daS unsagbare traurige Ereigniß der Verwüstung Wiens gelungm, hätte die Macht der Anarchisten doch mit der ersten Wirkung ihrer Bomben ein Ende gefunden. Der Anschlag sollte nur die Eröffnung von Feindseligkeiten, nicht einen Hauptangriff bedeuten. Man hat sich über die Umsicht und Zuverlässigkeit der Wiener Polizei getäuscht. Bei dieser traurigen Erschei nung kommt eine tröstliche Lehre zu Tage: Solche Attentate können nur ein augenblickliches Gelingen finden, wo die ganze Gesellschaft mit stiller Empörung und Verzweiflung dem Regierungssystem gegmübersteht, wo das Beamtenthum theil- lersclben Empörung oder, vom Vertrauen auf Erhaltung deS Systems verlaffen, der Einschüchterung und Verderbniß an- hcimfällt; wo aber die Gesellschaft noch ihren Zusammenhalt, die Erkcnntniß ihres Werthes und ihrer Pflicht bewahrt, da werden solche Attentate Wohl meist im Keime erstickt werdm." Die „Post" erörtert sodann die Stellung der Sozial-Demo- ratie zum Anarchismus und kommt zu dem Schluffe, daß die moralische Mitschuld der ersteren unleugbar sei. — Demselben Blatt zu Folge wird die Eröffnung des deutschen Reichstages am 18. November stattfinden, der deutsche Bundes- rath aber bereits seine Arbeiten in der nächsten Woche wieder aufnehmcn. — Die sich häufenden Unglücksfälle auf den preußischen Staatsbahnen versetzen das Publikum in lebhafte Unruhe, dürft« aber kaum mit Recht dein Staatsbahnsystem zugeschrieben werden, da derartige Unfälle auch auf dm rühcren Privatbahnen häufig genug vorgekommcn sind. Ist aber auch das System daran unschuldig, so bleibt dennoch die Frage gerechtfertigt, ob die Verwaltung der preußischen StaatS- bahnen nichts thun könne, um solche beklagenswerthe Vor kommnisse sicherer, als bisher, zu verhüten. Der Umstand, daß die Unfälle bei Beginn des Herbstes und damit einer Steigerung des Güterverkehrs sich mehren, scheint darauf hin zudeuten, daß daS Personal den zu lösenden Aufgaben nicht überall gewachsen ist. Die Anzahl der erlassenen Reglements liefert noch keine Sicherheit dafür, daß in dem großen und weitverzweigten Gebiete der Staats-Eisenbahn-Verwaltung dir ergehenden Anordnungen auch thatsächlich befolgt werden. Der preußische Eisenbahn-Minister Maybach erließ deshalb früher wiederholt Anordnungen, welche geeignet waren, auf die genaue Befolgung der Dienstvorschriften, u. A. durch außerordentliche Revisionen, hinzuwirken. Mehrseitig wird darauf hingewiefen, daß gegenwärtig eine ähnliche Maßregel nothwendig fei. Die