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Dienstag . 1S. Mnius 1847. MM Dentschc Allgemeine Zeit«««. AMT «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» v--e»vltck. Veestfestland. »Vom Taunus. Die orientalische Frage. »Aus Vber- sarhsen. Das Differentialzollsystem. Giessen. Adresse an Hrn. v. Ga- gern. — Conflict zwischen Bürgergartze und Polizei in Hamburg. Wrenßen. Vertin. Landtag. K Königsberg. Die Juden. Stadtverord. netcnwahlen. Der Enthaltsamkeitsverein. Hr. Grünhagen. Brotverthei- lung. — Der Salm'sche Proceß. tve-erreich. Getreideunruhen, z Lemberg. Der Nothstand. Arbeitsscheu. Brandstiftungen. Die Aernte. Garnisonwechsel. NptlhtSal» Das Einrücken der Spanier nicht bestätigt. Uneinigkeit in Oporto.' Die Intervention in Portugal. Gerüchte vom päpstlichen Nun tius Und dem Könige. Die Bankvorschüsse an die Regierung. GroßkiKitannten. Parlament. Sir R. Peel. Versammlung gegen das Armengesetz. Die AernteauSsichtcn in Irland. Die Jurisdiction der Couisty Courts. . Frankreich. Parlament. Rundschreiben der cvnstitutionellen Opposition. Prinz von Joinville in Algerien. Marschall Bugeaud. Dier Jnfant Don Enrique. Unglücksfälle auf Bourbon. ** Paris- Die Debatte über , Algerien. Die Medicinalreform. Melj^irN. Brüssel. Die Wahlen. Ministerrath. Der Freiheitsbaum. DchPktz. LqgsatzungSinstruction. - - ' Italien. . Turin. Hx. v. Abel. »Nom. Rundschreiben. Nom. Der Gouverneur. Die Gendarmerie. Nom. Der Camerlengo. Wrrfonalnachrichten. Dtifenschaft nnd Kftnst. «München- Die Universität. Hundei und Jndufkrie. »Leimig. Börsenbericht- — Frequenz der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. »Dessau. Wollmarkt. — Lotterie.— ' Wasserstand der Elbe. — Berlin. rk«kü«»isuns<A. . D-»tschk»t»» * Vom Taunus, 16. Jun. Von Zeit zu Zeit stellt die vielseitige orientalische Angelegenheit eine Frage an das Abendland, zu nächst an Eentraleuropa, an Deutschland, ob die Einficht, dir Kraft und der Wille vorhanden sind, großen Entwickelungen auf geziemende Weif« entgegen zu kommen. In der Moldau und Walachei, an der Dönau- mündung, in Serbien und bei den Montenegrinern ist die deutsche Poli tik zu leicht erfunden worden. Mit welchen Redensarten werden wir uns trösten, werden wir getröstet werden,, wenn unser Interesse in Grie chenland aufs neue gefährdet wird, wenn dieses Land, dem wir so viel Geld und Blut zugewendct, der englischen und russischen Politik zum Opfer fällt? England und Rußland haben freilich das gleiche Interesse in der Niederhaltung der griechischen Nation. England fürchtet.die hel lenische Marine, sowie Rußland eine von ihm unabhängige Entwickelung der byzantinischen Kirche. .England sollte aber bedenken,-daß ihm Ruß land in diesen Gegenden höchst gefährlich ist, indem die Griechen sich demselben am Ende in die Arme werfen müssen. England sollte sich da her mehr gegen die russischen Bestrebungen als in kurzsichtiger Eifersucht gegen französische Einflüsse wenden. Die griechischen Matrosen in Nuß- lands Diensten werden ihm sür die Folge gefährlicher werden als eine für sich bestehende griechische Marine. Engländer und Franzosen können ihren Einfluß ohnehin nicht weit über die Küsten hinaus außdehnen. Im Amern gähren Kräfte, welche Beide nicht zu bewältigen vermögen und zu deren Benutzung Rußland mächtige Handhaben besitzt. Das neuere Co- guettiren der Franzosen mit dem JllyriSmus aus der Balkanhalbinsel wird keine weitern Früchte tragen, sowie die „diplomatische Schulmeiste rei zu Athen, die egoistischen Handelsfragcn, die kleinlichen Zänkereien" kein rühmliches Blatt in der Geschichte Europas bilden werden. Bei der schwachen Bevölkerung Griechenlands halten wir eine deutsche Einwande-' rung in großem Styl, ähnlich der amerikanischen, immer noch für die einzige nachhaltige Maßregel zur Hebung der slawischen Einwohner. Wie kriegerisch der albanesische Theil der Bevölkerung auch ist, wie tüchtig er auch für den Ackerbau erscheint, so wenig befähigt hat er sich bisher für Gewerbe und, höher« Kultur gezeigt. Die ober« Schichten des griechi schen Volkes sind zu demoralisirt, um gediegene, neue Schöpfungen her- porzubringen. Was aber deutsche Colonisten vermögen, haben sie in. den Ostseeherzögthümern, in Danzig und Königsberg, und neuerdings an den großen nyrdamerikanischen Strömen bewiesen. Wie die Slawen in Po len und Rußland unserer bedurft, so werden auch diejenigen auf dem il ¬ lyrischen Dreieck uns nicht entbehren können. Freilich müßte Deutschland eine große, einige Politik haben, um mit Erfolg in die östlichen Ent wickelungen cingreifcn zu können. Die preußische Volksvertretung wird in dieser Hinsicht förderlich wirken und die tzesammte deutsche Politik selbständiger gegen Osten stellen. Preußen spornt dann auch Oesterreich zu größern Thaten, sowie auch die kleinern Staaten aus ihrem Schlum mer erweckt werden. Wenn die deutschen Mächte nicht kräftig zusam menhalten , so.wird Rußland schließlich allein die Früchte der griechi schen Wirren davon tragen. Deutschland aber muß trotz England und Rußland ein starkes, selbständiges Griechenland erstreben. *ÄUS ObrrsachseN, 12. Jun. An der Stelle dos sogenänntkst Schutzsystems, was eigentlich thatsächlich in Deutschland weiter nichts ist, als das System der Emportrcibung des Spindelinteresses durch Vertheue- rungszölle, scheint jetzt das Differentialzollsystem aufs Tapet zu kommen und hat selbst In Igcwissen höhern Kreisen Beifall' gefunden- z. Bi in der preußischen Herren - Eurie. Das ist an sich nicht so uner klärlich. Unter allen Gründen, die für das sogenannte Schutzsystem vor gebracht werden, hat imNier noch derjenige den weitesten Anklang auch unter Nichtbetheiligten gefunden — dtn Betheiligten ist natürlich jeder Grund recht—, der davon ausging, daß die Handelsfreiheit zwar an sich das Wahre und Wünschensw«rthc, daß sie aber nicht eher mit Vorthetl durchzuführen sei, biß sie wenigstens annäherungsweise allgemein herrsche. Dazu aber soll das Differentialzollsystem führen; es soll nur denjenigen Nationen Concessionen machen, welche uns mit dergleichen entgegenkom? men, von denen aber abschlirßin, die gegen uns sperren.' Was nützt uns, so fragt man, die Handelsfreiheit, was ist sie uns- wenn sie nur von unserer Seite aus gewährt wird, wir sie aber nirgend außerhalb un serer Grenzen finden, wenü unser Händel sich überall dort beengt und W- rückgestoßen sieht? Wir wollen Denen Freiheit bewilligen, aber nur De nen, welche sich gegen uns eben so willig zeigen. Das scheint einleuch tend und hat ein natürliches Billigkeitsgefühl für sich. Doch würde man anders urtheilen, wenn man den andern Gedanken mehr ins Auge faßte, daß der Schutzzoll nicht sowol, oder doch lange nicht so oft und so sicher den ausländischen Producenttn als den inländischen Consumenten trifft, daß man also durch die vermeintliche Wiederyergeltung nicht sowol dem Ausland als dem Inlands wehe., thut, daß also dieses so billig und na türlich scheinende Retorsionssystem eigentlich nur den Sinn hat: daß wir, weil das Ausland bereits unfern Handel beengt, ihn nun auch unserer seits noch mehr beengen müssen. Daß unser Konsument, und in diesem Begriffe liegen sehr viele Producenten und Gewerbszweig«, durch den Zoll, der ihn behindert, da zu kaufen- wo er mit dem meiste« Bortheile für sich kaufen würde, leidet, ist gewiß. Ob der fremde Provxcent'dar unter leihet, bleibt ungewiß, da unser Markt nicht sein einziger ist. ! ^ Immerhin scheint das Differentialzollsystem im Vergleiche zu dem Treibhaussystem ein Vorschritt, denn es stellt wenigstens die Handels freiheit in Aussicht, stellt sie als Ziel Und Zweck hin und gewährt, sie thcilweise. Nach dem Principe des industriellen Erziehungssysteins da gegen könnte die ganze, Welt Handelsfreiheit haben, und wir dürftest sie doch , nicht geben, so lange unsere Industrie — nämlich die erziehungs- bcdürftigc — noch nicht so weit „erstarkt" wäre, daß sie neben dieser Con- currenz der Freiheit bestehen, d. h. ihren Betreibern die begehrten Be- quemlichkeitsprämicn abwerfen könnte. Diese Herren wollen nun einmal vor allen übrigen Arbeitern im Volke, die hinsichtlich ihres Bestehens auf sich selbst verwiesen sind, die Beihülfe des Staats zu ihrem Bestehen und Gedeihen voraus haben; das Volk fM gezwungen werden, ihnen und nur ihnen fein Geld zuzutragen, und di« Gesellschaft soll für die Erziehung zu den unvergleichlichen Spinnrrkünsten mehr Mühe und Ko sten aüfwcndcn, als sie noch jemals für die Erziehung zu den höchsten und edelsten Eigenschaften des Geistes und Herzens auf sich genommen hat. Diese Herren werden also mit dem Differentialzollsystem nicht ein verstanden sein. ,Jm Üebrigen hät eS allerdings auch in Bezüg auf seine Zweckmäßigkeit gegen sich, daß eS in seinen Wirkungen noch diel unklarer und unsicherer ist als selbst das gewöhnliche Schutzsystem, durch die Un- ttrschiede, die «S macht, qlle Einfachheit und Ueberfichtlichkeit stört, »och weit mehr von entfernten, auswärtigen, wechselnden Zuständen und Ver- hältniffen abhängig bleibt, sehr selten so eingerichtet werden kann, daß eS gerade denjenigen Klassen des Volks etwa- hülfe, die eben durch die Maßregeln des Auslandes leiden, und während seines Bestehens doch oft Unternehmungen helworrust und Ärbeitetmassen auf sie stellt, die dan^n