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WMMckMWM Wochm- und Nachüchtsblatt zugleich HeWs-DzkiM str Kohners, Wdlitz, Aemdors, Wdors. Kl. Wm, Leinrilhsori, Nm« uni» Mlsm. Amtsblatt für den Stadtrat zu Li^tenftem. — — 47. Jahrgamg. — Nr. 32. Dienstag, den 9. Februar "P".".'».''.'.'?" 1897. riele« Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtag») abend» für de» folgende» Tag. Bierteliährltcher Bezugspreis 1 Mark 2S Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition i« Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaastalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden dir viergespalteue Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Atts Stadt und Land. * — Lichteustei«, 8. Febr. Ein von der königlichen Staatsanwaltschaft Leipzig wegen Rück- fallSdiebstahl steckbrieflich verfolgter Osensetzerlehrling, aus Oschatz gebürtig, wurde heute früh in hiesiger Herberge zur Heimat festgeno««e» uud an da- hie sige König!. Amtsgericht abgeliefert. * — Eallnberg, 8. Febr. Testern Sonntag Vorm. 11 Uhr hielt der Niedererzgebirgische Turn gau seine 63. Gauvorturnerstunde im Tasthof zum Goldnen Adler hierselbst ab. Unter der bewährten Leitung deS Vautmnwart 8. Selbmann-Ernstthal wurdeu von 96 Mann Freiübungen ausgeführt. Ihnen folgten ein Seräteturnen mit Wechsel in 6 Riegen. Ein regeS Kürturnen schloß den turnerischen Test. In der hierauf am Nachmittag folgenden Versammlung erstattete neben den bekannten Be sprechungen der Gamurnwart Bericht über die tur nerische Thätigkeit im Sau 1896 und die 10. Gau- turuwartsversamwlung in Dresden am 2. und 3. Januar 1897, von welchem man Kenntnis nahm und in eingehender Weise über das Kreisturnfest in Planen beraten wurde. Der Gau wird gemeinsam Freiübungen vorführe«, ebenso soll möglichst jeder Benin Riegen zürn Geräteturnen stellen. Für die Wahl der Gauturuwarte zum nächsten Gauturntag wurden in Vorschlag gebracht: Selbmann-Ernstthal, Oppermann-Oberlungwitz. MS Bezirksturnwarte erhielten die meisten Stimmen Günther-Mülsen St. Jakob und Bellmann-Hohenstein. Die Wahl deS TarnauSschufses ergab folgendes Resultat: Schwalbe- Lichtenstein, Oberlehrer Gruhl-Callnberg, Zenner. Hohenstein, Zill-Rußdorf, Bläser-Lugau und Boch mann Ernstthal. — In Sachsen sind an Feuerwehrleute für 20jährige treue, ununterbrochene Dienstzeit vom LandeSauSschuß sächsischer Feuerwehren im Ganzen 3200 Diplome verteilt worden, davon entfallen auf da» Jahr 1896 347 Stück. * —MülsenSt. NiklaS, 6. Febr. In vergangener Nacht gegen halb 3 Uhr geriet auf noch »«ermittelte Weise die Scheune de» zum Heiter'schen Gasthofe gehörigen Gute» in Brand und wurde bis auf die Grundmauern eingeäschert. Der Feuerschein war weithin sichtbar. — Dresden, 4. Febr. Der Redakteur Her mann Schulze von der „Sächsischen Arbeiterzeitung" wurde wegen Majestätsbeleidigung zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Beleidigung wird in eine« Artikel der Rr. 288 erblickt, der den Prozeß Leckert-Lützow behandelt; e» werden dort die Macht befugnisse des deutschen Kaisers in Bezug auf die Ernennung von Ministern kritisiert. Da» Gericht erkannte auch auf Beschlagnahme der incriminierten Nummer, sowie auf Vernichtung der bezüglichen Platten uud Formen. — Dresden, 5. Febr. In der vergangenen Nacht schwebte der von Leipzig hier einlaufende Schnellzug in Gefahr. Eine auS dem Zeotralschlacht- viehhofe entsprungene Kuh lief dem Zuge nach Rade- beul zu auf den Gleisen entgegen und bog erst kurz vor der Maschine ab. Den Weg auf den Gleisen fort- fetzend, ward das Tier bald nachher von einer Einz«l- maschioe erfaßt und zermalmt. — Meerane hat soeben die Errichtung eine- neuen Realschulgebäade« beschlossen. ES dürfte vor aussichtlich im Jahre 1899 vollendet sei». Mit der gleichzeitigeu Erbauung einer Turnhalle wrrden die gesamten Baukosten ungefähr 124,000 M. betragen. — Auerbach i. V., 5. Febr. Zur Aufrecht- «Haltung de- Verkehr- auf der fiskalischen Straße unseres Bezirks waren in voriger Woche 272 Mann zu« SchneeauSwerfen beschäftigt; ferner waren au- unterbrochen vier große Schneepflüge, mit 6 bis 10 Pferden bespannt, in Thätigkeit. Die größte Schnee- tiefe wnrde am 31. Jan. in Mühlleiten «it 85 om üttaeffeu. — Eines traurigen Abschluß hat au einem der letzten Abende eine Hörnerschlittenfahrt gesunde», die mehrere Herren des Gewerbevereins in Plauen bet Dresden nach einer beendigten Sitzung von der Parkschänke aus unternahmen. Der Schlitten stürzt« während der Fahrt um und die Insassen kamen un- te, denselben zu liegen. Hierbei hat der Kaufmann Beckert-Plauen so schwere Verletzungen erlitten, daß er denselben erlegen ist, ohne vorher wieder daS Be wußtsein erlangt zu haben. Die übrigen Insassen deS Schlitten» haben keine oder doch nur geringe Verletzungen davongetragen. — In Oberoderwitz konnte ein junge- Paar nicht getraut werden, weil sich im letzten Moment herausstellte, daß die Bestätigung deSHer- wigSdorfer Standesbeamten bezüglich de» gesetzmäßig stattgefundenen SuShangeS fehlte. DaS Brautpaar ließ sich aber samt der versammelten Hochzeitsgesell schaft darüber keine grauen Haare wachsen, sondern man feierte in fröhlichster Stimmung die Hochzeit voraus, um die Trauung nach dem Eintreffen der standesamtlichen Urkunde am andern Tage nachzu holen. — Freiberg, 4. Febr. Der Abends kurz »ach 8 Uhr von Halsbrücke nach hier verkehrende Personevzug blieb gestern zwischen den BerkehrSstellen Tuttendorf und Schachtbahnhos im Schnee stecken. Erst nach über zweistündiger Arbeit gelang e«, den Zug wieder flott zu machen. Der Sbendzug von hier nach Halsbrücke konnte deshalb nicht abgelaffen werden. — Riesa. Am Freitag nachmittag brachte die jetzt vollständig mit Treibei» bedeckte Elbe unter anderen Gegenständen auch 8 lebende Gänse mit, welche höchstwahrscheinlich irgendwo auf dem Ufer- «iS gesessen haben, welche» dann beim Wasserwuchs mit abgeschwommen ist. Die Tiere, welche auf 2 Eisschollen dicht aneinander saßen, dürften wohl kaum lebend an'S Ufer gelangen. Deutsches Reich. 8 Berlin, 6. Febr. (Reichstag.) Die Be- ratuvg deS Etat» de« Reichskanzlers und de» dazu vorliegenden Antrag» Ancker wird fortgesetzt. — Abg. Rickert (freis. Ber.): Auf der linken Seite hier sind wir einigermaßen ln Verlegenheit und zwar in Bezug auf die Person de» Herrn v. Marschall. (Heiterkeit rechts.) Die Herren vom Bunde verbreiten ja immer, Herr v. Marschall besorge nur unsere Geschäfte und irgendwo habe ich sogar gelesen, der Antrag, über den wir eben verhandeln, sei bestellte Arbeit. Wir ssnd am meisten erfreut darüber, daß der Staats sekretär den Appell an die Oeffentlichkeit betonte und begründete. Wir hoffen, daß diese Auffassung auch bei anderen Gelegenheiten zur Geltung gelangen werde. DaS vertraue« de» Lande» za der Regie rung ist durch diese» Vorgehen gestärkt worden. Zur Berhinderuug solcher Vorgänge, wie wir sie eben erlebt haben, müssen vor allem die Einrichtungen reformiert werden; damit wird am besten das In teresse der Monarchie gewahrt. — Abg. Lieberman« v. Sonnenberg (Reformp.) giebt dem Staatssekretär darin Recht, daß der Prozeß notwendig gewesen sei, aber man hätte den Vorgängen, die ihn notwendig machten, lieber vorbeugen sollen. Unverkennbar hab« auch der Prozeß eine Ausbeute für die Antisemiten geliefert: Lecker»'» jüdische Mutter, Lützow'« jüdische Frau uud dazu noch Giagolf-Stärk, alle- „auS- erwählte» Volk". (Heiterkeit.) Auch eine Fortsetzung de« Prozesse« sei zur Aufklärung der Dinge «wünscht. Ueber Normann-Schumann würde er selbst wer weiß wa» alles erzählen könne», doch wolle er das Hau« nicht damit aufhalten. Außer im „New-Iorker Herald* habe Normann auch noch io der „Estafette" belei digend« Artikel gegen hochgestellte Personen der Reich-verwaltung veröffentlicht. Aach in die anti semitischen Zeitungen habe sich Normann eingeschlichen, am Verwirrung za stiften. Än den von ihm gebil deten Versammlungen, an denen unzurechnungsfähige Leute wie Paasch und Ahlwardt teilnahmrn, seien die bösartigen Klatschgeschichten erfanden und weiter vnbrettet worden. Wie komme eS, daß man Nor mann nicht aufgegriffen habe, «an sei doch im Aus wärtigen Amt schon längst über sein Treibe» unter richtet gewesen. Norma«» müsse sich sehr sicher ge fühlt habe», de»» »och währ-no des Prozesse- hielt er sich hier auf. Auch daö Auswärtige Amt wußte da». Warum hat man ihn nicht vor Gericht ge bracht? Aaf jeden Fall sei die politische Polizei starker Reformen bedürftig. — Abg. Friedberg (nl.): Wir haben den Antrag Ancker dankbar begrüßt, wen» wir ihn auch nicht aunehmen können, da der Reichskanzler aus formellen staatsrechtlichen Gründen nicht- mit demselben anzufangen w«iß. Im Lande hat der Prozeß allerdings den Anschein erweckt, al» fehle eS au einer einheitlichen Regierung. Auch ich hatte anfänglich diesen Eindruck, bin aber durch die gestrigen Leußerungrn de» Reichskanzler» uud de» Staatssekretär- eine« anderen belehrt worden. ES ist konstatiert, daß durch den Prozeß nur volle Klar- heit geschaffen werden sollte, und daß alle Schritte im Einvernehmen mit dem Staatsministerium ge schahen. Damit ist alle» Gerede voo Zusammenhang losigkeit in der Regierung hinfällig. Redner »endet sich sodann gegen Bebel'« gestrige Aeußerunge« über daS System all' der Fälle der soeben zu Tage ge- treteuen Mißstände. Der Name Bismarck werde noch lange strahlen, wenn die revolutionären Theorien der Sozialdemokratie längst Über de» Haufen geworfen sein würden. — Abg. v. Kardorff (ReichSP.): Die von demokratischer Seite gehegte Hoffnung, daß auch einige Fäden nach Friedrich»,uh gingen, hat sich jedenfalls nicht erfüllt. Nach den geÄrizen Ausfüh rungen des Staatssekretär« o. Marschall ist e« hier allerdings zweifelhaft geworden, ob der Prozeß hätte «och vermieden werbe» können. (Rufe: Aha, aha! links.) Ich bedaure aber doch, daß der Prozeß hat geführt werden müssen. (Lachen links.) Unter dem Fürsten BiSmarck wäre e« sicher vicht notwendig ge wesen, der hätte Herrn «.Tausch mit eiserne«Besen weggefegt. Nicht einverstanden bin ich mit der Be handlung de» Presse durch da« Auswärtige Amt, beispielsweise mit der „Kölnischen Zeitung", die von Herrn v. Marschall Notizen erhalte, vielleicht gau harmlose. Und da« Blatt bringt dann eine Aeuße- rung: Bet den Auslassungen deS LandwirtschaftS- ministerS und des Schatzsekretärs über die Handels verträge handle eS sich nur um „Rede-Entgleisungen". WaS soll mau da denken? Nach einer Eiaheitlichkeit der Regierung sieht da» in der That nicht auS. — Staatssekretär v. Marschall: Der Vorredner behauptet, durch den Prozeß sei den Sozialdemokraten eine große Freude bereitet worden. Ich meine dagegen, durch Beseitigung der Zustände, die den Prozeß ver anlaßten, ist den Sozialdemokraten eine große Freude verdorben worden. Wenn Vorredner sodanu voa einer Notiz in der „Köln. Ztg." sprach, so kann ich nur wiederholt auf daS bestimmteste versichern, daß da« Auswärtige A«t nur Jaformatiosen giebt über auswärtige Angelegenheiten. Ich kann nicht verhin- dern, daß ein Blatt, dem ich Informationen über auswärtige Sachen gebe, vielleicht an demselben Tage oder auch an anderen Tagen Notizen über innere Sogelegenheite» briugt, die sogar vielleicht dem AuS- wärtigen Amt unbequem find. Wollte ich eine« solchen Blatte überhaupt ketue Jnformatiooeu geben, dauu würde da- nur die Folge haben, daß die Blät ter sich unzuverlässig informierten. Von außerhalb beschaffte und falsche Nachrichten sind immer die tuterrffantrsten. (Heiterkeit.) Da« Hauptübel liegt iu der Schnüffelei nach offiziösen Nachrichten. Ja England kennt «an da« nicht. Da« System Tausch, überall Hiatermänner zu suche», hier also ministerielle Hiuterwänuer für Preßleistuugeu, hat Schule ge macht; de« sollte «an eia Eude wache«. Ja die deutsche Presse selbst wird dadurch im Au-laud di-- kreditiert. Schoa jetzt «eint mau iu Lnglaid, unsere