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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.05.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120506020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912050602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912050602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-06
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Si.inweg L WT'L' Ämlsbkatt des Rates und des Votizeiarnles der Lladt Leipzig. W«»^» Anzeige».Preis fär Sakarat» an» L«tp»tg und Um^dm», di, llpaltig» Peti«»»ile »Ps-dieAeklam». »eil» l Ltt von,»»»ä«» «Pi, AeName» LAI LiL 2nl»rat« »on Behärde» w> anrt- ltchen Teil di, Petttieile « Pf. G«>chätt,an»«igen mit Pladuerichriiten im Pretl« «rhSdt. Xadatt nach Tarif. Beilagegedllbr Geiamt« aoilag« » Mk. p Tausend erkl. PostaedSstL Teildeilag« Höher. Aefterteilt» Lusträgr können nicht »uräck» a»iog«n werden, isiir da» Erscheinen an »«stimmten Tagen und Plauen wird kerne Garantie lldernommen. Pnietgen» Annahme: Setze,niegnh« 5. bei sämtlichen Filialen ». ollen Annenren» Glpeditionen de» 2n» and Vueland«». »rast an» »erla, ,,, stzischee ch «Mm Inhaber: P«l chstrste». NedaNien nn» Geschäitest«»«: Iodanni»gasse L Paupt-Ailiai« »re.drn: Eeestrau« «. l (Telephon <SAL Nr. 230. Montag, »en S. Mal ISIS. ivs. Jahrgang. Die vorliegende Ausgide imisahi lv Scuc». Das Dichtiglte. * Im Rheinjchiffer streik haben neue AuSschreitun gen gegen Arbeitswillige statt gefunden. (Siehe Dtschs. R.) * Der 2. Internationale Hausbe sitzerkongreß wurde gestern in Berlin er öffnet. (Siehe bes. Art.) * 200 Afghanen sollen bei Uazdua die persische Grenze überschritten haben. Ein stärkerer Einmarsch soll bevorstehen. Panzerkreuzer. Don Admiral z. D. Breu sing. n-p. Die erste Lesung der Wehrvorlagen im Reichs- tage hat leider der Hoffnung, daß der Reichstag aus seiner Einsicht heraus die Lücken der Vorlagen aus füllen könnte, wenig Nahrung gegeben. Ein grosser Teil der Reichstagsmitglieder nimmt in dieser Hinjichr noch den Ausspruch des Ministers v. Rochow von der „beschränkten Einsicht der Untertanen" als unwidersprechlich massgebend für sich in Anspruch. So wird der Reichstag auch auf englischer Seite beurteilt, denn in „The Pall Mall Gazette" vom 15. April d. Z. seht uns Mr. Gerard Fiennes ohne Furcht, dadurch England zu schaden, auseinander, wie gefährlich es für England sein würde, wenn wir unsere - Panzerkreuzer nn Kriegsfälle in den Atlantischen Ozean zur Störung der Zufuhren schickten. Er weiß, dass wir erst nach fünf Jahren dazu imstande sein werden, und daß unsere Regierung diese Zeit aus bestimmten Gründen nicht verkürzen will, obgleich Panzerkreuzer in einer gewissen Anzahl für die deutsche Flotte eigentlich notwendiger sind, als für die englische. Der Zweck der Panzerkreuzer ist nämlich für die englische und für die deutsche Flotte nicht genau derselbe. Gleich ist in beiden Flotten die Aufgabe der Panzerkreuzer, das Rückgrat der Aufklärung zu bilden. Der Engländer sagt in dieser Hinsicht: „^rmour is Vision , — Panzer ist Sehen — und will damit sagen, daß in vielen Fallen der unge« schützte Kreuzer im Aufklärungsdienst nicht sehen kann, was er will, weil feindliche Panzerkreuzer ihn vorher zurücktreiben. Nach Mr. Fiennes soll die deutsche Hochseeflotte diese den Engländern natür- lich längst bekannte Tatsache im vorigen Sommer auch entdeckt haben. Wir können daraus entnehmen, wie hoch man in England die Kriegskenntnisse unserer Flotte einschätzt und was wir von der eng lischen Behauptung zu halten haben, in England „fürchte" man sich vor der deutschen Flotte. Gleich ist ferner in beiden Flotten die Ver« Wendung der Panzerkreuzer als Anelle Division bei der Lunenschiffsflotte, wozu sich die modernen Panzerkreuzer wegen ihrer schweren Bestückung und ihres ziemlich guten Panzerschutzes wohl eignen. Dis schnelle Division kann mit großem Vorteil in das Gefecht eingreifen, indem sie srch mit ihrer über legenen Geschwindigkeit vor die Spitze der feindlichen Linie oder hinter deren Schlußschiffe setzt und diese unter ein überwältigendes konzentrisches Feuer nimmt, oder indem sie an kritischer Stelle die Wirkung der Linienschiffslinie verstärkt, sei es, um die günstige Entscheidung herbeizuführen, oder um die eigene Linie zu entlasten. Spezifisch englisch ist dagegen die Verwendung der Panzer- kreuzerimIagdgefecht.um einen sich zurück ziehenden Feind festzuhalten und zum Gefecht zu stellen. Die Panzerkreuzer heften sich zum Zwecke an die Schlußschiffe des Gegners an und nehmen diese unter Feuer, um so den feindlichen Admiral zu zwingen, entweder seinen Schlußschiffen zu Hilfe zu kommen, oder diese preiszugeben. Zn melen Füllen sind früher die Seeschlachten in dieser Weise eingeleitet worden. Nicht in Frage kommt anderseits für die englische Flotte die Verwendung der Panzerkreuzer gegen eine feindliche Blockade, die auf uirjecer Seite eine so wichtige Rolle ipielt. Mag der Esgne: unsere Flußmündungen eng blockieren oder die Nordsee durch eine Blockadelinie zwischen Schottland und Nor wegen „versiegeln", wie die Engländer sagen, in bei den Fällen brauchen wir des wuchtigen Stoßes des Panzerlreuzsrg<chwaders, um die Blockadelmie zu durchbrechen und zu zerschlagen und unsere kleinen Kreuzer zum Handelskriege anzusetzen. Oder die Panzerkreuzer bahnen sich selber den Weg in den Atlantischen Ozean, um dort, gestützt auf eine flie- gende Basis, die englischen Zufuhren an Lebens- Mitteln und Rohmaterial abzuschneiden. Der Fall, den Mr. Fiennes als besonders gefährlich für Eng land bezeichnet. Auch das Ansetzen des Angriffes unserer Torpedoboote auf die feindliche Flotte, die sich durch einen Gürtel von Kreuzern und Torpedo bootszerstörern sichert, ist bei einer Blockade ohne Panzerkreuzer ost nicht möglich. So bilden sie für uns ein Kampfmittel, das geradezu unentbehrlich ist, wenn wir dem Risikogodanken unserer Flotten politik die praktische Folg? geben wollen, die wirklich den stärksten Gegner von einem Kriege mit uns ab schreckt. Bei dem Bauplane, den die Flottennovelle Vorsicht, geben wir dem Gegner noch fünf Jahre Zeit zum'Besinnen, ob er uns nicht vielleicht noch vorher unsere Flott« zerschlagen will, bevor ihm dies zu kostspielig wird. Es bleibt noch zu erwähnen, daß außer Deutsch land und England Zapan augenblicklich die ein. zige Macht ist, die moderne Panzerkreuzer baut. Japan hat vier Panzerkreuzer von 27 500 Tonnen Wasserverdrang im Bau und will bis 1920 noch acht solche Schiff« von 30 000 Tonnen Wasserverdrang neben acht modernen Linienschiffen bauen. Die Vor macht des Stillen Ozeans bereitet sich da mit auf den „neuen Akt auf dem Weltthecter^ vor. der mit der bevorstehenden Eröffnung des Panama kanals beginnen wird. Daß die alsdann aufs neue zur Entscheidung stehend« Frage der Vorherrschaft auf dem Stillen Ozean nicht im Einverständnis und im Zusammengehen Englands mit Zapan erledigt werden wird, ist sehr wahrscheinlich. Auf Grund der Erfahrungen Japans mit dem englischen Bundes genossen während der jüngsten Thinawinen sprechen die unabhängigen Zeitungen- Japans das schon jetzt übereinstimmend aus, und die japanisch« Regierung gibt ihnen durch ihren Flottenbauplan unausge sprochen recht. Die soeben leitens det englischen Sld- miralität getroffen« Entscheidung, daß der Höchst- kommandierende der englischen Mittelmecrflotte seinen Wohnsitz in Malta zu behalten habe, da die Verlegung des Mittelmeer-Limenschiffsge'chwaders nach Gibraltar eine vorübergehende Maßregel sei, spricht dafür, Laß die englische Regierung oen Druck der sich im Stillen Ozean entwickelnden weltpoliti schen Lage fühlt. Die aus diesem Grunde von ihr zu treffend« Entscheidung über die zukünftipe Ge staltung der deutsch-englischen Beziehungen wird um so eher in friedlichem Sinn« ausfallen, ze energischer Vas Deutsche Reich die Verstärkung seiner Rüstung M Wasser wie zu Lande betreibt. Denn England hört nur auf die'Sprache der Macht, und zwar der Macht in der Hand einer starken, entschlosse nen Regierung. Wetterleuchte». (Don unserem Konstantinopeler Mit arbeiter.) * Konstantinopel, 30. April. Im Wetterwinkel ballen sich drohende Wolken zusammen, seitdem die Italiener ihren Donnergruß von den Dardanellen ins neue türkische Parlament geschickt. Selten war die politische Lage in Kon stantinopel unklarer und ernster, selten die gesamte Diplomatie, trotz ihrer Bemühungen. Frieden zu stiften und die Ruhe Europas aufrecht zu erhalten, so heiklen Fragen und so schwerer Verantwortung aus gesetzt wie feit der Schließung der Meerenge durch die Türkei. Italien hatte kein anderes Mittel mehr zur Verfügung, die Hohe Pforte zur bitter ersehnten Nachgiebigkeit zu zwingen, als die Aktion seiner Flotte im Archipel und vor den Dardanellen und suchte gleichzeitig einen Verbündeten für seine Waffe. Italien fand diesen Retter aus der Not, als ihm der Weg nach Konstantinopel gänzlich gesperrt war, in dem schroffen Gegensatz zwischen den am Orient interessierten Mächten. Daß die Türkei dem Feinde den einzigen, nach ihrer Hauptstadt führenden Seeweg verlegte, konnte ihr kein gerecht denkendes Kabinett verübeln, daß sie aber dem schon 7 Monate währenden Kriege, in dem sie zu fast vollständiger Untätigkeit verdammt ist, weil sich die Italiener fürchten, die Türken im eigenen Lande anzugreifen, kein Ende zu wachen gewillt ist und, ihren Versprechungen zum Trotz, die Dardanellen noch immer nicht der Schiffahrt öffnet, zieht einige Völker in so stark« Mitleidenschaft, als führten sie selbst Krieg. Und doch ist die Hohe Pforte zur Sperrung der Dardanellen, wenigstens solange die Gefahr eines verwegenen Ueberfalles unmittelbar vorhanden, und zur Fortsetzung des Krieges gezwungen, denn sie spricht und handelt im Namen des gesamten Islam. Den Mohammedanern gilt, mögen sie der Syrte, dem Sudan, Arabien, Indien oder dem fernen China entstammen, der „Khalif zu Stambul" als des Pro pheten Nachfolger, dem er gehorchen, für den er sein Blut, Gut und Leben opfern soll. Der gegen das Kreuz geführte Krieg treibt sie zur Einigkeit unter den Halbmond. Wehe Frankreich, das über 20 Mil lionen, wehe England, das gar über 80 Millionen Moslemin gebietet, wollte eines von beiden Partei für Italien ergreifen oder die Türkei drängen, einen schmachvollen Frieden zu schließen. Die Engländer kennen ihre Völker zu genau, um in so heikler Zeit sich mit der Vormacht des Islam zu Überwerfen, und die Franzosen, die sich oft und öffentlich gegen die Italiener gewandt, leiden augenblicklich in Fez unter den Folgen der Annektion Libyens und derjenigen Marokkos. Wieviel mehr aber muß sich die Türkei davor hüten, des Sultans Herrscherrechte über Tri polis und die Cyrenaika in einem vom Zaun ge brochenen, unbilligen Streite aufzugeben, der gegen den Halbmond selbst und gegen Les Khalifen Macht und Rahm geführt wird und der vor allen Gläubigen die Türkei als den Stärkeren, Italien aber unbe dingt als den Schwächeren erweist. Das junge, im Aufblühen begriffene OSmanenreich würde in sich selvst zerfallen und zum Spielball der Völker werden. „Ich ermahne Sie zur Einigkeit", erklärte Mahmud Schefket Pascha vor wenigen Monaten im Parla mente: „Bedenken Sie, daß unser Staat der einzige mohammedanische ist, der noch nicht unter die Bot mäßigkeit christlicher Großmächte geraten ist!" Deutschland und Oesterreich-Ungarn müssen dem für sie recht unliebsamen Waffengange zwischen dem Verbündeten und dem Freunde mit verschränkten Armen zuschauen. Ihr Verhalten ist wirklich neutral. Selbst der für sie alle beide äußerst empfindlichen Sperrung der Dardanellen stehen sie mit frommen Wünschen für die Fortentwicklung ihrer friedlichen Interessen im Osmanenreiche gegenüber, während den Engländern und Franzosen an der Schonung der Türkei als der Vormacht des Islam und an der Schwächung des Dreibundes viel gelegen ist. Italiens Stütz« konnte und mutzte deshalb Ruß land werden, Lessen Lebensnerv durch die Schlie ßung der Meerenge zerschnitten wurde. In seiner letzten Rede erklärte Herr Ssasanow vor der Duma: ,,Die Lage im nahen Orient ist nicht völlig befriedigend." — „Die Schließung der Dar danellen schadet dem russischen Handel empfindlich!" und betonte die Friedensliebe Rußlands. Etwa gleichzeitig jedoch kreuzte, wie ich von Augenzeugen, allen Vertuschungen zum Trotz, erfuhr, die russische Flotte des Schwarzen Meeres auf hoher See vor dem Bosporus und kürzlich überreichte der neue Botschafter v. Giers der Pforte ein freundschaft liches Memorandum, in dem die Türkei um bawig« Lesfnung der Dardanellen ersucht wurde. Wider (A- wartcn gab der türkische Ministerrat ein kategorisches „Nein!" zur Antwort, die gestern auch den Bot schaftern der übrigen Großmächte mitgeteilt wurde. Mahmud Schefket Pascha hatte nach nundenlanger, angeregter Debatte seine gewichtige Meinung durch gesetzt, die Meerenge könne ohne Gefahr zur das Reich nicht eher geöffnet werden, bis nicht die italienische Flotte endgültig das Aegäische Meer verlassen habe. (Inzwischen ist eine Aenderung der Auffassung in den Kreisen der türkischen Regierung eingetreten. D. Red.) Die Russen haben starke Truppen südlich de» Kaukasus versammelt. Ihr Geschwader kreuzt nahe der Türken Hauptstadt. In Bulgarien haben st« mit den Italienern gemeinsam geschürt. Montenegro bewaffnet die ins Land zu Hunderten einwandernden Bewohner Albaniens, und die Griechen mobilisieren 22 000 Mann zu „Frühjahrsmanöoern", während die Italiener sich anschicken, den Archipel zu besetzen und die Kreter den Schutzmächten Schwierigkeiten be reiten. Daß die Italiener wieder vor Kumkaleh oder vor Orhanieh erscheinen werden, ist gewiß, wenn ihr« Bestrebungen, die Türkei durch politische Ränke mürbe zu machen, scheitern, denn Rom hat keine anderen Mittel mehr zur Ueberwindung der Türkei und bald kein Geld mehr im Staatsschätze. Sie wer- den hier täglich wieder erwartet, und man sagt, nur Kohlenmangel hätte bisher ihren zweiten Besuch verzögert. Werden die Russen dann Konstantinopel von der anderen Meerenge aus berennen oder sogar die Dardanellen erzwingen, um endlich auch den eis freien Seeweg zu erobern, an dessen Mangel ihr Reich trotz seiner riesigen Länderfülle leidet? Werden sie die Dardanellenfrage erst zu lösen versuchen, wenn sich die türkische Luftflotte entwickelt hat und die bestellten Dreadnoughts im Marmarameers ver ankert liegen? Wird die Türkei stark genug sein, um sich die kleinen feindseligen Nachbarn vom Leibe zu halten? — Niemand weiß es. aber die Stimmung rst in unterrichteten türkischen Kreisen nicht rosig, denn am Himmel stehen dräuende Wolken, und in der Ferne zuckt es auf wie Wetterleuchten. * Griechenland annektiert Samos? Die Zeitungen ^ribu«a".Ro» und „Malti—-. Neapel habe« Depesche« aas Athen erhalte«, i« deaea ««gekündigt wird, daß di« Bevölkern«« von Samos am heutigen Montag die Annexion durch Griechenland proklamieren würde. * Zur Besetzung der Insel Lhodus durch die Italiener meldet die römische Zeitung „Giornale d'Italia": Nachdem di« Truppen in der Bucht südwestlich der Stadt Rhodus ausgeschifft waren, rückten sie sofort vor, warfen die türkische Garnison in der Richtung der kleinen Halbinsel in der äußersten Spitze der Insel zurück und nahmen Stellungen ein, die den Feind verhinderten, sich in das Innere der Insel zurückzuziehen. Während unsere Truppen sie auf dem Lande angriffen, konnten die Schiffe sich an der Aktion beteiligen, indem sie die beiden Sei- ten der Halbinsel flankierend beschossen. Nach türkischen Meldungen haben am Sonnabend 16 italienische Kriegsschiffe Rhodus bombardiert und im Golf von Paludia, 16 Kilo meter westlich von der Stadt Rhodus, Truppen ge landet. Die türkischen Truppen auf der Insel nahmen entsprechende Stellungen em. — Von amtlicher Seite wird erklärt, daß das Vorgehen der Italiener er wartet worden sei und auf die militärischen und diplomatischen Kreise keinen Eindruck gemacht habe. 22) ÄÜÄ. Geschichte eines Frauenherzens. Don Emmy von Pannewitz. (Nachdruck verboten.) Er mußte noch nicht zurück sein, denn wenn er in Hannover, würde der effte Weg ihn zu ihr führen, das wußte Ada genau. Dann mußte der schwerste Kampf ihres Lebens gekämpft werden, der mit dem eigenen Herzen, welches immer noch „ja, ja" schrie, wo doch das „Nein" «in Gebot der Pflicht war. Märe das Wiedersehen nur erst überstanden! Unruhig schlug ihr Herz. Und doch, wi« schön und wahr war soch das Dichterwort, das da sagt: „Don allem, was die Welt uns beut. Ist Wiedersehn der Preis der Seligkeit." Ach, einmal batte sie sie schon empfunden, die Wahrheit dieses Wortes. — Das Kind stieß «inen röchelnden Laut aus, es rief die Mutter zurück in die Wirklichkeit, faßte ihre schlanken Finger um> legte sie an den kleinen Hals, auf Las brennende Köpfchen. Beunruhigt ,uchte sie dem Kleinen in das Hälschen zu sehen, ohne jedoch irgendetwas Beängstigendes zu erblicken. Sanft nahm sie ihren Sohn auf den Arm und wollte ihn in sein Bettchen tragen, da hörte sie draußen eine Stimme, deren Ton ihr das Blut zum Herzen trieb, rasch setzt« sie das Kind wieder aus den Boden und mit beenden Händen drückte sie auf dm Knopf der elektrischen Glocke. Mike heckbeirufend, um ihr den Kleinen zu übergeben. Gleichzeitig kam der Diener, eine Karte auf dem silbernen Tablett hereinbringend. „Der Herr Professor Horst möchte Frau Baronin sein« Aufwartung machen " .Lch lass« bitten", und wDrend die Mutter ver- gebüch versuchte, eine ruhige Miene festguheckten, ging Micke mit dem kranken Knaben hinaus, der ihrer Obhut anoertraut wurde. Da trat sie über die Schwelle, die hohe breitschult rige Gestalt, oa ruhten sie wieder mit dem Blick un endlicher Zärtlichkeit auz ihr, die heißgeliebten dunk len Augen, aus denen eine Welt von Güte strahlte. So hatte sie ihn vor sich gesehen in ihren Träumen, den schönen stolzen Mann, an den sie denken mußte Tag um Tag und Nacht um Nacht! „Ada, mein süßes Lieb", die Stimme des starken Mannes zittert« vor unterdrückter Bewegung und mit inniger Liebe wollte er die bebende Frau an sein Herz ziehen. Ada ergriff die Hand, die nach ihr sich ausstreckte, legte leise di« ihre hinein. „Nicht so, lieber Freund, aber herzlich, herzlich willkommen in der Hermat." Sie sagte es mit ruhrger Stimme. Mechanisch, wie etwas auswendig Gelern tes, klang es an das Ohr des Mannes. lleberroschung, Entsetzen spiegelte sich in »einen Zügen. War das Ada, seine Ada? Dies das lang ersehnte Wiedersehen? Ada hob die gesenkten Lider. Mit einem scheuen Blick streifte sie die hohe stolze Gestalt, unoewußt ihm ihre heiße innige Lrebe verratend. Horst sah den Blick der braunen Augen, ein Leuch, ten ging über sein« Züge. Wie er sie liebt«, dm Frau, di« in mädchenhafter Scheu dort vor ihm stand! „Meine Ada. nun bin ich wieder bei dir. meine süße Braut", und fanfi zog er das goldige Köpfchen an ferne breite Brust. Dresmal widerstand Aoa nicht. Tine Minute ruht« sie mit geschlossenen Augen rn liebender Hingabe an seinem Herzen. Dann richtete sie sich auf, ein fremder Zug lag in ihrem Gesicht. „Da, war unser Wiedersehen und Abschied. Han». Ich kann und darf nicht dein« Frau werden, am Sorge meines Gatten habe ich es mir gelobt, nur für mein Kind -u laben, das may weine sühne sein." Ruhig kam es von Adas Lippen. Ihr war «S, als sei sie wett, weit fort und eins Fremde spräche diese Worte, die ihr Lebensglück vernichteten. Fest und starr, wie von Erz gegossen, stand der Professor da. Befehlend fast klang scrrre Stimme, als er ihr antwortete. „Ada, sei mein Weib, ich will deine schwer« Auf. gäbe mit dir teilen, will dem Kinds Vater sein, nichts soll ihm fehlen, Lu wütest gegen dich selbst, das kann keiner, keiner verlangen! Bittend sah Ada zu ihm auf. „Quäle mich nicht, Hons. laß mir das einzige, was sühnen kann, was rch verbrach laß mich meinem Gelöbnis nichr untreu werden!^ „Bereust du jene Stunde, Ada, wo du mir dein« Lieb« zeigtest?" „Nein, ich kann sie nicht bereuen, sie hat mir den Himmel erschlossen. Aber wir haben gesündigt rvr Gott und den Menschen, und Sünde verlangt Sühne." „Dor den Menschen haben wir gesündigt, Ada, nichr vor Gott. Er ist di« Liebe, und hat er sie nicht selbst in unser Herz gepflanzt, diese zwingende Lisas, Lis uns nicht lassen wird, die mich begleitet hat in den fernen Orient, und die dich nicht verließ am Tot-eslager Les Gatten? Gibt es einen Herrn der Welten, so wird er uns nicht verdammen, ws^l wir dein Gebot der Lieb« folgten, war es Kism-i, das Schicksalswort der Türken, oas uns zusammenführte, so können wir dem Verhängnis uns nicht sitt lichen." — „Sei mein Weib!" Mit unendlich weicher Stimme klang rs zu Ada hinüber. Krampfhaft umfaßte sie die Lehne des Stuhles. Rur nicht schwach werden fetzt, sich aufrecht erhalten um jeden Preis, — Noch einen Versuch wollte sie machen. „Können wir nicht wieder Freunde werden, do anfangen, wo wir aufgebört, «he du zu mir «spra chen?^ Zaghaft klang dre Frage ion ihren Lippen. Ern Lächeln umspielte den Mund des Mannes. „Willst du den Wassern gebieten, rückwärts zu eilen rn ihrem Lauf? Können wir Jahre unseres Lebens streichen und wirser zu schuldlosen Kindern werden? Nein, Ada", und in ausdrechender Leidenschaft fuhr er fort, „ich habe dich geliebt, wunschlos und still, wie man ein« Heilige liebt, ich verbannt« mich aus deinen Augen, um Leinen Frieden nicht zu stören, — aber seit du in meinen Armen gelegen, seit du mich geküßt hast. Mädchen, da ist das Verlangen in mir wach geworden, — ich Lin auch nur ein Meiffch, dessen Kraft zu End« gehen kann, und ich kann nicht leben ohne dich. Sei mein, mein!" In wildem Taumel der Leidenschaft hatte er sie an sich gerissen. Sein heißer Atem sengte ihre Stirn, willenlos lag Ada in seinem Arm, auch ihr« Kraft war zu Ende. Leise flüsterte sie an seinem Ohr. „Hans, mache mit mir was du wilsst, ich will dir alles opfern, — Ehre, Stolz und Selbstachtung, — doch dem Weib kann ich nicht werden." Der Rausch war verflogen, tief atmend ließ Horst die Zitternd« aus seinem Arm. „So war es nicht gemeint, bei Gott, so nicht. Verzeihe mir mein Lieb." Und sorgsam führt« er sie zu einem Sessel. Dann zog er ihre kalte, bebende Harro ehrfurchtsvoll an seine Lippen. „Uebermorgen komme ich wieder, leb wohl bis dahin." „Lebe wohl, Hans", klang es mit süßer, trauriger Stimme zu ihm herüber. Dann war sie allein „Möchten Frau Baronin nicht einmal zu dem Kleinen kommen? Er fiebert heftig." Mit diesen Worten trat Mik« in di« Tür. als ihr auf ihr Klopfen keine Antwort kam. Ada fuhr auf Da» Kind, sie hatte «, vergessen, ihr krankes Kind, im Rausch der Liebel War das Pflichterfüllung? (Fortsetzung in der Morgenausgabe)
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