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Dresdner Journal : 07.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189911072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-07
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 07.11.1899
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ve-»,»pret«: Für Dresden vierteljährlich r 1 Mark so Pf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich S Mark; außer halb deä Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Srscheinen: Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abend«. 8ernspr..«nIchluß:Nr.1SSS Zresimer M Journal. AnkündtgungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift *0 Ps Unter „Lingesandt" die Zeile 50 Ps. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herau««eber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» DreSden, Zwrngerstr 20. Fernspr.-Anschluß: Nr12-L ^259. Dienstag, den 7. November abends. 1899. Geschäftsstelle des Dresdner Journals Amtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil auf Plymouth einzuschiffen. Auf der kürzlichen Kon ¬ mehren, womit das Kapital auf die Arbeit drückt". Ganz abgesehen davon, daß Deutschland mit einer so überlegenen Kolonial- und Seemacht wie England niemals im Wettbewerbe werde Schritt halten können, müsse des deutschen Proletariers „positive Weltmacht- gegen die St. Petersburger Erklärung von 186k, auch seien Lydditegeschosse weniger barbarisch als in Oschatz. Gehalt: neben freier Wohnung 3600 M., durch vier 3jährige Zulagen bi» 4800 M. ansteigend. AuSwärtS als Direktor verbrachte Dienstjahre können angerechnet werden. Bewerbungen haben beim Stadtrat bi» 15. November ein- zugehen. ferenz im Haag wurde auch über die Ver wendung von Lyddite und ähnlichen Kompositionen gesprochen, man kam aber zu keiner Entscheidung. Die „Westminster Gazette" beschreibt die vernich tende Wirkung dieses Sprengstoffes wie folgt: Bei einem Versuche wurde eine 56 Pfund Bombe in ein Feld geworfen, auf welchem etwa 100 Schafe grasten, 80 davon blieben sofort tot, die meisten ohne Wunde; sie waren sofort durch die einfache Gewalt der Ex plosion getötet worden. Es giebt das eine Idee von der furchtbaren vernichtenden Wirkung dieses Explosiv stoffes. — „Daily Chronicle" sogt: „Wir können den Protest des General Joubert über die Verwendung von Lyddit-Bomben nicht mit Schweigen oder gar mit Hohn übergehen. Es ist das erste Mal, daß diese Shrapnels, weil ihre Wirkung mehr durch die Zu sammenpressung der Luft als durch die Sprengteile erzielt werde. Daß die Engländer auch nicht gesonnen sind, die Benutzung dieser Geschosse einzustellen, beweist der Umstand, daß die 15. Lyddite-Artillerie-Compagnie den Befehl erhalten hat, sich am 12. November mit zwölf Haubitzen des neuesten Modells in Der Krieg in Südafrika. General Joubert hat sich bei den Engländern darüber beschwert, daß von ihnen Lydditegeschosse an gewendet werden, die im Heere der Buren beträcht lichen Schaden angerichtet zu haben scheinen. Die englischen Blätter behaupten infolgedessen, die An wendung von Lyddite — einem aus Pikrinsäure be stehenden Sprengstoff, dem die Stadt Lyddite in der schätzen; sie lassen sich daher auch nicht dazu herbei, einer Politik systematisch die Wege zu verlegen, welche der opferreichen, mühseligen Pionierarbeit in fernen Landen Ermunterung und Unterstützung zuteil werden läßt. Weder in den Vereinigten Staaten von Nord amerika noch in England hat der Sozialismus gegen die von diesen Staaten in neuester Zeit bethätigte imperialistische Politik, über deren „kapitalistische" Tendenzen füglich doch kein Zweifel obwalten kann, sich offen aufgelehnt. Die englische Arbeiterschaft ins besondere trägt den Unternehmungen ihrer Regierung zur Ausbreitung der englischen Weltmacht Verständnis und Wohlwollen entgegen, weil sie sich dessen bewußt st, daß ihre eigenen materiellen Interessen mit dem ndustriellen Aufschwünge und dem weltpolitischen An ehen der Nation Hand in Hand gehen. Der „Vorwärts" jlaubt den Umstand, daß die deutsche Industrie hinter >er englischen auf dem Weltmärkte teilweise noch zu rücksteht, als ein maßgebendes Moment gegen angeb lich „uferlose" Flottenpläne inS Feld führen zu können, und meint, jetzt sei es zu spät, das in der Vergangen heit Versäumte nachzuholen. Das ist irrig. Im Gegenteile, gerade die Erkenntnis, daß Deutschland manche Fehler und Unterlassungen der Vergangenheit auszugleichen hat, müßte die nationale Energie an spornen, dem deutschen Baterlande die Möglichkeit zu gewähren, den ihm gebührenden Platz im Rate der Völker mit Festigkeit und Nachdruck zu behaupten. Solche Mahnungen werden beim „Vorwärts" und seinem Anhänge vermutlich nur taube Ohren finden. Für diese Elemente ist die gesamte Weltpolitik ein gespannt in den Rahmen der Klassenkämpfe des inter nationalen Proletariats. Der deutschen Sozialdemo kratie ober bleibt da- wahrlich nicht beneidenswerte Vorrecht, in antinationaler Gesinnung an der Spitze „Genossen" in aller Herren Länder zu marschieren. Sozialdemokratie und Weltmachtpolitik. ö. 6. Während daS durch die gesamte Weltlage bedingte zielbewußte Streben Deutschlands nach Festigung und Sicherung seiner politischen Stellung in den überseeischen Gebieten und nach Erweiterung seiner Beziehungen zu den Weltmärkten einem in er freulicher Weise wachsenden Verständnisse weitester Kreise des deutschen Volkes begegnet, gefällt sich die Sozialdemokratie in dem Versuche, die Absichten und die entsprechenden Maßnahmen der verbündeten Re gierungen durch allerlei Unterstellungen und Glossen herabzuwürdigen. So veröffentlicht der „Vorwärts" in seiner SonntagSnummer einen Aufsatz über „Welt machtpolitik", der wieder einmal darthut, wie die blinde Einseitigkeit des proletarischen Klassenkampfes jedes nationale Empfinden in den „Genossen" erstickt hat. Das Blatt eifert gegen die „Weltmachtpolitik der herrschenden Klassen", deren hauptsächliche Trieb feder der „unstillbare Profithunger des Kapitals nach neuen Märkten" sein soll. Demgegenüber wird den deutschen Arbeitern empfohlen, der großindustriellen Politik" nach den Maixschen Rezepten auf eine foziale Revolution der Produktionsverhältnisse und Spekulation auf ein möglichst rasches Wachstum des . , produkiiven Kapitals grundsätzlichen Widerstand eut- Grafschaft Kent den Namen gegeben — verstoße nicht gegenzusetzen, um nicht „dauernd die Wucht zu ver- Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Geheimen Oekonomierathe vr. pdil. Uhle mann in Görlitz bei Mügeln das Comthurkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem in den Ruhe stand getretenen Nebenzolleinnehmer Gebler in Schönfeld das Albrechts kreuz Allergnädigst zu ver leihen geruht. Dresden, 4. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Oberlehrern vr. pdil. Karl Hugo Hübschmann am König!. Gymnasium in Chemnitz, Karl Hermann Ihle am König!. Gymnasium in Dresden-Neustadt, vr. xdil. Gustav Adolf Karl Heinemann am König!. Gymnasium in Leipzig, Bernhard Sigismund Schmidt am König!. Gymnasium in Wurzen, Franz Reinhard Wolff am Gymnasium in Zittau, vr. xdil Richard Gustav Beck am Gymnasium in Zwickau, vr. xdil. Heinrich Emil Fleischer und Friedrich Hugo Kirsten am Königl. Realgymnasium in Döbeln, Vr. pbil. Wilhelm Göring an der Dreikönigschule in Dresden Neustadt, Johann Gottfried Landgraf am Realgymnasium in Freiberg, August Schiller am Realgymnasium in Zittau, dem Rektor vr. xdil. Ernst Hugo Boll precht am Realgymnasium in Zwickau, den 1. Ober lehrern Wilhelm Hermann Naumann an der Real schule in Bautzen und Christian Gottlieb Hilpert an der Realschule in Mittweida den Titel und Rang als „Professor" in der 4. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Srneuaanzen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die ständige Lehrerstelle in Weißbach bei Pulsnitz. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M. Stellengehalt, 72 M. für Fortbildungsschulunterricht, freie Wohnung und Garten- genuß. Hierüber eventuell 72 M. für Unterricht in weiblichen Handarbeiten an die Gattin deS Lehrers. Bewerber, auch solche, welche AlterSzulagen beziehen oder die WahlsähigkeitS- prüsung jetzt erst abzulegen gedenken, wollen sich unter Bei fügung der erforderlichen Unterlagen bis 20. November bei dem König!. BezirkSschulinspeklor vr. Hartmann in Kamenz melden; — eine ständige Lehrerstellc in Leubnitz Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen: der Gehalt beträgt bis zum 26. Lebensjahre 1400 M. einschließlich WohnungSgeld und steigt dann viermal um je 150 M., fünfmal um je 200 M. bi- zum Höchstgehalte von 3000 M., der mit dem 54. Lebens jahre erreicht wird. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung-- und AmtsführungSzcugnisse bis zum 20. November bei dem Königl. BezirkSjchulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau «inzureichen; — die zweite Lehrerstelle in Mosel. Kollator: die oberste Schulbehörde DaS Einkommen beträgt stets 200 M. mehr alS der gesetzliche Minimalgchalt, also vom 1. Januar 1900 an 1400 M. Gehalt neben den gesetzlichen Alterszulagen, und SOO M WohnungSgeld Gesuche sind unter Beifügung sämt licher Prüfung«- und Amtsführungszeugnisse bis zum 27. No vember bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau ciuzureichen. — Erledigt: die Schuldirektorstelle Emanzipation des deutschen Arbeiterstandes ge richtet sein. Was der „Vorwärts" mit der klangvollen Be zeichnung „proletarische Weltmachtpolitil" belegt, ist nichts weiter als Feindschaft gegen die geltende Gesell- fchafts- und Wirtschaftsordnung. Und daß das Blatt hierbei auf die längst brüchig gewordenen Marxistischen Formeln von der Profitgier des Kapitalismus und der fortschreitenden Verelendung der Massen sich be rufen muß, verrät, daß ihm besfere Waffen zur An feindung der deutschen Kolonial- und Marincpolitik nicht zu Gebote standen. Die Sozialdemokratie in anderen Großstaaten als Deutschland würde über solche schwächliche Einwände einfach zur Tagesordnung übergehen. Jene außerdeutschen „Genossen" wissen eben den Wert der Thatsache, daß das in sremde Weltgegenden vordringende Kapital der heimischen Industrie lohnende Beschäftigung zuführt, richtig zu Bet wiederholten Ankündigungen für die Weihnachtszeit gewähren wir Handel- nnd Gewerbtreibenden Hochexplosive von einem christlichen Volke gegen die Leiber eines andern verwandt werden. Wahrscheinlich verdanken wir es diesen Bomben zum großen Teil, wenn eine schwere Niederlage der britischen Waffen abgewendet wurde. Es ist sehr möglich, daß deren Verwendung schließlich den Mut der holländischen Bauern bricht." Die heute vom Kriegsschauplätze vorliegenden Be richte gehen wiederum nicht über den 2. und 3. d. Mts. hinaus. Man ersährt, daß Ladysmith noch immer beschossen wird, sowie daß einige unbedeutende Ge fechte stattgefunden haben, die an der allgemeinen Lage nichts ändern. Auch scheint es, als ob die Buren sich im weiteren Vormarsch auf Durban be fänden. Daß die Buren Ladysmith, das von 9000 Mann mit einer sehr wirksamen Artillerie verteidigt wird, im Sturme nehmen können, gilt für aus geschlossen, zumal die Buren zu einer solchen Kampses- weise überhaupt nicht geeignet sind. Ende dieser Woche aber können die ersten Verstärkungen aus England in Durban eintreffen und dann könnten die Buren bald in die Lage versetzt werden, ihre Streit kräfte zu teilen. Auf der Südwestecke des Oranje-Freistaates be stätigt sich die Besetzung von Colesberg. Colesberg, ein kleines Städtchen mit etwa 1900 Einwohnern, liegt an der großen Midland-Eisenbahn, die Port- Elizabeth mit Bloemfontein verbindet. Die NorvalS- brücke, 1340 Fuß lang, dient der Straße zum Über gang über den Fluß. Unmittelbar daneben befindet sich die Eisenbahnbrücke, die 1690 Fuß lang ist und dreizehn Öffnungen hat. Tie Gegend von Colesberg hat einen gewissen strategischen Wert, da von hier aus der kürzeste Weg von der südwestlichen Ecke des Oranje- Freistaates an das Meer nach Port-Elizabeth führt. Durch eine Offensive in dieser Richtung würde da» Kapland in zwei Teile getrennt werden. Die Ent fernung von Colesberg nach Port-Elizabeth beträgt aber nahezu 230 englische Meilen oder 400 Kilometer. Die Buren haben somit keine Aussichten, noch vor Eintreffen der englischen Verstärkungen hier Vorteile zu erringen. Höchstens könnten sie versuchen, von Colesberg aus die Afrikander des Kaplandes zu einem Aufstande gegen die englische Herrschaft zu bewegen. Vom westlichen Kriegsschauplätze sind heute die Meldungen vollkommen auSgeblieden. Die neuesten Nachrichten lauten: London. Die „Morningpost" meldet aus Pietermaritz burg vom 4. November: Es geht das Gerücht, daß die Buren eine empfindliche Schlappe am Donnerstag bei Ladysmith er litten hätten, und auch am Freitag hätten die englischen Truppen erfolgreich gefochten. Durban. Der „Natal Advertiser" meldet: Die Garnison von Calenfo rettete alle Borräte, Zelte, alles Handwerkszeug re. Der Feind war etwa 5000 Mann stark, darunter eine neu hinzugekommene Abteilung Freistaatburen. Ein gepanzerter Zug leistete glänzende Dienste, indem er eine Abteilung des Dublin-Regiment« zum Entsätze eines von Freiwilligen ge haltenen Außenfort» herausbrachte. Bezüglich der Lage von Pietermaritzburg sind beruhigende Nachrichten eingelaufen. Brüssel Nach hier vorliegenden Meldungen aus London begegnet die Nachricht von einem am letzten Donnerstag stattgehabten erfolgreichen Gefecht der englischen Truppen bei Ladysmith dort großem Mißtrauen. Dagegen verlautet, daß infolge des Bombarbemeut» von Ladysmith und Colenso am letzten Donnerstag die zur Verteidigung der Tugelabrücke ausgestellten englischen Batterien von den Buren zum Schweigen gebracht, und daß die Truppen, welche diese Stellung verteidigten, zum schleunigen Rückzug genötigt wurden. Da die Buren die die Rückzugslinie nach La'ysmith be herrschenden Punkte besetzt hielten, habe die flüchtige Truppen abteilung einen Weg nach Süden einschlagen müssen, welcher ebenfalls bereit- in Händen der Burentruppen war Man zweifle in Natal nicht daran, daß die Truppenabteilung ab- geschniiten und den Buren in die Hände gefallen sii, da auch in Durban keinerlei Nachricht über dieselbe vorlag Auch geht da- Gerücht, daß Lebensmittel und die Munition der Garnison Kunst und Wissenschaft. Konzert. Die Kammermusik-Vereinigung der Herren Petri und Genossen stellte sich gestern dem Publikum in ihrer neuen Zusammenstellung vor Den durch das allzu- frühe Hinscheiden unserer hervorragenden und zur Zeit un ersetzlichen Pianistin Margarete Stern verwaisten Platz harte Hr. Egon Petri, der vielseitig begabte Sohn des Primzeiger», am Klaviere eingenommen Hr Georg Wille rst für Hrn. v Liliencron als Violoncell-Spieler «inzetreten Wer dem musikalischen EntwickelungSgang des jungen Hrn Petri in den letzten Jahren gefolgt ist, dem konnte es nicht überraschend erscheinen, daß sich der gestrige Abend zu einem Erfolge für den jugendlichen Künstler ge staltete. Und daß dieser Erfolg seine nachdrücklichste Be stätigung in der Wiedergabe des Klavierpartes in Beethovens klassischem bls-äur-Trio (op. 70) erhielt, ge reicht Hrn. Petri noch zu besonderem Lobe. Bildet doch die scheinbare Einfachheit der Klavierpartic, namentlich die de» humorerfüllten AllezrettoS und des lebensprühenden Finales, einen bekannten Prüfstein für die Beurteilung musikalisch fein empfindender, technisch gewandter und im Zusammenspiel sattelfester Pianisten Anschlag, Tongebung und scharfe Rhythmik wiesen in diesem Trio besonders deutlich auf die unterrichtlichen Einwirkungen Richard Buchmiyer« hin, au« dessen gediegener Schule Hr Petri hervorgegangen ist Und wenn e» in den Ecksähen de« herrlichen v-moll-Trio« von Rob Schumann auch nicht ganz ohne Sturm und Drang abging, wenn auch die linke Hand aus Kosten der rechten zeit oeilig etwi« zu sehr zurücktrat, s» wollen dies« vorübergehenden Erscheinungen dem vor teilhaften Gesamteindruck gegenüber wenig bedeuten. Zu einem hervorragenden, durch verständnisvolle« und be geisterte« Eindringen der Ausführenden in die Eigenart der Nrahm»schen Tonsprache herbeigeführten Genuß ge staltete sich tue köstliche Wiedergabe der v-molt-Sonare op. 108 für Violine und Klavier durch Hrn. Konzert meister Petri und seinen Sohn. Die Komposition ist im Charakter völlig verschieden von den zwei anderen Sonaten in 6- und ^s-äur des dahingeschiedenen Wiener Meisters. Währens in ersterer das elegische und ernste, in der zweiten da« heitere, klare Element vorherrscht, ist die gestern gehörte Sonate, und besonders ihr empfindungS- tiefe« Adagio, von einem Zug wehmütig-sanfter Beschau lichkeit, von dem Geiste einer unter Schmerzen lächelnden Resignation erfüllt, die dem Tonstück eine überaus eigen artige, gleichsam auf das nahende Ende seines Schöpfers hindeutende Stimmung verleiht. Die Hörer begrüßten die einzelnen, in gedrängter Kürze des musikalischen Aus drucks dahinfließenden Sätze mit wärmstem Beifall. In Hrn Georg Wille, der vor wenigen Wochen seine Leip ziger Stelle mit einer solchen in der Königl. Kapelle ver tauschte, lernte man einen geschmackvollen, technisch ge wandten und sicheren Violoncellspieler kennen; Glanz und Tragkraft de« Tones traten gegen jene Eigenschaften allerdings mehrfach, wie beispielsweise in der melodiösen Solostelle des Eingangssatze» im Schumannschen Trio, nicht unwesentlich zurück. U S. Königl. Sächsischer Altertumsverein. Die gestrige Sitzung des Königl. Sächsischen AltertumL- verein« eröffnete der Vorsitzende Se Excellenz General der Infanterie z. D v. Raab mit einer Begrüßung der An wesenden und einem Bericht über den am 3 Juni d I« unter lebhafter Beteiligung unternommenen Ausflug nach Warzen, Nischwitz und Thallwitz, über den wir seinerzeit an dieser Stelle bereits Mitteilungen gemacht haben. Er erwähnte ferner, daß im Herbst d. IS. mit Rücksicht auf da« im nächsten Jahre beoorst hende 75jährige Jubiläum de« Verein« eine Anzahl Einladungen zum Beitritt er gänzen sird; infolgedessen liegen die«mal zahlreiche Meld ungen zum Eintritt vor, Uber die der Vorsitzende durch Acclamation zu entscheiden vorschlug. Da die Versamm lung damit einverstanden war, wurden die Städte Aue, Augustusburg, Döbeln, Eibenstock, Frohburg, Kamenz, Leisnig, Markranstädt, Meerane, Neustadt i. S , Strehla a. E., Waldheim und Wurzen, die Numismatische Gesell schaft in Dresden und weitere 34 ordentliche Mitglieder in den Verein ausgenommen. Sodann berichtete Hr. geh. Oberbaurat Wanckel über da« Museum des Vereins. An Geschenken sind dem letzteren überwiesen worden: ein Tausengcl nebst Taufgestell aus der Kirche zu Erdmannshain, eine leider vielfach beschädigte Gethsemanegruppe aus der Kirche zu Thurm, ein Ölbild aus der Kirche zu Höckendorf bei Edle Krone, ferner zehn Lumpenbilder mit Darstellungen der zehn Gebote von Hrn. Geh. Rat vr. Fiedler, 16 Schlosserarbeiten u. a. von Hrn Kreinsen, ein schönes Schloß von 1783 von Hrn. geh. Oberbaurat Canzler, eine Bibel von 1709 von Hrn Rinck. Angekauft wurden zwei holzgeschnitzte Figuren aus der Sammlung des Hofuhrmachers Weiße. Wegen einiger anderen Ankäufe schweben noch die Verhandlungen. Der Besuch des Museums war im Laufe des verflossenen Jahres außerordentlich stark (14725 Personen). Die photographischen Aufnahmen für das vom Verein heraus gegebene Werk „Die Sammlung des Königl. Sächsischen Altertum«oereins in ihren Hauptwerken" sind vollständig auSgeführt, so daß, da auch die Vollendung de« Texte«, dessen Abfassung vr. Flechsig übernommen hat, zum Früh jahr zu erwarten steht, das Werk im Laufe de« nächsten Jahre« zum Abschluß gelangen kann. Der Schriftführer Regierungsrat vr. Ermifch berichtete über weitere geschäft liche Angelegenheiten. Die vom Hofrat Prof, vr Gurlitt angeregte Besichtigung der mit reichem Skulpturenschmuck versehenen Baureste de« Königl. Schlöffe« au« den Jahren 1548 bi« 1550 zur Entscheidung der Frage, in welcher Weise ihre Erhaltung fichergestellt werden kann, wird demnächst durch den Genannten und geh. Oberbaurat Wanckel vorgeuommen werden In verschiedenen Fragen hat ein Vernehmen mit der Königl Kommission zur Er haltung der Kunstdcnkmäler stattgefunden, so wegen des angeblichen Grabmals Markgraf Konrads de« Großen in Röhrsdorf bei Lockwitz, das sich al« eine Arbeit des 17 Jahrhunderts erwiesen hat, und anderer dortiger Altertümer, wegen Herstellung des an läßlich der Cranach-Ausstellung hierher gekommenen Bilde« in der Georgenkapelle des Domes zu Meißen, wegen der am Portal der Kunigundenkirche zu Rochlitz angebrachten Standbilder König Heinrichs II und seiner Gemahlin Kunigunde Im Laufe deS Sommers haben in Pegau, Wurzen und Döbeln Ausstellungen von Altertümern stattgefunden, von denen die letztere im Auftrage des Vereins vom genannten Schriftführer besichtigt worden ist. Hofrat Gurlitt, der alle drei Ausstellungen im Auftrage der Kommission besucht hat, hob hervor, daß diese Ausstellungen, von denen die letztgenannte allein etwa 1200 Gegenstände umfaßte, von neuem den Beweis liefern, wie außerordent lich viel alte Kunst- und Gebrauchsgegenstände sich noch in öffentlichem und namentlich im Privatbesitz erhalten haben und daß ihren Veranstaltern, namentlich dem Stadt rat vr. Lehmann in Döbeln, für ihre selbstlose und mühe volle Thätigkeit der Dank auch des Altertumövcrein« ge bühre. Der Oeffnung einer Gruft in der Kirche zu Canne- witz wohnte Hofrat Gurlitt im Auftrage des Vorstande« de« AltertumSvrreinS bei, doch fand sich nichts von irgend erheblichem Werte vor. Den Hauptvortrag des Abend» hielt Archivsekretär vr Beschorner „über Lehnbücher, insbesondere da« älteste sächsische Lehnbuch von 1349". Er behandelte damit eine wichtige geschichtliche Ouellen- gruppe, über die bisher noch nicht gearbeitet worden ist. Unter einem Lehnbuche versteht man ein Buch, in da« ein Lehnherr seine Vasallen und ihre jeweiligen Lehn güter eintragen ließ Der Gebrauch solcher Lehnbücher ist nicht gleichzeitig mit dem Lehnwesen ausgekommm,
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