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««d Amtsblatt sm dru Aadtrath ;u Waldeabmg. Sonntag, den 3. April 1337 77 Filialen: in Altfiadtwaldenbnrg bei Herrn Kaufmann Max Liebezeit; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgafse; in Rochsburg bei Herrn Suchhalter Fauth; in Lunzenau bei Hrn. Buchhdlr. E. Dietze; in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Kirckgafse 255. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Calluberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. Witterungsausfichten für den 3. April: Bei veränderlicher Windrichtung vorwiegend bewölktes und regnerisches Wetter. Temperatur kälter. Bekanntmachung. Auf Antrag der Erben des am 10. Februar ds. Js. in Altwaldenburg verstorbenen Maurers Johann Gottlob Schaarschmidt soll das zu dem Nachlasse desselben gehörige, 3,« Ar umfassende, unter Nr. 51 des Brandkatasters für Altwaldenburg gelegene Hausgrundstück Fol. 51 des dasigen Grund- und Hypothekenbuchs, welches Grundstück mit 3070 Mk. zur Brandkasse eingeschätzt ist, am 12. April dieses Jahres, Vormittags 11 Uhr vom unterzeichneten Amtsgericht erbtheilungshalber an hiesiger Gerichtsstelle f meistbietend verkauft werden. Die Bedingungen sind an Amtsstelle hierfelbst einzusehen. Die durch die Ortsgerichte zu Altwaldenburg vorzunehmende Versteigerung der zum gedachten Nachlasse gehörigen Mobilien findet am nurerwähnten Tage von 2 Uhr Nachmittags an im Nachlaßgrundstücke statt. Waldenburg, den 29. März 1887. Das Königliche Amtsgericht. Bamberg. "Waldenburg, 2. April 1887. Das neuste Heft der Londoner Wochenschrift „Fort- nightly Review" enthält einen neuen Artikel über die i gegenwärtige Lage der europäischen Politik. Der Ber- i fasser ist der bekannte frühere Minister Charles Dilke. j Er giebt darin eine sehr interessante Uebersicht über die militärischen Machtverhältnisse Oesterreich-Ungarns und sagt: Kein militärischer Fachmann würde jetzt wa gen, zu behaupten, daß die Armee des Doppelreiches, Mann für Mann genommen, der Rußland's überlegen ist. Einige sind der Ansicht, daß es Rußland an Of fizieren fehlt. Sie denken an Jnkermann nnd ziehen nicht in Rechnung, was Rußland seit 1878 gethan hat. Die Oesterreicher genießen jetzt nicht den Vor theil, große Generale zu besitzen." Der Verfasser kommt sodann auf seine heftig bestrittene Behauptung zurück, daß Rußland so stark, wie Deutschland und Oesterreich zusammengenommen, ist, und zwei bis drei mal so stark, als Oesterreich allein. „Ohne Zweifel sind die russischen Truppen über ein enormes Gebiet zerstreut, aber der größte Theil desselben braucht nicht besetzt zu werden, und Rußland könnte die Hälfte sei ner Armee gegen Oesterreich verwenden und behielte dennoch genug Soldaten für die polnischen und kauka sischen Garnisonen. Trotzdem die Oesterreicher in den letzten Monaten viel Geld ausgegeben haben, haben sie dennoch nicht genügende Vorsichtsmaßregeln getroffen, um eine lange, willkürlich festgesetzte Grenze gegen eine Militärmacht ersten Ranges vertheidigen zu können. Die Festungen Krakau und Przemysl sind auch jetzt noch nicht in dem Zustand, um es einer schwächeren Armee zu ermöglichen, Galizien gegen eine stärkere Macht zu halten. Der bedeutende Militärschriftsteller Marga hat freilich zum Tröste gesagt, daß Oesterreich sich nach erlittenen Niederlagen in die bewaldeten Kar pathen zurückziehen könne, aber wohlweislich hinzuge fügt, daß die Straße nach Wien dann ungedeckt sein würde. Auch kann Deutschland die Aufgabe nicht über nehmen, Wien zu vertheidigen durch Bedrohung der langen Linie des russischen Vormarsches, indem, sobald Deutschland aufhörte, neutral zu bleiben, auch Frank reich seine Neutralität aufgeben und Deutschland dann genug am Rhein zu schaffen machen würde. Italien, und Italien allein vermag Wien zu schützen, angenom men natürlich, daß Rumänien sich darauf beschränkt, seine eigene Neutralität zu vertheidigen. Aber Italien verlangt Bezahlung und zwar werthvollere, als ein bloßem Versprechen des Beistandes gegen den Papst und dessen Bundesgenossen. Es ist unglaublich, daß Oestcrrelch trotz seiner finanziellen Schwierigkeiten die ungeheure lange galizische Grenze nicht stärker befestigt Hot, es sei denn, daß es zu der lleber- zeugung gekommen ist, daß es doch den östlichen oder ruthenischen Theil in einem Kriegsfälle aufgeben muß und daß die nördlichen Karpathen die wahre Grenze seiner östlichen Bezirke bilden. Der Kaiser von Oester reich hat viel Zeit und Mühe auf die Reorganisation seiner Armee verwendet und soll namentlich Aber die jetzt gegebene Möglichkeit einer schnellen Mobilisirung der österreichischen Armee seine Befriedigung ausgespro chen haben. Aber die Russen haben einen großen Vorsprung und werden ihn auch wohlbehalten. Ruß land hat an der Grenze eine enorme Masse Dragoner- Regimenter angesammelt, welche die Vorzüge der Ka vallerie und berittenen Infanterie in sich vereinigen und in Klein-Rußland und in der Dörfischen Kosaken steppe zahlreiche Kosakenreserven. Es besteht immer noch die Gefahr, daß wenige Stunden vor einer Kriegserklärung eine immense Horde russischer Kaval lerie Galizien durchschwärmen, die Eisenbahnen und Telegraphen zerstören, den regulären Kampf vermei den, aber den gesummten österreichischen Mobilisirungs- plan über den Haufen werfen wird. Es ist wahr, daß die österreichische Kavallerie an der Grenze kürz lich verstärkt worden ist, um die Mobilisirung und Concentirung der Armee zu decken, und die strategi schen Eisenbahnen von Galizien zu vertheidigen. Aber die erste Bedingung des Erfolges ist nicht vorhanden, der numerische Erfolg." So der englische Staatsmann! Es läßt sich nicht verkennen, daß er in mancher Beziehung den Nagel auf den Kopf trifft. Oesterreich-Ungarn wird noch Manches zu thun haben, wenn es Rußland erfolgreich gegenübertreten will. Selbst in England wird aber die Annahme bekämpft, daß der Donaukaiserstaat Ruß land preisgegeben sei und sich deshalb auf jeden Fall vor einem Kriege mit Rußland hüten müsse. Im letzten russisch-türkischen Kriege dachte wohl kaum Je mand an russische Niederlagen, und sie fielen doch ha geldick. Der Czar und alle seine Generale können davon erzählen. So unverhofft kann es auch in einem Kriege mit Oesterreich-Ungarn gehen, zumal dies be trächtliche Ressourcen hat. Rumänien, Serbien und Bulgarien sind unschwer auf österreichische Seite hinüber zuziehen und die drei Staaten können zusammen eine halbe Million Soldaten auf die Beine bringen, die Rußland sehr unbequem werden können. Endlich ha ben Deutschland, Italien und Großbritannien ein sehr bedeutendes Interesse daran, den völligen Zusammen bruch Oesterreichs zu verhüten. Denn hätte Rußland mit Hilfe von Frankreichs bewaffneter Neutralität dies Ziel erreicht, dann wäre ein europäischer Krieg unvermeidlich. In allen interessirten Mächten sagt man sich doch aber ganz entschieden: Wenn einmal losgeschlagen werden muß, dann auch im rechten und günstigen Augenblick! Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Genesung des Kaisers dauert in erfreulichster Weise fort. Der Schlaf ist ein durchgängig guter. Am Freitag nahm der Kaiser eine Reihe von Vor trägen entgegen und erledigte die laufenden Regierungs geschäfte. Nachmittags empfing der Kaiser den Statt halter Fürsten Hohenlohe und den Reichskanzler Für sten Bismarck, welcher seinen Dank für das kaiserliche Geburtstagsgeschenk abstattete. Die Kaiserin hatte am ! Freitag der Confirmation der Zöglinge der Kaiserin j Augusta-Stiftung in Charlottenburg beigewohnt. Der Statthalter Fürst Hohenlohe hat seine ge- s plante Abreise nach Straßburg in letzter Stunde wie- > der aufgeschoben. t Fürst Bismarck wurde an seinem 72. Geburts tage Vormittags 10 Uhr durch ein Morgenständchen der Kapelle des Alexander-Regimentes erfreut. Dann erschienen noch die Kapellen des 2. und 3. Garderegimen tes und des Kaiser-Franz-Regimentes und spielten eben falls. Im Palais strömten seit frühem Morgen un unterbrochen Personen aus und ein, welche Glückwünsche und Geschenke brachten. Briefträger und Telegraphen boten waren beständig unterwegs. Von Fürstlichkeiten erschienen der Großherzog von Hessen, Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Alexander von Preußen. Später erschienen Staatssekretäre und Minister, hohe Beamte rc. Am Nachmittag erschien noch die Kapelle des vom Prinzen Wilhelm kommandirten Gardehusaren-Regi- mentes aus Potsdam zum Concertiren. Unter den vielen Geschenken, welche dem Reichskanzler zugingen, wurde besonders ein mit kostbaren Blumen ganz ge füllter Wagen der Schloßgärtnerei zu Gütergotz be merkt, ein mit Rosen und Weintrauben gefüllter Korb, eine Riesentorte, welche den Umfang eines Wagenrades hatte und Rosenbouquets von herrlicher Pracht. Auch die 101 Kibitzeier aus Jever sind da. Der deutsche Kronprinz wird gleich nach Ostern zum Kurgebrauch in Ems eintreffen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schließt einen Artikel zum Geburtstage des Reichskanzlers mit folgenden Worten: „Wenn an seinem diesjährigen Geburtstage der Reichskanzler noch mit größerer Zuversicht als in den vorhergehenden Jahren in die Zukunft sehen kann, wenn er hoffen darf, auch im Innern selbst den Wurm des Parteigeistes unschädlich gemacht zu haben, dann werden alle Herzen, die ihm heute entgegenschlagen, in dem Wunsche einig sein, daß der Himmel dem Fürsten v. Bismarck noch lange Jahre Kraft geben möge, im Dienste seines kaiserlichen Herrn für das Wohl des deutschen Reiches und seines engeren Heimathlandes, Preußens, Wacht zu halten, wie er es bisher gethan." In dem sehr herzlichen Dankerlaß des Kaisers an die städtischen Behörden von Berlin für die Glück wünsche zu seinem 90. Geburtstage findet sich die fol gende sehr beachtenswerthe Stelle: „Für alle die Mir persönlich gewidmeten Beweise der Verehrung Meinen Dank zu sagen ist Mir ein Bedürfniß des Herzens, dem Ich gern folge einer Stadt gegenüber, welche von je her Mein lebhaftes Interesse in Anspruch genom men hat, in der Ich den größten Theil Meines Lebens mit frohen und trüben Erfahrungen, freilich auch mit manchen Enttäuschungen, zugebracht habe." Wohin die gesperrten Worte zielen, ist unschwer zu erkennen. Ueber die Neuordnung der Dinge im Reichs- - lande verlautet zuverlässig Folgendes: Fürst Hohen-