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Freitag. Nr. 14. 16. Februar 1866. Erscheint Dienstags .LM. anstalten. I Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spaltcn-Zeile 8 Pfg. Amts- u»d Anzeige-Platt der Königlichen Gerichts-Ämter nnd Stadträthe zn Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgefehichte. Altenberg. So wie der vergangene Sommer ein solcher war, wie sich dessen nicht die ältesten Leute zu entsinnen vermochten, da bereits vom 2. April an kein Frost mehr eingetreten ist und eine außergewöhnliche Milde und Wärme auch während der Frühlings- und Herbstmonate bestanden hat, eben so ist auch der Winter ein höchst merkwürdiger. Zur Zeit kennen wir solchen in der Hauptsache nur aus dem Kalender, da Eis und Schnee zu seinen Seltenheiten gehören und wir seit 3 Wochen manche Tage gehabt haben, wo die Wärme bis auf 9 Grad im Schatten gestiegen ist. Wird es aber, so fragen Viele, so fortgehen? wird nicht Schnee und Kälte eintreten zu einer Zeit, wo wir diese Gäste nicht wünschen? Wer mag dies wissen; inzwischen kann man mit großer Wahrscheinlichkeit darauf rechnen, daß, wenn auch noch Schneemassen sich einfinden sollten, eine erhebliche Kälte von Dauer fast zu den Unmöglich keiten gerechnet werden kann. Wenn auch diesmal die Schlitten auf der Stelle verbleiben, wo sie während der Sommerzeit lagern, immerhin ist der jetzige Winter viel günstiger für uns, als der vorige, denn die laufen den Wasser haben sich gehoben zu einer Höhe und Be stand, wie dies selten zur Winterszeit der Fall war. Alle Quellen, Bächelchen und Sümpfe haben volle Nahrung. Deshalb ist es auch lebendig in unseren Pochmühlen und Wäscken und deshalb auch Frohsinn und Zufriedenheit in der Hütte des Bergmanns, der nun wieder seiner gewohnten Beschäftigung nachgehen kann, während vorher Arbeitseinstellung gar traurige Aussichten eröffnet hatte, und ihn die Sorge drückte, die erhaltenen Vorschüsse erst zu einer Zeit abarbeiten zu können, wo andere Bedürfnisse den ohnedies nur geringen Lohn in Anspruch nehmen. sl Altenberg. Schon glaubten wir, vor nächt lichen Einbrüchen wenigstens auf längere Zeit sicher zu sein, als wir ganz unerwartet durch einen derartigen Versuch zu größerer Wachsamkeit wieder aufgemuntert wurden. Freche Diebeshände suchten nämlich in der Nacht vom 8. zum 9. d. Mts. in der Wohnstube des Handelsmann Lieber, in der oberen Gaffe, einzudringen. Da ihnen der Fensterladen aber mehr Widerstand leisten mochte, als sie erwartet hatten, und denselben zu er brechen, ohne größeres Geräusch zu verursachen, nicht möglich gewesen wäre, so versuchten sie, zumal da der Lichtschein aus der Oberstube (denn es war noch Jemand wach) ihnen größere Vorsicht gebieten mochte, in die ebenfalls bewohnte und nach der Hinteren Seite zu ge legene Stube mittelst EinsteigenS zu gelangen. Jedoch sollte es ihnen auch hier nicht gelingen. Durch das entstandene Geräusch beim Eindrücken der Fenster scheiben waren die Hunde der Bewohner genannter Stube wach geworden, durch die entstandene Lücke im Fenster bellend hinausgesprungen und hatten, auf diese Weise die Diebe verjagt. Eine Spur ist zur Zeit auch noch nicht entdeckt worden. Frauenstein. In den Orten Ammelsdorf, Henners dorf, Hermsdorf, Holzhau, Mulda, Nassau, Rechenberg, Reichenau, Seyda und Schönfeld ist, da in jüngster Zeit keine der Tollwuth verdächtigen Hunde vorgekom men, derHundeschlag aufgehoben worden: während inden übrigen Ortschaften hiesigen Gerichtsbezirks, nämlich in Burkersdorf, Dittersbach, Friedersdorf, Hartmanns dorf, Kleinbobritzsch, Pretzschendorf und Röthenbach, derselbe noch ferner bis zum 4. März d. Js. fortbe steht. Jedoch sind jetzt auch die früheren Anordnungen: die mit Maulkorb versehenen Hunde noch an der Leine zu führen, und selbige, innerhalb der Gehöfte in ver schlossene Räume eingesperrt zu halten, nachgelassen. Bis zu oben erwähntem Tage müssen aber alle frei herumlaufenden Hunde noch mit Maulkorb versehen sein. Dresden. Das am vergangenen Sonnabend ab gehaltene Stiftungsfest des Dresdner Gewerbe vereins war zwar jedenfalls in Folge der sich jetzt zusammendrängenden, zahlreichen Festlichkeiten schwächer als gewöhnlich (von circa 250 Personen) besucht, doch stellte es sich, in Bezug auf seine Lebhaftigkeit und die gebotenen geistigen Genüsse, seinen Vorgängern würdig zur Seite. Da das Stiftungsfest sich nur auf ein Herrenessen beschränkt, so sind besondere Vorbereitungen zur Erhaltung des Humors und der guten Laune un vermeidlich, und haben sich gerade darin die Stiftungs feste des Gewerbevereins einen gewissen Ruf erworben. Auch diesmal wechselten außer sehr zahlreichen meist trefflichen Toasten musikalische Vorträge mit kleinern dramatischen Darstellungen heitern Inhalts ab. Seinen Gipfelpunkt fand das Fest in einer für Diejenigen, welche alle Einzelheiten einer Vereinssitzung kennen, sehr ergötzlichen dramatischen Aufführung, welche die Gewerbevereinssitzung einer kleinen Stadt darstellte, in Wirklichkeit aber die Sitzungen des hiesigen Verein« persiflirte und sonstige Unzuträglichkeiten unserer Stadt m nicht selten sehr feiner Weise geißelte. — Gutem Vernehmen nach liegt es in der Ab sicht der königl. Staatsregierung, daS Gewerbege setz vom 15. Oct. 1861, sowie die damit in Verbin dung stehenden Gesetze und Verordnungen, auf Grund der bisher gemachten Erfahrungen in einigen Punkten abzuändern, und eS dürfte eine hierauf bezügliche Vor lage schon an die nächste, im Herbst d. I«. zusammen