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Freitag. Nr. 69. 4. September 1874. Weißerih-Iettmrg. Amts-Matt für die Kcrichts Aemter «nd Stadträtke zu Dippoldiswalde «nd Kraueiistein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der dedentenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 3. September. Wir haben gestern einen schönen Tag verlebt. Alles vereinigte sich, um den Nationalfesttag auf die gebührende Art auszuzeichnen. Wir werden erst in nächster Nummer ausführlicher über den Verlauf unserer Festfeier berichten, wollen aber bereits heute schon das Urtheil nicht zurückhalten: daß das Fest in jeder Weise als ein wohlgelungenes zu bezeichnen ist und sich unsere kleine Stadt auch diesmal ihres, in dieser Hinsicht guten Renommo'S Werth gezeigt hat. Pretzschendorf. Am Dienstag Nachmittag ist beim Schmied Kunath im Niederdorfe ein Feuer ausgebrochen, welches bald dies Gebäude, sowie die gegenüberliegende Mühle des Gutsbesitzers und Erbmüllers Funke (Mühl-, Wohngebünde, Stall und Scheune) in Asche legte. Die aus den Nachbarorten, namentlich auch aus Frauenstein herbeigeeilte Hülfe hinderte weiteres Umsichgreifen. Der größte Theil der Ernte ward den Flammen zum Raube, leider auch eine Magd, die sich aufopfernd nochmals in das brennende Gebäude wagte, von dem herabstürzenden Stroh dachs getroffen und sehr schwer am ganzen Körper verletzt. Freiberg. In den schönen Anlagen hiesiger Stadt ist jetzt ein 15 Ellen hoher Obelisk von Sandstein, mit Granit-Unterbau, errichtet, der die einfache Inschrift trägt: „Die Stadt Freiberg ihren im deutsch-französischen Kriege 1870—1871 Gefallenen." Das nach einem Entwürfe des Stadtbaumeisters Börner ausgeführte Denkmal ist am 2. Septbr. eingeweiht worden. Dresden. Unser König hat am 31. August und 1. Septbr. in Begleitung des Generalfelvinarschallö Prinzen Friedrich Carl von Preuße», des cowmandirenden Generals Prinzen Georg, des Herzogs von Sachsen-Altenburg, des Generals v. Podbielski, des KriegSniinistcrS rc. rc. bei Großen hain den Manöver» und Gefechtsübungen der Cavalerie- division beigewohnt. Bei der darauf folgenden Hoftafel brachte unser König einen Toast auf den „Reitermarschall" Prinz Friedrich Carl, der sofort mit einem Hoch auf de» Sieger von Boaumont und Sedan, Se. Maj. den König Albert antwortete. Dabei sprach er ferner sich dahin aus, daß cS 'hm.-um Vergnügen gereicht habe, ans die Einladung Sr. Majestät die Uebungen gesehen zu haben. Er habe manches LobenSwerlhe in der Division gefunden, besonders müsse er die gleichmäßige Ausbildung der Regimenter, ihre Leichtigkeit im Ueberwinden von Hindernissen, die rationelle Schonung des Materials und das gute Berittensein der Offiziere aner kennen. Die Division könne den Vergleich anöhalten, sie sei in der deutschen Neitermasse ein den anderen Divisionen eben bürtiges Glied. — Unser König und Prinz Friedrich Carl begaben sich darauf ohne Gefolge zur Jagd nach Moritzburg, woselbst von 31/4 bis 42/4 Uhr geschossen wurden: ein Roth- hirsch (Zehnender), ferner 6 scharfe Dammschaufler und ein schöner Spießhirsch. Leipzig. Im Dorfe Markkleeberg war am 28. August eiu 4 Jahre altes Mädchen in die Pleiße gefallen und dem Ertrinken nahe. Man suchte vergeblich mit Stangen das Kind zu retten, bis endlich ein 14 Jahre alter Knabe sich aus der Menge heraus in den etwa 10 Ellen tiefer gelegenen Flnß warf und das Mädchen glücklich ans Land brachte. Der brave Retter, welcher in eigener Lebensgefahr schwebte, heißt Bernhard Plateck. Berlin. Es bestätigt sich, daß seitens der Zollvereins regierungen an eine Revision des Vereins-Zolltarifs gedacht wird, indessen ist diese Angelegenheit noch nicht über die ersten Vorberathungsstadien hinaus gediehen, und es läßt sich daher jetzt von einem Zeitpunkt, zu welchem die Ausführung erwartet werden kann, nichts Zuverlässiges mittheilen. — In Potsdam fand am I. Septbr. Mittags die feierliche Einsegnung des ältesten Sohnes des Kronprinzen in der Friedenskirche statt. Der Kronprinz holte seinen Sohn aus der Sakristei ab, der die Uniform des ersten Garde regiments trag, mit der Kette und Band des schwarzen Adlerordens geschmückt, stellte denselben dem Kaiser und der Versammlung vor, worauf der Prinz an den Stufen des Altars Platz nahm, hierauf erfolgte die Prüfung und Ein segnung durch den Hofprediger Heym. Dec Prinz las ein von ihm selbst verfaßtes Glaubensbekenntnis; vor, worin er ein evangelisch-christliches Leben gelobte. Gesänge des Berliner Domchores wechselten mit den Choralgesängen der Versammlung ab. Am Schluß der erhebenden Feier um armte und küßte der Kaiser tief ergriffen wiederholt den Prinzen- Die kronprinzlichen Eltern genossen darauf mit ihrem Sohn das heilige Abendmahl. Oesterreich. Aus Wien wird über die Schießver suche mit Krupp'schen Stahlkgnonen und österreichischen bronzenen Achtpfündern berichtet. „Bei gleicher Schußzahl erzielte das österreichische Geschütz ans eine Entfernung von 5000 Schritt 68, das Krupp'sche 491 Treffer; auf eine Entfernung von 3000 Schritt schoß der österreichische Acht- pfünder 163 Treffer, die Krupp'sche Kanone 1405 Treffer; auf 2000 Schritt Entfernung erzielte das Bronzegeschütz 387, die Krupp'sche Gußstahlkanone 1497 Treffer. Im Ganzen kommen daher auf 618 Treffer des Achtpfünders 3393 Treffer der Gußstahlkanone, d. h. die letztere ist dem erster» durch schnittlich fünffach überlegen."