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MsdmfferTageblait Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich r,— RM. frei Haus, bei Postbcstellung 1,80 RW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lv Rpsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsereAusträgeru. » ,, ... . Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent» Töüchenülilll für Pöilsvruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger —Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespqltene Raumzeile 20 Rpsg., die t gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs» Pfennige, die ll gespaltene Reklamezcile im textlichen Teile l RM. Nachweisungsgebühr M Reichspsennige. Borge» schrieben- Etscheinungs» cvr /» «agc und Platzoorschriften werden nach Möglichkeit FelNfPlechekt AMI WllsLrUff Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis oorm-lSUHr. ' " Für die Richtigkeit der Lurch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitzen, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 300 — 92. Jahrgang » IM » MW zu Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 27. Dezember 1933 Lin historischer Prozeß. Der große Reichstagsbrandprozeß, der in sechsundfünfzig Verhandlungstagen das Zustandekommen und die Durchführung der Tat vom 27. Februar aufklären sollte, gehört nun der Geschichte an. Hunderte von Zeugen sind in der Voruntersuchung verhört worden, und in der Hauptverhandlung wurden auch wieder mehr als ein hundert Zeugen auf Herz und Nieren ausgefragt. Genau so scharf und umfassend wie jene Voruntersuchung vor sich 'gegangen war, konnte das höchste Gericht des Deutschen Reiches auch die Hauptverhandlung durchführen. Wenn man von dem Leipziger Reichstagsbrandprozeß spricht, dann geht auch der Blick hinüber zu der Groteske der Londoner Verhandlungen, die sich als Gerichtshof aufzuspielen versuchten. Mit ihm und seinen Behauptungen hat der unter vollster Öffentlichkeit sich voll ziehende Prozeß in Leipzig restlos und endgültig ebenso aufgeräumt und Schluß gemacht, wie mit dem berüch tigten „Braunbuch", von dem bei den Verhandlungen in Leipzig und Berlin so oft die Rede gewesen ist. Auch die Berichterstatter auswärtiger Zeitungen, die nicht ge rade von übermäßigem Wohlwollen für Deutschland er füllt sind, kamen schließlich zu der Ansicht, daß die beste Frucht des Leipziger Prozesses Wohl die gewesen ist, die Behauptungen des „Braunbuches" als Lügen zu kenn zeichnen, vor allem aber den Schwindel aufgedeckt zu haben, der die Teilnahme oder gar die führende Rolle des Nationalsozialismus am Reichstagsbrands behauptete. Die Berichterstattung über den Prozeß ist in den, ausländischen Blättern oft nicht in einem Sinne er folgt, der der Sache selbst gerecht wurde und den man etwa als deutschfreundlich bezeichnen könnte, aber trotz dieser Voreingenommenheit sind die ausländischen Beob achter auf Grund der Verhandlungen zu dem Schluß ge kommen. daß die Beschuldigungen des Braunbnches ein politischer Schwindel des Marxismus sind und bleiben werden. Mit einer Gründlichkeit, die beinahe schon Ungeduld erregte, ist das Reichsgerichtsverfahren durchgeführt worden. Gerade jene Partei, die hinter den Angeklagten auf der Anklagebank saß, hat oft genug sehr viel schneller „gearbeitet"! In völliger Unabhängigkeit, nur ihrem Eide getreu, das Recht zu finden und es auszusprechen, haben die Mitglieder des höchsten deutschen Gerichtshofes geprüft und geurteilt: drei Monate hindurch wurde das Anklagematerial durchforscht, drei Monate hindurch trat Zeuge um Zeuge auf, und selbst die höchsten Beamten "des Deutschen Reiches mußten ihre Aussagen machen. Gerade aber von der Führung des neuen Reiches wurde alles getan, um durch die Zeugenschaft mitzuwirken bei der Aufklärung der Tat vom 27. Februar. Einen Augenblick schweift die Erinnerung zurück: in demselben Reichstags- faal, wo das höchste deutsche Gericht einen Teil der Untersuchung durchführte, hat vor vierzehn Jahren der Mann vor einem Untersuchungsausschuß den November leuten Rede und Antwort stehen müssen, der jetzt des Deutschen Reiches Präsident ist! Und ein Teil jener Männer, die sich damals anmaßten, Hindenburgs Richter zu sein, spielten jetzt die Groteske des Londoner Unter suchungsausschusses und des dortigen Verfahrens, das selbst ein so wenig deutschfreundlicher Mann wie der frühere englische Außenminister Austen Chamberlain jetzt als auch für das englische Volk geradezu beschämend bezeichnet hat. Und darum ist der Reichstagsbrandprozeß in Leipzig wirklich Geschichte gewesen: er hat nicht nur das Ur teil über die Angeklagten gesprochen, sondern auch über den Versuch des Marxismus in seiner roten und rötesten Färbung, den Nationalsozialismus mit der ^at vom 27. Februar zu belasten. Das höchste deutsche Gericht hat festgestellt, daß dieser internationale Kampf gegen die Männer des neuen Deutschlands ein zwar groß angelegter, aber jetzt völlig zusammengebrochener Lügenfeldzug gewesen ist. Und diese Feststellung vor aller Welt ist vielleicht das Wertvollste an dem langen Prozeßverfahren. In vollster Öffentlichkeit und vor aller Welt ist der Nachweis geliefert worden, daß dieses neue Deutschland mit sauberen Händen geschaffen worden ist. Die Verbundenheit der Heimat mit den Deutschen im Auslande. Rundsunkansprache des Reichsministers Rudolf Hetz. Nm Heiligen Abend von 21.00 Uhr bis 21.20 Uhr sprach der Stellvertreter des Führers, Reichsminister NudolfHeß, über alle deutschen Sender zu den Aus - landsdeutschen in aller Welt, um die Verbunden heit mit den Deutschen im Auslände zum Ausdruck zu bringen. Er sagte u. a.: Es ist notwendig, daß in der Heimat sich mehr als lnsher Verständnis für die Auslandsdent- sL, cn verbreitet. Groß und vielleicht größer als die materielle Not war in den Jahren nach dem Kriege für Lie Ausländsdeutschen die seelische Not. Nur wer draußen zwischen fremden Völkern lebte, Weitz, was es bedeutet, der Verachtung, der Umwelt ausgefetzt zu sein, weil die Heimat hinter ihm Verachtung verdient. Ihr Ausländs deutschen konntet euch nicht stärken an der Wandlung, di« im deutschen Volke vor sich ging, weil die Zeitungen euch verschwiegen, was daheim jeder wußte, der Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören. Es ist ein n eu e s V o lI erstanden in der Heimat. Ihr Deutschen draußen ver fluchtet den Streit der deutschen Länder unk Ländchen, den Zank der Parteien und Parteichen, denn ihr kanntet nur Deutschland und Deutsche. Der Wunsch des greisen, verehrungswürdigen Reichs präsidenten, des Generalfeldmarschalls von Hindenburg nach Einigkeit wurde durch Adolf Hitler erfüllt. Nik in seiner langen Geschichte war Deutschland so einig wie heute. Zehn Jahre konnte ich verfolgen, mit welcher Zähig keit Adolf Hitler an der Erreichung einmal gesteckte: Ziele arbeitet. Sein vordringlichstes Ziel ist ihm aber, Deutschland und darüber hinaus Europa einen wirklichen Frieden zu sichern, da ein neuer Krieg bolschewistisches Chaos und das End« aller Kultur, vielleicht weit über Europa hinaus, bringen müßte. Es gehört zum wichtigsten Charakterzug dieses außergewöhnlichen Mannes, unter Verzichi auf diplomatische Winkelzüge der Welt frei heraus seine Absichten mitzuteilen. Er erklärt, den Frieden zu wollen, und das beweist, Laß Sie ihm glauben dürfen. So sende ich Weihnachtsgrüße hinaus an die Deut schen diesseits und jenseits der Grenzen, an alle, di« deutsch fühlen; denn deutsch sein, heißt deutsch fühlen und nicht nur deutsch reden. Mit der Weihnachtsgrüßen verbinde ich den Dank der Heimat an die Ausländsdeutschen für ihr oft so schweres Wirken draußen. Meine Ge danken wandern zu all den deutschen Volksgenossen, dik ols Angehörige fremder Staaten in Europa und außerhalb Europas leben. Mögen sie im kommenden Jahr im Kampf um die Erhaltung ihres Volkstums weniger zu leiden haben als in der Vergangenheit. Und obwohl die Deutschen Österreichs für uns nichi zu den Ausländsdeutschen zählen, will ich einen Gruß an sie wiederholen, den ich am Vortage noch von der Zug spitze aus schweigend über die majestätischen, ver schneiten Gipfel der deutsch-österreichischen Alpen hinüber sandte. Wir wissen, wie treu ihr deutschen Brüder zu unsere, Weltauffassung steht trotz aller Versuche, euch in Gegensatz zu uns zu bringen. Wir wissen, welch unerhört schweren Leiden ihr besonders in den Grenzgebieten wirtschaftliq und darüber hinaus vor allem seelisch ausacsctrt seid. Wir sehen voll aufrichtig Bewunderung, wk ihr trotz allem nicht verzweifelt und wie tapfer ih» die Opfer tragt um der wahren Heimat und um der Zu kunft eurer Kinder und Kiudcskinder willen. Gegen diesen tief wurzelnden Geist kämpft jede Gewalt vergeblich aul Entsetzliches EiWOunM sein. Fast alle Züge erlitten am vergangenen Sonnabend starke Verspätung. Auch der Eilzug nach Lagnh, der den Pariser Ostbahnhof fahrplanmäßig um 17.49 Uhr ver lassen sollte, fuhr erst um 19.25 Uhr ab. Da ein Vorortzug vor ihm abgegangen war, mußte der Zug zwischen zwei Bahnhöfen in der Nähe der Ortschaft Pom- ponne anhalten, um zu warten, bis die Strecke frei gegeben würde. Da tauchte plötzlich hinter ihm aus dem Nebel der D-Zug nach Straßburg auf, der seinerseits fahrplanmäßig um 18.16 Uhr auf dem Pariser Ostbahnhof hätte abfahren sollen und über eine Stunde Verspätung hatte. Der Zug brauste mit einer Geschwindigkeit von 10 0 Stundenkilometern heran. Der Lokomotivführer bemerkte zu spät, daß ein anderer Zug vor ihm hielt. Die Erregung ist in der Öffentlichkeit sehr groß. Die zuständige Eisenbahngesellschaft, in deren Bereich die von dem Unglück betroffene Strecke liegt, wird scharf angegriffen. Ein Teil der Presse forderte auch die Verhaftung des Direktors der Gesellschaft. Verschiedene Abgeordnete haben bereits Interpella tionen angekündigt, aus denen hervorzugehen scheint, daß sie weniger von der Schuld des Zugpersonals als von der mangelhaften Organisation der Eisen bahngesellschaft überzeugt sind. Die Toten wurden zunächst im Pariser Ost- bahnhof aufgebahrt. Darunter befanden sich mehrere ehemalige Abgeordnete und Minister, so der Bürger meister von Nancy, Abg. Schleiter, der frühere Unter staatssekretär Jean Paul Morel und Senator Hachette. Zum Zeichen der allgemeinen Trauer begab sich der Präsident der Republik zum Pariser Ostbahnhof und verneigte sich dort vor den Toten. AuH Ministerpräsident Chautemps, mehrere Regie rungsmitglieder und viele Abgeordnete und Senatoren besuchten, direkt von der bis spät in die Nacht hinein dauernden Parlamentssitzung über die Finanzsanierungs vorlage kommend, die Opfer. Die Beisetzung der Toten soll am Mittwoch stattfinden. Zwei französische Schnellzüge ineinandergefahren 200 Tote und über 200 Verletzte. In Frankreich ereignete sich ein entsetzliches Eisenbahnunglück, das eines der schwersten ist, von dem Europa seit Jahrzehnten betroffen wurde. Der Straßburger Schnellzug stieß in den späten Abendstunden des vergangenen Sonnabend in der Nähe des Bahnhofes Lagny, etwa 20 Kilometer östlich von Paris, auf den dort haltenden Schnellzug von Nancy. Beide Züge entgleisten und wurden buch st üblich in einandergeschoben. Die Zahl der Toten wurde bisher mit 196 airgegeben, die Zahl der Verletzten soll 200 überschreiten. Unter den Toten befinden sich mehrere ehemalige Abgeordnete und Minister. Die Ursache des Unglücks wird auf dichten Nebel zurückgeführt, der seit einigen Tagen in ganz Frankreich herrscht. Durch die Geistesgegenwart des Lokomotivführers eines dritten Zuges, der seinen Zug etwa 100 Meter vor der Un glücksstelle noch zum Halten brachte, konnte ein weit größeres Unglück verhütet werden. An der Trümmerfiätte von Lagny. Die Unfallstätte bot einen einzigen Trümmer haufen. Auf einer Strecke von 200 Meter sah man nur die großen eisernen Räder und die verbogenen Eisen gestelle der ineinandergefahrenen Wagen. In Abständen von je fünf Meter waren große Lagerfeuer mit den hölzernen Resten der zertrümmerten Wagen angezündöt worden, deren rötlicher Schein den schaurigen An blick noch wesentlich steigerte. Zu beiden Seiten des Fahrdammes lagen lange Reihen Toter und Verwundeter. Die bei Scheinwerferlicht arbeitenden Bergungsmann schaften holten dauernd neue bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen aus den Trümmern hervor, einen französischen Offizier, eine ganze Familie, Vater, Mutter und Kind, Alte und Junge; alles Reisende, die sich noch vor wenigen Stunden sreuten, die Weih nachtsfeiertag ebei Eltern und Verwandten zu verbringen. Fast alle Opfer befanden sich im Nancy-Zug, dessen Wagen, mit Ausnahme der ersten, völlig zermalmt wurden. Der Zugführer und der Heizer des Straßburger Zuges auf Weisung des Untersuchungsrichters verhaftet. Beide behaupten, das Haltesignal sei nicht ge zogen worden, wogegen die Eisenbahnbeamten des Bahnhofs Lagny erklären, noch eine Viertelstunde nach der Katastrophe das Gegenteil festgestellt zu haben. Mit über 400 Stundenkilometern auf den haltenden Zug gerast. Einstweilen ist dieUrsache des Unglücks noch un geklärt. Behauptung steht gegen Behauptung. Das Unglück dürfte aber einmal auf die Unregelmäßig- ketten, die der Weihnachtsverkehr mit sich brachte, und zum anderen auf den dichten Nebel zurückzuführen Oeuisches Beileid in Paris. Der deutsche Botschafter in Paris hat anläßlich des Eisenbahnunglücks von Lagny der französi schen Regierung in seinem persönlichen Namen und im Namen der Reichsregierung das Beileid zum Ausdruck bringen lasten. Auch vom Reichsverkehrsmini- ster Freiherrn von Eltz-Rübenach ist beim französischen Minister für öffentliche Arbeiten ein Beileidstelegramm eingetroffen. . Der Generaldirektor der Deutschen Nerchsbahn, Dr Dorpmüller, hat an den Generaldirektor der französischen Ostbahn, Renaudin, folgendes Beileids telegramm gerichtet: „Tief erschüttert durch die Kunde von dem furchtbaren Eisenbahnunglück, das Ihr Unternehmen betroffen hat, spreche ich Ihnen namens der Deutschen Reichsbahn meine herzlichste Teilnahme aus."