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Amtsblatt sm den Stadtrat zu Aavenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachm. Abonnementspreis 1,50 Mk. vierteljährlich. — Inserate kosten,die Spaltenzeile oder deren Naum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf., iiu amtlichen Tei! 30 Pf., tabellarischer Satz entsprechend hoher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch aufgegebenen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Nummer 70. Fernsprecher: Amt Deuben 212V Donnerstag, den 17. Juni 1915. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 28. Jahrgang Für die Redaktion veraniwortlich Hermann Mardeck in Rabenau. — Druck und Verlag vou Hermann Marbeck in Rabenau. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Das im Teiche der Firma Beckert u. Zänker hier er richtete Freibad (Flußbad) wird von Donnerstag den i 7. dieses Monates ab in Benutzung gegeben. Montags und Donnerstags ist das Bad nur für weibliche Personen, an den übrigen Tagen nur für männliche Personen geöffnet. An Sonn- und Festtagen wird das Hab nachmittags 1 Uhr geschlossen. . Kinder dürsen nur in der Zeit von 4-7 Uhr nachmittags baden, während für die Erwachsenen die Badezeit nur insoweit eine Beschränkung ersührt, als abends halb 8 Uhr die Badeanstalt zu verlassen ist. Für die Benutzung des Bades Haden Erwachsene, wenn sie eine ans die Badezeit gültige Dauerkarte losen, 50 Pfg. (u bezahlen. — Die Abgabe für ein einmaliges Bad beträgt IO Pfg. — Vem Kindern bis zu 14 Jahren wird eine Ab gabe nicht erhoben. Die zu losenden Dauerkarten werden im Rathause aus gegeben, während die Karten für ein einmaliges Bad bei dem Oelsastraße Nr. 95 wohnhaften Stuhlbauer Hermann Schumann bez. dessen Ehefrau erhältlich sind. .frerr und Frau Schumann sind mit der Anfsichtssüh- rnng betraut; es ist deshalb den Anordnungen derselben un bedingt Folge zu geben. Die Eltern und Erzieher werden gebeten, ihre Kinder und Pflegebefohlene» darauf hin- zuweiseu, das; jede Verübung von Unfng oder Ordnungswidrigkeit zu unterlasse» ist. da sonst Bestrafung nnd uuter Umstände« wesentliche Beschränkung der Benützung des Bades erfol gen mühte. Im klebrigen wird auf die am Bad angebrachten An schläge verwiesen. R a b e n a u, am 14. Jnni l915. Der Bürgermeister. — Aufhebung des Verbots der Berfütterung von Kartoffeln. Mit Verordnung vom 14 April 1915 zu der Regelung des Verkehrs mit Kartoffeln hat das Königlich Sächsische Ministeri nm des Innern verboten, daß Kartoffeln, die nach ihrer Beschaffenheit zur menschlichen Ernährung tauglich sind, znr Berfütterung von Tieren verwendet werden. Mit Verordnung vom 3. Juni 1915 hat das Königlich Sächsische Ministerium gestattet, daß dieses Verbot vorüber gehend allgemein außer Kraft gesetzt werden kann, soweit die Versorgung mit Speisekartoffeln ausreichend gesichert ist. Für den Bezirk Les Kommunalverbandes Dresden und Umgebung wird deshalb das Verbot des Verfütterns von Speisekartoffeln bis auf weiteres hiermit außer Kraft gesetzt. Dresden, den 14. Juni 1915. Der Koummnalverband Dresden und Umgebung. .Mill» Von den Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 14. Juni W estliche r Kriegsschauplatz. Auf der Front zwischen Lantcrue nnd Arras halten die Franzosen eine schwere Nieder lage. Nachdem im Verlauf des Tages mehrmals die zum Vorgehen bereitgestellten feindlichen Sturmkolonnen dnrch nufer Arlilleriefeuer vertrieben, setzten gegen Abend zwei starte seindliche Angriffe in dichten Linien gegen unsere Stellung beiderseits der Lorettohöhe, sowie auf der Front .Neumlle-Rrcarcourt ein. Der Gegner wurde überall uuter schwersten Verlusten zurückgeworfen. Sämtliche Stellungen sind voll in unserem Besitz geblieben. Schwächere Angriffe des Feindes am Merkaual wurden abgeschlagen. Südöstlich Hebutcrne haben Infanterie-Gefechte zu keinem nennenswerten Ergebnis geführt. Vorstöße gegen die' von uns eroberten Stellungen in der Cbampagne wurden im Keime erstickt. Oestl'icher Kriegsschauplatz. In der Nähe von Kucowimia nordwestlich z a w l e wurden einige feindliche Stellungen genommen und Labci 3 Offiziere und 300 Mann zu Gefangenen gemacht. Südöstlich der Straße Mariampol-Kowno erstürmten unsere Truppen die vordersten russischen Linien. 2 Offiziere, 330 Mann sind hier die Beute. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Armee des Generalobersten von Mackensen ist in einer Breite vou 70 Kilometern aus ihren Stellungen zwischen Garniawa (nord westlich Mosziska) u. Sieniawa zum Angriff vorgegangen. Die feindlichen Stellungen sind auf der ganzen Front erstürmt. 16 000 Russen sielen gestern in unsere Hand. Auch die Angriffe des Generals v. d. Marwitz und des Generals von Liusingen machen Fortschritte Großes Hauptquartier, 15. Juni 1915. W estlicher Kriegsschauplatz. Die Franzosen holten sich gestern eine neue Niederlage. Trotz der am 13. Juni erlittenen schweren Verluste setzten sie ihren Durchbruchs- versuch auf der Front Lievin—Arras mit großer Zähigkeit fort. Die mit ungeheurem Munitionsaufwand vorbereiteten und in dichten Wellen vorgetragenen französischen Angriffe brachen abermals in dem Feuer unserer braven Truppen zusammen. Nordwestlich von Moulin-sous-Tous-Vents (nordwestlich von Soisson) gelang eS noch nicht, die am 6. Juni verlorenen Grabenstücke wieder zu nehmen. In der Champagne, nördlich von Perthes und Le Mesncl, lebte der Kampf stellenweise*wieder auf, ohne daß der Feind einen Vorteil zu erringen vermochte. Am Sonntag wurde die Kirche von Les fin g h e, süd westlich von Ostende, während des bürgerlichen Gottesdienstes vou feindlicher Artillerie beschossen; mehrere belgische Zivil personen wurden verletzt. Gestern ist die offene Stadt Karlsruhe, die in keiner lei Beziehung zum Kriegsschauplätze steht uud nicht die ge ringste Befestigung aufweist, von einem feindlichen Flugzeug- geschMder mit Bomben beworfen worden. Soweit bisher bekannt, fielen 11 tote und 6 verwundete Bürger dem Ueber- sall zum Opfer, militärischer Schaden konnte natürlich nicht augerichtel werden. Vou einem unserer Kampfflugzeuge wurde ein Flugzeug aus dem feindlichen Geschwader heraus - geholt; die Insassen sind tot. Ein anderes feindliches Flug zeug wurde bei Schirmeck zum Landen gezwungen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Oestlich Szawle stürm ten deutsche Truppen das Dorf Daukszs und wiesen danach mehrere von zwei bis drei russischen Regimentern geführte Gegenangriffe ab. Vier Offiziere, 1660 M a u n wurden ge- fangcngenommen. Unsere neugewonnenen Stellungen südlich und östlich der Straße Marjampol—Kowno wurden gestern wiederholt von starken feindlichen Kräften vergeblich angegriffen. Wir stießen auf der Front Jipowo—Kalwarja vor, drangen in die russische Linie ein und eroberten die vorder sten Gräben. Auch am Orcyc gelang es unseren eingreifenden Truppen, Vas Dorf Jednorozec «südöstlich von Chorzele), die Czerwona- Gora- und die Brücke östlich davon im Stnrm zu nehmen; bisher an dieser Stelle 325 gefangene Russen. Feindliche Angriffe gegen unsere Einbruchsstelle nördlich von Bolimow scheiterten. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Dem in der Schlacht am 13. uud 14. Juni von der Armee des Generalobersten v. Mackensen geschlagenen Gegner ist cs nicht gelungen in seiner rückwärtigen vorbereiteten Stellung nordwestlich Jaworow Fuß zu fassen. Der Feind wurde geworfen, wo er sich stellte. Die Beute mehrt sich. Durch die scharfe Verfolgung sind auch die russischen Truppen südlich der Bahn Przemysl—Lemberg zum Rück züge gezwungen worden. Truppen des Generals von der Marwitz nahmen gestern Mosciska. Der rechte Flügel der Armee des Generals v. Linsingen stürmte die Höhen westlich Jezubol; ihre Kavallerie erreichte die Gegend südlich von Marjambol. Lokales nnd AchMes. Rabe»»», 16. Jnni 1915. * Für die Kaiser-Wilhelm-Spende sind vom hiesigen Frauenverein 201 Mark gesammelt worden. * K ü h l u n gs m it te l für unsere Feldgrauen. Im August vorigen Jahres, gleich nach Ausbruch des Krieges, wurde ein Kühlungsmittel für die damals arg uuter der Hitze leidenden Soldaten empfohlen. Es handelt sich um Lie Anbringung eines angefeuchteten Schwammes im Helm, wodurch eine erhebliche Herabsetzung der Temperatur unter dem Helm erzielt uud dadurch der Entstehung eines Hitzschlages vorgebcngt wird. Bei der jetzigen heißen Witterung ist ein Hinweis auf dieses einfache Mittel im Interesse unserer Soldaten, die vielfach große Märsche machen müssen, gewiß am Platze. * Musterung der Jahresklasse 1916. Im Bereiche des stellvertretenden Generalkommando des 12. Armeekorps beginnt in nächster Zeit die Musterung der JahreStlasse 1916. Mit einer Einberufung derselben ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen, es handelt sich vielmehr lediglich darum, den Bestand an Militärtauglichen festzustellen. Wendischcarsdorf. Der Auftrieb der Wendischcars, dorfer Viehweide ist nun beendet. Es sind zur Zeit auf getrieben 109 Kalben, 6 Bullen, 869 Pferde. Der Gesund heitszustand der Tiere ist ein guter. Malter. Auf Paulsd 0 rser Gemarkung, etwa 40 Meter vom „Marterl" entfernt, wurde der Leichnam des Soldaten Bruno Schumann aufgefnnden und im Kahn nach Malter gebracht. Sch. hatte am Dienstag nachmittag frei willig den Tod im Wasser gesucht, obwohl ein Grund dazu nicht vorlag. Coschütz. Ein grausiger Anblick bot sich «Sonntag früh einigen Spaziergängern in den Anlagen am Hohen Stein hinter der Felseukellcrbrauerei. Dort stürzte sich ein älterer, gut gekleideter Mann nach Ueberklettern des Gelän ders von der Felsenkellerbastei in den tiefen Abgrund hinab, schlug mehrere Male auf zackiges Gestein auf und blieb mit einem Schädelbruch, gebrochener Wirbelsäule und zerschmetterten Gliedmaßen tot im Wasser des Mühlgrabens, der am Fuße des Felsenmassivs vorüberfließt, liegen. In dem unglücklichen Mann wurde ein in Coschütz ansässiger, 53 Jahre alter Milchhändler, der die Verzweiflungstat in krankhaftem Zu stande ausführte, festgestellt. Sein Leichnam wurde nach er folgter polizeilicher Aufhebung nach dem äußeren Plauenschen Friedhof gebracht. Dresden. In einer Apotheke in der Neustadt wurde eine Scholarin durch das Zerspringen eines Karbolsäure gefäßes über den ganzen Körper verbrannt, so daß sich Unter bringung im Krankenhausc notwendig machte. — Bei Cotta wurde eine 20—25 jährige Unbekannte aus der Elbe geborgen. — Am Fischhaus an der Radeberger Straße sprang der Autobremscr Bürger vom Anhänger eines Bierautos ab, als an abschüssiger Stelle der Motor im Vorderauto ver sagte. Als er das Vvrlegeholz vor die Rüder schieben wollte, geriet er zwischen die beiden Wagen. Zerquetschung von Kopf und Brust bedingten sofortigen Tod. — C e n t r a l t h e a t e r. Konrad Dreher, der gefeierte Hofschauspieler der bayrischen Residenz, tritt nunmehr als Kommerzienrat in Leons „Gebildete Menschen" auf, wohl wissend, daß zur schönen Sommerszeit die Wünsche des Publikums — uud es war zahlreich erschienen — aus heitere Unterhaltung, gerichtet sind. Diese fand man in reichem Maße, weniger allerdings Warscheinlichheit, Tiefgründigkeit und Folge richtigkeit der Charaktere und Probleme. Doch die Zeil gibt uns härtere Nüsse zu knacken, lind da ists ganz gut, daß man im Theater sich erholt. Der Autor führt zwei feindliche Brüder vor, der ältere ein in vielen Schulen und Prüfungen erprobter Jurist, der auf seine Bildung stolz, sich nach dem Zusammenbruch seiner Bank nicht jeder neuen Beschäftigung hingeben mag: eben seine die Ansprüche steigernde Bildung ist dran schuld. Der jüngere Bruder, Tunichtgut in der Jugend, ungebildet im Leben, hat es durch Glück und prak- tssche Tüchtigkeit weit gebracht. Der Aeltere, zu stolz, den 25 Jahre Verachteten, Gemiedenen zu bitten, ihm aus peku niärer Verlegenheit zu helfen, muß in wahrer, innerer Her zensbildung doch zuletzt dem jüngeren Brnder nachstchen, der, nachdem er seine Meinung über die Vernachlässigung seiner Jugendbildung durch den Vater und über die Verachtung durch den gebildeten Bruder in Form von Vorwürfen von sich gegeben hat, den ganzen aus Not und Unzuträglichkeiten infolge des Eingreifens von vielen Nebenpersonen geschürzten Knoten löst. Der gefeierte Gast tritt erst im zweiten Akte auf und es ist die Spannung bemerkenswert, welche dadurch im Verlauf des 1. Aktes erzeugt wird. Aber auch die übrigen Kräfte hatten großen Anteil am flotten Spiel nnd freund lichen Erfolg des Abends. — Man kann äußerst begierig sein, in welchen Stellen sich die treuherzige, echt bayrische Liebens würdigkeit des Charakters, unsres Gastes noch zeigen wird. Klingenberg. Im sogenannten Seerenteich zwischen Edle Krone uuv Klingenberg ertrank ein 19jähriger Schuh machergeselle aus Schlesien, der in Dresden arbeitete. Er hatte mit einigen Mävchen einen Ausflug unternommen und badete im genannten Teich. Plötzlich bemerkten die Be gleiterinnen, daß nur die zappelnden Füße aus dem Wasser herausreichten nnd der Badende dann ganz verschwand. Ob gleich sofort Bergungsversuche vorgenommen wurden, konnte die Leiche bis jetzt noch nicht gefunden werden. — In Berühr ertrank der 43jährige Gastwirtssohn Lasch beim Baden. — In 'der Mulde bei Wilkau ertrank der 17jährige Bäckergeselle Kögler — In Plauen im Vogtl. starb an Wundstarrkrampf die 13jährige Gertrud Tittel aus Oelsnitz, die vor 14 Tagen von einer Schaukel fiel.