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2Sö»lMli<b krschtmcu drei Nununtin. Pi-äninucralion« - Prei« 22j Silbcrgr. (4 Thlr.j vierttssährliS), z Ldln für daö ganze Jal»-, ohncErdödung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von iedrr Buchhandlung sin Berlin bei Veit u. Como., Iagerstraße Nr. 23), so wie von allen König!. Posi-Aenuern, angenommen. Literatur des Auslandes. 16. Berlin, Dienstag den 6. Februar 1844. Asien. Die alte und die neuere Schifffahrt der asiatischen Völker. Pönizier, Araber, Hindus. Von Thcod. Pavie. Von der Epoche, in welcher die Phönizier von dem Schauplatze der Welt abtratcn, bis zu der, in welcher die Entdeckungen zu Ende des 13. Jahrhun derts so überraschende Ergebnisse herbeiführten, gedenkt die Geschichte keines wahrhaft seefahrenden Volkes und somit auch keiner Unternehmung zur See. Man benutzte die Entdeckungen der Phönizier, ohne sie merklich zu erweitern. In der Letzteren Fußstapfen tretend, herrschten die Karthager unumschränkt über jenen ganzen Theil des Mittelländischen Meeres, welchen viele Jahr hunderte später die auf ihren Trümmern angesessenen Barbaresken unsicher machten. Es ist aber zweifelhaft, ob eines ihrer Schiffe jemals freiwillig über die Säulen des Herkules hinaus gesegelt sep. Hingezogcn zu jenen be rühmten Städten, welche um die Reihe Stapclplätze des Reichthums der alten Welt waren, und von welchen Alerandrien im Zeitenlauf als die letzte be trachtet werden kann, begaben sich die Handelsleute aller drei Weltthcilc nach einem herkömmlichen Sammelorte, und es war ihnen nicht darum zu thun, barbarische Länder aufzusuchen oder öde Küsten zu entdecken. Die Galeeren der Kleopatra, so prächtig, daß eine schon hingereicht hätte, die Kosten der Hälfte jener Kriegsflotte zu decken, welche Rom im ersten punischcn Kriege ausrüstete, jene vergoldeten ägyptischen Schaluppen waren den Kaik's der Cykladen einigermaßen vergleichbar, oder noch besser den länglichen Dscherm's, aus welchen die Pascha'S von Rosette nach Kahira fahren ; wie groß sie auch seyn mochten, der kleinste Sturm warf sie hülflos in den Hafen zurück; selten fuhr man von der Küste Syriens nach denen des Peloponnes oder Italiens, von den afrikanischen Häfen nach denen der Halbinsel, ohne wenigstens einmal bei Samos, Mitylenc oder den Balearen Schiffbruch zu erleiden. Dies be weist, daß die Fahrzeuge dem geringsten Unwetter nicht trotzen konnten, daß ihre aus Unwissenheit verzagten Lenker, einer Art von Naturtrieb folgend, de» Inseln und Vorgebirgen zustcuerten, natürlichen Leuchtthürmen an beiden Seiten ihres Weges. Mit dauerhafteren, aber auch schwerfälligere» Barken, wegen des reich licher vorhandenen Holzes, der stürmischeren Meere und der weniger geschickten Schiffbauer, steuerten die Skandinavier oder Normannen, jene rastlos umher- streifcndcn Beutesucher, am Küstenlande der Ostsee, an beiden Gestaden der Manche, an der Bretagne hin: immer bereit, ihre beinahe abgeflachten Schiffe die Ströme hinanzurudern, ließen sie sich von den Felsen am Strande mehr noch, als von den Sternen eines oft nebligen Himmels leiten. Sie waren eingeschifftc Krieger, keine Seefahrer. Im Zeitalter der Kreuzzüge war die Schifffahrt nur erst ein Mittel zum Zwecke: es handelte sich nicht darum, irgend ein unerforschtes Festland zu erobern, sondern jenen heiligen Boden in Besitz zu nehmen, an dessen sicherer Eroberung nachmals EolumbuS und später »och Albuquerque nicht verzweifelten, wofern man einem an der europäischen Seite unangreifbaren Feind in den Rücken fiele. Die Alten hatten allerdings ihre Ansiedelungen ; schon lange vor Rom's Daseyn war Karthago durch die Phönizier gegründet; die Phokäer setzten sich an den Mündungen des Rhone fest, während die Athener ani Ostgestadc Sardiniens eine Stadt bauten. Diese Wanderungen verkünden ein Streben der damaligen Völker, ihren Ucber- schuß i» entfernte Gegenden zu schaffen; es verdient aber hier Bemerkung, daß die Auswanderer, da sic es nicht wagten, quer über das Mittelländische Meer zu lahrcn, an der nämlichen Seite, wo ihre Mutterstadt lag, die Küste entlang steuerten, um da einen zu ihrer Niederlassung günstigen Ort zu suchen. Ein phönizisches Geichwadcr soll im Jahre üoq vor Ehr. auf Befehl des Necho, Königs von Aegypten, aus dem Meerbusen von Suez um ganz Afrika gefahren und au den Mündungen des Nil wieder angekommeu sevn. Diese Unternehmung wäre in ibrcr Art die einzige, welche die Geschichte kennt , sie würde älteren Reise» an Afrika s Ostküste, jenseits der Straße Bab-cl-Mandeb, als Ergänzung gedient haben. Jedenfalls hinterließ diese abenteuerliche Fahrt 's.c« zzertancr mil-ek.nnn geblieben, daß diese Tkewdinaeicr se oft und gUiMick guee über du- Nordsee ,uu1i England snbren, daß ne die Farber, ISNmd und Grönland unzählige Mal btsuSuen, überall Kolouieen gründeten und die Ogkufte Nord Amerikas bei nahe in idrer ganzen Ausdehnung zuerst cnchtMcn? Oder erscheint ihn, ein Teezug dieser Art als eine begueme Ucbersabrt? Er selbst wird ja wissen, daß man, um von Däne mark oder Norwegen nach Idland zu kommen, keinen Küstenweg einschlagen kann. nicht mehr Spuren, als eine fallende Sternschnuppe, und der Weg nach dem Kap wurde auf zwanzig Jahrhunderte wieder abgesperrt. Alle Wissenschaft hat zwar im Osten Keime getrieben; lange vor uns kannte man in China die Eigenschaften der Magnetnadel; allein weder diese noch jede andere Entdeckung führte zu großen Ergebnissen, da Nacheiferung von Außen her fehlte. Schon im ersten Dämmerlichte der historischen Zeit beobachtete man dort die Gestirne, und doch mußten China s Kaiser den europäischen Glaubensboten die Verbesse rung ihres sehr mangelhaften Kalenders überlassen; und haben wir nicht erst neuerlich gesehen, wie die Geschützkunst in einem Lande beschaffen ist, wo man seit so vielen Jahrhunderten vom Schießpulver Gebrauch macht? Frühzeitig folgte das Auge des Babyloniers dem Lauf der Planeten und den Bewegungen der Gestirne; ziemlich nahe dem Aequator wohnend, konnten die Hirten von Jemen die Gestirne beider Halbkugeln mit einem Blick umfassen, gleichzeitig den Polarstern und das Kreuz im Süden beobachten; allein die Harmonie der himmlischen Sphären scheint ihnen nur ein angenehmer, für die starre Ein förmigkeit ihrer Wüste sie schadlos haltender Zeitvertreib gewesen zu seyn. Sie suchten in diesen leuchtenden, an ihrem stets heiteren Nachthimmel pran genden Körpern die Zukunft zu lesen. Wenn sie gleich in ihrer unermeßlichen Oede sich zurecht zu finden lernten, so haben sic doch schwerlich darüber nach gedacht, hinter welchem in grauester Ferne liegenden Gestade die Sonne wohl untergeben möge. Aegypten, das in den Zeiten seines Glanzes so viele Dinge wußte, kannte die Meßkunst, die in den vier dreikantigen Seiten seiner Pyra miden gleichsam verfinnbildet ist, und die Astronomie, da Anarimander den von seinem Lehrer Thales aus Memphis mitgcbrachten Thierkreis in Griechen- Nmd verbreitete. Aber alle diese in großen Zwischenräumen gemachten, auch wohl vervollkommneten und endlich unter den Trümmern des Volkes, dem man sie verdankte, begrabenen Erfindungen warteten des Europäers, der sie »ach einander wieder hervorholen und ihnen mit sinnender Geduld eine regel mäßige Anwendung geben sollte. Uebrigens thaten die Schiffe jener Zeit eigentlich nur den Dienst von Jähren: sic trugen die Waarcn über ein Meer, das zwischen zwei Karawanen- zögen lag; und zu so kurzen Reisen oder gleichsam Ueberfahrten bedurften sie keines Kompasses. Vom Mittelländische» bis zum Gelben Meere, durch ganz Asien waren Handelsstraßen angelegt , ehe der Perser, der Araber und Hindu große Kauffahrteischiffe bauten, bedienten sic sich der raschen oder starken Thiere, die Gott ihnen gegeben: des Pferdes, des KameelS, des Elephanten. Der Ursprung der Völker ist, gleich dem der Flüsse, aus den Hochländern im Herzen der Welttheile zu suchen. Erschreckt von der Unermcßlichkcit des Oceans und von seinem beständigen Wüthen an den Vorgebirgen, in deren Umsegelung abergläubische Furcht den gewissen Tod sah, wollte der Mensch lieber Wüsten durchwandern. Und schien cs nicht wirklich das Schicksal der alten Seemächte, urplötzlich untcrzugehen wie das Schiff im Sturme? Man hätte sagen mögen, daß sic nicht fester im Boden wurzelten, als die schwim- mcndc Bevölkerung, die ein Zufall in ihren Häsen zusammentrieb. TyruS, Sidon, Karthago, und das Alerandrien der Ptolemäer selbst, obgleich minder ausschließlich Handelsstadt und zugleich eine Königin der Wissenschaft, waren in Vergleichung mit dem ägyptischen Tbcben, mit Memphis, Baalbek, Palmyra, keine Städte von sehr hohem Alter. In Jahrhunderten, die uns näher liegen, sehen wir, ohne daß der Krieg solche Wechsel herbeiführte, die großen Stapelplätze am Meer auf einmal sich ausleben, sobald eine bis dahin nicht bekannte Bahn gebrochen wird, sobald die Schiffer, eine neue Richtung cinschlagend, um unbekannte Vorgebirge steuern und die Erzeugnisse eines fernen Bodens ihrer Quelle möglichst nahe aufsuchen. Während uns aber aus einem so langen Zeitraum nur sehr wenig von gewagten Untcrnehmungcn zur See berichtet wird, wurden doch wenigstens kurze Fahrten von Hafen zu Hafen immer und sehr zahlreich ausgeführt. Auf diese Weise verschafften sich Assyrien, Aegypten, das Rom der Cäsaren, end lich Byzanz die Schätze des Orients. Die Seide China s, die Gewürze Ceylons und der Moluckcn, die Perlen von Ormus und Indien, die Sklaven und das Räucherwerk Aetbiopicns, die Baumwollenstoffe des Indus kamen durch das Rothe Meer und den Meerbusen Persiens nach dem Abendlande. Jedes Volk, das den Ertrag seines Bodens in die ihm benachbarten Handels- barkcn lud, kannte nur den einen gewohnten Stapelplatz: mit der Linken ge bend und mit der Rechten empfangend, wußte der Kaufmann kaum, woher die gekaufte Ladung kam und wohin die verkaufte wanderte. Der Handel war damals ein fast geheimnißvolles Band zwischen den Völkern, ein Band, welches der unbedeutendste Krieg an irgend einer Stelle nothwcndig zerreißen mußte. Gleich einem breiten Strome zwischen zwei Wclttheilen liegend, die cs