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Verantwortlicher Redacteur: Päul Jehne in Dippoldiswalde. Am 6. um die Mittagszeit wurde „« ei »eritz-Zeitung" «scheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. -5 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 11. Juni. Das herrliche Pfingst- wetter hatte auch bei uns, insbesondere auf unserer Bahnlinie einen lebhaften Verkehr zur Folge. Selbst verständlich war derselbe den l. Feiertag früh und am 2. Feiertag Abends am stärksten. Gut war's, daß der lachende blaue Himmel die Benutzung offener Lowrys begünstigte; die geschloffenen Wagen hätten nicht im Entferntesten ausgereicht. Der erste Zug am 9. Juni brachte 21, der kurz darauf folgende Extrazug 10 voll besetzte Wagen. Freilich stiegen auch hier Feiertags- gäste und Touristen aus, der Hauptschwarm aber hatte sein Ziel aus das obere Weißeritzthal, Altenberg, Mückenthürmchen und weiter gerichtet. Glücklicherweise trugen die am Nachmittag des 1. und 2. Feiertages auftreffenden Gewitterregen zur Abkühlung der Luft und Löschung des Staubes bei, führten aber eine Be- einträchtung der allen Auszüglern deutlich anzusehen den Festfreude nicht herbei. Die von Herrn Musik direktor Hoppe an beiden Feiertagen in Berreuth ver anstalteten Morgenconcerte waren sehr gut besucht und reichten am 2. Feiertage die verfügbaren Sitze kaum aus. In der Stadt selbst war es natürlich sehr still; Jedermann zog einen Ausflug in die herrlich prangende Natur dem Verbleiben im beschränkten Hausraume vor. — Am 11. Juni Vormittags ist am Gerberplatz der 2jährige Knabe des Pferdehändler Schauer in den Mühlgraben gefallen und ertrunken. Die kleine Leiche ward am Rechen in der Rathsmühle hängend aufgefunden. Dippoldiswalde. In der Nacht zum ersten Pfingst- feiertag, gegen "/e12 Uhr, entstand in dem an der Reinholdshainer Straße gelegenen Hause des Herrn Rentier Porstein ein Gardinenbrand, der aber glücklicherweise alsbald durch Hausgenoffen und herbei eilende Nachbarn gelöscht wurde, ohne weiteren nennenS- werthen Schaden angerichtet zu haben. — Nach den alten Wetterbüchern sind der S.—17. Juni für die Witterung ganz von derselben entscheidenden Bedeutung, wie die Tage der Nacht gleiche im März (20.-28.). War die Witterung seit jenen Märztagen günstig, so ist fernere gute Witterung nur zu erhoffen, wenn auch die bevorstehenden ent scheidenden Junitage günstig bleiben, d. h. sie müssen mild» sturmlos, ohne starken Regen, namentlich ohne Schlag- oder Platzregen und besonders ohne Hagel vor übergehe». Treten dagegen kalte Regengüsse, zumal mit Sturm und Hagel, ein, bilden sich schwere nasse Wolken, sind die Sonnenuntergänge feuerroth, so ändert sich das günstige Wetter, und zwar wenigstens bis zum 10. Juli, meist aber für den ganzen Sommer um. Wie es scheint, tritt der seltenere Fall ein, daß das trockene und warme Wetter des Mai während der kritischen Tage des 8.—17. Juni stehen bleibt, so bleibt es auch für den kommenden Sommer stehen. Für die Richtigkeit der auf sehr alten und vielerprob ten Beobachtungen beruhenden Regeln der „alten Wetterbücher" bürgen wiederum die in diesem Jahre, namentlich betreffs der kritischen Märztage, gemachten Erfahrungen. Es muß nur richtig beobachtet werden, d. h. eS kommt auf den Sesammtzustand an, nicht auf «inen einzelnen besonders günstigen oder ungünstigen Tag. — Bei der gegenwärtigen geradezu tropischen Hitze haben auch die Thiere sehr zu leiden und besonder» ist es das Pferd, welches den Stichen der verschieden artigsten Insekten, gegen welche eS sich nicht allent halben wehren kann, ausgesetzt ist. Von diesen In fekten ist eS namentlich die Pferdebremse, welche da» Thier, besonder» im Walde, ost halbe Stunden wett verfolgt und empßndlich plagt. Wenn nun auch der Pferdebefitzer bestrebt ist, fein Pferd vor den Qualen dieser giftigen Insektenstiche durch An- und Auflegen von Kliegennetzen und Ohrenklappen möglichst zu schützen, so ist dieser Schutz immer noch etn unzuläng- Amtsblatt für die Königliche Amtshauptinannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtiäthe zu Dippoldiswalde und Irauenftein sicher, weil derselbe nicht für alle Körpertheile gegeben werden kann. Da ist es denn erfreulich, daß es neben den genannten noch ein weiteres einfaches Mittel giebt, welches den Thieren eine wesentlich bessere und größere Erleichterung verschafft. Herr Roßarzt A. Trautvetter theilt die folgende Mischung mit: 100 Gr. OIsum animal« tostiäuw, auch Franzosenöl genannt, 200 Gr. Spiritus und S Liter gewöhnlichen Essig. Mit der selben, vorher gut durchgeschüttelt, ist, am besten mit einem Schwamm, die äußere Ohrmuschel, die Brust, der Bauch, besonders die Gegend des Schlauches, die innere Fläche des Hinterschenkels des Thieres zu be streichen. Dies Bestreichen hat bereits beim Abfahren zu geschehen und ist bei längeren Touren, weil sich die Flüssigkeit verflüchtigt, zu wiederholen, zu welchem Zwecke eine kleine Quantität des Mittels in einer Flasche vom Geschirrführer mitgeführt werden kann. — Im heurigen Jahre sollen die Aussichten auf eine ergiebige Rebhuhnjagd nicht ganz schlecht sein. Vom letzten Winter her war ein ziemlich guter Be stand im Frühjahr zu finden, und wenn auch die nasse Witterung, wie die niedrigen Temperaturverhältniffe des Monats April keinen Nutzen gebracht haben, so ist doch die Brütezeit des Rebhuhnes ziemlich gut vor übergegangen. * Reichstadt. Während des am Nachmittag des des 2. Pfingstfesttages, den 10. d. M., über hiesigen Ort und Umgegend ziehenden Gewitters schlug der Blitz, ohne zu zünden, in das Wohnhaus des hiesigen Gutsbesitzers Hugo Gietzelt und beschädigte beide Giebel des Hauses, mehrere Wände und einen Ofen in der Unterstube. Kurze Zeit darauf fuhr ein zweiter kalter Schlag in das Wohnhaus der Gasthofsbesitzerin Frau verw. Berthold, demolirte die erst neuerdings erbaute Esse und betäubte momentan auch die auf der Treppe befindlich gewesene Besitzerin des betroffenen Grundstücks. AmmelSdorf, 10. Juni. Am zweiten Pfingst- feiertage schlug der Blitz zweimal in die erst vor wenigen Jahren neuerbaute Scheune des Mühlen- und Gutsbesitzers Julius Kröhnert und wurde dieselbe in folgedessen vollständig eingeäschert. Unausgesetzter Thätigkeit seitens hiesiger Bewohner gelang es, die anderen nahestehenden Gebäude des Gehöftes zu retten. Von auswärts waren zur Hilfeleistung erschienen die Spritzen von Hennersdorf und Schönfeld, sowie auch die Feuerwehr von Reichenau. — Bei selbigem Ge witter schlugen Blitze außerdem noch in Bäume in mitten des Dorfes ein. Es konnte also für unfern Ort höchst verhängnißvoll werden. -s- Arauensteiu, 10. Juni. Gestern zog Nach mittags 3 Uhr ein Gewitter gnädig über unsre Gegend, welches unfern lechzenden Feldern und Wiesen die langersehnte Erquickung brachte. Im Laufe des heutigen Vormittags entwickelte sich aber eine unge heure Schwüle. Die rings am Horizonte aufsteigen den Gewitter erregten bange Befürchtungen. Leider gingen dieselben zum Schaden unsrer Gegend nur zu bald in Erfüllung. Heute Nachmittag von 2 Uhr an entlud sich das Gewitter unter heftigen Elektricitäts- erscheinungen mit argem Schloßenwetter über unsere, zu den schönsten Hoffnungen berechtigten Gärten und Fluren. Wie groß der hierdurch entstandene Schaden ist, läßt sich zur Zeit noch nicht bestimmen. Daß derselbe aber nicht ganz unbedeutend sein dürfte, erhellt daraus, daß die Schloßen einen ungefähr 10 Minuten anhaltenden Fall und durchschnittlich Hasel- nußgröße, viele sogar bis Taubeneier hatten. Da hiesige Pfingstschießen wurde durch das ungünstige Wetter sehr gestört, indem der Schützenauszug erst um 4 Uhr erfolgen konnte. Auch wollte sich die Fest- stimmuna nicht in dem in früheren Jahren gezeigten Grade einstellen. Alteutzera. Sm 6. um die Mittagszeit wurde hierorts da» Feuersignal durch die Eignalisten der freiwilligen Feuerwehr gegeben. Bei der in unsrer Bevölkerung infolge der kürzlich erlebten Feuersbrünste, deren Entstehung leider bis jetzt nicht hat erörtert werden können, nachzitternden Beängstigung stürzte Alles entsetzt aus den Häusern. „Großes Feuer in Geising!" hieß es. „Die Marschner'sche Dampfmühle brennt!" — Sofort ging die freiwill. Feuerwehr mit der Spritze ab, ihr auf dem Fuße sollte eben die, Landspritze folgen und waren die Pferde derselben bereits unterwegs, als telegraphisch von Geising die Nachricht kam, daß der Brand bereits bewältigt und die Gefahr vorüber sei. Auf noch nicht ermittelte Weise war am Abort der Marschnermühle Feuer ent standen, welches jedoch gelöscht werden konnte, ehe es weiter um sich griff. - Poffendorf. Die lieblichen Pfingsttage sind nun wieder vorüber! Infolge des herrlichen Sommer wetters waren nicht nur die Festgottesdienste von An dächtigen aus allen Ortschaften unserer Parochie sehr gut besucht, sondern man konnte auch an beiden Fest tagen zahlreiche Spaziergänger beobachten, welche mit ihren Familiengliedern fröhlich durch Feld und Wald zogen, um sich an der im festlichen Schmucke glänzen den Gottesnatur zu erquicken. Von den Erholungs lokalen hatten sich besonders das Ulbrich'sche Restau rant in Wilmsvori und der „Lerchenderg" bei Börn chen eines guten Besuches zu erfreuen. Im erstge nannten Lokale sind es hauptsächlich die wohlgepflegten Gartenanlagen, in welchen jetzt die Königin der Blumen, die Rose, in allen Farben prangt, auf dem „Lerchen berge" aber die entzückende Fernsicht, welche den Ver kehr beleben. Dresden. Von all' den aus Anlaß der bevor stehenden Jubiläumsfeier unseres Herrscherhauses in Vorbereitung befindlichen Veranstaltungen dürfte kaum eine zweite für unser Volk von gleich dauernder Be deutung bleiben, wie das auf allerhöchsten Befehl des Königs festgestellte, soeben zur Ausgabe gelangende neue königlich sächsische Majestäts-Wappen. Wäh rend das Königreich Sachsen als solches bisher eines eigenen Wappens entbehrte und „die in Sr. Majestät Namen ausfertigenden Collegia" sich laut königlicher Verordnung vom 29. Dezember 1806 „vor der Hand bis auf Weiteres" des herzoglich sächsischen Wappens zu bedienen hatten, kommt nunmehr in Folge Aller höchsten Beschlusses ein königliches Majestäts-Wappen zur Einführung, welches, auf Grund genauester Er hebungen festgestellt, unser sächsisches Vaterland auf das Vollkommenste heraldisch verbildlicht. Das neue königliche Majestäts-Wappen ist ein zweimal gespal tener, dreimal getheilter Schild und enthält: im Herz- schild Sachsen, sodann (von links oben) Meißen, Thü ringen, Pfalz-Thüringen, Pfalz-Sachsen, Pleißnerland, Plauen, Orlamünde, Landsberg, Oberlausitz, Eisenberg, Altenburg, Henneberg; die Helmzierden sind (von links) Plauen, Thüringen, Sachsen, Meißen, Oberlausitz; Schildhalier, Ordenszeichen und Devise des bisher ge führten Wappens; das Ganze wird von einem mit der Königskrone gedeckten purpurnen Wappenzelt um schlossen. — Wie jetzt endgiltig feststeht, finden die ersten Präliminarsitzungen beider Kammern de» zur Feier deS 800jährigen Wettiner - Jubiläums einberufenen außerordentlichen Landtags heute Mittwoch Nachmittag 5 bez. 6 Uhr statt, die der Ersten Kammer mit Aus schluß der Oeffentlichkeit, jene der Zweiten Kammer dagegen öffentlich. In der ersten Präliminarfitzung der Zweiten Kammer erfolgt nach Begrüßung der Ver sammlung durch den Vorsitzenden der Einweisungs- Kommission die Wahl und die Konstttuirung der fünf Abthetlungen wie bei jedem ordentlichen Landtag. An die erste wird sich möglicherweise sogleich die zweite Präliminarsitzung anschließen, in welcher die Wahl de» Präsidium» erfolgt. Am Donnerstag Vormittag folgt dann die Verpflichtung der Präsidenten beider Kammem durch, den König, welcher Nachmittag» 2 Uhr im Anserat«, welch« bet d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk- same Verbreitung finde», werden mit lü Pfg. di« Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg.