01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1913

fltorgtn »Ausgabe Amtsblatt bealtate» unb beapolbdaaUzs bec6tabt£dpMo •••f W »Mcttata»*« rat *M ScatMai «MmIm ’sss^rtmsÄ iät» •■ flt. 442. Montag, Mn t. September. 107. '7al>ggang •tfCHftafltUa W» Sarit« aat Mo proMaj »nmSaataMt •orUn W.1«, ntoroarttbeaftropt^fc JtmC|>r««w tt|Mi MW. 1913. * Sm Runbflug um Berlin würbe ® aper le in auf £>tto=Doppelbeder Sieger. (6. Sport unb Spiel.) Tie Rabweltmeiftertcpaft übet 1000 Bieter mürbe oon R ü t1, Diejenige übet 100 Kilometer oon Gvignarb gewonnen. (Sietjc Sport unb Spiel.) * Sei ben Sennen in Saben»95aben fiepte am Sonntag inberSabenerBrince»of = Sßales= St«!es OTonf. 3- Sterns lurlupin unter Garner, im ©reis ber Stabt Baben ftrbrn. tum Oppenheims Drt&tbee II unter Arcbibalb unb in ber ©rohen Sabener franbicap Steeple G b a f e 3Äonf. 3- ßieu?’ 93e11faireII von Somers gefteuert. — Sen Stiftungspreis in framburg-Großborftel gewann frrn. 91. o. Äaullas Muffle mit Scpürgolb im Sattel. (S. Spott.) Das Widitigfle. • ßotb Roberts wieberbolt in einer Ser» öffentlitpung, baß bie englifdjc Blottc im frerbftc 1911 einen pIöfcHc!>en Angriff ber Dcutfcfieii Motte erwartete unb englifdjc Sanbtruppcn bereit ftanben gut Ginfchiffung nach $ I a n b e r n. * Sei ber geftrigen Rcicbstagscrfaiiwciljl tn ßanbsput mürbe Freiherr oon 9tretin (Zentrum) gewählt. (S. fiepte Sep.) * Sas griedjifd)e Äönigspaar ift nadj Seutfdjlanb ab gereift. (S. bef. Art.) ♦ Sas 3eppeltnluftfdyiff „Sadjfen“ führte am geftrigen Sonntag bie geplante Fernfahrt nad) Ghemniij unb gurüd aus. (S. bef. 9Irt.) Sedan. Seivgig, ftöniggräß, (Seban, bret große blutige ^cplacpten, bie über ben Gang unferer ©efdjidjte cntfdjieben. ©Bie ift in unferem Jahre bie Seit ber Be- freiungSfricgc gu neuem geben erwadjt! 3« galjl- iofen ©ebenffeiern wirb ber .frelbcntaten unb bes Opfermutes bes ©otfes gebaut. XeS ©olles, benn baS ift baS ÜSefcnttidjc, bah baS ©oll in jenen Zagen fid) feiner fclbft bemüht mürbe, bah ein Rationalgcfühl cntftanb, geboren aus ben <Sdjmcrgcn unb ber Rot ber llnterbrüctung, unb man tann moljl fagen, ohne ben Ruhm ber petvorragenben Staatsmänner unb ^elbherrn gu fcpmälern: ber eigentliche fr e l b ber ®r- nebung mar baS ©olt in feiner Gefamtpeit. Zer Mampf gegen Rapoleon mar getragen oon bem ©Junfd) nad) einem Xcutfcpcn ©atcrlanb. Rad) ber Sdjlarfjt bei ßeipjig hofften alle Patrioten, bah bie 3 e ’i erfüllet fei. Aber, mic Blüdjer in feinem ureigenen Zcutfd) an feinen ^rcunb ©onin fdjrieb: „XaS Ungtürf ift, bas alle grohe frGrrn fid) nicht einig finb unb jeber fein Jntreßc befribigen mit!." Xie „Herren Xeplomatiquer" enttäuschten bas ©olt in feiner Hoffnung, ©lüdjer fdjreibt: „Gs tljut mir nuljr leib, bas ber braue man ben ich immer libte unb fdjäßtc, ber im ©efiß beS allgemeinen Zutrauens wahr es ber ührt, nun ber Augenblid ba, mo er alles ge winnen fönntc." Xodj ©reußen hotte burd) ben gewaltigen Gebietszuwachs an Ginfluh gewonnen. GS cr- ftredte [ich bom Rhein bis gur Rlcmel, unb biefe Sage Verflocht eS enger mit ben beutfd)eit Jntereffen als Oefterrcidj, bas feine ©ormadht- ftellung hartnädig verteibigte. Xie ftctc Rivali- tät war ein unhaltbarer Buftanb. Xer 3. Juli 1866, ber Zag von ftöniggräß, brachte bie un« bebingt notwenbiae AuSetnanberfeßung. Cefter- reich tarn als gaftor jur göfung bet bcutfdjen §rage nicht mehr in ©etraept. Xer ©Jcg für eine Ginigung war frei. Rian hatte einen gewaltigen Schritt Vorwärts getan, Aber im ©Beften lauerte Rapoleon, ber gerne feinen unfidjeren ftaifet- thron burd) (Erweiterung ber frangöfifdjen ©ren- *en neu befeftigt hätte. GS beburfte ber gangen biplmnatifmtn Rleifterfchaft ©iSmardS, um ©reu ßen bie gruept feines Sieges gu fiepern. Un beirrt burep ben ueberfdjwang ber SiegeSfreube, fap ©iSmarcf nur auf baS (Erreichbare. Xie ftompenfationSgelüfte Rapoleons nüßte er gc« fepieft auS, um Die cSübbeutfcpen gu einem @d)ufr- unb XrufebünbniS mit fßreuhen gu bewegen. So war man auf bem 9Bege ber (Einigung fdjon ein gut Stüd borangetommen. Xer XualiSmuS war befeitigt, ber Rorben Xeutfdjlanbs gu einem tünftigen Staatowefen gufammengefaht, im gfalte eine* Angriff* ber Rorben unb Süben militärifefi geeinigt Unb nur hier ftahre bauerte biefer ßwifchenguftanb, ba nahte bet iZag bet ©oHenbung. Xer Sieg bon Seban tief in gang Xeutfchlanb einen unbefchreiblidjen ^ubel berbor. 3n ben SRonaten gemeinfamen Stampfe* batte fich bie Uebergeugung ©ahn ge brochen: ge|t ober nie! ©i*mard bermieb e*, ieben Xrud auf bie Sübfhaaten au*guüben. Xie Bertrdge «nrben im Rorbbeutfchen fteidjotag unb in ben ffibbeutfehen Banbtagen angenommen, in ©abem freilich erft nach heftigem SBiberftanbe ber ultramoninnen ©artet Bi* ber banrifche ©ertrag imteneUhnet toar, rief ©i*mard feinen gtz Jbt bestehe flHnbeit ift gemalt unb ber Äaifer auch," unb nad) einigem Rach finnen fagte er: „Xie Leitungen werben nicht jufrieben fein, unb wer einmal in ber gewöljn- lid)en 9lrt öefd)id)te fdjreibt, fann unfer Rb- tommen tabeln ... id) wollte fic (bie Süb- beutfehen) nidft preffen, bie Situation nidit auS- nufcen. Xer ©ertrag Ijat feine Rlängcl, aber er ift fo feftcr. ©Jas fehlt, mag bie Bu- tunft befdiaffen." Gbenfo betrachtete ©iS» mard bie RetdiSücrfaffung nid)t als ein unantaft- bareS Goangeliunt. fonbern fic mar ihm bas, was er im ftuni 1866 Don feinem ©erfaffungSent- wurf gefugt hatte, „ein ©lorf, ben SHnber unb Gntel hanb lid)er ausbred)feln unb polieren modjtcn". Xeutfdjlanbs Ginbeit märe oljne bie Rieber» toerfung RapoleonS fd)rocrlid) errungen wor ben. ©ber fo groh ber Irubel war über bie Siege ber beutfefien ©Jaffen, fo waren bodj bie Rieinungen über bie Weftaltung beS neuen Reiches feineswegs fofort ausgeglichen. Xie preuhifdjen .(tonferoatioen befürchteten ein Rufgehen ©reu- henS, einen ©erluft feiner gefdjid)tlichen Stellung. Unb je mehr ©iSmarrf bie Reid)S» aewalt ausbaute, befto heftiger regte fid) biefe GJegnerfdjaft. Xiefer Stampf mit ben Stonfer- Datiben, bie gum Zeil alte ftreunbe Don ihm waren, ging ©iSmard perfönlich feljr nabe, unb cS war ihm ein IpergenSbcbürfniS, fid) mit ihnen gu Derföbnen. Xer anbere GJegner beS jungen Reiches war bamals baS Zentrum, Don bem ©iSmard fagte, es fei eine ©refdjbatterie, auf geführt gegen ben Staat. Sieben 3 a b*e lang, ioährenb ber Xauer bes ^ulturtampfeS war baS 3entrum ber Ijeftigfte unb leibenfdjaftlidjfte (Gegner ber Regierung.' Xie Seiten änbern fich. .freute fehen wir bie, bie bei ber ReidjSgrünbung nicht bie allgemeine ftreube teilten, als bie Xräger beS größten Ginfluffes auf ©efepgebung unb ©erwaltung. Buch heute fehen wir einen großen Zeil be* beutfdjen ©olle* abfeit* fteßen unb mit einem ironifefjen Cädjetn auf ben Sippen über jebe Vuterlänbifdje Sefinnung fpotien. Gs ift fchmerglich, am Sebantage feftftellen gu müf- fen, baß ein großer Zeil bes ©oltes, bas unter be« fchwerften Kämpfen, blutigen unb unbluti gen, gu einem einheitlichen mächtigen Staats- wefen würbe, bie ftreube unb ben ©tauben an biefen Staat berloren hat. ©ber ber Sebantag, ber bie fühnfte .froffnung ber ©atrioten Don 1813, „unfrer ©äter heißes Sehnen" gur ©Jahr- beit gemadjt hat, biefer Zag gibt uns and) bie fdjönc .froffnung, baß bie äußere politifdje (Eini- fiung, troß aller inneren Stümpfe, troß ber ogialcn ©egenfäße, unfer unantaftbares ©ut bleiben wirb. Xer „fogiale ftriebe" in bem Sinne eines bauernben beglüdenben Ruhcju- ftanbeS wirb ja nie fommen. Xenn bas ift unfer SRcnfchenloS, baß wir immer bas Un- befriebigenbe bes Gereichten empfinben, immer nach größerer ©ollenbung, nach einer höheren Stufe ftreben werben. XaS ift unfer Sdjidfal unb unfer © l ü cf. Xenn in ber fteten ft r ä f t e - anfpannung liegt bie ©ewäljr gegen einen fträfterüdgang, gegen einen inneren ©er füll. Xabci muß es freilich unfere Rufgabe fein, eines gu Dcrhüten, bie gewaltfamc Stö rung unferer frieblidjen Gntwicflung, bei ber nichts gu gewinnen unb alles gu Derlicren ift. Xie große ftorm für unfer ©olfslebcn, bie Staatsform, wie fic ©iSmard gefdjaffen, ift für uns bas ©egebene, unb nur hödjftc politifdje UnDernunft fann fie gerbrechen wollen, um ein ©hantom an ihre Stelle gu feßen. XaS wäre anberS, wenn etwa baS Reid) gu einem ftfjwadjen lebenslofen ©ebilbe geworben wäre. Rbcr cs fteßt in ber ©Seit — nehmt alles nur in allem — als eine Rechtfertigung unferes ©htnfdjcS unb unferer ftähigtstt, als beut» fdjeS ©olf unferen eigenen ©Jeg gu gehen unb unfer ©eftcS unb .frödjfteS gu leiften im Sinne bcS ftaiferworteS: gur Riehrung Don ©ütern unb Gaben bes ftriebens auf bem Gebiete natio» naler ©Wohlfahrt, Freiheit unb Gefittung! Die Hbmidtlung der BaUtanmitten. l®ie berliner 2ln1M»t ber Sage. Die „ftorbbeutfehe Rügemeine Bettung“ fdjteibt in ihret ©ßoehentunbfehau unter anberem: Die abgelaufene 9Bo<hc hat ein weiteres Rach» laßen ber Spannung gwifefjen Bulgarien unb ber Z ü r t e i gebracht. 9Hlem 9lnfcheine nach ift man in Sofia bem ©erfudj einet «uofpracfje mit ber ©forte übet bie neuen Grengoerbältniffe unb ihre Sicherung nicht burepau* abgeneigt. 3ur (Erleichte rung bet Sage bat bet Umftanb beigetragen, baß in Zbtagi'n fein Wnlafi ja neuen 3»if6en> fällen geboten worben ift. So hat ßch eine 3Jlög» licpteit Dafür ergeben, baß Bulgarien unb bie ©forte in beffete ftühlung lammen. Die Befpredjungen gwifepen Sriecpenlanb unb bet X fi t! e i, bie auf ben Rbfcpluß eine» enb* gültigen Stieben» abgielen, werben neüp betfelben SRelbung au» Rtpen befcbleunigt. Gin Ginvetnep- men gwifepen ben beiben Staaten erfepeint al» fiepet. Der Beitrag wirb in einigen lagen burtp ben neuen Winifter be» Wucwärtigen unterzeichnet werben. Die Bforte bat ben gtieAifajen Scpiffen bie Durd>fabtt bur<b bte Meerengen unter ber Sebingung geftattet, baß fie narbet ipte fflagge einatePen. Die grie^iftpen Jteeber betrachten biefe Sebingung al» nach einem fieg- reichen fttiege b c m ü t i g e n b. Sie werben gu« fammentreten, um einen enbgültigen Gntfcpluß gu faßen. Bulgarien und Oie Türkei. Wien, 31. fluguft. ©Jie hier oerlautet, wirb bie bulgarifdje Regierung ohne 3nanfprucp = napme ber Vermittlung einer brttten 3)1 a cp t Berhanblungen mit ber Bforte in ben näcp» ften lagen aufnepmen. Die Beoollmächtigten wer» ben alsoalb nach Ronftantinopel abreifen. Bari», 31. Ruguft. Die bulgarifcpe Gefanbtfcpaft für bie öriebensoerhanblungen wirb, wie ber ,,9Jla» tin“ aus Äonftantinopel melbet, aus o i e r 9R i t = g l i c b e r n beftepen. Die Süprung wirb Ratfcfje- witfep haben, ber ber feiten Uebergeugung ift, baß ber örieben in fpätejtcns 10 Zagen unterzeichnet fein wirb. ftonftantinopel, 31. 9luguft. Hebet ben Beginn ber offiziellen biretten Berpanblungen gwifefjen ber lürtei unb Bulgarien erfährt ber Äonftantinopeler Äorrefponbent bes „S. I." noch folgertbc»: R a t f cp e« witfep erhielt am ffreitag abenib ein langes chiffriertes Zelegramm aus Sofia, aus bem er erfap. ibaß bie Regierung in Sofia feiner 9luffaßung oon Iber Rotwenbigteit einer biretten 93erftänbi» gung mit ber lürtei auf ber Safis be» 93ergicpt0 auf Rbrianopel beigetreten iß. Die bulgarifcpe Regie» rung telegraphierte zugleich bie bem (Broßweßr gu übetreicpenibe Grtlärung. Darin fpriept bie bulga» rifepe Regierung bie türtifefje Grtlärung, baß bie ©forte gu einer biretten Berftänbigung mit Sui» garien bereit fei, ihren Dant aus unib äußert bie froffnung auf eine bauernbe Gntente. Diefe Grtlärung würbe bem Großwefir am Sonnabenb oor« mittag burep ben franbelsminifter Boftani Gffenbi, ber an ben Botbefprecpungen al» nichtamtlicher Ber» tretet ber ©forte teilnapm, überreicht. 9lm Racp» mittag fanb in ber Billa bes Großroeifir» in 3 cn itöj eine SKinifterberatung über bie beoorftepen» ben Berpanblungen ftatt. 9luf ber ©forte penfept freubige Gtregung: auch Ratfcpewitfdj Rußerte feint Befrtebtgung Darüber, baß feine Ruf» faffung enbltch in Sofia trtwnnbiert pat. Reift De» gtieAifcpett Rönig»p«ate» na$ ^«rtWcntb; “ Rtßen,.31. Ruguft. Der Ä ön i g unb Die Ä ö n i« gin finb nach Deutfdjlanb abgereift. — Der ehemalige SRinijter bes Reußern G ör o m i l a s ift gum GefanDten in Rom ernannt worben. PolitiTche Ueberlichf Bom BanfabuuO jum Bunö ün Canömitte. Die Ruseinanberfeßungen über 3toecf unb Be» Deutung ber nom SJlittelftanbstag in Leipzig oertünbeten „Rrbeitogemeinfcpaft“ bauern fort. Der frartfabunb fdjictt uns eine Beröffentlüpung, in bet et an bie frühere Stellung De» 3cntraloer» banDes beutfeper Jnbuftr ieller gum 8 unb Der ßanb wirte, an Die fdharfen Gr« tlärungen bes früheren Generalfetretärs Dr. Sue ct gegen Die inbuftriefeinblicpe ©olitit Des Sunbes wie bie Stellungnahme bes Borfiiienben bes 3«ntraloer» banbes, fianbrats a. D. R ö t g e r, erinnert. Roch am 12. 3uni 1909 patte er auf einer franjabunbes« tagung ben Äampf gegen bte agrar=bemagogifcpe ©clitit bes fiartbwirtebunbes als notwendige Ruf gabe bezeichnet. Der franfabunb oergleicpt bamit bie jeßige Berbinbung gu einer 3ntereßengemein« fepaft unb fiept Grtlärung für biefen Sßanbel in Dem politifdjen Sebürfnis, nacp rechts gu rüden, Das ber 3eutraloethanD beim franfaburtb niept burep» fehen tonnte, unb bas gum Grunbe feines Austritts würbe. Gs heißt bann: Unb heute? freute finb bie leitenden ©erfonen bes Sunbes ber fianbwirte genau Die gleichen wie bamals. 3ulept noep in ber zweiten Dortmunber Rebe Des ©räßbenten bes franjabunbes, frerrn Ge heimrat Rießer, nom 2. 3)lärz 1913 ift naepgewiejen worben, baß Die in bie jüngfte 3eit bie taten bes Sunbes bet ttanbwirtc, ber noch bei ben SBapIen ein Äartellgcfeß unb einen heftigen „Äampf gegen bas Großtapitai“ ocrlangte, abgefepen oon ben ©Sorten, welche bie Leitung oon 3eit gu 3eit an bie 3nbuftrie unb ben SJlittelftanb ridjtetc, inbuftric- unb mittel« itanbsfeinblicpe gewefen ßnb. Gs ift erwiefen, baß eine große 3apl oon Anträgen, 9ltftimmungen unb 3Raßnapmen be» Sunbes ber ttanbwirte Die gebens- intereßen Der 3nbuftrie unb Des Gewerbes aufs fcpwerite, icponungsloteite unb unoerantwortlicpfte oerleßt paben. 9Jiit einem folcfren oon Anfang an bis beute be währten Gegner Der Deutidjen Xnbuftrie in eine irgenbnrie geartete 3>'t eI < : ITeufl<meinf<baft gu treten, peißt, wie man fiep auep Drehen unb wenben möge, bie fiebensiniereßen ber beutfepen Snbuftrie seriellen unb fcpäbigen. 3J?an wenbe niept ein, baß es fid) nut um eine „befepräntte“ 3ntereffengemeinfcpaft panble. JBer biet feinen erwiefenen Gegnern auch nut einen Singer teiept, wirb taum weiter fommen, unb Den Sunb bet fianbwirte feinem Willen gu unterwerfen, wirb Dem 3enttaft>erbanD noch weniger gelingen, als cs ipm gegenübet Dem franfabunb gelungen tft.“ Gleicfattig mH bet Beröffentlicpung Des franja bunbes ericpetnt eine Grtlärung bes Geicbäftsfupcets De» 3enttaI»ethanDes beutfeper 3nbüftriener, Dt. Sdjwetgpofer, Die ßtb gegen einen Betitel Des Ggnbitu» Des Bunbes Der 3nbuitrie1Ien, Dr. S t a p f f, rietet unb hefagt, Daß in fieipgig „webet »on einet hnteteffengemeinfebaft noch »en einem Ratten »Der Dergleichen gwifGen bem 3enttaf»trbanb beutfeper 3nbuftriellet unb bem Bunbe bet 2anb» Witte überbauet bie Rebe gewefen tft M . Säte e» nicht «n Det Seit. Daß Det Wittel- flanD»»erDanD einmal Hat unD bünbig et« Hären würbe, was er fid) bei bet gangen Sache bachte unb wie er fiep mit ben politi'jcpen «Jolgerungen aus ber Seipgig Bertünbiqung ber neuen „Rrbetts« gemeinfepaft“ aty.ufinbcn gebentt. (Bin neuer 3meig der inneren Holonifatlon. Ucbcr einen neuen 3meig bev inneren fto» lonifation, näntlidi b n v Rnfiebhtng oon Berg arbeitern, wirb ber „3nf." gefdjrieben: Tie. ©eftrebungen um bte Rnfieblung oon Arbeitern patten in ber lepten ßeit fepr erfreuliche Grfolge ergielt, befonber» bie Rnfieblung lanbwirtfchaft- lieber Arbeiter. Reuerbings pat inan nun aud) ben ©erfudj aemadjt, mit ber Rnfiebtung inbu- ftrieller Vir bei ter, bereu Grgeugniffe bi*- per reept befriebigenb waren, eo pat bie gemein- nüpige Rnfiebluitgsgefellfdjaft für ben ftreis • © n r g b o r f in ben legten Aapren, ba geeignete Rentengüter für (änblid)e 'arbeitet nidjt in ge- nügenber 3apl vorpanben waren, einen beträdjte Iid)cn Teil ber oon ipr gu oergebenben Renten güter an Bergarbeiter vergeben. Xiefe Heineren Güter paben eine burd)fd)nittlidje Größe von Vs bi* 3 / t Riorgen, beren ftoften gwifepen 6700 unb 7500 Riart fepwanfen. ©or allen finb bie angefiebelten Bergarbeiter in einem näheren ßu- fammenljang mit ber anberen ©eüötferung ge- fommen, inbem fic mit iljr gemeinfame IJntcr- effen erhielten. Gino ©nfieblung oon inbuftriellen Slrbeitern in größerem Umfange würbe nad) ben hier gemachten Grfaprungen gwcifello* ba- gu beitragen, baß bie fdjarfen Gegenfäfcc groi- fchen inbuftricllcn unb lanbwirtfdjaftlichcn Ar beitern ausgeglichen werben ober gum minbeften an Schärfe einbüßen. Xagu fommt bie fegen*- reiche ©Jirtung, bie bie Anficblung für bie An gefiebelten unb ipre ^amilie felber in fogialer unb in moralifdjer frinfidjt pat. Xie ©Jtrfung ift überbie* eine wccpfelfeitigc, ba nad) ben Gr- faptungen im ftteife Burgbotf, bie bortigeft Bergarbcitcranfieblungen aurfj für bie äanbwtrte oon Ruhen gewefen finb. Gs pat fiep perau*- geftelft, baß ba, wo eine größere Angapl inbni frrieller Arbeiter mit ipren gamilien anfaffig ift, es für biQ UanbWirte Oi$l leidjt.ee ift, ge eignete ft-räfte für leichtere Arbeiten, ',fo gum’ fteljb-Gemüfebau, gur ftartoffelernte üfw; gu be» tommen, als in rein länblidjen Gcmcinwefen. ' GS fd)eint bemnad), als läge pier nod) ein. fepr vielocrfpred)cnbes Gebiet ber inneren ftoloni- fation. , Die Wirkung oon f ürforgetna&naijmen anf die Deiftunoen der Sdjulkinder. 3n bet 3citfd)rift „Zer Säemann" oom $uni 1913 unternimmt ©. G. Rlüller ben ©er- fud), an einem lofalcn Bcijpicl gaplcnmäßig feft- guftcllcn, ob mit ben verfdjiebcnen ftürforge- maßnapmen für Sdjultinbcr (Jericnaufentbalt, (£djulfpctfung, .frortwefen u. a. m.) Grfolgc gu crgiclen finb. Auf beit erften Blid erfdjeint es faft unmöglich, bies zahlenmäßig gu erfaffen. Tod) bemißt ber ©erfafjer bagu (japlcn aus ben Jahresberichten ber framburger £öcrfd)ulbel)örbe auf Grunb folgcnbcr Borausfcßung: „Xer Jwed ber Rlaßnaßmcn ift, ben ftinbern einen gefunben ftörper unb einen gefunben Gcift gu geben. ©Jirb ber 3wed erreicht, muß bie ©Jirtung bie (ein, baß bie 3apl ber ^cpüler unb Sdjülerinnen, bie bas & cr ®d)ule erreidjen, mit ber Aus breitung ber AÜrforgemaßnapmen größer wirb; benn es ift Har, gefunbe ftinber fönnen bem Unterricht leichter folgen, fönnen ben ms fie ge- ftellten fchulifdjen Anforbcrungcn leidjter ge nügen als nidjtgefunbe." An biefent Rlaßftab ge- meifen, laffen fidj für .framburg tatfädjlid) ßün- ftige Grfolge nadjwcifen. ©Jäprenb 1902 nur 59,43 o. .fr. aller normalen (b. p. niept in .frilfsfdjulen iintcrgcbradjten) ©olfSfdjultinber bas Jiel ber 2d)ule crrcidjten unb biefe Japl bis 1908 glcid) bleibt, fteigt oon ba an bie 8aIjl in jebem Jabre, fo baß für 1912 64,18 o. .fr. ftinber, bie bas 8iel ber 3d)ule erreidjen, angegeben werben fönnen. Jn ben leßten Jahren aber haben gerabe bie gut- forgemaßnapmen ftärfer eingefeßt, unb fradj- freifc beftätigen bie Rieinung, baß ber <jort- fdjritt auf bem Gebiete be* «Scpulwefen* vor- wiegenb, wenn niept eingig unb allein, auf bie Sürforgemaßnahmen wrüdguführen ift. Xie bgmburgifdpe Oberfchulbehörbe pat — gum erften Riale im Jahresberichte 1912 — eine «tatifti! über bie wtcptigften Urfadjen für baS 3 ut üd- b l e i b e n ber ftinber aufgefteilt unb babei neun Grünbe unterj’djieben. Darunter finb einige tRlangel an Begabung, mangelhafte ©orbilbung bei B^gang), bie burep ^ürforgemaßnahmen niept gu beheben finb, bagegen war bei einigen ber Grünbe, wie g. ®. fdjlecpten päuSlidjen ©erhältnif- fen, epronifdjer ftörperfdjwädje, ®pradjgebtedjen, wohl Abhilfe burep befonbere gürforgemäß- nahmen möglich. ®cgen Mangel* an Begabung paben 20 v. fr. ba* Biel ber Sdjule nitpt er reicht. Rechnet man noch etwa 5 v. fr. auf bie anberen, niept burep ftürforgemaßnapmen zu be- pebenben Grünbe, fo tönnte man nach Scpäßung von B. G. Rlüller bie JaM her ftinber, bie ba* Biel Der Schule erreichen, burep geeignete $ür- forgemaßnabmen auf 75 V. fr. erhöben. Xer in ben legten Jahren in framburg erreichte ftorti- fepritt oon 59,43 V. fr. auf 64,18 V. fr. foflte ein