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Dresdner Journal : 04.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-04
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1902
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vei»,«pr«t«. «ei» Bejuae durch die gelle t»ue,d.»l» »isdn.» 2,L0 M. («nschl Mragung), durch die stk»st L Deulfchen Reiche » M. (««-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Gchzelue Nummern 10 Pf. wird Zurücksruduna der für die Schnstleituag bestimmten, »der von dieser nicht ein- -esorderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Postgeld beizufügen Dl cs-lmW Iommi. Herausgegeben von der Sönigl. Expediüon des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag» nachm. » Uhr. Ankündt-nng-sedühre»: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 »al gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum Lv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz S Pf Aufschlag für die Zelle Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) die Textzeile mlltler Schrift oder deren Raum LV Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für dre nach mittag« erscheinende Nummer. OS31 1S02. Sonnabend, den 4. Oktober nachmittags. Syugs-Einladung. Bestellungen auf das Dresdner Journal für da- >v. Viei'IelIskn verden in Dresden-Altstadt in unserer Geschäfts stelle, (Zwingerstr. 2V), und bei Herrn Ernst Petrttz, MotczinSkystraße5, in Dresden-Neustadt in der Hof- msilalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, und bei Herrn Albert Grunert (F. u. M Geißlers Nachf.), Bautzner Straße 63, zum Preise von 2 an. so angenommen. Bei den Postanstalten im Deutschen Reiche be- kägt der Bezugspreis für diese Zeit Für den Bezug in der Stadt Dresden (mit Aus nahme der entfernteren Vorstädte) empfiehlt sich un mittelbare Bestellung bei der Geschäftsstelle selbst und nicht bei der Post, um die letzte Ausgabe mit den neuesten Drahtnachrichten zu erhalten. In der Umgebung Dresdens gelangt das Dresdner Zourual noch am Abend zur Ausgabe; so in den Ortschaften des oberen Elbthales bis Schaudan, in denjenigen des unteren Elbthales bis Meißen und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo n diesen Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen Abholens ins Ein vernehmen setzen. Geschäftsstelle -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der K zig haben dem Kunsthändler Ludwig Wilhelm Gutbier in Dresden das Prä dikat „Königlicher Hos-Kunsthändler" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Regierung-baumeister bei der StaatS- risenbahnverwaltung Müller in Wilsdruff zum Bau- inspektor zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Postschaffner Neuber in Dresden daS Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Enmmuuge«, Versetzungen rc. t« öffeutl. Dienste. ImGeschrftSberetche de»wtntftert««S der Finanzen. Beider Post-Berwaltung sind ernannt worden: Klette and Sreilich, zeither Postanwärter, als Popafsistcoten im Bezirke der Kaiser!. Oberpostdirrction Dresden. 3» «eschiftsderctche des Mtutsterinms des Kultus ». iffmtl. Unterricht«. Zu besetzen, dies päid Lehrer- stelle in Brand Koll.: die oberste Schulbehörde 1200 M. -nmdgehalt, 12V M. s.Fortbildung»- u. SSM f. Turnunter richt «. tdv M. Wohnung-^ ld. Gesuche m. d. notigen Bei lage» bi» 22. Okt. an BezirkSschuliospeltor Schulrat vr. Winkler, Freiberg. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Die vielumstrittene Frage einer Audienz der früheren Burengenerale Dewet, Delarey und Botha bei Sr. Majestät dem Kaiser hat sich all mählich entwickelt. Erst mit dcm Augenblicke, wo die südafrikanischen Führer nach mehrfachem Schwanken ihre Absicht, Deutschland zu besuchen, in einen be stimmt auszuführenden Entschluß verwandelten, mußte die Haltung der leitenden deutschen Kreise zu diesem Besuche in Erwägung gezogen werden. Dabei fiel die feit der Cölner Reife des Präsidenten Krüger in der internationalen Stellung der Buren ein getretene Veränderung entscheidend ins Gewicht. Dewet, Delarey und Botha sind seit dem Friedens schlüsse englische Unterthanen und sind als neue Bürger des britischen Reiches in England von König Edward, ron der Regierung, der Generalität, der öffentlichen Meinung und dcm Volke sehr freundlich ausgenommen worden. Als englische Unterthanen kann sie auch der Deutsche Kaiser ebenso gut em pfangen, wie Er andere Ausländer von Bedeutung sich vorstellen läßt. Die beste und auch dem Her kommen entsprechende Form dafür wäre, daß der natürliche Vertreter der Engländer in Deutschland, der BotschafterjjKvnig Edwards in Berlin, seinen süd afrikanischen Landsleuten die Erlangung einer Audienz bei dem Kaiser vermittelte. Geschieht dies, so ent fällt für die „TimeS" und andere englische Blätter jede Möglichkeit, den Empfang der Burenführer zu einer polnischen Kundgebung oder gar zu einem „un freundlichen Akt" der deutschen Diplomatie gegen England zu verdrehen, und der Besuch würde für die öffentliche Meinung beider Länder klärend, be ruhigend und versöhnend wirken können. Der Kaiser, der Reichskanzler, das Auswärtige Amt haben das Ihrige gethan, um der Burenreife auf deutschem Ge biet einen harmonischen, befriedigenden Verlauf zu sichern. Auch die Burenführer selbst halten sich taktvoll und wünschen al» loyale Unterthanen der britischen Krone betrachtet zu werden. Bon den Vertretern des amtlichen England ist kein Miß verständnis der völlig klaren Sachlage zu erwarten. Beschämend aber wäre eS für die britische wie für die deutsche Nation, wenn in einer derartigen rein menschlichen, der Beförderungen internationaler Friedeusgesinnungen geltenden Frage die Hetzpolitiker drüben und hüben daS letzte Wort behalten sollten. Die englische Presse findet hier gleich eine Gelegen heit zur Befolgung der erst vor wenigen Tage» von dem Schatzkanzler Sir Michael Hicks Brach aus gesprochenen goldenen Regel, „Andere so zu be handeln, wie wir von ihnen behandelt zu werden wünschen". Die Versuche zur Lösung der deutsch-englischen Spannung reihen sich in die Friedenskund gebungen ein, die neuerdings fast auf der ganzen Linie der zivilisierten Mächte schon zur Gewohnheit geworden sind. Man mag diese Kundgebungen in ihrer vielfachen Wiederholung fast eintönig finden. Aber nur Narren oder Bösewichte können wünschen, daß an ihrer Statt die Umschmeichelung und Ent fesselung der ohnehin immer reizbarer gewordenen nationalen Leidenschaften die Oberhand gewinnen. Rußland hat sich kein geringe» Verdienst um die Sicherung der Balkanlage erworben, indem eS durch die Entsendung eines Großfürsten zur Gedenkfeier auf dem Schipkapasse verhinderte, daß dort von Bulgaren und anderen slawischen Brüdern Herausforderungen gegen die Türkei be gangen wurden. Derselbe Großfürst ist nach Kon stantinopel gereist, um dort den Sultan im Namen drS Kaisers Nikolaus zu begrüßen, ein Akt derselben tülkenfceundlichen Politik, wie sic auch Deutschland treibt. Diese Thatsache muß auch den unruhigsten Köpfen auf dem Balkan den Wandel der Zeiten klar machen Der große Umschwung, der im letzten Grunde auf das voraussichtlich noch wachsende Ruhe- bedürfniS Rußlands in Europa zurückgeht, zeigte sich schon darin, daß Graf Jgnatiew, der Patriarch de» Panslawismus, persönlich die Bulgaren ermahnt hat, weniger zu politisieren und sich mehr der friedlichen Kulturarbeit zu widmen. Solche Worte auS solchem Munde zu hören, hatten selbst gute Kenner der Balkanverhältnisse kaum erwartet. Der unmittelbare Erfolg ist, daß die Verzweiflung an jeder Beihilfe Rußlands die Wühlereien besonders in Macedonien für den Augenblick stärker an gefacht hat. Aber die Türkei macht von ihrer mili tärischen Ueberlegenheit entschlossenen Gebrauch und wird von St. Petersburg auS nicht daran gehindert. Die Presse Oesterreich-Ungarns hat die mäßigende Einwirkung Rußlands auf die Ereignisse während der diesjährigen bulgarischen Manöver mit Genug- thuung vermerkt. In der That ist diese Ablehnung aller auf dem Balkan gewaltsam herbeizuführenden Aenderungen durch die St. Petersburger Diplomatie, ein neuer Beweis für die Festigkeit der russisch- österreichischen Orientabmachungen von 1897. Eigen tümlich berührt es, daß der einzige Zweifel an der Fähigkeit Rußlands, fein Spiel bei Bulgarien mit den auf der Schipkahöhe verkündeten friedlichen Grundsätzen zu vereinigen, im Pariser „TempS" laut geworden ist. Acußerlich weniger rücksichtsvoll für die all gemeine Fliedensstimmung konnte die Ausnahme des Herzogs der Abruzzen im militärischen Klub in Algier erscheinen. Ohne besondere Ver anlassung schwelgte man dort in Erinnerungen an Solferino, — wer wollte daS französischen und italienischen Militär», wenn sie unter sich sind, sonder lich verargen? Politisch bemerkenswert war dabei nur, daß diese Erinnerungen von einem Franzosen, dem Chef des algerischen Generalstabes, heraufbeschworen wurden Der Herzog der Abruzzen hätte diesen Ton aus eigenem Antriebe wohl nicht angeschlagen; er konnte aber in seiner Antwort auf den Trinkspruch des französischen Wirtes die Erwähnung von Sol ferino nicht gut übergehen. Ter kleine Vorfall ist lehrreich als Hinweis auf die Ansprache, die König Victor Emanuel iu Frankreich anzuhören und zu beantworten haben würde. Wenn dieses Er scheinen der italienischen Monarchen innerhalb der Grenzpfähle der Republik zur Thatsache wird, ist nach wie vor ungewiß. Man weiß nur, daß die französische Diplomatie, an ihrer Spitze Hr. Camille Barräre, nicht daran verzweifelt, den Sohn König Humbert- irgendwie einmal über die Grenze zu bringen, daß aber der junge König entschlossen ist, den Herren an der Seine nur solche Ehrungen zu bewilligen, wie sie ihm selbst von Frankreich erwiesen werden, und daß er nicht der Erste sein möchte, der den Besuch im Nachbarlande macht. Eine Reise nach Paris würde wohl nur unternommen werden, wenn ein Besuch LoubctS in Rom vorherginge. Diese Anerkennung des „unantastbaren Rom" durch das Oberhaupt der französischen Republik stößt eben nach wie vor auf die bekannten Schwierigkeiten. Dagegen ist eS nicht unwahrscheinlich, daß Loubet im nächsten Frühjahr auf der Rückfahrt von Algier an der italienischen Küste, etwa in Neapel, landen könnte. Es ist müßig, schon jetzt Vermutungen anzustellen, ob der Zeitpunkt, wo voraussichtlich der Präsident der Republik italienischen Boden betreten könnte, mit Umständen zufammentreffen mag, unter denen die französisch-italienische Mittelmeerpolitik in der oder auch nur in einer marokkanischen Frage ihre Probe zu bestehen haben würde. Die Meldung des Londoner „Observer", wonach der französische Minister des Aeußern, Hr. Delcassv, ein bewaffnete» Einschreiten Frankreichs in Marokko für eine Mög lichkeit der nahen Zukunst hält, ist nicht so bitter ernst zu nehmen, wie sie sich geben möchte. Möglich ist viele-, e» käme aber immer auf den Anlaß, die Form und den Umfang de» französischen Vorgeyens an. Tie ungeduldige Kampflust, in der angeblich die kommandierenden Offiziere in Algerien den Befehl zum Aufbruch gegen Marokko erwarten, kann auch durch politisch gänzlich belanglose Schar mützel mit den Grenzstämmen beschwichtigt werden, wie sie in den letzten Jahren häufig stattgefunden haben, ohne daß man deshalb von einem französisch- marokkanischen Kriege gesprochen hat. Mehr Be deutung hat das Mißtrauen, das sich hier und dort in der englischen Presse gegen die Widerstandsfähig keit dcS Londoner Kabinetts bei entgegenkommenden Eröffnungen Frankreichs über Marokko erhoben hat. Man argwöhnt geheime Verhandlungen zwischen Delcaffs und Lord Lansdowne, man besorgt, daS britische Auswärtige Amt könne vielleicht geneigt sein, für ein Linsengericht an der Küste die Ansprüche der Pariser Kolonialpolitiker auf Be schlagnahme der gesamten marokkanischen Reichs- körpers anzuerkennen uud allzu willig bei der Ern--- fügung des Schlußstein- in den Bau drS nordafri kanischen Groß-Frankreich mitzuhelfen. Er ist na türlich nicht festzustellen, ob solche Geheimverhand lungen wirklich schweben und ob man die- in Rom und St. Petersburg weiß. Tie Thatsache aber, daß man gerade in der englischen Presse Verdacht darauf hat und sich wegen einer Verkürzung britischer Interessen beunruhigt, ist der Erwähnung nicht un wert. Die Meldung des „Jmparcial" aus Tanger, wonach der Sultan von Marokko seinen Vertrauens mann für die Beziehungen zu den europäischen Staaten Sid Mohammed Tores zu sich beschicken habe, könnte die Annahme erwecken, als sei die Kunde von französisch-englischen Sonderabsichten be reit- an das Hoflager des ScherifS gedrungen. Daß auch die siamesische Angelegenheit die Kabinette von Pari- und London eher zur An näherung als zur Entfremdung führen wird, ist hier mehrfach auSgesührt worden. Die heftigen An klagen, die der „Eclair" gegen die „trügerische" Politik Englands im Menam- und Mrkonthal ge schleudert hat, fallen gegen die für eine freundschaft liche Verständigung mit England eintretendcn Blätter, in denen Hr.Delcassv zum Wort kommt, nicht ins Gewicht. Richtig ist nur, daß die für Frankreich günstigen Er gebnisse des siamesischen Wirrwarrs, die der „Figaro" vor mehr als einer Woche als bevorstehend an kündigte, noch mit keinem Anzeichen sichtbar ge worden sind. Die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung Frankreichs auf diese ohnehin nur engere kolonialfreundliche Kreife berührenden Verhandlungen wm de bei unsern westlichen Nachbarn in den letzten Tagen durch den Tod Zolas und vorher durch die den dreibundfreundlichen Kundgebungen des Sozia- listensührers Jaurös entsprungenen Strcitartikel über Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 3 d. MtS.: „Marie, die Tochter de« Regiments". Komische Oper in zwei Akten Musik von Gaetano Donizetti. In der Titelrolle de« liebenswürdigen Werke«, in dem Donizetti« weiche, elektische Natur so günstig von dem soldatischen Geist m L ritterlichen Sinn de« Fran- zosentum« beeinflußt wurd^, trat diesmal al« Gast die König! Preußische Kammeriungerin Frau Emilie Herzog vom König!. Opernhaus in Berlin auf. Die Künstlerin ist hier keine Fremde Ihr wiederholte« Auftreten im Konzertsaale hat ihr di« Empathien eine« großen Teil« de» hiesigen Publikum« g'vonnen, und so konnte r« auch nicht Wunder nehmen, daß sich der Besuch der Varstellung recht günstig angelaffen hatte. Frau Herzog sang und spielte die Partie mit jener wohlthuenden Sicherheit und Gewandtheit, di« von ihrer gereisten Künstler- schäft Zeugni« ablegen Ohne den Eindruck des Nicht- Spontanen, de« Gemachten auskommen zu lasten, gab sie den gesanglichen, wie den darstellerischen Teil der Parti« mit ein«r kaum ein« Wendung oder Nüance sich entgehen lastenden Kunst wieder Und dabei erschien sie im erst» Akte nicht einmal im Vollbesitze ihrer stimm lichen Mittel, sondern «..tfaltete deren individuell«» R«iz, vor allem deren -noch immer ansprechende klanglich« Weichheit, erst in der Wiedergabe der eingelegten Ari« au« Halövy» komischer Oper „l-es mou^uötairss äo la rsius" und in d«n folgenden Scenen de« ,»«it«n Akte« Der Darstellung de, Künstlerin ist nachzurühmen, daß sie da« Gefühl«, mament stärker betont, al« dir« sonst oft zu geschehe» pflegt, wie den» Frau Herzog auch mit Glück und Ge schick »rrm«id«t, sich al« Gesangloirtuofin außerhalb de« Rahmen« de« Stücke« und Ensemble« zu stellen Und so kam e« denn, daß si« in dem letzteren zum Teil volle Unterstützung finden konnte. Bor allem seilen des Hrn. Greder, der al« Sulpice vortrefflich am Platze wir, sich von überstarkem Aufträgen in Gesang und Spiel frei hielt und auch mehr Wärme und Herzlichkeit ent faltete, al« die» sonst seine Sache ist. Nächst ihm war Hr Gießen, wenn auch nicht immer mit dem ge wünschten Erfolg, bedacht, seiner Rolle als Tonio auch nach der darstellerischen Seite gerecht zu werden, während Frl Schäfer vorderhand sich in der reifere Jahre und» viv eomioa erheischenden Rolle der Marchesa noch nicht wohlsühlen kann Die musikalische Leitung führte umsichtig und ge schickt Hr. v. Schreiner. O. S. König!. Schauspielhaus. Am3.dMt«: „Florio und Flavio". Ein Schelmenstück und Liebesspiel in drei Akten von Franz v Schönthan und Franz Koppel-Ellfeld (Zum ersten Male) „Spanisch" scheint jetzt Trumpf. Nachdem Tirso da Molina mit „Don Gil" in Adler« Bearbeitung seinen Einzug auf unserer Bühne gehalten hat, folgt ihm Don Antonio d» Mendoza, ein komödiendichtender Hofmann König Philipp« IV., auf dem Fuße Warum die Herren Verfasser von „Florio und Flavio" auf dem Zettel ihre« Spiel« nur angeben „mit teilweiser Benutzung eine« älteren spanischen Stoffe»", anstatt kurz und bündig zu sagen, daß Mendozas Lustspiel „Los empeöo» del mentir" ihrem „Florio und Flavio" zu Grunde liegt, entzieht sich unserem Urteil Man kann nur vermuten, daß sie lediglich da» Hauptmotiv und sehr wenig!von den Einzelheiten der spanischen Komödie benutzt haben. Auf alle Fäll« gehören die Schaukel, in der sich Hand lung und Grundton de« neuen Stücke« zwilchen lyrisch- romantischem Zauberspiel und derber VerkleidungSpoffe behaglich wiegen, da« rednerische Schwungbrett, auf d«m die Darsteller von Zeit zu Zeit von der Rampe in den Zuschauerraum wippen, der groß« Ver«korb, in dem Blumen, und der klemere, m dem Kletten am Wege gesammelt werden, zum theatralischen Inventar der Brr« fasscr der „Goldnen Eva" und von „Helga« Hochzeit". Da» Stück erreicht seinen Höhepunkt im zweiten Akte, al» Flavio, der »weite der beiden Gauner, der bi» dahin den Diener de» Pseudograsen Florio gespielt hat, seinen Genoßen zwingt, die Rolle mit ihm zu tauschen und durch eme Ladung an den Hof in jämmerliche Angst gerät; hier müßte da» Ende rasch eintretcn. Der dritte Akt scheint ein reiner Ver- legenheitsakt, in dem noch ein paar abgespielte Scherze, wie der weise Alkalde, der ein unmittelbarer Vorfahr de» Richter« im „Figaro" ist, die Verkleidung Ehrenflavio« zu eine« unmöglichen Kammerzofe, die Verhaftung de« echten Grafen von Santadora al» Betrüger, eine Art Bewegung erhalten Vom letzten Effekt« de« Marionetten theater» schwingen sich die Verfasser zu einer lyrischen Ansprache aus, in der da« Lügen weltkundig entschuldigt, die Liebe gepriesen wird Während eine gewisse kicke Munterkeit und die lyrischen Bonbon« der ersten Akte den vollen Beifall eine« der Probleme müde« Publikum« fanden, ward der letzte Akt sehr -lau ausgenommen und dünkte auch den Harmlosen schier zu harmlo« Die Lu»strttung des spanischen Stücke« mit Kostümen, Mandolinenserrnaden, Pagen und Hrftrompetern war sehr hübsch und farbig. Da« Schelmenpaar Florio und Flavio ward von den Herren Franz und Re»6 mit Glück verkörpert, namentlich zeichnete sich Mo»ke und Mimik de« letzteren au« Hr Müller (Don Diego) stellte mit sehr charakteristischen Zügen den einfältige» Eselmann dar, den jedermann betrügt, ohnr daß er in seinem Selbstgefühl Schaden leidet, Frl Ga«ny (Teresa) spielte» munter und beweglich die unentbehrliche Kammer katze de« Stück« Mit dem üblichen vornehmeren Liebe»- paar d«» spanischen Lustspiel« wußten Frl Laue (Elvira) und Hr Gebühr (Rodrigo) nicht viel anzusangen Ad Stern Auf der Station für drahtlose Telegraphie in Sahuitz. Zur Sommerszeit mag es lebhafter in Saßnitz her gehen; jetzt begegnet man nur einzelnen Schwärmern auf der Strandpromenade, Leuten, die wirklich an der Natur noch Gefallen finden und dabei daS geräuschvolle Drum und Dran des modernen Badclebens ganz gut entbehren können Die Boote find heraufgezogen worden, weil lei dem heftigen Nordosi doch wohl niemand Lust verspürt, ein« Segelfahrt zu unternehmen. Dem rin samen Wanderer, der den Blick über die schäumenden Wogen, über da» Geröll und di« mächtigen Steine am Ufer, über die pittoresken Kreidefelsen der Stubben kammer und den grünen Buchenwald schweifen läßt, fällt ganz in der Näh« — wenige Schritte vor ihm — ein mächtiger Mast auf, der wohl 50 rn in die Höh« st«igt und von s«iner Spitze einen Draht in di« Luft sendet. Am Fuße steht ein« Holzbude, von deren Dach sich ein anderer Draht bis zur Mastspitze zieht Diese einfache Anlage war der Hauptanziehungspunkt d«, dir«, jährigen Badezeit: e» ist die Station der Funken telegraphie in Saßnitz Saßnitz selbst bietet sogar in der Hochsaison so wenig, daß jede Zerstreuung gern er griffen wird, um sich auf dem Meere der Langeweile über Wasser zu halten Den Unterhaltungsstoff lieferten diesmal die Holzbud« mit ihrem geheimnisvollen In halt, da» Klappern, Klingeln und Surren, da» au» ihr b rvordrang, und der Mast mit seinen stützenden Drähten, die Harfensaiten ähnlich sehen Di« Herren, di« auf der Station experimentierten, Funkrnbotfchaften entsandten und empfingen, hatten unter dem müßigen Frage» nicht wenig zu leiden Auch di» Papierrolle de« Morsetelegraphcn war für manch» d«r Gegenstand tiefsinniger Betrachtung, die bei dem einen in den Worten ihren Au«druck fand: „Ja, wi« kommt denn der Papierstrrifen durch di« Lust?"
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