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ZchSnimM Tageblatt und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zn Waldenburg. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SV Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge stad erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Dienstag, den 27. Januar 1880 Verordnung, die Ersatzwahl für den Reichstag im XVII. Sächsischen Wahlkreise betreffend. Für die im XVII. Reichstagöwahlkreise des Königreichs Sachsen in Folge der von dem seitherigen Neichstagsabgeordneten dieses Wahlkreises erklärten Niederlegung seines Mandates sich erforderlich machende Ersatzwahl ist von dem Ministerium des Innern Dienstag, der S. März 1880 als Wahltag festgesetzt und . der Negierungsnsscssor Seyfart zu Glauchau zum Wahlcommissur ernannt worden. , Unter Bezugnahme auf die wegen der Vorbereltungen flir diese Ersatz- l wähl bereits unter dem 2. laufenden Monats erlassene, in dem Dresdner Jour- ! nal, der Leipziger Zeitung und den betreffenden Amtsblättern veröffentlichte , Verordnung ergeht an die Stadträthe, die Bürgermeister in den Städten mit ' der Städteordnung für mittlere und kleine Städte und die Gemeindevorstände innerhalb des bezeichneten Wahlkreises hierdurch die weitere Anordnung, mit der Auslegung der Wahllisten spätestens den 2. Februar dieses Jahres zu beginnen, auch vorher in Gemäßheit von ß 2 des Reglements für die Neichstagswahlen vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt vom Jahre 1870 Seite 275) die dort vorgeschriebcne Bekanntmachung zu erlassen, sowie sonst allenthalben nach den Bestimmungen des angezogenen Reglements zu verfahren. Desgleichen werden die betheiligten Gemeindeobrigkeiten (Amtshauptmann schaften, Stadträthe, Bürgermeister) veranlaßt, rechtzeitig nach H 8 des Regle ments die Wahlvorsteher und Stellvertreter derselben, sowie die Wahllocale zu bestimmen und überhaupt für gehörige Erledigung des Wahlgeschäfts Sorge zu tragen. Dr.'sden, am 21. Januar 1880. M i n i st e r i u m des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. "Waldenburg, 26. Januar 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Verhandlungen über die neue Militärvor lage sollen zwischen den Kriegsministerlen der be- theiliaten Bundesstaaten bereits fett dem ^u" de^ vorigen Jahres geschwebt haben. In Fachkreisen, denen diese Vorgänge bekannt waren, soll man eine viel bedeutendere Vermehrung der Artillerie erwar tet haben, als in der Vorlage vorgeschlagen wird. Im Reichstage wird die Vorlage erregte Debatten Hervorrufen, und es bleibt fraglich, ob sie sich genü gende Freunde erwerben wird. Die Kaiser-Wilhelm-Spende, bekanntlich eine ' allgemeine deutsche Stiftung für Alters-, Renten- und Kapitalversicherung, hat ihre Thätigkeit Mitte Dezember begonnen. Die Drucksachen sind an alle , städtischen Behörden in Deutschland, an die meisten , Sparkaffen-Verwaltungen, dix preußischen Land- . räthe uvd Amtshauptleute abgegangen. Ueberall zeigt sich die regste Theilnahme. Bis zum 21. ! Januar waren bereits 1600 Einlagen gezahlt. Viel fach hindert noch der Jrrthum, als sei die Anstalt nur für die Arbeiterklasse bestimmt, während alle Klaffen, wenn sie ohne Vermögen sind, Ein lagen machen können. Alle Städte, die bisher auf die Zusendung geantwortet haben, sind bereitwillig der Anstalt entgegen gekommen, haben die städtischen und Sparkassen als Zahlungsstellen bewilligt, oder wo dies nicht thunlich, geeignete Männer zur Verwal tung von Zahlstellen vorgeschlagen. Diese Zahl stellen sind gegenwärtig bereits organisirt. Oesterreich. Die österreichische Presse ergeht sich in, je nach . dem Parteistandpunkt, welchen das betreffende Blatt einnimmt, verschiedenen Urtheilen über die deut sche Militärvorlage. Die alte „Wiener Presse" erklärt dieselbe für einen schrillen Mißkla..g im Frie densgeläute der letzten Tage. „Die deutsche Regie rung," so heißt es an einer Stelle, „hat offenbar geglaubt, mit dem Aviso an alle betreffenden Adressen, daß Deutschland sich auf jede Eventualität gefaßt zu machen gedenke, nicht zögern zu sollen. Selbstverständ lich bedeuten die deutschen Rüstungen nicht im min- eivk"s^b"dwelche Drohung nach einer Seite; es tun» daß, während von anderer Rich- Varzin gehän^ """de, man in 24^'"«^"^?^°" Abgeordnetenhause ist am 24. d. eine Vorlage über den Bau der Ari dem Bau" Nach derselben soll mit gönnen v^ "'diesem Jahre be- leistung Ungarns wird abgesehen; dafür wird die ungarische Regierung bei der Legislative beantragen, die Kosten für die Regelung der Donau beim eisernen Thore und bei Orsowa ganz auf den ungarischen Staatsschatz zu übernehmen, sobald der Bau der Arlbergbahn legislatorisch gesichert sein wird. Frankreich. Jules Fabre wurde in Versailles nach prote stantischem Ritus und seiner ausdrücklichen Bestim mung gemäß ohne jegliches Gepränge beerdigt. Dw Akademie, der Senat, das Abgeordnetenhaus und namentlich die Advokatur waren bei dem Be gräbnisse durch ihre hervorragendsten Mitglieder vertreten. In dem protestantischen Tempel der Rue Hoche hielt der Pastor Passaz die Gedächtniß- rede; am Grabe wurde, wie es der Verewigte ge wünscht Halle, nicht gesprochen. Italien. Im Senale ist die italienische Regierung betreffs der Mahlsteuerfrage durchgefallen. 125 Sum men gegen 83 verwarfen die Regierungsvorlage. Das Gesetz wurde abgelehnt. Bekanntlich handelte es sich um Aufhebung der Mahlsteuer. Ueber die Gesundheit des Papstes waren in den letzten Tagen wieder, wie sooft schon, die beun ruhigendsten Gerüchte in Rom in Umlauf und fanden rasch ihr Echo in den Journalen Es ist daran kein wahres Wort und erklärt sich Alles dadurch, daß Seine Heiligkeit wegen der scharfen, für Rom un erhörten Kälte seine Spaziergänge nicht, wie gewohnt, in den Gärten des Vatikan macht, sondern sich im Innern der großen Bibliothek ergeht. Leo XIII. erfreut sich im Gegentheile, trotz seines Alters, seiner angestrengten Thätigkeit und trotz dem.bösen Wetter, einer ausgezeichneten Gesundheit. England. Die Aeußerungen oerenglischen Presse über die deutsche Wehrvorlage sind bemerkenswerth. Die „Times" sieht darin k-ine unmittelbare Droh ung oder Gefahr, allein das Blatt gesteht die Richtigkeit der Gründe und Befürchtungen zu, welche für das Einbringen der Vorlage sprechen. Sowohl mächtige, jetzt nur schlummernde Impulse Frankreichs, als auch die ernste Verschiedenheit der deutschen Interessen mit Rußland, können eventuell später einen Krieg provoziren. Das Traurigste der ganzen Sache liegt in ver Enthüllung des schrecklichen, ungewissen Zu standes des bewaffneten Waffenstillstandes, in wel chem Europa nun von Tag zu Tag lebt. England müsse sich unter solchen Umständen von allen unnö- thigen Verbindungen freihalten, um nöthigen Falles im kritischen Augenblicke, wenn vielleicht der ganze Lauf der europäischen Geschichte geändert wird, seine Stimme gebührend geltend machen zu können. In Europa stehen jetzt größere Dinge auf dem Spiele, als in irgend einem anderen Welttheile und England mag heute eine wohlthätigere Rolle als jemals zu spicbm haben. Die liberale „Daily News" höhnt und eifert gegen die Manie der Soldaten-Rüstungen rc., welchen nur die Ruhmsucht zu Grunde liege, von welcher leider auch die jetzige englische Negierung erfüllt sei. Die Gründe für die Rüstung Deutsch lands seien absurd; es sei nicht die Bestimmung der Menschheit, daß Deutschland durch Rüstungen ver armen müsse, um Frankreich zu Gleichem zu zwingen. Nur Visionäre können jedoch hoffen, England werde nicht diesem Beispiele folgen. Der „Daily Telegraph" sieht in der Vorlage eine Maßregel gegen die russi schen Trnppenansammlungen im Westen und findet die Webrvorlage daher gerechtfertigt. England müsse auch seine nationalen Kräfte stärken und vermehren, anstatt den abstracten Ideen von Sparsamkeit nach- zuzehen, wenn es seine Stimme ferner im Rache und in in der Leitung der Nationen behalten wolle. Der Stolz Englands, und vorzugsweise der Conservativen, ist die Flotte. Ungeheuere Sum men sind seil einigen Jahren für den Ankauf und die Herstellung neuer Schiffe bewilligt und veraus gabt worden, und das Publikum wiegte sich in dem Glauben, daß die Kriegsflotte nie kriegsbereiter und trefflicher gewesen sei, als jetzt. Inwiefern diese An sicht mit den Thatsachen im Ernklang stand oder steht, muß noch als eine offene Frage betrachtet werden. Zweifel an der Richtigkeit derselben sind jedoch an geregt durch Alarmbelichte, die seit einiger Zeit in dem Fachblatte „Army und Navy Gazette" erschei nen. Nach einer eingehenden Besprechung gelangt das genannte Blatt zu dem Schluffe, „daß die Flot ten von Frankreich, Rußland, der Türkei, Deutsch land und Italien unsere veralteten Schiffe mit Leich tigkeit von der See wegfangen könnten." Auch an dere Blätter wie „Saturday Review" und „Pall Mall Gazette" widmen dem Gegenstände eingehende Betrachtungen, und lauten deren Schlußfolgerungen nicht viel tröstlicher. Ruhland. — Der „Ruff. Invalide" erklärt die Nachricht englischer Blätter in Betreff eines Ueberfalles der Stadt Tschikislar durch die Teke-Turkmenen und des erfolgten Rückzuges der dortigen russischen Armee als pure Erfindung. Laut der letzten offiziellen Nach richten vom 17. d. herrscht in Tschikislar vollständige Ruhe. Nachrichten aus Tschikislar zufolge sind in der Umgebung von Tschikislar gar keine Turkmenen. Die Verbindung der zwischen Tschikislar und in eini ger Entfernung ostwärts stationirten russischen Vor posten ist vollkommen. Die Telegraphenverbindung zwischen Tschikislar und Teheran functionirt seit Eröffnung derTelegraphenlinie Tschikislar-Astavabad.